Hund, im speziellen der Herdenschutzhund...
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am 14.06.2011 um 18:20 (15646 Hits)
Über Hunde und Ihre Erziehung werden Kriege geführt, zumindest virtuell im Netz, an Stammtischen und in den Niederungen des Schäferhundvereins von Kübelscheißhofen ("...scharf am Mann muß er sein...").
Die Folge hieraus sind verstimmte oder verärgerte Besitzer, unsichere oder gar agressive Tiere und eine nachhaltig verstimmte Umwelt, die keinerlei Verständnis für den Hundebesitzer und das Tier hat.
Oftmals verlieren die Halter die Halter die Geduld und das Tier wird-bestenfalls- im Tierheim abgegeben. Die, die nicht soviel Glück haben, werden einfach ausgesetzt und/oder irgendwo angebunden.
Da bei uns demnächst ein "neuer" Hund, ein 16 Monate alter Herdenschutzhundmischling einzieht aus dem Tierheim, werde ich hier hin und wieder in unregelmäßigen Abständen über seine Fortschritte berichten.
Eine vernünftige Erziehung ist ein Muß, da er bereits jetzt knapp 64 kg wiegt und kraft seiner Jugend (ungewollt) beachtlichen Schaden anrichten kann.
Hier ein Bild vom Wochenende:
Vorweg ein paar warnende Worte eines Laien zum Herdenschutzhund:
* Ein HSH ist KEIN Anfängerhund, das geht zu 100% schief.
* Ein HSH ist ein selbständig denkendes Tier, da er aufgrund seiner Bestimmung in Ausübung seiner Aufgabe permanent Entscheidungen treffen muß, die ihn oder Teilen seiner zu beschützenden Herde das Leben kosten können- Stichwort: "Reicht Verbellen oder geh ich alleine an den Feind oder warte ich auf Verstärkung?"
* Ein HSH ist kein Schmusehund- er entscheidet, wann und in welchem Umfang ihm nach Streicheleinheiten zumute ist.
*Ein HSH führt JEDEN Befehl aus, sofern er ihm sinnvoll erscheint.
* Ein HSH hält zuerst mal ALLES fremde, das sich seiner "Herde"/Familie nähert für eine Bedrohung- und fremd ist ALLES, was er nicht kennt und/oder positiv erlebt hat, HSH ist ein Synonym für MISSTRAUEN.
* Ein HSH kennt nur eine Aufgabe: Schutz der ihm anvertrauten Herde/Personen. Er will nicht gefallen, das ist nicht sein Job.
Das klingt insgesamt nicht sehr positiv, wer sich jedoch einmal auf diese Hunde einläßt, ist verloren- so wie wir....
Nachdem unser erster HSH, ein Do Khyi (Tibet Mastiff) Effendi letzte Woche verstorben ist, war die Entscheidung jedoch schnell gefallen, daß wir wieder einen Hund kriegen- und wenn der passende gerade "einsitzt" , warum soll man dann warten?
Effendi:
Er war eine "kleine" Ausgabe des Do Khyi mit ca 63 kg ausgewachsen, dafür jedoch umso wachsamer.
Ganz kurz zur Geschichte aller HSH: Sie wurden seitens des Menschen züchterisch selektiert im Hinblick auf Kraft, Intelligenz, Unabhängigkeit und Schutzinstinkt. Ob in Tibet mit dem Do Khyi, der mittlerweile leider ein Statussymbol reicher Chinesen ist, oder der Fila Brasileiro, der in Südamerika Rinderherden schützt oder der Owtscharka oder der Maremane aus Italien: Alle schützen die ihnen anvertrauten Besitztümer Ihrer Besitzer mit ihrem Leben.
Aus diesem Grund sind die Tiere auch bei ihren urtümlichen Besitzern hoch angesehen: Die Tibet Nomaden teilen ihre Vorräte mit den Hunden, da sie wissen, daß nur ein gesundes Tier ihren einzigen Besitz schützen kann.
Die Erziehung eines HSH ist aus drei Punkten heraus schwierig:
* Er will nicht gefallen- d.h. er macht nichts, um ein Lob, ein Leckerli oder eine Streicheleinheit zu kriegen- warum? Ganz einfach: Es gehört nicht zu seinem Job!
* Er hinterfragt jeden Befehl mehr oder weniger: Der Hund liegt vor der Tür und beobachtet sein Territorium- wenn man ihm dann sagt: "Komm rein!" wird er das erst tun, nachdem die Umgebung ausgiebig gescant wurde....wenn man Glück hat!
* Er ist nur in Grenzen bestechlich und mit Gewalt kommt man gar nicht weiter...
to be continued....