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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : HILFE ...Forward Berechnung



Bödi
09.02.2005, 18:58
Kann mir mal jemand von euch die Bedeutung
der Forward Berechnung erklären?

Der Rechenweg ist mir klar nur kann ich die Ergebnisse nicht interpretieren :O

Bsp. 1:
Zinssatz für 1 Jahr: 5%, für 2 Jahre 5,5%, für 3 Jahre 6,5%

Berechnen Sie den Forward(1,2)!
Anlageergebnis über 2 Jahre: 1,055 2 = 1,113025 (= 11,3%)
Anlageergebnis über 1 Jahr: 1,05 = 5%
Notwendiges Anlageergebnis über die Absicherungsperiode = 1,06002 (=6%)

Ergebnis: Forward(1,2) = 6,0024%

Welche verbale Beschreibung passt?

Bsp. 2:
Zinssatz für 1 Jahr: 5%, für 2 Jahre 5,5%, für 3 Jahre 6,5%

Berechnen Sie den Forward(1,3)!
Anlageergebnis über 2 Jahre: 1,065 3 = 1,20795 (= 20,8%)
Anlageergebnis über 1 Jahr: 1,05 = 5%
Notwendiges Anlageergebnis über die Absicherungsperiode = 1,1504 (= 15%)

Ergebnis: Forward(1,3) = 7,258%
Annualisieren: 1,15043 = 0,07258^2


Was sagt der Forward(1,2) bzw (1,3) aus?
Was hat es mit dem Notwendigen Anlageergebnis auf sich?


Ich hoffe es hilft mir Jemand....das kommt Morgen in der Prüfung dran :wall:

Bödi
09.02.2005, 19:09
hier mal noch ein Bsp.: aus dem Internet

Für obiges Beispiel nehmen wir folgende Zinskurve an:
Zinssatz 2 Jahre 4,0 %
Zinssatz 3 Jahre 4,25 %
Ein benötigter 3-Jahres-Kredit könnte z.B. nicht fristenkonform, sondern
eventuell zunächst für nur 2 Jahre refinanziert werden. Mittels der Berechnung
des Forward-Satzes kann der ?Break-Even-Point? für die nicht gedeckte
Periode ermittelt werden.

= 4,75180 %

Die in 2 Jahren verbleibende, nicht refinanzierte Periode beträgt 1 Jahr.
Liegt der 1-Jahres-Zinssatz dann über 4,75180 %, wäre eine Kreditaufnahme
für die vollständige 3-Jahres Periode günstiger gewesen.

Einfach nur die letzten 2 Sätze in verständlichem deutsch....und ich wär zufrieden.

Bödi
09.02.2005, 20:22
kein Investmentbanker hier?

R.O. Lex
09.02.2005, 21:31
Bödi, ich glaube, dafür braucht es keinen Investmentbanker. Der redet Dir nur den Kopf zu mit Yield Spread u.ä. Gefragt ist gesunder Menschenverstand, dann ist das Problem einfacher als es aussieht. Ich versuch's mal so (mit dem zweiten Beispiel):

Wenn Du einen Kredit ausgibst und dies nicht aus liquiden Mitteln bewerkstelligen kannst, dann mußt Du Dich refinanzieren. Du nimmst also Deinerseits einen Kredit auf, der idealerweise die gleiche Laufzeit hat wie das von Dir ausgegebene Darlehen. Und günstigere Konditionen, denn Du willst ja daran verdienen; dies bleibt hier zunächst unberücksichtigt.

Wenn der ausgegebene Kredit drei Jahre läuft, refinanzierst Du Dich über eben diese drei Jahre zu den angenommenen 4,25% und die Rechnung geht auf, Deine anfangs kalkulierte Gewinnmarge hält.

Refinanzierst Du Dich nur über zwei Jahre (zu 4,0%), so mußt Du ja für das verbleibende Jahr erneut einen Kredit aufnehmen, da Du ja das ausgegebene Darlehen auch erst ein Jahr später zurückbezahlt bekommst. Für dieses dritte Jahr kannst Du dann (wegen der in den beiden ersten Jahren eingesparten Zinsen) einen Zinssatz bis zu 4,7518% akzeptieren, und das wirtschaftliche Ergebnis bleibt gleich. Liegt der Zins für dieses letzte Jahr höher, so geht dies zu Lasten Deines Gewinns, ist er niedriger, so erhöht sich Deine Gewinnmarge.

Wann wählt man also die eine oder die andere Form? Fristkonforme Refinanzierung, wenn das Risiko minimiert werden soll. Die andere Variante, wenn Du mit langsamer (schwächer) steigenden Zinsen rechnest, als dies die Zinskurve für die beiden gewählten Laufzeiten eingepreist hat. Natürlich auch, wenn Du entgegen den Trend auf fallende Zinsen spekulierst.

"Riding the interest curve" würde es der Investmentbanker nennen. Das kann ein gemächlicher Ritt auf einem lammfrommen Kläpper werden, aber auch ein Rodeo auf einem wilden Mustang. Schau Dir mal die Zinsentwicklungen der letzten vier Jahre an. Einige haben mit solchen Geschäften sehr gut verdient, andere haben schwer draufbezahlt. Deswegen empfehlen Investmentbanker ein solches Vorgehen nur ihren Kunden und machen es selten selbst.

Ich hoffe, dies hilft ein wenig, und viel Glück morgen für die Prüfung!

ehemaliges mitglied1
10.02.2005, 01:00
Erste Regel der Geldanlage: Nie mit geliehenem Geld spekulieren.
Zweite Regel: Nur Geld investieren das mann auch langfristig entbehren kann.
Alles andere ist quatsch und nur in der Theorie möglich. Ist genauso wie Abitragehandel mit Aktien, andere und vor allem die Banken schlafen nicht. Der mist steht doch nur im Lehrbuch damit Studenten was zu rechnen haben.
18K/750

R.O. Lex
10.02.2005, 01:15
Hey Bödi, hast Du schon aufgegeben? Na ja, vielleicht schaust Du morgen früh ja noch mal rein.

Das Beispiel funktioniert natürlich auch umgekehrt, also wenn Du Investor bist: Du kannst 1000 Euro anlegen, alternativ zu 4% auf zwei Jahre oder zu 4,25% auf drei Jahre. Der Forward(2,3) ist wieder 4,7518%. Diesen Zins mußt Du bei der ersten Alternative im dritten Jahr erhalten um das gleiche wirtschaftliche Ergebnis zu erzielen (Breakeven) wie bei der zweiten Alternative. Du entscheidest Dich für diese Variante also, wenn Du mit stärker steigenden Zinsen rechnest.

Der Forward ist nichts anderes als eine andere Darstellung der Zinskurve. Der Forward(x,y) gibt die Zinserwartung des Marktes in x Jahren für eine Laufzeit von y-x Jahren wieder.

Zugegeben, etwas abstrakt, aber wenn Du Dir dies einmal vergegenwärtigt hast, kannst Du sämtliche Konstellationen konstruieren bzw interpretieren.

Also nochmal viel Glück und erzähl mal wie es gelaufen ist.

Bödi
10.02.2005, 10:09
Vielen Dank jetzt ist die Sache doch um einiges klarer :)

Bödi
10.02.2005, 13:23
Bin grad zurück von der Prüfung.

...als es kam nur eine Aufgabe zum Forward dran (9 punkte von 100)
Ich hab Sie auf jeden Fall richtig gelöst und mir dann noch 3 Sätze dazu ausgedacht.

Den Rest (Bilanzanalyse, Optionen usw.) habe ich auch ganz gut hinbekommen...denke mal die Note wird sich zwischen 1,7 und 2,3 bewegen.

Danke nochmal für die Hilfe.

R.O. Lex
10.02.2005, 19:13
Paßt schon, gern geschehen. Hast hoffentlich nicht Bärlis Lehrsätze zitiert. An denen mag schon etwas wahres sein, das wollte Dein Prof aber sicher nicht hören.