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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : An die Eltern hier - Lerntipps erbeten



Donluigi
01.10.2010, 08:35
Folgende Sachlage: meine Stieftochter (10) ist grad aufs Gymnasium gekommen und tut sich schwer mit der Umgewöhnung. In den ersten Arbeiten hat sie quasi nur 5er geschrieben, obwohl sie Spaß an der Schule hat, viel lernt und die Sachen eigentlich soweit auch begreift. Sie hat allerdings ein Problem damit, Fragestellungen richtig umzuformulieren und greift mit ihrer Antwort meist völlig daneben. Außerdem hat sie so eine kleine Prüfungspanik. Nun möchte ich verhindern, daß die Noten sie komplett demotivieren. Wegen der Noten bekommt sie keinen Ärger hier, ich seh das entspannt, außerdem ist die Orientierungsstufe ja für sowas da. Dennoch: gibt es da irgendeine Methodik, wie sie lernen lernen kann, bzw. wie man der Prüfungspanik beikommen kann?

1234marc
01.10.2010, 09:43
Schwierig Tobias, merkst ja auch an der Beteiligung hier.
Ich habe selber zwei Kinder (16J+14 1/2J) auf dem Gymnasium und beide lernen völlig unterschiedlich.

Viele Kinder sind nach dem Wechsel auf das Gymnasium verunsichert, der Lehrer nimmt sie nicht mehr "an die Hand" und geht alles haarklein mit ihnen durch sondern verlangt auf einmal selbständiges Lernen.

Der Punkt ist wirklich, so wie von dir schon geschrieben, "Das Lernen lernen". Bei meinen Kindern gab es in der 5.Klasse, einmal im Monat keinen "normalen" Unterricht sondern 6Std. lang Unterricht im "Lernen lernen" gibt es das bei euch auch?
Wenn ja, vielleicht mal die Inhalte besorgen und darauf aufbauen.

Was für mich allerdings wichtiger ist als das, was sich mehr oder weniger schlaue Füchse in der Theorie ausgedacht haben (und meistens in der Praxis eh nicht funktioniert) ist RUHE bewahren ( Du hast es oben ja auch so formuliert) und die Kinder stärken um ihnen die Angst bzw. Unsicherheit zu nehmen. Das funktioniert aber nur wenn man ihnen Sicherheit gibt. Mein Stichwort wäre Nachhilfeunterricht. Nachhilfeunterricht von einem erfahrenen Pädagogen in lockerer, entspannter Atmosphäre, möglichst zu Hause(!)
Nicht stur ein Thema abarbeiten, sondern auch mal raus in den Garten, eine Runde um den Block gehen und weiter machen.
Wenn man da den oder die Richtige erwischt kann das deiner Kleinen richtig Spaß machen und sie bekommt Ihre Sicherheit die sie benötigt um entspannter in die Schule zu gehen.
Ich bin nun wirklich nicht der erfolgsorientierte, leistungsfordernde Mensch ( siehe mein Dot 2010 Ergebnis ) und lehne stures Pauken grundsätzlich ab, aber wenn es über zusätzliches Pauken, sprich Nachhilfe gelingt deiner Tochter mehr Sicherheit und Selbstvertrauen zu geben würde ich diese Option mal überdenken.

yeti
01.10.2010, 09:58
Hi Tobias,
ein Thema mit dem viele Eltern konfrontiert werden. Die Kinder kommen von der wohl behüteten Klassengemeinschaft der Grundschule im harten Schulalltag an. Da ist nix mehr mit Erzählstunde und Topf schlagen. Ich nehme mal an, dass die Kleine auch in den Genuss des G8-Systems kommt. Die Kinder müssen tatsächlich erst einmal das Lernen lernen, das geht nicht von heute auf morgen. Ich habe unserer Tochter in dieser Phase versucht, durch bildliche Darstellung auch komplexere Sachverhalte einfach darzustellen. Da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Manche Themen kann man auch gut am Beispiel alltäglicher Sitautionen erklären. Man muss jedoch am Ball bleiben und sich viel Zeit nehmen. Wichtig ist auch den Kindern Freiraum zu lassen, wie Detlev schon schreibt bingt stures pauken in der Regel nicht viel. Deine Stieftochter ist jetzt erst ein paar Wochen in diesem neuen Lernsystem drin, gib ihr etwas Zeit. Als Eltern muss man seinem Kind das Gefühl geben 100% hinter ihm zu stehen, auch wenn es nicht immer so rund läuft. Unsere Tochter hatte z.B. in der 7. Klasse den totalen Hänger und meinte nichts mehr lernen zu müssen, mit der Konsequenz, entweder die 7te zu wiederholen oder runter auf die Realschule. Sie hat den Weg der Realschule gewählt. In diesem Sommer hat sie ihren Abschluss mit den entsprechenden Noten gemacht, besucht jetzt die 11. Klasse der Oberstufe und es macht ihr sogar Spaß. Die Schulzeit der eigenen Kinder ist immer für Überraschungen gut und kann das Nervenkostüm von uns Eltern ordentlich strapazieren. Ich habe dabei gelernt, etwas flexibler zu sein. Es gibt immer mehrere Wege die ans Ziel führen. Manchmal ist ein Umweg im Nachhinein genauso effektiv.

mws
01.10.2010, 10:00
Mein Tipp (aus eigener Erfahrung mit 3 Jungs 27+25+15 Jahre):

Sich mit den Lehrern zusammensetzen und eine gemeinsame Strategie entwickeln wie Deine Tochter zum Erfolg geführt werden kann. :gut:

Gute Lehrer können das am besten einschätzen, da sie täglich mit den Kindern zusammen sind.

Kinder geben sich in der Schule oftmals anders als zu Hause im eigenen Elternhaus... ;)

So habe ich es gemacht und die beiden grossen zum guten Abi gebracht, unser Kleinkind ist jetzt auch auf einem guten Weg das Abi zu packen :D

ZaphodBee
01.10.2010, 10:06
ich wollt mich schon beteiligen, meine Stieftochter wird nächstes Jahr eingeschult und ich war grad in Memoiren aus meiner Schulzeit versunken...
Im Grunde stimme ich Detlef zu, "Lernen lernen" ist denke ich das allerwichtigste, legt da den Fokus darauf, sprich nicht so sehr Formeln (oder dergl.) büffeln, sondern nach Wegen suchen wie sie leicht lernt. Ich zB habe seit ich lesen konnte Bücher verschlungen und kann sie heute noch fast 1:1 aus dem Gedächtnis rezitieren, sofern mich die Geschichte interessiert hat. Dummerweise hab ich nie verstanden das auf den Unterricht anzuwenden, somit war meine Schulzeit ein ziemlicher Graus. Der Rest ist Selbstvertrauen, das kommt dann schon.
Und Zeiteinteilung - muß man auch irgendwie erarbeiten. Motivieren kannst sie zB mit nem schönen Filofax, falls sie sowas noch nicht hat :-)

docpassau
01.10.2010, 10:23
Hm, eigentlich hat deine Stieftochter doch alles, was man für Erfolg in der Schule braucht: Spass an der Schule, sie lernt und sie begreift. Also keine frage der Motivation. Deshalb brauchts wohl keinen Ansporn mit Belohnungen.
Ich kann dir nur sagen, was ich gemacht habe, als mein Sohn mal so ähnlich "durchhing": direktes Ansprechen der Lehrer und die fragen. Denn obwohl immer soviel Paukerbashing betrieben wird, sehen die unsere Kids eben in der Lernsituation. Und sind in den meisten Fällen hilfsbereit. Hör dir an, ob deiner Tochter Nachhilfe was bringen kann, oder eben tatsächlich Zeit geben. Weiterhin sind auch oft Lehrer eher motiviert, Kinder zu unterstützen, bei denen sie wissen, dass sich die Eltern für den Erfolg interessieren. Somit kannst du hier indirekt helfen.

Und zur Beruhigung: solche Situationen kennen viele Eltern, und die meisten Schüler schaffen dann die Schule doch irgendwie.

ZaphodBee
01.10.2010, 10:44
... Weiterhin sind auch oft Lehrer eher motiviert, Kinder zu unterstützen, bei denen sie wissen, dass sich die Eltern für den Erfolg interessieren. Somit kannst du hier indirekt helfen.

mir liegts die ganze Zeit schon auf der Zunge...den schicken Nadelstreif rausgekramt, die dicken Klunkerringe an die Finger, mit Don Luigi vorgestellt, und am besten 2 oder 3 Gestalten aus der örtlichen Spielhalle mitnehmen, für eine kleine Zuwendung halten die dem Don sicher gerne, finster dreinschauend, die Türen auf ...möglicherweise sind Schulprobleme so schon nach der ersten Sprechstunde verpufft. :-) Ansonsten wars ein amüsanter Gedanke :-)

docpassau
01.10.2010, 11:08
Sooo hat ichs eigentlich nicht gemeint, ginge sicher aber auch......

OrangeHand
01.10.2010, 11:08
Keinen Ärger wegen der Noten, für Entspannung sorgen, die Orientiereungsstufe ergebnisoffen nutzen... Wesentliche Lösungsansätze hast du schon selber richtig erkannt.

Meine Tochter (12) hatte in den letzten beiden Jahren ihrer Grundschulzeit erhebliche Mühe. Sie hatte Versagensängste entwickelt, weil sie Gefühle aufkommen lies, die Anderen seien sowieso in Allem besser als sie. Das Leistungsniveau in ihrer Klasse war sehr hoch, was es ihr auch besonders schwer gemacht hatte. Daraus erwuchs auch eine gewisse Prüfungsangst, als ihr mehr und mehr die Bedeutung von Prüfungsergebnissen und Schulerfolg im allgemeinen bewusst wurden.

Wir haben mit der Zeit unser Anspruchs- und Leistungsdenken ihr gegenüber verändert. Wir loben sie für jeden Lernerfolg, und ermutigen sie, wo es nur geht, und schimpfen sie nicht mehr für eine schlchte Note aus. Des Weiteren vermeiden wir es nun peinlichst sie mit ihrem Bruder (10) zu Vergleichen, der an dem Gymnasium ziemlich gut vorankommt. Da haben wir wohl gelegentlich Fehler gemacht.

Wir haben uns über ihre Lern- und Vorbereitungsweise Gedanken gemacht, und haben erkannt, dass sie sich z.B. bei für sie schwierigere Themen intensiver bemüht und konzentriert, wenn es eine fremde Person erklärt. Deshalb hat sie einmal pro Woche Mathenachhilfe mit einem Pädagogen. Auch haben wir erkannt, dass sie ihre Arbeit scheinbar nicht gut organisieren kann, und deshalb erstellen wir gemeinsam mit ihr nun die Zeitpläne, an die sie sich für Hausaufgaben und Testvorbereitungen halten soll.

Ausserdem haben wir eine Entscheidung getroffen, die uns überhaupt nicht leicht gefallen ist: Unter dem Aspekt "ungünstige Rahmenbedingungen", die zu ihrer Versagens- und Prüfungsangst verstärkend beitragen, haben wir uns dazu durchegrungen unsere Tochter auf eine neue Schule zu geben. Sie geht nun nicht mehr auf das Gymnasium, sondern auf eine Art Gesamtschule, welche alle Varianten von Realschul- und Hauptschulabschlüssen anbietet. Sie hat dort einen Neuanfang bekommen, und erlebt mittlerweile, dass sie nun manches gut hinbekommt, was anderen z.T. nicht so gut gelingt. Sie tankt nun Selbstbewusstsein, das ist eine wahre Freude!


Alles Gute jedenfalls!

Passion
01.10.2010, 12:47
Interessantes Thema.

RAMichel
01.10.2010, 12:59
Unter dem Aspekt "ungünstige Rahmenbedingungen", die zu ihrer Versagens- und Prüfungsangst verstärkend beitragen, haben wir uns dazu durchegrungen unsere Tochter auf eine neue Schule zu geben. Sie geht nun nicht mehr auf das Gymnasium, sondern auf eine Art Gesamtschule, welche alle Varianten von Realschul- und Hauptschulabschlüssen anbietet. Sie hat dort einen Neuanfang bekommen, und erlebt mittlerweile, dass sie nun manches gut hinbekommt, was anderen z.T. nicht so gut gelingt. Sie tankt nun Selbstbewusstsein, das ist eine wahre Freude!

Unsere Tochter wäre auf dem Gymnasium jämmerlich gescheitert. Sie ist noch etwas verspielt und noch unheimlich kreativ. Statt einer Anmeldung auf dem Gymnasium haben wir für sie trotz erheblicher Skepsis eine integrierte Gesamtschule gewählt. Das Kind ist kaum wieder zu erkennen. Hohe Motivation, gute Lernstandsberichte, starke individuelle Förderung, zwei Klassenlehrer. Sie hat sogar freiwillig zusätzliche Angebote in der Schule gewählt und dadurch 4 Wochenstunden mehr Unterricht. Und das alles, weil sie die Schule so toll findet. Manchmal wünsche ich mir, ich hätte damals so eine Schule besucht. Deshalb würde ich auch nicht mit der großen Nachhilfekeule etc. arbeiten, um das Kind auf ein mittleres Leistungsniveau zu liften, sondern tatsächlich überlegen, ob ggf. eine andere Schulform (Gesamtschule) sinnvoller wäre.:dr:

ehemaliges mitglied
01.10.2010, 13:03
Das Problem ist, dass die Denkmuster der Fragestellung und ihrer, der Fragelösung nicht übereinstimmen.

Auch wenn ich nichts Fundiertes zum Thema beitragen kann, kann ich Donluigi dennoch nur "Frederic Vester - Denken, Lernen, Vergessen" empfehlen. Sollte jeder mal gelesen haben und erweitert die Sichtweise auf Denken und Denkmuster.

edit:

Las gerade in einer Rezension, dass es wohl teilweise veraltet sein soll. Dennoch würde ich es empfehlen.
In einer weiteren Rezension wird das Werk von Guy R. Lefrancois - Psychologie des Lernens empfohlen. Ein Lehrbuch für Psychologiestudenten, allerdings schreibt ein weiterer Rezensent folgendes:


Gekauft habe ich das Buch in der Erwartung, dass es mir eine "einfache" Frage beantwortet:
**Wie lernt man?**
Ich habe vorher noch nie etwas über Psychologie gelesen. Diese Frage ist mir umfassend beantwortet worden - obwohl ich dafür eigentlich nicht die ganze Entwicklung der Psychologie gebraucht hätte.
Da Erziehung ja eine Herzensangelegenheit sein sollte, wäre das sicherlich eine Möglichkeit, sich das Buch anzuschauen.

MSA
01.10.2010, 16:26
Ausserdem haben wir eine Entscheidung getroffen, die uns überhaupt nicht leicht gefallen ist: Unter dem Aspekt "ungünstige Rahmenbedingungen", die zu ihrer Versagens- und Prüfungsangst verstärkend beitragen, haben wir uns dazu durchegrungen unsere Tochter auf eine neue Schule zu geben. Sie geht nun nicht mehr auf das Gymnasium, sondern auf eine Art Gesamtschule, welche alle Varianten von Realschul- und Hauptschulabschlüssen anbietet. Sie hat dort einen Neuanfang bekommen, und erlebt mittlerweile, dass sie nun manches gut hinbekommt, was anderen z.T. nicht so gut gelingt. Sie tankt nun Selbstbewusstsein, das ist eine wahre Freude!



Ich kann sehr gut verstehen, dass, gerade in der heutigen Zeit, in der viele außer dem Gymnasium nichts geltend lassen, die Entscheidung sehr schwer fiel. Meinen Respekt für diesen Schritt, der sich als goldrichtig für Deine Tochter erweisen kann.

ulfale
01.10.2010, 16:49
Hier gehen zwar alle auf die Lernprobleme ein, aber die Prüfungsangst geht fast "leer" aus: obwohl ich aus naturwiss. Sicht nicht von ihrer Wirkung überzeugt bin, aber im Selbstversuch in Streßsituationen gute Erfolge damit erzielt habe, empfehle ich die Bachblüten-Notfallstropfen (gibts auf Wunsch mit/ohne Alkohol, aber auch als Lutschpastillen)!

docpassau
01.10.2010, 17:03
Hier gehen zwar alle auf die Lernprobleme ein, aber die Prüfungsangst geht fast "leer" aus: obwohl ich aus naturwiss. Sicht nicht von ihrer Wirkung überzeugt bin, aber im Selbstversuch in Streßsituationen gute Erfolge damit erzielt habe, empfehle ich die Bachblüten-Notfallstropfen (gibts auf Wunsch mit/ohne Alkohol, aber auch als Lutschpastillen)!

Placeboeffekt, aber auch der kann ja erwiesenermassen sehr gut helfen.....

Donluigi
02.10.2010, 09:12
Wow, bisher vielen Dank für die profunden Posts und die ausführlichrn PNs, die ich, da ich jetzt nur Iphone hab, erst am Montag wieder lesen kann. Daher auch no h kein Feedback.

More input appreciated :verneig:

Maga
02.10.2010, 09:41
Moin Tobias, wenn Du Infos aus Lehrer-Sicht benötigst, einfach ne PN --- meine Schwester und mein Schwager, sowie zwei gute Freunde von mir sind Gymnasiallehrer auch für diese Altersstufen

Edmundo
02.10.2010, 09:45
Ich kann nur Erfahrungen als "Kind" geben:

Ich habe damals den anderen Weg gegangen - ich war zuerst auf einer Gesamtschule und da das Niveau dort recht mau war (weil halt Haupt-, Realschüler und Gymnasiasten in einer Klasse waren), bin ich dann nach zwei Jahren auf das Gymnasium gewechselt. Und hatte satte 6 Wochen Schulferien Stoff nachzulernen, weil die anderen so viel weiter waren und auch das war noch nicht genug, gerade in Fächern wie Latein, Mathe etc. Vielleicht war das trotzdem der einzig? richtige Weg für mich und ich hätte mich gleich an der Penne auch schwer getan. Wer weiss. Der direkte Weg zwischen zwei Punkten ist die Gerade aber manchmal tut auch ein Umweg gut.

Jedenfalls haben sich meine Eltern in dieser Schulwechselzeit extrem um Hausaufgaben etc. gekümmert. Denn ich war ein "fauler Hund". ;) Bis es dann irgendwann Klick gemacht hat. Das war von da ab dann meinst ein Selbstläufer, auch nach der Schulzeit dann, aber davor halt nicht. Und da muss ich meinen Eltern dankbar sein, dass Sie das gemacht haben. Also ich kann jeden nur Motivieren, sich mit seinen Kindern hinzusetzen und zu lernen, zu erklären, zu motivieren und zu "treiben". Es lohnt sich. Insofern finde ich es gut, wie Du Dich um das Thema kümmerst, Tobias. Es ist genau DAS was ich meine. :gut:

MacLeon
02.10.2010, 11:38
Wie Oliver dargestellt hat, es geht bei Tobias' Stieftochter nicht um das Lernen als solches, sondern um die Prüfungssituation.

Ich hatte in meinem Leben auch eine kurze Phase mit Prüfungsangst, nachdem ich im Studium bei meiner ersten mündlichen Prüfung einen richtigen Blackout hatte. Die nächste Prüfung war dann nicht angenehm! Ich war mir bewußt, dass das auf diesen Blackout zurückzuführen war. Ich hatte mich dann, sozusagen sportlich, selbst herausgefordert. Nach ein, zwei weiteren Prüfungen hatte ich mich wieder im Griff.

Ich frage mich daher, ob und wie man dem jungen Mädchen einen entsprechenden sportlichen Ehrgeiz mitgeben kann. Ggf. durch Wettbewerbssportarten, für die sie begabt ist, öffentliche Musik- oder Theaterauftritte, bei denen sie Erfolge feiern kann?

Reverend_O
04.10.2010, 13:10
Ferndiagnosen sind immer etwas schwierig, was mir hier auf alle Fälle fehlt ist die Betrachtung des Ursache-Wirkung Prinzips. Viele Vorschläge (auch die genannten Bachblüten) bekämpfen v.a. die Wirkung, nämlich die Angst während oder vor einer Prüfung. Wichtiger wäre es, mit dem Kind nach der Ursache dieser Angst zu suchen.
Dass ihr keine überambitionierten Eltern seid (oder zumindest sein wollt), hast Du ja schon beschrieben, Tobias. Nun gibt es aber noch viele weitere Faktoren, die einem Kind Angst machen können bzw. Druck aufbauen, Versagensängste schüren etc. Sind alle Freunde in der gleichen Schule, würde ein Scheitern bedeuten (aus Sicht des Kindes), seinen Freundeskreis zu verlieren. Leben die Eltern ein eher intellektuell geprägtes, bildungsorientiertes Leben, fühlt sich das Kind hier vielleicht ebenfalls Druck ausgesetzt, weil es, platt gesagt, lieber am Bach spielt als Bach am Klavier spielt, aus dem Vorleben der Eltern aber intuitiv eine entsprechende Erwartungshaltung ableitet. Ich schätze dich, Tobias, nun nicht so ein, aber vielleicht verstehst Du, auf was ich hinaus will: Überprüft bei euch und auch zusammen mit eurem Kind die Erwartungshaltung und sucht nach der Ursache.
Darüber hinaus hast Du ja etwas beschrieben, was ebenfalls eine wichtige Rolle spielt: Deine Stieftochter bemüht sich zwar, ist fleißig und lernt, es fehlen aber nach deiner Beschreibung (noch) die analytischen Fähigkeiten. Wenn sie sich selbst mit dieser Erkenntnis konfrontiert, wird auch das ihr für die Prüfungssituation kaum helfen.
Nun ist das Gymnasium quasi der Hort der analytischen Methodenlehre - nicht umsonst wird Latein weiterhin unterrichtet und spielt an sogenannten "Eliteschulen" eine wesentliche Rolle. Fragt euch, ob diese Schulform für deine Stieftochter und ihre Talente der richtige Weg ist.
Ich weiß, dass Waldorfpädagogik hier im Forum nicht sonderlich hoch angesehen ist, aber vielleicht stellt das für deine Tochter eine Alternative dar.
Darüber hinaus ist gerade in der heutigen Zeit nach der Orientierungsphase noch nicht Schluss: Wenn sie z.B. eher praktisch - kreativ arbeiten möchte, besteht nach z.B. der Mittleren Reife immer noch die Möglichkeit, auf anderen (Aus-)Blidungswegen ein Studium zu machen.

Mawal
04.10.2010, 13:30
Ich habe einen Neffen, der hat eine ziemlich schwierige Zeit hinter sich, gelöst wurde das auch durch einen Schulwechsel vom Gymnasium auf eine Realschule, nach der mittleren Reife ist er dann auch auf ein Wirtschaftsgymnasium gegangen, hat seine Hochschulreife erworben und studiert inzwischen...manchmal muss man einen Schritt zurück machen, um vorwärts zu kommen.

...es gibt so allgemeine Grundprinzipien: Erfolg schafft Erfolg...es ist unglaublich wichtig, Erfolgserlebnisse für deine Stieftochter zu organiseren. Egal wo, egal wie.

Vieles lässt sich trainieren, das ist um so erfolgreicher, je mehr Spass das Training macht. Und natürlich je mehr Erfolgserlebnisse mit dem Training verbunden sind. In meinen Augen wollen Kinder in demm Alter lernen, man muss nur die passenden Angebote organisieren.



Druck nutzt nichts, auf der anderen Seite sollte auch nicht das Signal der Eltern sein: "Schulische Leistungen sind egal." Wichtig ist klar zu machen, dass Schwierigkeiten in der Schule nichts schlimmes sind, nahezu jeder hat irgendwann schwierige Zeiten in der Schule.

Jede Krise hat in sich den Keim, Selbstvertrauen und Sicherheit für's Leben zu gewinnen.

steboe
04.10.2010, 14:23
Organisier bitte Kopien von Vorjahresprüfungen und lernt und übt anhand derer( und nicht so sehr nach den Mitschrifften) zuhause entspannt...