Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Komplikationen bei ROLEX
Schweizergarde
25.10.2010, 10:45
Moin zusammen,
ich habe mal ein wenig in diversen Uhrenzeitschriften geblättert und mir ist dabei aufgefallen, dass Uhrenhersteller/Manufakturen unterschiedliche Komplikationen anbieten. Diese sind mehr oder weniger sinnvoll, stellen aber gerade für die "Fans" einen Kaufgrund dar. Sportmodelle bieten meistens andere Komplikationen als Dresswatches - ich meine jetzt nicht nur Rolex. Bei einigen Herstellern geht der Trend zu aufwendigen Komplikationen (Mondphasen, ewiger Kalender, Tourbillon, etc), andere belassen es bei eher einfachen Finessen (Datum, zweite Zeitzone, etc.).
Soweit ich das überblicke belässt gerade Rolex es bei eher sinnvollen Komplikationen. Ist dies historisch bedingt (war ja früher durchaus anders....Mondphase?)? Wird darauf verzichtet, da zu teuer in der Entwicklung? Warum wird z.B. kein Modell mit Tourbillon angeboten oder wird an solchen Komplikationen langfristig gearbeitet? Überlässt man dieses Feld anderen Anbietern?
Gibt es dazu Meinungen, Hintergrundwissen?
eine Mondphase mit Kalender, nach alten Vorbild aus den 50' .... wär ich auch für....Tourbillon eher nicht...
da Rolex eher die Genauigkeit in der Einfachheit und Robustheit sucht, sind keine grossartigen Komplikationen oberhalb von YM II, zu erwarten
Gruss
Wum
Warum wird z.B. kein Modell mit Tourbillon angeboten oder wird an solchen Komplikationen langfristig gearbeitet?
Aus den gleichen Gründen, aus denen John Deere keine Limousinen baut. Es ist einfach nicht ihr Geschäft.
Schweizergarde
25.10.2010, 11:10
Ist die Strategie wirklich so starr? Und das Geschäftsmodell ebenso? Eine Mondphase gab es früher ja auch, heute nicht mehr... Die Nachfrage könnte es heute geben. ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn Rolex auf der Baselworld einen Ewigen Kalender präsentieren würde. Der Markt gäbe dies doch sehr wahrscheinlich her.
Diese Plätze belegen schon andere Hersteller - Hersteller, die sich gerade durch Komplikationen auszeichnen.
Die Marke Rolex bedient weniger den detailverliebten Uhrwerksfetischisten, als eher den Freund präziser, qualitativ hochwertiger, robuster (und zum Teil sportlicher) Uhren - teils auch den Schmuckfreund, wenn's um Brillianten o.ä. geht.
Ich empfinde das immer so, dass es bei Rolex um's "äußere Erscheinungsbild" geht, während es bei anderen Marken wie etwa Patek (um nur eine zu nennen) mehr um das z.T. "verborgene Innere" geht, also Werk, Mechanik, etc.
Ich begründe diese These schon dadurch, dass Rolex keine Glasböden anbietet, Lange, Patek, etc. aber schon.
buchfuchs1
25.10.2010, 11:16
So schön, dass sie einen Glasboden bräuchten, sind Rolex-Werke im allgemeinen auch nicht.
Rolex bleibt schlicht bei seit Jahrzehnten bewährten Kernkompetenzen.
Schweizergarde
25.10.2010, 11:29
Verstehe ich soweit. Aber warum steckt Rolex z.B. sehr viel Engagement und Mittel in die Entwicklung einer unproportionierten Taucheruhr, die niemand je in 4.000m Tiefe nutzen wird als z.B. in eine nett anzuschauende Mondphase (was Rolex ja schon einmal gemacht hat und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sehr gut verkaufen könnte). Ob jetzt Glasboden oder nicht....
ich fahr ma schnell rüber und lass die Fäuste fliegen :D
Gruss
Wum
Ganz einfach, weil das, wie Jens bereits schrieb, die Kernkompetenz von Rolex ist: wasserdichte Alltags- und Sportuhren. Extrem wasserdichte Alltags- und Sportuhren.
Hätte meinetwegen Lange & Söhne plötzlich eine solche Tiefseeuhr herausgebracht hätte dies hinsichtlich der Marke, ihres Images und des übrigen Produktportfolios überhaupt keinen Sinn ergeben.
So als würde Porsche plötzlich Plattenspieler bauen...
Schweizergarde
25.10.2010, 11:38
@ retsyo: Naja, komm....der Vergleich hinkt. Früher hat Rolex diese Kompetenzen ja auch umgesetzt und an den Markt gebracht. Die Sache mit der Kernkompetenz ist mir ansonsten durchaus klar. Es geht ja auch nicht darum diese Kompetenzen zu verlassen oder zu vernachlässigen sondern evtl. neue, spannende Wege zu gehen (wie z.B. in den 70ern strategisch mit Quartz).
Naja, "früher".... Früher hat Lamborghini auch Traktoren gebaut und Rolls-Royce Dreiräder.... ;)
Heute baut halt Rolex die "Traktoren".... ;)
rolex baut preiswert massenprodukte die auf langlebigkeit ausgelegt sind.
da passen keine filigranen komplikationen ......
würde das ganze fertigungssystem ......
Naja, "früher".... Früher hat Lamborghini auch Traktoren gebaut und Rolls-Royce Dreiräder.... ;)
... und Porsche Trecker! ;)
herrlausd
25.10.2010, 22:02
So als würde Porsche plötzlich Plattenspieler bauen...
Plattenspieler bauen? Nö, aber vielleicht einbauen... Was man so alles im Netz (http://www.prototyp-hamburg.de/new/downloads/prototyp.pdf) findet (auf Seite 18 schauen!)...:D
Viele Grüße
Michael
Hmm, einen Kalender in Gold und Lederband, mit Mondphase, preislich so Mitte 20.000?
Das Ding ging weg wie warme Semmel, ich bin mir so was von sicher. :jump:
florianw
25.10.2010, 23:00
Rolex baut diesen Uhrmacherfirlefanz nicht weil es eben Rolex ist. Schau dir die Tradition der Marke von Anbeginn an: Taucher, Piloten, Schwimmer, Rennfahrer, Astronauten etc. Haben den Mythos der sportlichen, robusten und coolen Oyster geformt. Selbst die vollgoldenen daydates (auch wenn ich selbst sie nicht haben möchte) sind noch coole las diese "feinen" Pretiosen-ührchen, die viele andere Marken anbieten.
Vielleicht geben sie ja eines Tages mal wieder etwas mehr Gas was die Komplikationen betrifft.
Die meiner Meinung nach schändlich vernachlässigte Cellini-Familie böte hier den perfekten Garten für alle Arten der Kreativität.... =)
Mr. Pink
25.10.2010, 23:03
Die größte Komplikation meinen Rolex Uhren bin ich selbst :D. Hab es immer noch nicht gerafft wie man an der GMT die zweite Zeit einstellt.
Die größte Komplikation meinen Rolex Uhren bin ich selbst :D. Hab es immer noch nicht gerafft wie man an der GMT die zweite Zeit einstellt.
Ok, aber das liegt an Dir und nicht an Rolex... und lass Dir nicht im Traum einfallen, mir diesen Ball jetzt wieder zurück zu werfen! :D
Der Thread ist zu interessant um den Semmeln zu landen!! :op:
Koenig Kurt
25.10.2010, 23:43
Ich sehe in allen ROLEX-Ausflügen in Sachen Komplikation eher Geschichten, die an den Gründer herangetragen wurden, er nicht wirklich wollte, aber ein Auge zugekniffen hat. Allzuviele dieser komplexen Dinger schwirren ja auch nicht rum.
Klar, dies ist alles Spekulation, wir wissen ja auch bis heute nicht, was "ROLEX" bedeutet, ob es überhaupt was bedeuten soll oder einfach nur symetrisch und in allen Sprachen gleich auszusprechen sein sollte.
Gegen Komlikationen bei ROLEX spricht für mich der Grundgedanke, der Wilsdorf antrieb: Eine perfekte, alltagstaugliche Uhr zu machen. Dies zusätzlich mit dem Hintergrund, dass er kein wirklicher Uhrentechniker war, sondern eher ein genialer Marketer:
Erst das "Oyster"-Gehäuse, um eine wasserdichte Uhr zu haben, weniger des Wassers, sondern des Staubs wegen. Der Schwachpunkt: Die Krone, die immer wieder auf und zu gedreht werden musste beim Aufziehen, also kam der "Perpetual Mechanismus". Dann Datum, Wasserdichte erhöht und eine Taucheruhr präsentiert, dann eine Uhr mit zweiter Zeitzone, dann eine Taucheruhr, die tiefer tauchte, alltagstauglich durch zusätzliches Datum usw.
All das berücksichtigt, wollte Wilsdorf nie etwas anderes als perfekte Werkzeuge für Spezialisten - und wenn der Mann von der Straße auch von den "Spezialfunktionen" profitierte, umso besser.
Und eine zusätzliche Käuferschicht wurde erschlossen durch das Aufhübschen mit Edelmetall und Edelsteinen. Aber im Inneren blieb es eben ein zuverlässiges Werkzeug.
Das von einem, der sich mit dem Inneren der Uhren und der Geschichte derselben gar nicht auskennt, eigentlich arbeiten sollte und das nur schnell mal runter getippt hat. Alles Spekulation.
Beste Grüße,
Kurt
newharry
26.10.2010, 08:22
Die Anmerkungen zur Produktphilosophie sind sicherlich richtig. Weiters ist wohl zu bedenken, daß Rolex zu Beginn ohne Eigenentwicklungen als reiner Vermarkter begonnen hat und heute einer der Anbieter mit der höchsten In-house-Fertigungstiefe ist. Auch im Chronographenbereich wurden lange Werke zugekauft bis eine Eigenentwicklung markttauglich war. Durch Zukauf lassen sich auch vielfältigere Komplikationen leichter abdecken, wenn man aber den heutigen Anspruch an Fertigungstiefe als Maßstab heranzieht so muß sich Rolex gründlich überlegen wie weit die Angebotsvielfalt reichen muß - eine komplette (Neu-) Eigenentwicklung ist hier ein auch schwer zu budgetierende Kraftakt ...
Hypophyse
26.10.2010, 09:10
Ich kann mir sehr gut vorstellen, irgendwann einen Vollkalender von Rolex zu sehen. Auch der Markt wäre vorhanden, denn viele Leute wollen keine am Metallband zu präsenten Uhren, hätten aber gerne ein bisschen mehr als nur das Datum. Diese Komplikation ist keine Raketenwissenschaft und Know How lässt sich projektbezogen zukaufen. In-house heißt in der Uhrenbranche "wir haben's bezahlt" und auch da besteht wohl kein Anlass zur Sorge. Man hat sich schließlich auch einen Regatta-Countdown geleistet, den niemand kauft.
Schweizergarde
26.10.2010, 09:34
Oh, informative Beiträge - sehr schön!:gut:
Woher Rolex kommt und was die Kernkompetenzen sind, das ist ja mehr oder weniger klar. Mich treibt einfach nur die Frage um, warum z.B. sehr viel in das vollkommen unnütze Ausloten von Technikgrenzen investiert wird (wie bei der Deepsea) oder wie Hypophyse schreibt in einen Regatta Countdown, aber nicht in eine schöne Komplkation innerhalb einer Schmuckuhrenreihe. Jetzt kommt bitte nicht mit den Kernkompetenzen, Traktorvergleichen etc ;)
Wie BigBen bin ich der Meinung, dass sich so etwas ungleich besser verkaufen würde als der Tiefseetauchklumpen....
Oder ist das Entwickeln einer Komplikation so kompliziert :) ?
Erstens: Ja, die eigene Entwicklung von Komplikationen ist saukompliziert. Wenn Rolex so etwas wollte, dann würden sie es ja auch nicht einfach neu oder anders machen wollen, sondern auch besser.
Vor einigen Jahren gab es mal das Gerücht, dass einige Top-Uhrmacher von Patek zu Rolex gewechselt sind. Bisher haben wir aber noch nicht viel davon gesehen.
Und ich halte dennoch an meiner Theorie mit den Kernkompetenzen fest. Allen Edmonds stellt keine Sneaker her, auch wenn sie damit auch Geld verdienen könnten, bei Pixi gibt´s keine Krimis und bei Johann Lafer keine Dönerbude vor der Stromburg. Jeder macht eben das, was er kann.
docpassau
26.10.2010, 10:06
Warum findest du die Erhöhung der Tauchtiefe als völlig sinnlos? Wieviel mehr Sinn hat denn eine Mondphase? Und doch: Taucheruhren sine Rolexkernkompetenz, hier etwas zu verbessern passt in Portfolio und Werbung. Was anderes asl die Besinnung auf Stärken sollte Firmenentscheidungen nicht beeinflussen.
Mit der Einführung von Komplikationen macht sich Rolex vergleichbar. Gerade der Verzicht stärkt den Markenkern.
Wobei: ne Daytona mit Datum und Flyback wär schon schön....
Schweizergarde
26.10.2010, 10:12
Ok, dass eine Entwicklung saukompliziert sein dürfte, das leuchtet ein. Mit dem Gerücht um die Patek-Schrauber bin ich nicht vertraut. Aber schlag mich tot: das Entwickeln eines laut Rolex "einzigartigen" Regatta-Countdowns ist doch auch nicht unbedingt Kernkompetenz - oder? Der Markt dafür verschwindend gering.
Aber, nun ja, ich dreh jetzt einfach einer meiner Lünette und freu mich :flauschi:
DS-XELOR
26.10.2010, 10:26
Die großen Manufakturen bieten alle auch sportliche Stahluhren an, bis auf Lange vielleicht. Warum Rolex seinerseits keine handwerklich anspruchsvolleren Uhren baut, sehe ich vielleicht in der industriellen Massenfertigung bei Rolex begründet. Für kleine Losgrößen und handwerkliche Feinarbeit brauchts einfach eine andere Struktur und entprechend qualifizierte Mitarbeiter. Von den Umsatzrenditen mit ihren Massenprodukten mal ganz abgesehen.
Persönlich wäre ich schon mit einem Datum bei der Daytona zufrieden. Scheint aber nach wie vor zu kompliziert zu sein.
Die Entwicklung einer rolexeigenen Komplikation würde imho schon mal einen siebenstelligen Frankenbetrag kosten. In welch ein Gehäuse soll so ein Kaliber eingeschalt werden? Stahl oder Edelmetall? Wie reagiert der Markt/Konsument? Ah, eine Rolex mit Komplikation, können das die Mitbewerber, die so etwas ggf. seit Jahrzehnten im Portfolio haben, nicht letztlich besser? Ist diese Uhr trotzdem noch auf Anhieb als Rolex zu identifizieren? Wann setzt bei solch einem Model, daß voraussichtlich nur in geringen Stückzahlen gefertigt wird, der Return of Investment ein?
Fragen über Fragen und nur, weil ein paar Verrückte wie wir so etwas toll fänden.
Der Grund, weshalb Rolex-Uhren gekauft werden, liegt nicht in "Kernkompetenzen" oder (Nicht-)Komplikationen, sondern im Namen und in der Erkennbarkeit.
Und auch wenn Rolex früher Vollkalender gebaut hat, bin ich mir sicher, dass Rolex nie so viel Geld verdient hat wie heute. Wenn ich Rolex wäre, würde ich einfach weitermachen.
kurvenfeger
26.10.2010, 11:24
Ich denke Rolex tut gut daran, sich nicht mit Nieschenmodellen zu verzetteln. Letztlich resultiert auch aus der überschaubaren aber über Dekaden gepflegten Modellpalette die Wertbeständigkeit.
Gegenbeispiel Omega: Ich hatte zwischendurch mal richtig Bock auf eine Speedy. Dann ewig rumgeklickt zwischen tausendundeiner Sonderedition, dann mal mit mal ohne Glasboden, Mondphase, Datum, Wochentag, Handaufzug, Automatik, ... Und schon hab ich wieder nach Kronen geschaut - da macht man wenigstens nix falsch...
X-E-L-O-R
26.10.2010, 11:58
Wie Hypophyse schon sehr richtig schreibt, wäre ein Voll- oder Jahreskalender für Rolex keine große Herausforderung. Das Chronowerk in der Daytona und erst recht der Regatta Chrono sind da um Längen aufwändiger und schwieriger.
Bleibt also nur der Schluss, das Rolex solche Komplikationen momentan schlicht und einfach nicht in der Modellpalette haben möchte.
Was die Sportuhren der Marke betrifft, sehe ich das auch genau so. Bei einer DJ oder DD könnte ich mir aber schon einen netten, dezenten Jahreskalender vorstellen, wie ihn Omega jüngst auf den Markt gebracht hat.
http://www.r-l-x.de/forum/showthread.php?104604-Omega-De-Ville-Hour-Vision-Annual-Calendar-%28Vorstellung%29
mit dem Argument der Funktionalität haben die Leute schon recht, bei Taucher-, Flieger-, oder Racingmodell. Allerdings kann ich mich persönlich mit ein paar zusätzlichen Komplikationen bei einer reinen Dresswatch schon anfreunden, denn die muss höchstens Kaffee oder Sektspritzer aushalten :dr:
mfG
Alex
Sternzauber
27.10.2010, 21:06
Gab es nicht vor ungefähr 2 Jahren schonmal eine Info zu einer Patentschrift von Rolex zu einem Jahreskalender in irgenwelchen Uhren-Gazetten??? Bei Einbau in die DayDate würde doch weder ein Design noch ein Imagewechsel stattfinden??? Ich glaube in der Chronos war das...
Powered by vBulletin® Version 4.2.5 Copyright ©2024 Adduco Digital e.K. und vBulletin Solutions, Inc. Alle Rechte vorbehalten.