avalanche
28.11.2010, 12:46
Kottan reitet wieder, habe mir beim ORF (http://shop.orf.at/1/index.tmpl?ARTIKEL=4752&SHOP=orf&CART=129094453219890214&ID=[ID]&lang=DE&SEITE=artikel-detail&startat=3&page=1&suchtext=kottan&kommt=SUCHFORM&such_shop=orf&AG01=%5BAG01%5D&AG02=%5BAG02%5D&sortid=[sortid]) zur Einstimmung soeben die "Gesamtausgabe" bestellt ;)
Der Polizeipräsident wird dabei sein. Die Innenministerin vielleicht auch. Gefeiert wird anschliessend im Hof einer Polizeikaserne. Die Premiere des Films «Kottan ermittelt – rien ne va plus» am 1. Dezember wird ein gesellschaftliches Ereignis. Wenn der bauernschlaue Polizist und seine leicht vertrottelten Helfer 27 Jahre nach ihrem letzten Einsatz im Fernsehen wieder ermitteln dürfen, will toute la Vienne dabei sein. Kottan ist Kult. Zitate wie das forsche «Inspektor gibts kaan», die Feststellung «Des geht jetzt ruck, zuck» oder der entsetzte Ausruf «Schraaaaaaaaaaammml!» flossen in die Wiener Alltagssprache ein.
Proteste gleich zu Beginn
Der Kultstatus musste allerdings hart erarbeitet werden. Als am 8. August 1976 die erste Folge der Serie «Kottan ermittelt» von Helmut Zenker (Buch) und Peter Patzak (Regie) ausgestrahlt wurde, hagelte es Proteste. Zuschauer beschwerten sich über die demütigende Darstellung der Polizei, die «Kronen Zeitung», Gewerkschaft und Politiker verlangten die Absetzung der Serie. Dabei war «Hartlgasse 16 A» noch harmlos und realitätsnahe im Vergleich zu dem, was folgen sollte. Damals spielte Peter Vogel den sentimentalen, schnauzbärtigen, ausländerfeindlichen Polizeiinspektor Adolf «Dolfi» Kottan (Pardon: Inspektor gibts ja keinen), der gemeinsam mit dem einbeinigen Schremser und dem ungeschickten Schramml einen Mord in einem düsteren Wiener Altbau lösen muss.
Die Ausstrahlung kam zur ungünstigsten Zeit: Eine Woche zuvor war Rennfahrer-Ikone Niki Lauda in seinem Auto fast verbrannt und in Wien eine Donaubrücke eingestürzt. Das Selbstbewusstsein der Österreicher war geknickt, und dann machte sich das Fernsehen auch noch über die Polizei lustig. Aber typisch für die Serie: Sie macht sich auch über die Kritik lustig. In Folge 3 schaut Kottan im Fernsehen die Folge 1 an, greift zum Telefon und beschwert sich beim ORF über «die Sauerei, wie die Polizei schlecht gemacht wird».
Kichern vor der Flimmerkiste
Fast ein Jahr verging zwischen den Ausstrahlungen von Folge 1 und Folge 2, doch dann fand die Serie schnell einen grossen Fankreis. Und wurde immer absurder. Vogel wurde in der Hauptrolle durch Franz Buchrieser abgelöst, der sich für die Verbrecherjagd auch einmal ins Superman-Dress zwängte. Ihm folgte ab 1980 der Kabarettist Lukas Resetarits, der mit «Kottans Kapelle» auch für musikalische Unterhaltung sorgte.
Neben ihm rückten auch andere Figuren in den Vordergrund: Kottans Mutter, die selbst gerne Kriminalfälle löste, der «Sandler» (Obdachlose) Erwin Drballa, der stets die Leichen fand. Und Polizeipräsident Pilch – mit seinem aussichtslosen, aber epischen Kampf gegen Stubenfliegen und heimtückische Kaffeeautomaten.
Ein Wien aus der Vergangenheit
Einige Schauspieler der TV-Serie sind inzwischen gestorben, unter ihnen Kurt Weinzierl (Polizeipräsident Pilch), Schremser (Walter Davy) und Schrammel (Curt Tichy). Aber Lukas Resetarits wird im Film wieder den deutlich gealterten Major Kottan spielen. Auch die Running Gags der TV-Serien kommen wieder: jede Menge abgerissene Autotüren, die TV-Moderatorin vor der Wohnungstür, die hundsgemeine Kaffeemaschine.
Ob der Film die hohen Erwartungen erfüllen wird? Viel hat sich in den 30 Jahren verändert. Das Wien der grauen Hinterhöfe, das die ersten Folgen prägte, existiert so nicht mehr. Auf der anderen Seite haben Ausländerhass und Korruption Dimensionen angenommen, die im Österreich der Siebzigerjahre nicht vorstellbar waren. Beide Phänomene greift der Film auf. Zum ersten Mal bekomme selbst der wahnsinnige Polizeipräsident Pilch sympathische Züge, sagt Resetarits in einem Interview: «Denn der ist nicht korrupt – nur deppert.»
Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/diverses/Schraaaaaaaaaaammml/story/17598424
Der Polizeipräsident wird dabei sein. Die Innenministerin vielleicht auch. Gefeiert wird anschliessend im Hof einer Polizeikaserne. Die Premiere des Films «Kottan ermittelt – rien ne va plus» am 1. Dezember wird ein gesellschaftliches Ereignis. Wenn der bauernschlaue Polizist und seine leicht vertrottelten Helfer 27 Jahre nach ihrem letzten Einsatz im Fernsehen wieder ermitteln dürfen, will toute la Vienne dabei sein. Kottan ist Kult. Zitate wie das forsche «Inspektor gibts kaan», die Feststellung «Des geht jetzt ruck, zuck» oder der entsetzte Ausruf «Schraaaaaaaaaaammml!» flossen in die Wiener Alltagssprache ein.
Proteste gleich zu Beginn
Der Kultstatus musste allerdings hart erarbeitet werden. Als am 8. August 1976 die erste Folge der Serie «Kottan ermittelt» von Helmut Zenker (Buch) und Peter Patzak (Regie) ausgestrahlt wurde, hagelte es Proteste. Zuschauer beschwerten sich über die demütigende Darstellung der Polizei, die «Kronen Zeitung», Gewerkschaft und Politiker verlangten die Absetzung der Serie. Dabei war «Hartlgasse 16 A» noch harmlos und realitätsnahe im Vergleich zu dem, was folgen sollte. Damals spielte Peter Vogel den sentimentalen, schnauzbärtigen, ausländerfeindlichen Polizeiinspektor Adolf «Dolfi» Kottan (Pardon: Inspektor gibts ja keinen), der gemeinsam mit dem einbeinigen Schremser und dem ungeschickten Schramml einen Mord in einem düsteren Wiener Altbau lösen muss.
Die Ausstrahlung kam zur ungünstigsten Zeit: Eine Woche zuvor war Rennfahrer-Ikone Niki Lauda in seinem Auto fast verbrannt und in Wien eine Donaubrücke eingestürzt. Das Selbstbewusstsein der Österreicher war geknickt, und dann machte sich das Fernsehen auch noch über die Polizei lustig. Aber typisch für die Serie: Sie macht sich auch über die Kritik lustig. In Folge 3 schaut Kottan im Fernsehen die Folge 1 an, greift zum Telefon und beschwert sich beim ORF über «die Sauerei, wie die Polizei schlecht gemacht wird».
Kichern vor der Flimmerkiste
Fast ein Jahr verging zwischen den Ausstrahlungen von Folge 1 und Folge 2, doch dann fand die Serie schnell einen grossen Fankreis. Und wurde immer absurder. Vogel wurde in der Hauptrolle durch Franz Buchrieser abgelöst, der sich für die Verbrecherjagd auch einmal ins Superman-Dress zwängte. Ihm folgte ab 1980 der Kabarettist Lukas Resetarits, der mit «Kottans Kapelle» auch für musikalische Unterhaltung sorgte.
Neben ihm rückten auch andere Figuren in den Vordergrund: Kottans Mutter, die selbst gerne Kriminalfälle löste, der «Sandler» (Obdachlose) Erwin Drballa, der stets die Leichen fand. Und Polizeipräsident Pilch – mit seinem aussichtslosen, aber epischen Kampf gegen Stubenfliegen und heimtückische Kaffeeautomaten.
Ein Wien aus der Vergangenheit
Einige Schauspieler der TV-Serie sind inzwischen gestorben, unter ihnen Kurt Weinzierl (Polizeipräsident Pilch), Schremser (Walter Davy) und Schrammel (Curt Tichy). Aber Lukas Resetarits wird im Film wieder den deutlich gealterten Major Kottan spielen. Auch die Running Gags der TV-Serien kommen wieder: jede Menge abgerissene Autotüren, die TV-Moderatorin vor der Wohnungstür, die hundsgemeine Kaffeemaschine.
Ob der Film die hohen Erwartungen erfüllen wird? Viel hat sich in den 30 Jahren verändert. Das Wien der grauen Hinterhöfe, das die ersten Folgen prägte, existiert so nicht mehr. Auf der anderen Seite haben Ausländerhass und Korruption Dimensionen angenommen, die im Österreich der Siebzigerjahre nicht vorstellbar waren. Beide Phänomene greift der Film auf. Zum ersten Mal bekomme selbst der wahnsinnige Polizeipräsident Pilch sympathische Züge, sagt Resetarits in einem Interview: «Denn der ist nicht korrupt – nur deppert.»
Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/diverses/Schraaaaaaaaaaammml/story/17598424