PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : HAPPY BIRTHDAY, MISS EMILY (Modemburner)



retsyo
04.02.2011, 22:50
Heute mal eindeutig Non-Watch… =)


Seit fünfeinhalb Jahren ziert sie nun meinen Avatar hier im Forum und viel viel länger schon verbindet mich eine ganz besondere Affinität mit ihr.

Und so möchte ich es mir nicht nehmen lassen, den Februar 2011 als Anlass zu nehmen, einmal dieser kleinen, aber ganz großen "Dame" etwas Aufmerksamkeit zu widmen, nämlich The Spirit of Ecstasy, der mit Abstand berühmtesten und letzten "richtigen" Kühlerfigur der Welt.
Der Kühlerfigur von Rolls-Royce.

Denn übermorgen auf den Tag genau, nämlich am 06. Februar 2011, feiert sie ihren 100. Geburtstag!

Happy Birthday Miss Emily!

http://250kb.de/u/110204/j/RfMPwMCkbUir.jpg (http://250kb.de/6YxPmzn) http://250kb.de/u/110204/j/GDtdIbS3wmWT.jpg (http://250kb.de/IcOdGl0)

Da die Geschichte von Rolls-Royce im Gesamten zu den mit Sicherheit interessantesten und faszinierendsten Unternehmensgeschichten überhaupt zählt - und zwar von 1904 bis heute - bildet die Geschichte der kleinen Dame auf dem Kühlergrill auch keine Ausnahme.

Heute möchte ich gerne ein bisschen über sie erzählen und sie Euch damit ein wenig besser vorstellen:

Dazu muss, oder möchte ich, ein wenig ausholen:

ursprünglich wurde "The Spirit of Ecstasy" aus reinem Pragmatismus heraus geboren und Sir Henry Frederick Royce, der Mitbegründer und Chefkonstrukteur von Rolls-Royce war seinerzeit, sagen wir mal - "kein wirklicher Fan" ihrer Einführung.
Sie störe die "eleganten Linien der Fahrzeuge", so wurde er oft zitiert. Und wir schreiben die Zeit kurz vor dem 06. Februar 1911. Das Unternehmen Rolls-Royce besteht nunmehr in seinem siebten Jahr und wahrlich, es hat sich gut entwickelt: im Gegensatz zu den meisten anderen Automobilherstellern dieser Pionierzeit war es Henry Royce mit seinem mittlerweile stattlichen Team gelungen, Fahrzeuge zu entwickeln, die an leisem Motorlauf, Zuverlässigkeit und Fahrkomfort kaum zu überbieten waren. Der Slogan "The Best Car In The World" war längst Programm und das Modell "Silver Ghost" ein Bestseller in seinem Segment.
Eigentlich alles prima. Sollte man meinen.
Es war eine immer mehr zunehmende "Unart" seiner solventen Kundschaft, die dem puristischen Henry Royce und seinem Geschäftsführer Claude Johnson keine Ruhe ließ:
nämlich die allmählich ausufernde Mode der Besitzer, ihre automobilen "Schätzchen" mit teils abstrusen, teils sogar obszönen, eigenen Kühlerfiguren zu "personalisieren".
Wie wir alle wissen, geht erworbener Wohlstand nicht immer zwangsläufig mit Stil und Geschmack einher und in diversen Fachbüchern ist die Rede vom "goldenen Würstchen" eines Fleischfabrikanten auf dem Kühlergrill. Um nur eine Scheusslichkeit zu nennen.
Kurzum: bei Rolls-Royce war man mit dieser Entwicklung alles andere als glücklich.

Und hier geht sie jetzt los. Die Geschichte der berühmtesten Kühlerfigur der Welt.

http://250kb.de/u/110204/j/4EPOpZWpyeli.jpg (http://250kb.de/AX5B6vq) http://250kb.de/u/110204/j/hf6cQYhglT4p.jpg (http://250kb.de/8mLjVir) http://250kb.de/u/110204/j/EK63Y52mP92H.jpg (http://250kb.de/oqc5ouj)

Die Hauptdarsteller könnten aus einem Roman stammen: ein Lord, eine junge Frau, ein Künstler, der Erste Weltkrieg liegt in der Luft, Liebe, Geheimnisse. Tod.
Aber immer Reihe nach:

Fangen wir mit dem "Bindestrich" zwischen den Namen Rolls und Royce an. Dieser Bindestrich wird oft und gerne vergessen wenn über die Firma berichtet wird: Rolls Royce.
Doch diese Schreibweise ist kategorisch falsch!
Der Name Rolls-Royce besteht nämlich aus DREI Teilen: Rolls, dem Bindestrich und Royce.
Ohne diesen Bindestrich hätte es das ganze Unternehmen nämlich nie gegeben. Ohne die Initiative dieses Bindestrichs hätten sich Henry Royce und Charles Stewart Rolls vermutlich nie getroffen.

Und dieser Bindestrich hieß Johnson. Claude Johnson. Der Geschäftsführer jener kurz nach diesem Treffen am 04. Mai 1904 gegründeten Rolls-Royce Motor Cars Limited.

Johnson, jung und dynamisch, war nicht nur ein ausgezeichneter Geschäftsmann, sondern auch ein herausragender Marketingstratege (Heute würde man wohl "Topmanager" sagen).

Er war es, der Rolls-Royce in den damals noch jungen und um so populäreren Motorsport brachte und damit schier unbezahlbare Werbung generierte.
…ganz am Rande bemerkt: dieser Abschnitt der Unternehmensgeschichte hat ganz interessante Parallelen zu der Frühgeschichte so mancher noch heute existierender Uhrenmarke, deren Marketing auch den Sport und die Extreme suchte. Aber dass würde jetzt den Rahmen sprengen...

Claude Johnson jedenfalls hatte immer und zu jeder Zeit die richtigen Kontakte und Ideen an der Hand. Er war ein "Mann für alle Fälle" wie man so schön sagt.
Es war vermutlich Johnson's Idee, der Zunahme aller möglicher Scheusslichkeiten auf den Kühlergrills der Wagen seines Unternehmens ein für allemal entgegen zu wirken.

http://250kb.de/u/110204/j/RuquYkv1pdSg.jpg (http://250kb.de/C5s7SI1) http://250kb.de/u/110204/j/o1NWRaUsg2Jm.jpg (http://250kb.de/uO6Yz3g) http://250kb.de/u/110204/j/JMXMntKLqBhA.jpg (http://250kb.de/7CGw7x6)

Es war das Zeitalter des Art Deco und Europa war voll von begabten Malern und Illustratoren. Künstler an jeder Straßenecke.
Einer jener zahlreichen Künstler war der junge Charles Robinson Sykes in London.
Sykes, oder "Rilette", wie er sich selbst gerne nannte, verdingte sich unter anderem als Illustrator bei seinem guten Freund, John Lord Montagu, einem Motorsportfanatiker und hochangesehenen Aristokraten, Herausgeber von "The Car Illustrated", einer Motorzeitschrift in der Londoner Shaftesbury Avenue.
Als der Lord Sykes bat, für seinen persönlichen Rolls-Royce eine ganz besondere, eigene Kühlerfigur zu fertigen, nahm die Geschichte, um die es hier geht, endgültig ihren Lauf:

Was Sykes entwarf und in Bronze gießen ließ, war eine kleine Figurine, galant in den Wind gelehnt, das weiße Gewand um den Körper gepresst und den Zeigefinger auf den Lippen, so als wollte sie sagen: "Sei leise! Sag bitte nichts!"
Eine kleine Figur mit einem großen Geheimnis, denn Modell für die heute weitgehend unbekannten Figur stand ein ganz besonderes Mädchen: Eleanor Thornton, die Privatsekretärin und Geliebte Lord Montagus.
Und der Name der Figur war THE WHISPER. Das Flüstern.

Von The Wisper fertigte Sykes nur eine kleine Handvoll Exemplare, von denen heute nur noch sehr wenige erhalten sind. In den extrem selten Fällen, in denen eine solche Originalfigur auf den Markt gelang, erzielt sie hohe Preise. Doch zurück zu unserer Geschichte:

Das Verhältnis zwischen Lord Montagu und Eleanor Velasco Thornton war ein verbotenes Abenteuer. Die Tochter eines australischen Ingenieurs und einer Spanierin trat wie ein Blitz in sein Leben. Er selbst sagte später: "es war Liebe auf den ersten Blick".
Doch der Lord war bereits verheiratet. Seiner Ehefrau, Lady Cecil Kerr, mit der er sogar eine Kind hatte, musste er die Affäre verheimlichen so gut er konnte.
Um seiner "Thorn", wie Monatgu Eleanor nannte, nahe zu sein ohne nach außen hin zu sehr Verdacht zu erregen, wurde sie bald seine persönliche Assistentin und Sekretärin im Verlag.
"Da ich sie ja nicht heiraten konnte, hätte ich eigentlich soweit von ihr Abstand halten müssen, wie es nur irgendwie ging, aber sie erkannte meine Gefühle und begann sie zu erwidern", wird er zitiert.

http://250kb.de/u/110204/j/MAOnDDIRiKI5.jpg (http://250kb.de/f7NQ9Zx)

So konnten sich Montagu und Eleanor unter der Woche nach außen hin völlig unverfänglich sehen und, wenn es die Pflichten des Lords zuließen, unternahmen sie Ausflüge auf's Land in seinem Rolls-Royce Silver Ghost und genossen Picknicks unter der sanften Sonne Englands. Oft mit von der Partie war auch Charles Sykes, der, wie alle engen Freunde des verbotenen Pärchens, von dem offenen Geheimnis wusste.
Und damit ist nun auch erklärt, warum The Whisper auf Montagu's Rolls-Royce so symbolisch den Zeigefinger an die Lippen hält: ein Geheimnis soll auch ein Geheimnis bleiben. Dieses jedenfalls ist gelüftet.

Aber es ist nicht The Whisper, der bis heute jeden serienmäßig ausgelieferten Rolls-Royce schmückt, sondern eine andere Figur, die Sykes bald schaffen sollte, denn auch Claude Johnson von Rolls-Royce war die Kreation auf dem Wagen seines Freundes Montagu nicht entgangen.
So erhielt Sykes von Johnson den Auftrag, eine neue Kühlerfigur zu entwerfen, die im Stil The Whisper folgen, aber etwas sportlicher sein sollte.

Inspiriert von der griechischen Göttin Nike von Samothrake, deren Statue noch heute im Pariser Louvre zu bewundern ist, hatte Claude Johnson selbst bereits eine recht klare Vorstellung davon, wie die Figur aussehen sollte. Doch Sykes hatte den Einwand, dass er die Figur weitaus "femininer" sah als etwa jene steinerne Nike und sein Werk doch etwas mehr von der Grazie seiner Muse Eleanor bekommen sollte, denn von der herben Schönheit einer alten griechischen Göttin.

Ein Kompromiss wurde bald gefunden und Sykes konnte Johnson das Ergebnis präsentieren:
THE SPIRIT OF SPEED, eine engelsgleiche Figur, barfuß, die sich, mit weit nach hinten gestreckten Armen, die Ärmel mit den Fingern haltend, nach vorne in Wind fallen zu lassen scheint, die zarten Knie leicht angewinkelt.
Sykes selbst beschrieb sein Werk mit den Worten: "a graceful little goddess, the spirit of ecstasy, who has selected road travel as her supreme delight and alighted on the prow of a Rolls-Royce motor car to revel in the freshness of the air and the musical sound of her fluttering draperies."

http://250kb.de/u/110204/j/JP549ZSRFg54.jpg (http://250kb.de/kSa9Fqb) http://250kb.de/u/110204/j/FZAHzmCD7RXA.jpg (http://250kb.de/GDKrWCD)

Als Johnson dem damals bereits erkrankten Henry Royce das Werk Sykes' vorstellte, war dieser von dem, in seinen Ohren "viel zu reisserischen" Namen "Spirit of Speed" wenig begeistert. Überdies fand er, dass die Figur, vorne auf dem Kühler aufragend, dem Fahrer die Sicht nehmen könnte und ohnehin nicht zu den eleganten Linien der Karosserien passte.
Doch Johnson setzte sich gegen Henry Royce durch. Anstatt des für Royce zu "prahlerischen" Wortes "Speed" (Geschwindigkeit) einigte man sich am 06. Februar 1911 gemeinsam mit Sykes auf jenen Namen, der bis heute Gültigkeit hat: THE SPIRIT OF ECSTASY. Der Geist der Ekstase.

Seit jenem Tag verließ kein Rolls-Royce mehr, egal ob aus dem Werk in Derby, in Crews, Springfield (USA) oder heutzutage im englischen Goodwood, den Verkaufsraum ohne als eindeutiges Markenzeichen die schnell berühmt gewordene Kühlerfigur zu tragen. Anstelle irgendwelcher "Eigenkreationen" zum Zweck der Selbstdarstellung wurde es bald The Spirit of Ecstasy selbst, die Darstellung und offensichtliches Statussymbol genug war. Und dies bis heute.
Selbst als das später finanziell angeschlagenen Unternehmen Royce-Royce 1998 mit Mann und Maus an den BMW Konzern überging: die Kühlerfigur ist bis heute fester Bestandteil des äußeren Erscheinungsbildes jedes Rolls-Royce und der Marke als solcher.

Über die Jahrzehnte veränderte sich THE FYLING LADY, wie sie auch oft genannt wird, übrigens nur unwesentlich: je nach Fahrzeugtyp wurde sie zwar in ihrer Größe angepasst und in den 40er/50er Jahren erforderte es die eher gedrungene Bauweise der Karosserien, dass die Figur aus Gründen der besseren Sicht für den Fahrer von Sykes als "kniende" Version umgestaltet wurde, doch die Grundvorstellung der Figur und damit das Ebenbild Eleanor Thorntons' ist bis heute unverändert geblieben.

Jahrzehntelang blieb die serielle Fertigung der "Spirit of Ecstasy" für Rolls-Royce ausschließlich bei Charles Sykes und seinem kleinen Team, in dem später auch seine Tochter mitarbeitete. Jede einzelne Figur wurde nach der sehr aufwändigen sogenannten "Lost Wax Methode", also der "verlorenen-Wachs-Methode", hergestellt, bei der zuerst für jede Figur ein handgefertigtes Wachsmodell kreiert werden musste, welches dann mit Formmasse umgeben und erhitzt wurde um das Wachs des Originals heraus zu schmelzen. Das Resultat war eine leere Form, die schließlich mit der flüssigen Bronzelegierung gefüllt werden konnte um den Rohling des Endproduktes zu erhalten.
Figuren aus jener Zeit sind, da allesamt Einzelstücke, heute gesuchte und wertvolle Objekte, für die zum Teil hohe Summen bezahlt werden. Und obwohl die Herstellung aufwändig ist, finden sich auf dem freien Markt heute sehr viele - wenn zum Teil auch sehr gut gemachte - Fälschungen.
Nach dem Tode Sykes' 1950 übernahm Rolls-Royce Motor Cars selbst die Fertigung der Figuren und verwendete standardisiertere Herstellungsverfahren um die Kosten zu senken.
Die erste wirkliche Veränderung wenn man so möchte, erfuhr die SPITIT OF ECSTASY in unseren Tagen unter der Ägide von BMW: da aufgrund des völlig neuen Fahrzeugdesigns des neuen Phantom die Figur deutlich kleiner werden musste, nahm der neue Hausherr dies zum Anlass, den Gesichtskonturen der Kühlerfigur wieder neue Schärfe zu verleihen - nach dem Vorbild noch erhaltener Photographien Eleanor Thornton's, womit wir schlagartig zurück in's Jahr 1915 katapultiert werden:

Dezember 1915

Die heimliche Liebesbeziehung zwischen Lord Montagu und Eleanor ist mittlerweile im 13. Jahr und lodert ungebrochen, wenn auch die Geheimhaltung in den vielen Jahren durchaus ihren Tribut gefordert hatte: nicht nur dass die beiden ihre Liebe nicht offen zeigen durften war eine bittere Pille.
Als Eleanor ihrem Geliebten 1903 ein Kind gebar, eine Tochter, die Joan heißen sollte, entschied sie sich dafür, das Mädchen zur Adoption frei zugeben, weil sie als allein erziehende Mutter eines unehelichen Kindes zu jener Zeit nicht mehr in ihrer Position hätte weiter arbeiten können, und so nicht mehr die Nähe zu ihrem Lord hätte finden können. Eleanor hatte nach der Freigabe nie wieder versucht, mit dem Kind Kontakt aufzunehmen, doch das nur am Rande.

http://250kb.de/u/110204/j/oGWzKHO6Ylj6.jpg (http://250kb.de/1iAUuBl)

Das "große Geheimnis" der Liebe zwischen Eleanor und Montagu jedenfalls war so gehütet ohnehin nicht mehr. In Anspielung auf die Affäre mit dem Lord und ihre Muse für den Künstler Sykes wurde THE SPIRIT OF ECSTASY von eingeweihten Freunden oft heimlich auch als "Ellie in her Nightie" bezeichnet, also "Ellie in ihrem Nachthemdchen"…
Auch ist überliefert, dass wohl Lady Cecil, Montagu's Ehefrau, längst mehr wusste, als sie vielleicht sollte. Oder wollte.
wie genau die Beziehung zwischen Lady Cecil und Eleanor Thornton nun war, muss spekuliert werden, jedoch sind Briefe erhalten, die davon zeugen, dass die beiden Frauen irgendwann in Kontakt kamen und der Ton liest sich eher wie von konspirativer Natur. Vermutlich wusste Lady Cecil schon sehr lange bescheid, hatte aber die bewundernswerte Größe, gewisse Dinge einfach zu "übersehen" und die Contenance zu wahren so lange die Affäre ihres Mannes nicht öffentlich wurde.

http://250kb.de/u/110204/p/8JLYcouMUE0A.png (http://250kb.de/F4SUbEK)

Doch soweit sollte es nicht mehr kommen, denn 1915, als der der Erste Weltkrieg Europa und viele seiner Kolonien fest im Griff hielt, wurde auch Lord Montagu in den Kriegsdienst seiner Majestät gestellt. Sein Einsatzort sollte die britische Kolonie Indien werden, wo er als Versorgungsoffizier eingesetzt werden sollte.
Da Eleanor nach wie vor unter dem Deckmantel der "persönlichen Assistentin" Seiner Lordschaft zur Seite stand, war es Montagu möglich, seine Geliebte mit auf die Reise in den Kriegsdienst zu nehmen und dies war der Zeitpunkt, von dem ein Brief Eleanor's an Lady Cecil erhalten ist.
Sie schreibt darin: "I think it will be best for me to make arrangements without telling Lord Montagu - so he cannot raise objections." Etwas später im selben Brief schriebt Eleanor: " It is kind of you to give your sanction to my going as far as Port Said. You will have the satisfaction of knowing that as far as human help can avail he will be looked after." Sinngemäß: "ich weiß Ihre Größe sehr zu schätzen. Haben Sie die Gewissheit, dass ich auf das Wohl Ihres Mannes auf das menschenmöglichste achten werde."

Findet Ihr, die Story wird jetzt gerade etwas langatmig? Eine gewisse "Länge"? Gar langweilig?

Wartet's ab, denn in der Geschichte von Rolls-Royce passiert viel, aber nichts, was das Prädikat "langweilig" verdienen könnte.

http://250kb.de/u/110204/j/WDuFyyyp2g3a.jpg (http://250kb.de/952DPsK)

An einem Samstag, den 18. Dezember 1915, bestiegen Urlauber, Soldaten, Geschäftsleute, Familien und Kinder einen der größten und luxurösesten Ozeandampfer jener Zeit: die SS Persia der Reederei P&O unter Commander William H. Selby-Hall. Zielhafen: Indien.
Mit an Bord stiegen Lord John Douglas-Scott Montagu, 2. Baron Montagu of Beaulieu, sowie dessen Geliebte Eleanor Velsaco Thornton; nicht wissend, dass die folgenden Tage ihre letzten gemeinsamen sein sollten.

Am 30. Dezember 1915 um 13.05 Uhr, noch auf der Hinreise nach Indien, wurde das Schiff auf der Höhe Gibraltars vom deutschen U-Boot U 38 beschossen und getroffen.
Der Torpedo trang tief in den Maschinenraum ein und verursachte eine heftige Explosion.
Zu diesem Zeitpunkt befanden sich 519 Passagiere und Besatzungsmitglieder an Bord.
Die Wucht des Einschlages war so enorm, dass das Schiff sich schnell dramatisch nach Backbord neigte und das Heck aus dem Wasser hob. Fünf Minuten später glitt der Ozeanriese langsam aber unaufhaltsam unter die Meeresoberfläche.
Die Katastrophe verlief so schnell, dass nicht einmal genügend Zeit blieb, alle Rettungsboote zu befüllen.
344 Menschen überlebten dieses Unglück nicht.
Unter den Vermissten: Lord Montagu. Und Eleanor Thornton.

"Ich hätte sie nie dieser Gefahr aussetzen dürfen", wird Lord Montagu wenige Tage später von seinem Krankenbett aus sagen. Und sein heute über 80jährige Sohn, der jetzige Lord Montagu, erzählt: "mein Vater war zerbrochen über Thorn's Tod."

Tatsächlich blieb Elenaor für immer vermisst. Ihre Leiche wurde nie gefunden. So wie die Leichen vieler andere der Opfer des Angriffes an jenem 30. Dezember.

Montagu selbst trieb Stunden um Stunden im aufgwühlten Wasser umher. In London wurde er bereits zu den Todesopfern gezählt, bis er schließlich, schwer verletzt und völlig entkräftet, von einem anderen Schiff geborgen und nach Malta gebracht wurde.
Alle seine Bemühungen auf der Suche nach seiner Geliebten blieben vergebens.
Eleanor war tot.

Aber bis heute lebt ihr Ebenbild fort: auf dem Kühler eines jeden einzelnen Rolls-Royce. Seit 1911.

Happy Birthday, Emily!

Happy Birthday, Spirit of Ecstasy!

Und jetzt kennt Ihr die wahre Geschichte. =)

http://250kb.de/u/110204/j/xcNMu5SNY38n.jpg (http://250kb.de/AOSp0wm)

Heute wird die berühmte Kühlerfigur übrigens von einer kleinen Firma in Southampton produziert.
Und zwar im Prinzip immer noch auf die selbe Art und Weise: nach der "Lost Wax Method".

Ich hoffe, der kleine Exkurs hat Euch ein wenig Freude gemacht, ich weiß - viel zu lesen, aber mir hat das Schreiben richtig Spaß gemacht! :dr:

siebensieben
04.02.2011, 23:08
Ich hoffe, der kleine Exkurs hat Euch ein wenig Freude gemacht, ich weiß - viel zu lesen, aber mir hat das Schreiben richtig Spaß gemacht! :dr:

Das kenne ich, bin auch gerade wieder dabei.;)

Danke für die vielen Infos und Bilder - ich kannte die Geschichte überhaupt nicht, also sehr lehrreich für mich! :top:

RAMichel
04.02.2011, 23:08
Spannende Geschichte. Danke für die Infos, viel gelernt....lost wax...eleanor....U38

retsyo
04.02.2011, 23:26
Ich arbeite übrigens NICHT für RR.... mich fasziniert die Geschichte einfach nur schon seit meiner Kindheit... =)

luftgekühlt
04.02.2011, 23:29
Herzlichen Dank für diesen schönen Bericht!

Ohja: dann Happy Birthday, Misses

Andreas

jagdriver
04.02.2011, 23:38
Danke für den ausführlichen Bericht!

Nur schade das RR nicht mehr richtig britisch ist.

Gruß
Robby

mephisto_4711
04.02.2011, 23:45
toller bericht....das lesen hat spass gemacht.
danke fuer die muehe

Frank

Hypophyse
04.02.2011, 23:47
Fesselnde Geschichte, vielen Dank für die Mühe! :verneig:

retsyo
05.02.2011, 00:41
Charles Rolls übrigens erlebte den Erfolg der Kühlerfigur nicht einmal im Ansatz.
Der Flugpionier starb bereits 1910 bei einem traurigen Rekord: er war der erste Engländer, der bei einem Flugzeugabsturz um's Leben kam.

Er hält aber noch einen anderen Rekord: er war der erste Mensch, der den Ärmelkanal in beide Richtungen überflog - und dies erfolgreich.

GG2801
05.02.2011, 01:06
Sehr sehr interessant - vielen Dank ! :gut:

Chamero
05.02.2011, 17:27
Schöner Artikel. Danke! :gut:

alicia
05.02.2011, 17:32
vielen Dank für Deine Mühe - wirklich sehr interessant :gut:

Muigaulwurf
05.02.2011, 17:42
Wow, wusste ich nicht und hätt ich so wohl auch nie nachgeschaut, danke :gut:

newharry
05.02.2011, 18:27
Danke für diese umfassende Arbeit :gut:

retsyo
06.02.2011, 00:47
Danke für die netten Rückmeldungen! :dr:

So, heute ist der 6.2.2011 - heute darf gratuliert werden! =)

KioCarolei
06.02.2011, 19:53
Superspannende Geschichte! Vielen Dank :dr:

sevenpoolz
07.02.2011, 12:03
leider eben erst entseckt - tolle geschichte - sehr interessant zu lesen -

danke fürs einstellen :gut:

und nachträglich HAPPY BIRTHDAY :dr:

Ingo.L
07.02.2011, 21:17
Schöne Story. Danke :dr:

paddy
08.02.2011, 12:19
:gut:

ReneS
08.02.2011, 12:38
Wow, tolle Story, danke für die Mühe!!