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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie verhält sich das Öl in unseren Uhren? Können moderne Öle wirklich noch verharzen?



wolke07
05.06.2011, 17:30
Hallo Rolex-Freunde,

leider habe ich zu meinem Thema noch nichts schlüssiges hier im Forum gefunden.

Es ist schon manchmal nicht einfach auf seine Fragen eine Antwort zu finden, vielleicht könnt Ihr mir mit eurem geballten Wissen meine Frage/n beantworten.

Können die speziell bei Rolex eingesetzten Öle noch verharzen? Oder ist es ehr ein Mythos?

Ist es nicht technisch möglich ein Öl zu entwickeln, welches nicht mehr in den Uhren gewechselt werden muss?

Auch habe ich vor ca. einem Jahr hier in Forum von einem Member gelesen, dass die Uhren-Öle auch gar nicht mehr verharzen sollen. Ständig aber höre ich bei den Uhrenhändlern unserer Republik „oh die Öle verharzen, daher müssen die Uhren alle fünf Jahre zur Revision und komplett zerlegt und geölt werden“.

Vielleicht von mir noch eine kleine Idee. Ich hatte vor einigen Tagen ein Gespräch mit einem LKW-Spediteur, dieser erzählte, selbst bei modernen LKW macht man heute keine Ölwechsel mehr. Es währe auch schlimm wenn die LKW‘s bei den enormen Fahrleistungen ständig in der Werkstatt stehen würden. Außerdem würde es viel zu hohe Kosten produzieren. Lediglich Filter werden wohl in den LKW eingesetzt um das Öl zu reinigen.

Ich freue mich auf eure zahlreichen und qualifizierten Antworten!

Euch noch einen schönen Sonntag!

Beste Grüße

wolke07

AcidUser
05.06.2011, 18:46
So viel ich weiss, verharzen die modernen, synthetischen Öle nicht mehr.

hartenfels
06.06.2011, 11:25
Ich habe schon diverse Uhrmacher mit derselben Frage beschäftigt. Die Antworten waren bisher immer recht einhellig: Moderne Uhrenöle verharzen in der Tat nicht mehr, aber sie verflüchtigen sich. Unter Verflüchtigen ist "verdunsten" und weglaufen zu verstehen. Moderne Uhrenöle sollen eine durchschnittliche "Standzeit" von rund 15 Jahren haben - dann sind sie definitiv weg (wenn sie nicht schon vorher aus den Lagern gelaufen sind). Man tut den Uhren, die man nicht regelmäßig trägt, dadurch Gutes, dass man sie etwa einmal im Monat aufzieht und in einer hängenden Lage (also nicht Ziffernblatt oben oder unten) laufen lässt. Durch die Drehbewegung der Zapfen und Wellen wird wohl das Öl wieder in die Lager gezogen, was dem "Verflüchtigen" entgegenwirkt.

Warum ist nun - trotz der rund 15 Jahre "Standzeit" - eine Revi schon nach etwa 7 Jahren erforderlich? Laut der von mir befragten Uhrmacher gilt diese Faustregel nur für Uhren, die viel getragen werden. Dann vermischt sich das Öl mit dem feinen Abrieb und wirkt schmirgelnd. Das sollte man bei teuren Uhren (oder solchen, für die es kaum mehr Ersatzteile gibt) möglichst nicht zu lange tolerieren. Uhren, die wenig getragen werden, kann man ruhig in größeren Intervallen in die Revi geben.

Wie oben schon geschrieben, sind das nicht meine Kenntnisse, sondern das Ergebnis vieler Uhrengespräche mit diversen Uhrmachern;)

Beste Grüße

Heiko

wolke07
06.06.2011, 21:59
Hallo Heiko,

danke für Deine tolle und qualifizierte Antwort! :gut:

Beste Grüße

Jens

Bert_Simpson
06.06.2011, 22:19
.
ein toller Beitrag, Heiko

absolut korrekt und sehr gut zu Papier gebracht; :verneig::verneig:

ergänzen möchte ich jedoch noch, dass da die 18.000/19.800A/h-Kaliber durch ihre gegenüber den 30xx/31xx-Kalibern etwas langsamere Gangart in Hinblick auf Verschleiß etwas im Vorteil sein dürften;

kurvenfeger
06.06.2011, 22:26
Heiko,

auch von mir ein dickes :gut: für Deinen Beitrag!

löwenzahn
07.06.2011, 10:43
Wenn Bert lobt, ist die Antwort von Heiko reif für die Classics. Auch Lob von mir. Sehr schön beschrieben. Danke.

LG

Michael

ehemaliges mitglied
08.06.2011, 21:26
Sogar ich hab's verstanden. :verneig:

Submax
09.06.2011, 10:08
Ich habe schon diverse Uhrmacher mit derselben Frage beschäftigt. Die Antworten waren bisher immer recht einhellig: Moderne Uhrenöle verharzen in der Tat nicht mehr, aber sie verflüchtigen sich. Unter Verflüchtigen ist "verdunsten" und weglaufen zu verstehen. Moderne Uhrenöle sollen eine durchschnittliche "Standzeit" von rund 15 Jahren haben - dann sind sie definitiv weg (wenn sie nicht schon vorher aus den Lagern gelaufen sind). Man tut den Uhren, die man nicht regelmäßig trägt, dadurch Gutes, dass man sie etwa einmal im Monat aufzieht und in einer hängenden Lage (also nicht Ziffernblatt oben oder unten) laufen lässt. Durch die Drehbewegung der Zapfen und Wellen wird wohl das Öl wieder in die Lager gezogen, was dem "Verflüchtigen" entgegenwirkt.

Warum ist nun - trotz der rund 15 Jahre "Standzeit" - eine Revi schon nach etwa 7 Jahren erforderlich? Laut der von mir befragten Uhrmacher gilt diese Faustregel nur für Uhren, die viel getragen werden. Dann vermischt sich das Öl mit dem feinen Abrieb und wirkt schmirgelnd. Das sollte man bei teuren Uhren (oder solchen, für die es kaum mehr Ersatzteile gibt) möglichst nicht zu lange tolerieren. Uhren, die wenig getragen werden, kann man ruhig in größeren Intervallen in die Revi geben.

Wie oben schon geschrieben, sind das nicht meine Kenntnisse, sondern das Ergebnis vieler Uhrengespräche mit diversen Uhrmachern;)

Beste Grüße

Heiko

Ähnliches hat mir auch mein Konzi erzählt.An Uhren die fast immer nur im Safe liegen,also gesammelt werden,würde er keine Revi machen lassen.Selbst wenn eine von Nöten wäre,machts keinen Sinn.
Eine Uhr die liegt verschleisst auch nicht.

Geraldpeter
09.06.2011, 10:15
Moin,

sorry, wenns ein wenig OT wird, aber der Part mit den LKW, bei denen kein Ölwechsel gemacht wird, kommt mir schon sehr seltsam vor. Hab ich auch anders gehört.

Liebe Grüße

G.

Darkdriver
09.06.2011, 16:33
Habe verstanden.:gut:

Danke für die ausführliche Erklärung.

Somchai
10.06.2011, 07:33
super heiko - viele interessante und hilfreiche details!! :top:

danke duško