Bildverarbeiter
18.09.2011, 13:49
Hallo zusammen,
Falls noch nicht gelesen, empfehle ich zum besseren Verständnis der folgenden Zeilen meinen kurzen Vorstellungsthread (http://www.r-l-x.de/forum/showthread.php?110963-Man-man-man-das-hat-ja-gedauert-...), zumindest den Anfang.
Aber nun back to Topic. Am Freitagabend bin ich wie üblich Heim von der Arbeit, diesmal sogar geradelt. Dieser Umstand wirkt sich bei mir immer so aus, dass Schweißbäche ausbrechen, wenn ich das das erste Kaltgetränk aus dem Kühlschrank meinem ‚ausgemergeltem‘ Körper zuführe – so auch diesmal. Ein kurzer Blick aus das private Handy – wie die letzten beiden Nachmittage ein Anruf von ‚Anonym‘, allerdings hat diesmal tatsächlich jemand auf die Mailbox gesprochen. Das Abhören hat mein Atem stocken lassen:
„Guten Tag, Herr M., hier spricht Juwelier Kühn, Freiburg. Ich wollte Ihnen nur mitteilen, wir haben heute eine Rolex Daytona mit weißem Blatt herein bekommen. Den Zwischenverkauf behalten wir uns vor. Vielen Dank, auf Wiederhören!“
Lauter Aufschrei meinerseits – Ulrike guckte mich irritiert an. Der von mir gestartete Erklärungsversuch hatte nicht den gewünschten Effekt, den die zusammenhanglos aus meinem Mund quellenden Worte sorgten für noch mehr Ratlosigkeit auf der anderen Seite. Ich schaute auf die Uhr: Anruf war gegen 17:00 – jetzt war es kurz vor 19:00. Ich gab Ulrike einen Kuss auf die Stirn, sagte ein paar beruhigende Worte und rannte aus der Haustür; und während ich die Treppe runterstürmte, zock ich mir meine Schuhe an. Ich flitze zu Kühn, der Gott-Sei-Dank nur ein paar Meter weiter entfernt gelegen ist, aber das Rollo der Eingangtür war schon verschlossen. Ein Blick in das Schaufenster und da war sie: Eine weiße Daytona, ausgepreist zum aktuellen LP. Ich drückte meine Nase am Schaufenster platt, um ihr so nah wie möglich zu sein. So nah, aber doch unerreichbar. Da stand ich nun, immer noch völlig verschwitzt, die Haare wild und kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
Enttäuscht nach Hause, auf dem Weg die ersten Ängste: Wie viele Leute hat er wohl angerufen? Hat vielleicht schon jemand zugesagt? Sollte ich heute Nacht vor dem Geschäft zelten, damit ich auch tatsächlich der erste bin – um 10 machen die ja schon auf?
Wir haben am Abend noch Besuch von einer Freundin gehabt und haben ein wenig Mad Men 2. Staffel gucken. Viel hab ich nicht mitbekommen, in meinem Kopf hallte die ganze Zeit nur der letzte Satz von der Mailbox nach: „Den Zwischenverkauf behalten wir uns vor.“. Nachdem unsere Freundin dann gegangen ist, habe ich mit Ulrike noch mal alles in besprochen und sie hat mich ein wenig beruhigt..
Abends dann im Bett lag ich noch stundenlang wach. Kopfkino auf allen Kanälen. Unglaublich – sollte es jetzt tatsächlich an dem langen Arbeitstag gelegen haben, dass ich wieder keine Daytona bekomme? Erst vor einem Monat, zu meinem Geburtstag wollte ich mir eine über Chronos24 von Privat holen. Aufgrund der bevorstehenden Preiserhöhung hat es sich der Verkäufer aber kurz vorher nochmal anders überlegt – und dann gingen die Preise gefühlt ALLER Daytonas nach oben. Das hat mich so geärgert, das ich mir gesagt hab: „Macht doch Euren Zirkus alleine – ich werde schon meine Daytona irgendwann bekommen“. Irgendwann ja, aber vielleicht hab ich gerade meine Chance verpasst. Und vielleicht nur, weil ich noch ein paar Mails vor dem Wochenende fertig machen wollte – halt eben noch eine Zusammenfassung rumschicken. Sonst wäre ich doch noch vor Ladenschluss zuhause gewesen und alles wäre gut geworden. Nun lieg ich hier mit der Ungewissheit. Bekomme ich sie – oder nicht!?
Das letzte Mal gegen 2:00 auf die Uhr geschaut, dann bin ich wohl eingeschlafen. Habe mir vorher den Wecker auf 8:45 gestellt, damit ich gegen 10:00 pünktlich bei dem Konzi bin und ja nicht verschlafe. Unnötig - ich bin vor dem Wecker gegen 5 wachgeworden und hab die ganze Zeit aus dem Fenster geschaut und beobachtet, wie langsam doch so ein Tag anfängt. Oh man, warum macht man denn seinen Laden erst um 10 Uhr auf? Parallel an zig Fragen gegrübelt. Gestern war ja Fussball bei uns in Freiburg, da haben bestimmt viele die Uhr zufällig gesehen? Ist es besser, wenn ich schon ab 9 vor dem Laden warte? Ich habe uns irgendwann lecker Frühstück gemacht, war aber so neben der Spur, dass ich es wahrscheinlich auch nicht gemerkt hätte, wenn ich mir den Spontex-Schwamm anstelle eines Toasts beschmiert hätte.
Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie langsam Zeit verstreichen kann! Als wir dann gegen 9:30 aus dem Haus sind, um etwas Bargeld aus dem Automat zu pressen, habe ich kaum noch die anderen Leute wahr genommen, ich war voll auf nur eine Sache mit drei Totalisatoren fokussiert. Gegen 9:55 waren wir beim Konz und kein anderer Stand vor der Tür – Immerhin! Auch die letzten Minuten bis sich endlich das schwere Rollo wie in Zeitlupe öffnete vergingen quälend langsam. Geduldig wartete ich noch, bis der Aufsteller vor dem Laden platziert wurde, um aber dann gleich zur Sache zu kommen: „Guten Tag, meine Name ist M., ich wurde angerufen, das eine weiße Daytona für mich zum Abholen bereit liegt“ um auch ja keinen Zweifel an meiner Entschlossenheit aufkommen zu lassen, das ich diesen Laden nicht ohne 116520 verlassen würde. „Oh, einen kleinen Moment bitte“, und die Dame ging nach hinten. Mein Herz hörte auf zu schlagen – in diesem Moment hätte man einen Federsteg auf den Ladenteppich fallen hören können.
Sie kam mit einem Lächeln wieder, nickte, ging zum Fenster und kam dann mit der Daytona wieder:
http://www.larsmetz.de/pics/daytona.jpg
In diesem Moment war die Anspannung der letzten Stunden auf einem Schlag vergessen. Die Verkäuferin sagte noch, dass diese Momente in Ihrem Beruf auch für sie besonders sind, die Käufer so glücklich zu sehen. Nach Bezahlung wieder zuhause angekommen fiel ich dann in einen Schlaf, so tief und fest. Es fühlte sich, als ob man nach einer langen Reise endlich angekommen ist…
Vielen Dank an Ulrike, für ihre endlose Geduld und immenses Verständnis. Und auch an Herrn Kühn und das nette Personal dort! :gut:
Falls noch nicht gelesen, empfehle ich zum besseren Verständnis der folgenden Zeilen meinen kurzen Vorstellungsthread (http://www.r-l-x.de/forum/showthread.php?110963-Man-man-man-das-hat-ja-gedauert-...), zumindest den Anfang.
Aber nun back to Topic. Am Freitagabend bin ich wie üblich Heim von der Arbeit, diesmal sogar geradelt. Dieser Umstand wirkt sich bei mir immer so aus, dass Schweißbäche ausbrechen, wenn ich das das erste Kaltgetränk aus dem Kühlschrank meinem ‚ausgemergeltem‘ Körper zuführe – so auch diesmal. Ein kurzer Blick aus das private Handy – wie die letzten beiden Nachmittage ein Anruf von ‚Anonym‘, allerdings hat diesmal tatsächlich jemand auf die Mailbox gesprochen. Das Abhören hat mein Atem stocken lassen:
„Guten Tag, Herr M., hier spricht Juwelier Kühn, Freiburg. Ich wollte Ihnen nur mitteilen, wir haben heute eine Rolex Daytona mit weißem Blatt herein bekommen. Den Zwischenverkauf behalten wir uns vor. Vielen Dank, auf Wiederhören!“
Lauter Aufschrei meinerseits – Ulrike guckte mich irritiert an. Der von mir gestartete Erklärungsversuch hatte nicht den gewünschten Effekt, den die zusammenhanglos aus meinem Mund quellenden Worte sorgten für noch mehr Ratlosigkeit auf der anderen Seite. Ich schaute auf die Uhr: Anruf war gegen 17:00 – jetzt war es kurz vor 19:00. Ich gab Ulrike einen Kuss auf die Stirn, sagte ein paar beruhigende Worte und rannte aus der Haustür; und während ich die Treppe runterstürmte, zock ich mir meine Schuhe an. Ich flitze zu Kühn, der Gott-Sei-Dank nur ein paar Meter weiter entfernt gelegen ist, aber das Rollo der Eingangtür war schon verschlossen. Ein Blick in das Schaufenster und da war sie: Eine weiße Daytona, ausgepreist zum aktuellen LP. Ich drückte meine Nase am Schaufenster platt, um ihr so nah wie möglich zu sein. So nah, aber doch unerreichbar. Da stand ich nun, immer noch völlig verschwitzt, die Haare wild und kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
Enttäuscht nach Hause, auf dem Weg die ersten Ängste: Wie viele Leute hat er wohl angerufen? Hat vielleicht schon jemand zugesagt? Sollte ich heute Nacht vor dem Geschäft zelten, damit ich auch tatsächlich der erste bin – um 10 machen die ja schon auf?
Wir haben am Abend noch Besuch von einer Freundin gehabt und haben ein wenig Mad Men 2. Staffel gucken. Viel hab ich nicht mitbekommen, in meinem Kopf hallte die ganze Zeit nur der letzte Satz von der Mailbox nach: „Den Zwischenverkauf behalten wir uns vor.“. Nachdem unsere Freundin dann gegangen ist, habe ich mit Ulrike noch mal alles in besprochen und sie hat mich ein wenig beruhigt..
Abends dann im Bett lag ich noch stundenlang wach. Kopfkino auf allen Kanälen. Unglaublich – sollte es jetzt tatsächlich an dem langen Arbeitstag gelegen haben, dass ich wieder keine Daytona bekomme? Erst vor einem Monat, zu meinem Geburtstag wollte ich mir eine über Chronos24 von Privat holen. Aufgrund der bevorstehenden Preiserhöhung hat es sich der Verkäufer aber kurz vorher nochmal anders überlegt – und dann gingen die Preise gefühlt ALLER Daytonas nach oben. Das hat mich so geärgert, das ich mir gesagt hab: „Macht doch Euren Zirkus alleine – ich werde schon meine Daytona irgendwann bekommen“. Irgendwann ja, aber vielleicht hab ich gerade meine Chance verpasst. Und vielleicht nur, weil ich noch ein paar Mails vor dem Wochenende fertig machen wollte – halt eben noch eine Zusammenfassung rumschicken. Sonst wäre ich doch noch vor Ladenschluss zuhause gewesen und alles wäre gut geworden. Nun lieg ich hier mit der Ungewissheit. Bekomme ich sie – oder nicht!?
Das letzte Mal gegen 2:00 auf die Uhr geschaut, dann bin ich wohl eingeschlafen. Habe mir vorher den Wecker auf 8:45 gestellt, damit ich gegen 10:00 pünktlich bei dem Konzi bin und ja nicht verschlafe. Unnötig - ich bin vor dem Wecker gegen 5 wachgeworden und hab die ganze Zeit aus dem Fenster geschaut und beobachtet, wie langsam doch so ein Tag anfängt. Oh man, warum macht man denn seinen Laden erst um 10 Uhr auf? Parallel an zig Fragen gegrübelt. Gestern war ja Fussball bei uns in Freiburg, da haben bestimmt viele die Uhr zufällig gesehen? Ist es besser, wenn ich schon ab 9 vor dem Laden warte? Ich habe uns irgendwann lecker Frühstück gemacht, war aber so neben der Spur, dass ich es wahrscheinlich auch nicht gemerkt hätte, wenn ich mir den Spontex-Schwamm anstelle eines Toasts beschmiert hätte.
Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie langsam Zeit verstreichen kann! Als wir dann gegen 9:30 aus dem Haus sind, um etwas Bargeld aus dem Automat zu pressen, habe ich kaum noch die anderen Leute wahr genommen, ich war voll auf nur eine Sache mit drei Totalisatoren fokussiert. Gegen 9:55 waren wir beim Konz und kein anderer Stand vor der Tür – Immerhin! Auch die letzten Minuten bis sich endlich das schwere Rollo wie in Zeitlupe öffnete vergingen quälend langsam. Geduldig wartete ich noch, bis der Aufsteller vor dem Laden platziert wurde, um aber dann gleich zur Sache zu kommen: „Guten Tag, meine Name ist M., ich wurde angerufen, das eine weiße Daytona für mich zum Abholen bereit liegt“ um auch ja keinen Zweifel an meiner Entschlossenheit aufkommen zu lassen, das ich diesen Laden nicht ohne 116520 verlassen würde. „Oh, einen kleinen Moment bitte“, und die Dame ging nach hinten. Mein Herz hörte auf zu schlagen – in diesem Moment hätte man einen Federsteg auf den Ladenteppich fallen hören können.
Sie kam mit einem Lächeln wieder, nickte, ging zum Fenster und kam dann mit der Daytona wieder:
http://www.larsmetz.de/pics/daytona.jpg
In diesem Moment war die Anspannung der letzten Stunden auf einem Schlag vergessen. Die Verkäuferin sagte noch, dass diese Momente in Ihrem Beruf auch für sie besonders sind, die Käufer so glücklich zu sehen. Nach Bezahlung wieder zuhause angekommen fiel ich dann in einen Schlaf, so tief und fest. Es fühlte sich, als ob man nach einer langen Reise endlich angekommen ist…
Vielen Dank an Ulrike, für ihre endlose Geduld und immenses Verständnis. Und auch an Herrn Kühn und das nette Personal dort! :gut: