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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kurze Anmerkungen zum Kaliber Beta 21



Prof. Rolex
22.03.2005, 09:53
Liebes Rolex-Forum,
in den letzten Tagen wurde mehrfach über das Kaliber Beta 21 der Rolex Ref. 5100 diskutiert und ich möchte daher gerne einige Unklarheiten beseitigen. Zufälligerweise trage ich heute übrigens meine Omega Constellation mit Beta 21 Kaliber. Leider habe ich momentan wenig Zeit, daher nur einige kurze Bemerkungen:

Der Quartz des Beta 21 schwingt mit einer Frequenz von nur 2 hoch 13 = 8192 Hz (heutzutage üblich: 2 hoch 15 = 32768 Hz). Aufgrund des hohen Stromverbrauches der damaligen Schaltungen sind allerdings nicht 13 sondern nur 5 elektronische Teilerstufen auf 256 Hz möglich gewesen, um eine Batterielebensdauer von ca. 12 Monaten zu erzielen. Es wird daher aufgrund der fehlenden restlichen 8 Teilerstufen ein Schwingmotor mit einer Frequenz von 256 Hz verwendet, der dann über ein Zahnrad mit 256 Teilungen und ein Klinkensystem das Räderwerk antreibt. Aus diesem Grund läuft der Sekundenzeiger kontinuierlich und das Werk summt mit einer Frequenz von 256 Hz. Vielleicht wird daher oft behauptet das Werk sei ein Stimmgabelkaliber, was aber nicht der Fall ist. Das Beta 21 ist übrigens kein rundes, sondern ein rechteckiges Werk, daher die seltsamen Bauformen der Uhren.

Zusammenfassend gilt:
Die Uhren mit Kaliber Beta 21 sind definitiv Quartzuhren. Das Beta 21 ist kein Stimmgabelkaliber.

Das Beta 21 wurde in einer Arbeitsgemeinschft (C.E.H.) Ende der 60er Jahre entwickelt und daher nicht nur von Rolex und Omega, sondern auch z.B. von Patek Philippe, IWC, Jaeger etc. verwendet. Das Kaliber war ein technologisches Meisterwerk, aber ein kommerzielles Desaster. Bei Gelegenheit werde ich einen ausführlicheren Beitrag (auch mit Fotos) zum Beta 21 Kaliber schreiben und die interessanten Hintergründe und die genaue Funktionsweise dieses Werkes näher erläutern.

Viele Grüße
Matthias

ehemaliges mitglied
22.03.2005, 09:57
Schön, das Thema war ja die letzten Tage öfters Thema und so langsam erfahre ich alles, was ich wissen wollte. Vielen Dank für diese Ausführung! :))

dibi
22.03.2005, 10:52
Vielen Dank Matthias :)
Hört man den Schwingmotor?

Gruß
Dirk

THX_Ultra
22.03.2005, 11:03
Super besten Dank für die Ausführungen - bin ja schon auf die Langversion gespannt ;)

Dirk, den Motor hört man offensichtlich anhand des Summens


Original von Prof. Rolex
Aus diesem Grund läuft der Sekundenzeiger kontinuierlich und das Werk summt mit einer Frequenz von 256 Hz.

dibi
22.03.2005, 11:10
Ich habe eine GP mit Beta 21, da ist mir das Summen noch nie aufgefallen. Ich werde sie heute Nacht mal mit ins Bett nehmen :)

Gruß
Dirk

Prof. Rolex
22.03.2005, 11:36
Original von dibi
Hört man den Schwingmotor?


Bei meiner Omega Beta 21 (genaue Typenbezeichnung: Constellation Electroquartz f 8192 Hz) ist das Summen des Schwingmotors eindeutig zu hören. Bedingt durch die Frequenz von 256 Hz ist es von der Tonlage etwas tiefer als das Summen meiner Omega Speedsonic mit Stimmgabelkaliber und einer Frequenz von 300 Hz. Die unterschiedliche Tonlage fällt aber fast nur im direkten Vergleich der beiden Uhren auf.

Gruß
Matthias

ehemaliges mitglied1
22.03.2005, 12:02
Bitte um noch mehr Info, Beta 21 ist schlieslich ein Meilenstein, aber das Werk ist riesig, und die 5900 deshalb nicht unbedingt schön.

inversator
22.03.2005, 13:33
Original von 18K/750
Bitte um noch mehr Info, Beta 21 ist schlieslich ein Meilenstein, aber das Werk ist riesig, und die 5900 deshalb nicht unbedingt schön.

http://www.r-l-x.de/wbb2/thread.php?threadid=6616&sid=&hilight=beta+21

Gruß
Holger

ehemaliges mitglied
22.03.2005, 18:27
Original von Prof. Rolex
, der dann über ein Zahnrad mit 256 Teilungen und ein Klinkensystem das Räderwerk antreibt.


...eben eine typische stimmgabeluhr ;-)

PCS
22.03.2005, 22:11
Original von Prof. Rolex
Bei Gelegenheit werde ich einen ausführlicheren Beitrag (auch mit Fotos) zum Beta 21 Kaliber schreiben und die interessanten Hintergründe und die genaue Funktionsweise dieses Werkes näher erläutern.


Matthias,
seitdem mich diese Uhr letzten Sonntag in ihren Bann gezogen hat, kann
ich Deinen ausführlichen Bericht kaum mehr erwarten!

Bochum2
22.03.2005, 22:23
moin, ich habe bei mir noch das Buch vom inversator über die elektronischen Uhren, darin ist auch was über Kaliber 21 sowie die Vorgänger-Ansätze (zu den Vorgängern sehr ausführlich, ca 12-14 Seiten)

ich hoffe ich schaffe es morgen, zu scannen :))

inversator
22.03.2005, 23:07
Original von Grenat

Original von Prof. Rolex
, der dann über ein Zahnrad mit 256 Teilungen und ein Klinkensystem das Räderwerk antreibt.


...eben eine typische stimmgabeluhr ;-)

Eben nicht!
Ein sonorer Resonator wie bei einer Stimmgabeluhr. Aber doch keine Stimmgabel.
Gruß
Holger

ehemaliges mitglied
23.03.2005, 06:28
...wenn du meinst :)

ehemaliges mitglied
23.03.2005, 12:55
Die Kraftquelle des Kalibers Beta21 besteht aus einer Batterie mit einer äusserst konstanten Spannung. Ein erster Schaltkreis überträgt diese auf ein Quarzstäbchen, das auf Grund des piezoelektrischen Effekts des Quarzkristalls in Schwingung gerät. Diese äusserst genaue und regelmässige Schwingung (8192Hz) dient als Vergleichsfrequenz zur Zeitmessung.

Mittels eines Frequenzteilerkreises wird sie elektronisch auf 256Hz reduziert und erlaubt es sodann, über einen weiteren Schaltkreis einen elektromagnetischen Resonanzmotor zu steuern.

Der Schwing-, der Frequenzteiler- und der Steuerschaltkreis sind in einem einzigen integrierten Schaltkreis vereint, der mehere Dutzend Transistoren, Dioden, Widerstände und Kondensatoren umfasst.

Das Gesperre besteht aus einer Antriebsklinke, die fest auf der vibrierenden Klinge des Resonanzmotors sitzt, einer Sperrklinke, die mit einer verstellbaren Trägerplatte gekoppelt ist, und einem Sperrad, das pro Sekunde eine Umdrehung vollzieht und über das Räderwerk Zeiger und springendes Datum antreibt.


hmmm...für mich eindeutig eine Stimmgabel uhr :)

Sushi
23.03.2005, 19:38
wieder mal sehr interessante Details, vielen Dank Matthias, freue mich schon auf weitere Berichte

Bochum2
24.03.2005, 08:30
Hallo Leute,

so, die ersten zwei Seiten habe zum Beta 21 habe ich geschafft.
Sie stammen aus dem Buch vom Holger/Inversator, was er mir netterweise geliehen hat:

Schmidlin, Franz (1970). Elektrische und elektronische Armbanduhren (Bd.1). Lausanne: Bibliothek des Schweizer Uhren und Schmuck Journal.

In diesem Band werden die Uhren in folgenden kapiteln behandelt:

Kap. 3 - Elektrodynamische Systeme (z.B. Hamilton electric)
...
Kap 4 - Stimmgabelschwinger (z.B. Bulova Accutron)

Kap. 5 - Quarz-Armbanduhren (z.B. Beta1,2; Beta 21, Hamilton Pulsar)

Die ca. 12-14 Seiten zum Beta 1-2 will ich noch scannen, dort können alle Details nachgelesen werden. :]

http://img.photobucket.com/albums/v323/bochum2/ic1.jpg
http://img.photobucket.com/albums/v323/bochum2/ic2.jpg

ehemaliges mitglied
24.03.2005, 12:51
...ein vergleich zwischen beta21 und einer acutron wäre mal nicht schlecht :D will den unterschied ja mal kennenlernen...sonst behaupte ich noch länger, dass die beta21 eine stimmgabeluhr ist ;)

Bochum2
24.03.2005, 18:07
Original von Grenat
...ein vergleich zwischen beta21 und einer acutron wäre mal nicht schlecht :D will den unterschied ja mal kennenlernen...sonst behaupte ich noch länger, dass die beta21 eine stimmgabeluhr ist ;)

na ja, das ist im Prinzip ganz einfach: Bei den Quartzuhren ist der Schwingquartz der Frequenzgeber. Die Stimmgabeluhr hat keinen Quartz, sondern die Frequenz wird elekrisch reguliert.

ich versuche schon seit einer halben Stunde, einen Scan dazu zur Acutron einzufügen, aber mein Sch.. PC kann auf die Laufwerke nicht zugreifen. Der Scan ist auf der Platte, aber ich kann nicht darauf zugreifen. So ein Mist mit den PCs. Also später.... :(


PS: So, hier isser:
http://img.photobucket.com/albums/v323/bochum2/ic3.jpg

Prof. Rolex
29.03.2005, 09:48
Liebes Rolex-Forum,
zunächst vielen Dank an Bochum2 für die Scans aus dem Buch von Schmidlin zur Funktionsweise des Kalibers Beta 21. Ergänzend möchte ich noch die Scans des Booklets zur Omega Electroquartz zeigen:

http://img.photobucket.com/albums/v463/MatthiasRBO/watches/f8192-1prot.jpg

http://img.photobucket.com/albums/v463/MatthiasRBO/watches/f8192-2prot.jpg

http://img.photobucket.com/albums/v463/MatthiasRBO/watches/f8192-3prot.jpg

http://img.photobucket.com/albums/v463/MatthiasRBO/watches/f8192-4prot.jpg

Nachfolgend noch ein Bild meiner Omega:

http://img.photobucket.com/albums/v463/MatthiasRBO/watches/OmegaBeta21-1.jpg

Die meisten Omega Beta 21 Uhren verfügen über ein längliches, rechteckiges Zifferblatt mit pultförmigem, rechteckigem Gehäuse und links (!) angeordneter Krone. Meine Omega fällt daher mit dem runden Zifferblatt und der rechts angeordneten Krone etwas aus dem Rahmen. Das Gehäuse und der mit vier Schrauben befestigte Gehäusedeckel ist trotz des runden Zifferblattes rechteckig (aber nicht pultförmig) und damit dem Werk angepaßt, wie auf dem folgenden Bild zu sehen ist:

http://img.photobucket.com/albums/v463/MatthiasRBO/watches/OmegaBeta21-2.jpg

Das Gehäuse der Rolex Ref. 5100 sieht übrigens sehr ähnlich aus und verfügt ebenfalls über ein rundes Zifferblatt, ein rechteckiges Gehäuse und einen rechteckigen Gehäuseboden.

Das Datum des Beta 21 wechselt wie bei modernen Rolex-Kalibern schlagartig um Mitternacht. Die Datumschnellverstellung des Kalibers ist übrigens sehr ungewöhnlich: Die Krone muß mit dem Daumen hereingedrückt werden und dann bei gedrückter (!) Krone vorwärts und rückwärts gedreht werden. Das Datum wechselt dann ohne Beeinflußung der Zeitanzeige.

Inwiefern die Datumschnellverstellung bei der Rolex Ref. 5100 in Verbindung mit einer verschraubten Krone realisiert wurde, ist mir leider nicht bekannt. Ich gehe im Moment davon aus, daß die Ref. 5100 aufgrund des rechteckigen Gehäusebodens und der Kronenproblematik keine „Oyster“ ist und nicht über eine verschraubte Krone verfügt. Vielleicht weiß jemand von Euch mehr?

Viele Grüße
Matthias

Bochum2
29.03.2005, 23:07
Anbei auch noch einmal ein Verweis auf meinen Beitrag von neulich zur Funktionsweise der Oysterquartz-Modelle:

Wie eine Oysterquartz funktioniert - viele Pics (http://www.r-l-x.de/wbb2/thread.php?threadid=8663&hilight=oysterquartz)

Damit dürfte ganz deutlich geworden sein, insgesamt, dass es sich weder bei der Ref. 5100 noch bei den Oystequartz-Ref. um Stimmgabel-Uhren handelt.