Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : PVD-Beschichtungen - wie unempfindlich sind die eigentlich wirklich?
Donluigi
13.11.2012, 15:18
Man sieht sie ja mittlerweile ziemlich oft: PVD- oder DLC-Beschichtungen an Uhren. Männlich-markant, sehr lässig und unzerstörbar.
Erstes und zweiteres liegt im Auge des Betrachters, die Unzerstörbarkeit wollte ich mal überprüfen. Im Rahmen einer Testreihe mit geschwärzten Ringen - Grundlage für eine mögliche neue Schmuckkollektion - habe ich den Praxistest gewagt.
Und was kann ich sagen: das Material ist - zumindest für unsere Ansprüche - durchgefallen. Für unsere Zwecke leider nicht geeignet, da schon mit Gegenständen aus Edelstahl oder Glas bei alltäglichen Belastungsszenarien sichtbare Kratzer ins Material reingehauen werden können.
Grundsätzliches: eine PVD-Beschichtung ist nicht zu vergleichen mit einer galvanischen Beschichtung, sondern eher mit einer Lackierung oder einer Pulverbeschichtung - letzteres ist es ja auch. Der Träger muß also nicht aus Metall sein, prinzipiell kann man wohl alles beschichten. Vergleichbar mit einer Lackschicht ist dann auch das "look and feel" der Beschichtung. Anders als eine galvanische Beschichtung, die ja ebenfalls metallisch ist, wirkt die Beschichtung haptisch wärmer als Metall, eher wie ein Kunststoff.
Die Beschichtung an sich ist recht robust: normaler Abrieb perlt daran ab, da ist die Beschichtung zweifellos robuster als Lack. Bis zu einem gewissen Druck kann man auch mit Metall- oder Glasteilen darüber weggehen und die Beschichtung bleibt unbeeindruckt. Die Sache wird anders, wenn die Gewalteinwirkung direkter wird. Simuliert habe ich etwa den harten Kontakt mit Metall (etwa Schlüssel oder Werkzeug), mit einer Glaskante (Scherbe, Glastisch) und den Abrieb mit Baumaterialien wie etwa Rauhputz. So kann man etwa mit einem Nagel schon Spuren hinterlassen, wenn man ihn mit dem Druck, den man etwa bei der Benutzung eines Kugleschreibers aufbringen muß, über die Oberfläche gleiten läßt. Das Grundmaterial kommt sofort schön zur Geltung! Auch der Ansatz einer Zange etwa benötigt nur wenig Druck, um Spuren zu hinterlassen. Eine beschichtete Uhr wird man also nur mit Spezialwerkzeug öffnen können.
Überascht hat mich auch, daß der Abrieb mit Scotch-Britt sofort Spuren hinterlassen hat. Sicherlich ist Scotch kräftiger als normale Poliertücher, dennoch war ich mir sicher, daß die PVD-Oberfläche hier mehr abkönnen müßte. Aber nein: schon leichter Druck genügt, um das Grundmetall zutage zu fördern. Hierzu muß man wissen, daß auch herkömmliche Politurpasten und -tücher abrasive Stoffe beinhalten, die hier eventuell die Oberfläche beeinträchtigen können.
Mein Fazit: in dem Moment, wenn eine Belastung auf den beschichteten Gegenstand einwirkt, die auch dazu geeignet wäre, den unbeschichteten Gegenstand zu verformen oder tiefergehend zu verändern, wird auch die Beschichtung in Mitleidenschaft gezogen. Die Komponenten der Beschichtung sind zwar hart, die Beschichtung an sich ist aber mit einer Beflockung zu vergleichen und nicht mit einer gewobenen Decke. Vergleichen könnte man das etwa mit einer kugelsicheren Weste. Diese ist in sich gewoben, die Kugel dringt nicht durch die Beschichtung durch. Aber die Beschichtung ist eben nicht verwoben, sondern nur beflockt. Ab einer gewissen Belastung reisst der Gegner die Beflockung einfach mit, die Schicht reißt dann auf, eben wie eine Lackschicht, wenn auch eine ziemlich robuste.
Vielleicht ist der Hinweis für den einen oder anderen, der meint, mit der PVD-Beschichtung den Königsweg gegen Unzerstörbarkeit gefunden zu haben, ganz interessant. Wichtig auch: die Beschichtung ist zwar dünn, aber schon dicker als etwa eine galvanische Beschichtung. Was das für Maßtoleranzen, Spiel und Dichte bei einer evtl. nötigen Nachbeschichtung, die prinzipiell möglich ist, bedeutet, kann sich jeder selbst ausrechnen.
Und deswegen ist sie für uns auch durchgefallen. Die Beschichtung sieht super aus und ist zweifellos robuster als eine rein metallene Oberfläche. Und auch die Vintage-Haptik, die entsteht, wenn sie sich ein wenig abnutzt, ist nicht uncool. Aber wenn ein Kunde wünscht, den Gegenstand wieder in den optischen Neuzustand zu versetzen, wirds ganz schwierig, wenn nicht gar unmöglich, wenn man Ansprüche an Toleranzen, Spiel und Paßgenauigkeit hat.
Schönen Dank für diese Ausführungen von einem Praktiker.:gut:
Jetzt weiß ich auf jeden Fall, dass für mich eine, wie auch immer, beschichtete Uhr nicht in Frage.
...
Mein Fazit: in dem Moment, wenn eine Belastung auf den beschichteten Gegenstand einwirkt, die auch dazu geeignet wäre, den unbeschichteten Gegenstand zu verformen oder tiefergehend zu verändern, wird auch die Beschichtung in Mitleidenschaft gezogen. ...
Aus diesem Grund ist z.B. die Firma Sinn dazu übergegangen die schwarze PVD Beschichtung nur noch auf Gehäuse aufzutragen, die im Rahmen der hauseigenen Tegimentierung (Oberflächenhärtung ähnlich dem Aufkohlen) extra gehärtet wurden.
Danke Tobias für die interessanten Ergebnisse.
Geahnt hab' ich es immer. Bei Beschichtungen gleich welcher Art ist die Frage (soweit mir bekannt) wohl nie ,ob sie sich abnutzt sondern immer nur, wann. Gilt leider sogar für rhodiniertes Weißgold, wenn man unsachgemäß genug damit umgeht.
Also am besten immer reines Material außen wie innen.
Oliver
Koenig Kurt
13.11.2012, 17:43
Hochinteressant! Vielen Dank dafür,
sagt der Kurt
Hochinteressant. Und war das jetzt PVD oder DLC? Das sind doch zwei verschiedene Sachen, oder?
kurvenfeger
13.11.2012, 18:00
Wow, das ist echt spannend! 8o
Besten Dank dafür!
PVD Beschichtungen halten den hohen Anforderungen im Automobilbau auch nicht überall stand. Wo viel gekratzt wird oder herumgetrieben - da fällt PVD bei den Abriebstests meist durch. Bei normal beanspruchten Bauteilen ist PVD-Beschichtung schon recht gut und haltbar.
Für Ringe, wo andere Ringe dran schrabbeln können, Schlüssel etc mit in Kontakt kommen etc. würde ich nach meiner Erfahrung auch eher von abraten.
Die Haptik ist auch anders als Metall, das kühle Empfinden beim Anpacken hat man nicht bei PVD. Schaut aber trotzdem oft richtig gut aus.
Wie gesagt, es kommt auf den Einsatzzweck an. Unkritisch ist das Verfahren aber nicht, aber auch nicht überall abzulehnen. Ist eher was fürs Aussehen, als zum Benutzen, also für Dekorsachen gut geeignet.
Donluigi
13.11.2012, 18:41
Hochinteressant. Und war das jetzt PVD oder DLC? Das sind doch zwei verschiedene Sachen, oder?
Nö, zww. ja. DLC heißt Diamond-Like-Coating, PVD heißt Physical Vapour Deposition. Das eine beschreibt halt das Verfahren, das andere das verwendete Material. Wobei beides keine genormten Begriffe sind.
AndreasL
13.11.2012, 19:18
Danke für den Erfahrungsbericht. Dies bestätigt meine Antipathie dazu.
Cool, besten Dank für die Erläuterung :gut:
Hochinteressant. Und war das jetzt PVD oder DLC? Das sind doch zwei verschiedene Sachen, oder?
Nö, zww. ja. DLC heißt Diamond-Like-Coating, PVD heißt Physical Vapour Deposition. Das eine beschreibt halt das Verfahren, das andere das verwendete Material. Wobei beides keine genormten Begriffe sind.
Und wieder was gelernt.....
Donluigi
13.11.2012, 23:08
Hierzu wird es aber sicherlich einige geben, die da noch mehr zur Praxis sagen können. Ich seh das jetzt aus Nutzer-, bzw. Weiterverarbeiterperspektive, bin aber nur Kunde, was die PVD-Beschichtung angeht. Was hier selbst beachtens- und unterscheidenswert ist, können andere besser erklären.
Chefcook
14.11.2012, 08:35
Das kann ich so nicht 100% teilen, denn Beschichtung ist nicht gleich Beschichtung. PVD ist wie Du sagst einfach nur ein Verfahren und die einsetzbaren Materialien machen neben der Umsetzung des Verfahrens den Unterschied.
Man muss sich auch mal vor Augen führen, wo solche Beschichtungen eingesetzt werden. Das war nie als Schmuck gedacht, sondern es sind technische Schichten, die Werkzeuge robuster machen, die Standzeit verlängern und Reibungsschäden minimieren sollen. Inzwischen beschichtet man nicht nur Bohrer, Fräser und Schneidplatten, sondern z.B. auch die Laufflächen von Nockenwellen, weil sich damit Laufspuren von der Nockenwelle fern halten lassen.
Je nach Beschichtungsmaterial und Schichtdicke kommen da ganz unterschiedliche Ergebnisse zustande. Auch mehrlagige Beschichtungen sind möglich und das macht auch einen deutlichen Unterschied. Sulzer, Hersteller solcher Beschichtungsanlagen, gibt z.B. für eine TiN-Beschichtung mit 4-5µm Schichtdicke einen Härteunterschied von über 10% an, je nachdem, ob diese Schichtdicke in einer oder in mehreren Lagen erzeugt wurde. Mehrlagig ist dabei fester.
Meiner Erfahrung nach lässt sich die Oberflächenhärte locker verdreifachen durch z.B. eine kristalline TiAlN Beschichtung.
Empfindlich ist dabei auch nichts, besonders nicht gegen Abrieb, wie zum Beispiel dieser Homegrown-TiN-beschichtete Bohrer zeigt:
http://www.abload.de/img/img_1803sookc.jpg
Dieses Bohrerchen mit 2,5mm Durchmesser hat bereits mehrere Stunden Edelstahl zerspant, ohne auch nur ein mal geschliffen worden zu sein! Ein paar Stunden mit eher schlechter Kühlung auf Edelstahl rumschrubben, dabei noch einen Span abheben und nicht mal wirklich zerkratzt an der Oberfläche finde ich ein gutes Ergebnis.
Oder hier eine Uhr. Diese Uhr habe ich 2004 von meinen Eltern geschenkt bekommen. Von 2004 bis 2008 war es meine einzige Uhr und ich habe sie jeden Tag getragen, egal, ob ich am Auto geschraubt habe, meinen Umzug gemacht habe, im Labor gearbeitet habe oder mit dem Mountainbike den Feldberg runtergekachelt bin. Einen Kratzer habe ich durch die PVD-Beschichtung bekommen, als ich meine Waschmaschine in die Uhr reingestellt habe:
http://www.abload.de/img/img_1807gjqnm.jpg
Ansonsten ist alles anthrazitfarben, so wie es sein soll.
http://www.abload.de/img/img_1809t0qqz.jpg
http://www.abload.de/img/img_181003q5h.jpg
Panerai verwendete damals eine TiAlN-Schicht und ist inzwischen auf amorphen Kohlenstoff (DLC) umgestiegen, weil das wirklich schwarz ist und nicht irgendwo zwischen graubraun und anthrazitfarben.
Alles, was ich bisher an Beschichtungen gesehen habe, was nicht DLC war und trotzdem tiefschwarz, war für die Tonne. Die PVD-Schichten neben DLC, die für technische Zwecke einsetzbar sind, sind kupferfarben, goldfarben, bläulich wie Anlauffarben, metallisch grau, blaugrau oder anthrazitfarben. Aber nie schwarz.
Koenig Kurt
14.11.2012, 10:56
... auf amorphen Kohlenstoff (DLC) umgestiegen....
Heißt es nicht deswegen auch "Diamond like Carbon", und nicht wie vom Don genannt "Diamond-like-Coating"?
Diamond like Carbon war auch die mir bekannte Übersetzung und ich erinnere mich noch,d ass es mal hieß, dass bestimmte Uhren eben nicht PVD sondern DLC beschichtet seien. Daher dachte ich,d as seien zwei verschiedene paar Schuhe. Mag aber auch Marketingtrick sein. :ka:
Chefcook
14.11.2012, 11:15
Kenne es auch als Diamond-like Carbon. Wobei das egal ist, meiner Meinung nach, weil Diamond sowieso immer Carbon (Kohlenstoff) ist.
PVD ist nur ein Verfahren. Damit kann man ziemlich viel aufbringen.
Bei meiner Panerai wäre es auch technisch richtiger, wenn man von Titanaluminiumnitridbeschichtung sprechen würde. Das ist sonst ein bisschen wie die Frage nach einem belegten Brot: "ist es belegt?" - "Ja!". Aber man weiß nicht, ob Wurst oder Käse oder sonstwas...
Gewisses Marketing-Bohei um DLC halte ich schon für gerechtfertigt. Die TiAlN-Schichten kamen Ende der 80er / Anfang der 90er auf und waren auch eine kleine Sensation (umso bemerkenswerter übrigens, dass Panerai bereits 1992 eine TiAlN-beschichtete Uhr mit Ref. 5218/203a angeboten hat!). DLC ist wirklich ein Schritt weiter, als die titan- oder chrombasierten Hartschichten, besonders wenn es um Reibeigenschaften geht.
Donluigi
14.11.2012, 11:34
Mein Auftragnehmer spricht immer von Diamond-Like Coating, so stehts auch auf den Lieferscheinen. Diamond-Like Carbon wäre imho ein Pleonasmus. Aber hier kommen wir in die speziellen Feinheiten, die ich nicht beurteilen kann. Bin gespannt, was hier noch kommt.
Koenig Kurt
14.11.2012, 11:37
Ich auch, finde den Thread hochinteressant, zumal ich den Gedanken immer noch nicht verworfen habe, eine Panerai DLC-beschichten zu lassen.
Donluigi
14.11.2012, 11:43
Das war nie als Schmuck gedacht, sondern es sind technische Schichten, die Werkzeuge robuster machen, die Standzeit verlängern und Reibungsschäden minimieren sollen.
Guter Punkt. Und auch völlig richtig. Mich hat jetzt aber explizit nur die Anwendung im Schmuckbereich interessiert, da die Technik zunehmend aus ästhetischen Gesichtspunkten verwendet wird. Auch wird diese Beschichtung in erster Linie wohl aus Designgründen von den Herstellern aufgebracht. Der Schutz mag wichtig sein, vielleicht ist er sogar ebenso wichtig wie der Farbsapekt. Interessant wäre, was Kunden motiviert, so eine Uhr zu kaufen: Design oder Schutz?
X-E-L-O-R
14.11.2012, 11:44
Aus diesem Grund ist z.B. die Firma Sinn dazu übergegangen die schwarze PVD Beschichtung nur noch auf Gehäuse aufzutragen, die im Rahmen der hauseigenen Tegimentierung (Oberflächenhärtung ähnlich dem Aufkohlen) extra gehärtet wurden.
Und ein solches, tegimentiertes Gehäuse habe ich selbst mit höchstem Kraftaufwand mit Kornzange und Schraubendreher beim SINN Konzi nicht beschädigen können. Die haben/hatten dafür extra eine Versuchsvorrichtung. Das hat mich sehr überzeugt!
http://imageshack.us/a/img217/8291/sinn856natooliv11nd.jpg
Die Uhr ist nach 2 Jahren ohne die geringsten Gebrauchsspuren an den Nächsten gegangen.
Merke: Bei Beschichtungen gibt es große Unterschiede!
Diamond-Like Carbon wäre imho ein Pleonasmus.
Ich bin kein Germanist, aber "diamantenähnlicher Karbon" oder "Karbon-wie-Diamant" ist IMO kein Pleonasmus: Graphit ist doch Karbon, aber nicht wirklich diamantähnlich? ;)
Chefcook
14.11.2012, 12:19
Ich bin kein Germanist, aber "diamantenähnlicher Karbon" oder "Karbon-wie-Diamant" ist IMO kein Pleonasmus: Graphit ist doch Karbon, aber nicht wirklich diamantähnlich? ;)
Graphit und Diamant ist beides purer Kohlenstoff. Der Unterschied ist nur die Kristallstruktur.
Diamantähnlicher Kohlenstoff ist meiner Meinung nach auch kein Pleonasmus.
... Design oder Schutz?
Ich habe wie gesagt sehr gute Erfahrungen mit dem Zeug auf Uhren gemacht und würde mir als "Uhr fürs Grobe" immer was TiAlN- oder DLC-beschichtetes anschaffen, weil es dauerhaft gut aussieht. Ob eine graue oder schwarze Uhr gut aussieht, ist halt immer so eine Sache. Ich mags manchmal ganz gern und würde daher sagen "Design und Schutz".
Ich auch, finde den Thread hochinteressant, zumal ich den Gedanken immer noch nicht verworfen habe, eine Panerai DLC-beschichten zu lassen.
Ist geil, würde ich machen :) Geht vernünftig aber wohl nur mit einer quasi neuen Uhr. Die muss kratzerfrei sein, sonst ist der Kratzer einfach beschichtet und immer noch da. Vor dem Beschichten würde ich auch sehr fein strahlen lassen, damit die Uhr matt wird.
997turbo
14.11.2012, 12:30
Und wieder was gelernt.....
PVD und DLC sind definitiv 2 paar Schuhe. Allein von der Härte. PVD hat ca. 800 vickers und DLC 3500-5000 vickers. Stahl hat ähnlich wie PVD 800 vickers. Mikrokratzer sind bei DLC Geschichte, da 5x härter als Stahl.
Ausserdem bedeutet DLC DiamondLikeCarbon. Ist was ganz anderes. Und da geht dann bei den Tests auch alles anders, garantiert!
Donluigi
14.11.2012, 12:31
Mattierungen sind auch sinnvoll, da die Oberfläche vergrößert wird und das alles besser haftet. Polierte Oberflächen sehen zudem unschön aus, wenn sie beschichtet sind. Der metallische Glanz ist weg, die Beschichtung wirkt trüber.
Donluigi
14.11.2012, 12:32
PVD und DLC sind definitiv 2 paar Schuhe. Allein von der Härte. PVD hat ca. 800 vickers und DLC 3500-5000 vickers.
Ausserdem bedeutet DLC DiamondLikeCarbon. Ist was ganz anderes. Und da geht dann bei den Tests auch alles anders, garantiert!
Das mit der Härte kann man so doch garnicht generalisieren...
997turbo
14.11.2012, 12:33
Bei PVD und DLC schon, das ist doch klar. Sagt dir jeder der sich damit auskennt.
997turbo
14.11.2012, 12:36
PVD ist viel kostengünstiger ald DLC, allein die Maschine für DLC kostet ca. 1,5 Millionen. PVD war vor 10 Jahren möglich, DLC erst seit ca. 3 Jahren und kommt aus der Werkzeugindustrie, Machinenbauindustrie, eben wegen der Härte, für Bohrer und Getriebe...
Guter Punkt. Und auch völlig richtig. Mich hat jetzt aber explizit nur die Anwendung im Schmuckbereich interessiert, da die Technik zunehmend aus ästhetischen Gesichtspunkten verwendet wird. Auch wird diese Beschichtung in erster Linie wohl aus Designgründen von den Herstellern aufgebracht. Der Schutz mag wichtig sein, vielleicht ist er sogar ebenso wichtig wie der Farbsapekt. Interessant wäre, was Kunden motiviert, so eine Uhr zu kaufen: Design oder Schutz?
Neue Materialien sind immer hip und sexy! Zum Beispiel : Kohlefaser :)
Wenn ein Material mit High Tech in Zusammenhang gebracht wird, dann ist es auch fuer die Schmuckindustrie interessant. Zumal die Auswahl an Materialen in der Schmuckindustrie recht beschraenkt sind, sind die Kunden gierig fuer Alternativen.
PVD ist auch sexy, weil es in jedem Science Magazin diskutiert wurde. Wenn ein Material fuer den Weltraum oder Rennsport gut ist, dann sollte es auch gut fuer eine Uhr sein! Da kommen Assoziationen mit Abenteuer, schnellen Autos etc auf. Ich glaube nicht, das der typische Kunde eine detailierte Analyse der Materialeigenschaften oder Anforderungen durchfuehrt.
Siehe bei Uhren "Hublot" oder "AP".
Ich wette, dass in ein paar Jahren "Nano-Materials" oder "Nano-Beschichtungen" in die Schmuckindustrie einziehen.
Aber ich denke, Max hat es auf dem Punkt gebracht: PVD-Beschichtungen koennen recht vielfaeltig sein, da sich die Aufbringmethoden und die Precursermaterialien unterscheiden.
Ich habe damals auf einen Projekt gearbeitet, wo SiC Beschichtungen fuer Raketenspitzen entwickelt worden sind. Der Aufwand hierfuer is nicht mit einem Hinterhof-PVD Labor zu vergleichen.
Dennoch muss ich Tobias in den entscheidenden Punkten recht geben:
1) Die Beschichtungen sind recht duenn. Irgendwann mal geht ein Kratzer durch, wenngleich auch weniger leicht oder statistisch weniger haeufig.
2) Wenn mal ein Kratzer drinnen ist, dann kann man eigentlich nichts dagegen tun. Es sieht auch extrem haesslich aus.
Gruss,
Bernhard
gibt es Fotos wo man die optischen Unterschiede der beiden Beschichtungsarten sieht?
Koenig Kurt
14.11.2012, 13:56
Ja.
Chefcook
14.11.2012, 14:45
PVD und DLC sind definitiv 2 paar Schuhe. Allein von der Härte. PVD hat ca. 800 vickers und DLC 3500-5000 vickers. Stahl hat ähnlich wie PVD 800 vickers. Mikrokratzer sind bei DLC Geschichte, da 5x härter als Stahl.
Ausserdem bedeutet DLC DiamondLikeCarbon. Ist was ganz anderes. Und da geht dann bei den Tests auch alles anders, garantiert!
DLC beschreibt ein verwendetes Material, PVD einen Prozess. Deshalb sind es 2 paar Schuhe. Und vorallem deshalb auch gar nicht vergleichbar.
In einem PVD-Prozess kann ich locker die Härte einer DLC-Beschichtung erreichen. Das liegt daran, dass DLC-Beschichtungen in einem PVD-Prozess aufgetragen werden :op:
Sprich: DLC ist eine PVD-Beschichtung!!!
Bei PVD und DLC schon, das ist doch klar. Sagt dir jeder der sich damit auskennt.
Der Maschinenbauer, der sich damit auskennt, sagt Dir, dass die Härteangaben eben nicht so einfach vergleichbar sind, ja die von Dir angegeben Werte sogar falsch sind.
Jegliche Härteangabe ohne Angabe der Prüfkraft ist falsch und komplett ohne Aussage.
Abgesehen davon ist PVD nicht einfach PVD, weil PVD alles mögliche sein kann: Titannitrid, Titanaluminiumnitrid, Titancarbonitrid, Cromnitrid, Zirkoniumnitrid, amorpher Kohlenstoff (sprich DLC ;) )...
Eine richtige Härteangabe nach Vickers sähe zum Beispiel so aus: 3400 HV 0,05. Das ist die Vickers-Härte einer TiAlN-PVD-Beschichtung mit einer Prüfkraft von 0,05 Kilopond und zwischen 10 und 15 Sekunden Prüfzeit. Im gleichen Versuchsaufbau ermittelte DLC-Schichten auf gleichem Trägermaterial lagen übrigens bei 3500 HV 0,05.
Der Vorteil von DLC gegenüber anderen technischen Beschichtungen ist was die Härte angeht längst nicht so groß, wie immer behauptet wird. Wichtiger ist anscheinend der Vorteil beim Reibwert.
PVD ist viel kostengünstiger ald DLC, allein die Maschine für DLC kostet ca. 1,5 Millionen. PVD war vor 10 Jahren möglich, DLC erst seit ca. 3 Jahren und kommt aus der Werkzeugindustrie, Machinenbauindustrie, eben wegen der Härte, für Bohrer und Getriebe...
Nochmal: DLC-Beschichtungen passieren in einem PVD-Prozess.
Chefcook
14.11.2012, 14:58
gibt es Fotos wo man die optischen Unterschiede der beiden Beschichtungsarten sieht?
Hab zwar beides da, kriege aber kein Foto hin, auf dem man den Unterschied sehen würde (nur iPhone verfügbar), daher Beschreibung in Worten:
TiAlN ist anthrazitfarben gräulich mit leichtem Stich ins bronzefarben. Entspricht von der Farbe her mehr einem warmen Bleistiftton.
DLC ist schwarz und wirkt kälter, als TiAlN.
Das ist auch alles wieder nur als ganz grober Richtwert zu sehen, weil die Realität je nach Maschine, Material und Bediener gewaltig unterschiedlich ausfallen kann. Deshalb sollte man zum Beispiel auch immer alle Teile einer Uhr gleichzeitig in der gleichen Kammer beschichten. Sonst gibt's einfach Farbunterschiede, fast zwangsläufig.
Die Rolex Goldust Dream Zifferblätter sind übrigens auch MOP und dann PVD mit Gold beschichtet.
Chefcook
14.11.2012, 17:01
Was ist MOP? Mother of Pearl?
interessante diskussion!
ich kann tobias nur recht geben.
grosser unterschied zwischen pvd und dlc, sprich bamford und pro hunter.
ich habe uhren von beiden und muss sagen bei bamford ist zwischen den bandgliedern schnell beschichtung weg.habe 2 und bei beiden passiert, obwohl ich aufgepasst habe beim tragen.
das nervt grausam.allerdings tauscht bamford ohne gesabbel aus.
wohl auch der grund das die firmen anfangs alles mit miltary strip ausgeliefert haben, da band am sensibelsten.
allerdings bei pro hunter wesentlih besser.halt dlc
hier hatte ich keine probleme bei dlc , nur bei meiner ersten , die noch pvd war, hier wurd eabe rauch sofort getauscht.sprich pick up overnight kurier..
habe per zufall im urlaub ne pvd seadweller von diesem taucherprojekt gesehen, die war überall am band ab der lack..
gibt wohl also unterschiede..
lg
jens
klazomane
15.11.2012, 11:09
Der limitierende Faktor ist bei hoher mechanischer Belastung, bei jedweder Beschichtung, letztendlich der beschichtete Untergrund. Hier macht in der Tat Sinn einen guten Job. Ob man Uhren im höheren Preissegment unbedingt dieser Prozedur (deren langfristiger ästhetischer Erfolg fraglich ist!)aussetzen muss ist Ansichtssache und eine Frage des Einsatzgebietes der Uhr.
Ich persönlich ziehe keramische Gehäuse vor... :ka:
Auf Uhrengehäuse bezogen würde ich die Thematik wie folgt formulieren: Bei den seit langer Tradition verwendeten Stahlsorten stehen in erster Linie die Aspekte Umformbarkeit, Zerspanbarkeit und chemische Beständigkeit (Glanz, Polierbarkeit, Korrosionsbeständigkeit) im Vordergrund. Dazu eignen sich nichtrostende Edelstähle mit höheren Anteilen von Chrom, Nickel, Mangan, welche eine kubisch-flächenzentrierte Gitterstruktur (Austenit) aufweisen. Diese Gefügebestandteile zeigen i.d. Regel nur mittlere Härtewerte (200-400 HV) und können nicht durch Umwandlungshärten "gehärtet" werden. Da diese Gehäuse durch ihre Grundhärte zwar eine gute Formstabilität aufweisen, ihre Widerstandsfähigkeit gegen Reibverschleiß (Abrasion, Kratzen) aber nur mäßig ist, kann eine DLC-Beschichtung eine gute Steigerung der Gebrauchseigenschaften bewirken. Im Extremfall würde aber eine punktförmig einwirkende große Kraft nicht von der sehr dünnen Randschicht allein getragen werden können und das "weiche" Grundmaterial (Gehäuse) würde sich verformen.
(Eierschaleneffekt) Also ist die eierlegende Wollmilchsau im Uhrengehäuse-Sektor noch in der Entwicklung. Ich hoffe, daß ich die Dinge aus meiner Sicht des Werkstoffprüfers allgemeinverständlich an den Mann respektive die Frau gebracht habe. P.S. Ich lasse mich gerne von sachkundigen Uhrenliebhabern korrigieren oder belehren.
Schöne Grüße, Dietmar
Chefcook
15.11.2012, 19:27
:gut:
ehemaliges mitglied
15.11.2012, 23:35
Durch diese ganze DLC Diskussion bin ich auf diese Uhr gestoßen. Bitte jetzt aber nicht hauen :D
So schlecht finde ich die überhaupt nicht... Klar, pure Kopie...aber dafür SCHWARZ ;) ...und kostet keine 400 Tacken :bgdev:
Verdammt, ist das jetzt unerwünschte Werbung?! Falls ja, dann bitte löschen. Ist nämlich sicherlich nicht meine Absicht.
http://www.steinhartwatches.de/de/OCEAN-BLACK-DLC,259.html
Hihi, Michis Lieblingsmarke...
ehemaliges mitglied
15.11.2012, 23:41
Hey Gerald,
glaubst Du das gibt jetzt Ärger?:grb::wall:
Sollte ja nur rein informativ sein :op: und zur Thematik passen =)
Ich glaube an einer 400 Tacken Uhr hat man ganz andere Erwartungen verglichen mit einer >10000 Tacken DeepSea ProHunter hinsichtlich der Lebensdauer, Robustheit etc.
Ansonsten fände ich eine robuste schwarze Uhr toll, egal nach welchem Herstellungsprozess.
Gruss,
Bernhard
Hey Gerald,
glaubst Du das gibt jetzt Ärger?:grb::wall:
Sollte ja nur rein informativ sein :op: und zur Thematik passen =)
Net so schlimm - denke, du wirst es überleben...irgendwie.:bgdev:
newharry
16.11.2012, 07:01
Net so schlimm - denke, du wirst es überleben...irgendwie.:bgdev:
Klar, es soll ja auch ein Leben außerhalb des Forums geben :bgdev:
Im Ernst - problematisch ist eher das Hotlinking einesBildes direkt von einer Fremdseite, dazu noch ohne Quellenangabe - daher eine Korrektur meinerseits im Beitrag. Gegen eine objektive Diskussion innerhalb der Forenregeln spricht hingegen nichts ...
ehemaliges mitglied
16.11.2012, 09:20
Guten Morgen Haaaaaaaaaarald (Sorry, ich muss bei dem Namen immer daran dennken :D),
Danke für Deine Info mit dem Hotlink und für die Überarbeitung des Beitrages.
An den Hotlink und natürlich auch an die Quellenangabe habe ich im Eifer des Gefechtes wirklich nicht gedacht. Gelobe Besserung.
Also beim Besten Willen, es tut mir leid. Aber ich kann da mal überhaupt keine Ähnlichkeit finden.;) Wieso sprichst du von Kopie? Die Uhr zeigt doch eine völlig andere Zeit an, als die von dir vermutete. :weg:
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