Prof. Rolex
03.12.2014, 12:00
Liebe Rolex-Fans,
manchmal ist die Duplizität der Ereignisse schon verwunderlich. Während „ducsudi“ am 2.12.1989 in Düsseldorf seine erste Rolex kaufte (siehe auch seinen entsprechenden Beitrag), habe ich nur einen Tag später ebenfalls in Düsseldorf einen meiner größten Fehler begangen: Ich habe meine Daytona 6263 auf der Düsseldorfer Uhrenbörse verkauft!
Auch wenn einige von Euch die Geschichte meiner 6263 schon kennen, erlaube ich mir doch aus Anlaß des 25-jährigen Fehlerjubiläums noch einmal auf meine 6263 einzugehen.
Der Kauf am 23. Juli 1983: Meine zweite Rolex
Wie schon meine erste Rolex (Explorer II 1655, 1979 gekauft und im Gegensatz zu meiner 6263 noch heute bei mir) war auch meine zweite Rolex zur damaligen Zeit eine absolut unübliche Wahl: Es war eine Daytona Ref. 6263/0. Der Kommentar des Rolex-Konzessionärs (Bucherer in Interlaken) war bezeichnend: „Wieso wollen Sie eine Rolex mit Handaufzug kaufen, die auch noch nicht einmal über ein Datum verfügt. Sie sind der erste Interessent für eine Daytona seit 3 Jahren“ Klingt das nicht aus heutiger Sicht ein wenig merkwürdig?
Nun, Bucherer hatte eine Daytona mit schwarzer Lünette (Ref. 6263/0) und schwarzen Zifferblatt vorrätig, jedoch hatte ich einige Sonderwünsche. Erstens wollte ich ein silbernes Blatt, zweitens ein Jubilee-Band (für die Daytona nicht vorgesehen) und drittens eine Gravur meiner Initialen „MS“ auf der Rückseite. Die Gravur war kein Problem, das Jubilee-Band gab es damals noch für 19 mm Stegbreite und der Bucherer-Uhrmacher paßte die Endstücke einer „Date“ in Handarbeit an die Daytona an. Das silberne Zifferblatt hatte er vorrätig, es war aber noch ein Blatt ohne die Bezeichnung „Oyster“ (Experten wissen, daß es sich um ein altes Blatt für eine Daytona mit noch unverschraubten Drückern handelte). Der gewölbte Daytona-Schriftzug oberhalb des Stundenzählers war noch schwarz und nicht rot. Dieses Blatt wurde dann eingebaut, allerdings mit dem Zeigersatz des schwarzen Zifferblattes, da der passende Zeigersatz für das silberne Blatt, bei dem die Zeiger für die Totalisatoren weiß und der große Sekundenzeiger schwarz sind, nicht vorrätig war. Später habe ich bei Rolex in Köln die richtigen Zeiger für die Totalisatoren montieren lassen, aber den weißgoldenen großen Sekundenzeiger der „schwarzen“ Daytona belassen (er paßte einfach besser zu den Weißgoldindexen als ein schwarzer Zeiger). Auf diese zugegebenermaßen komplizierte Art und Weise enstand eine sehr unübliche Daytona 6263.
http://img.photobucket.com/albums/v463/MatthiasRBO/garantie6263.jpg
http://img.photobucket.com/albums/v463/MatthiasRBO/rechnung6263.jpg
Den Experten unter Euch ist natürlich sofort der Garantieschein aufgefallen. Wie schon bei meiner 1655 hat Bucherer ein Blankozertifikat ohne eingestanzte Seriennummer verwendet, was damals durchaus üblich war. Die Daytona war für den Verkäufer aber offenbar ein Buch mit sieben Siegeln, denn das Garantiezertifikat umfaßt auch eine Chronometerbescheinigung. Zur damaligen Zeit waren zwar die Gold-Daytonas zertifizierte Chronometer, nicht jedoch die Stahlmodelle. Richtig wäre daher das kleine Garantiezertifikat ohne Chronometerzusatz gewesen. Auf der Rechnung hat der Verkäufer „O.P. Daytona“ vermerkt, was für „Oyster Perpetual Daytona“ stehen soll. Damit war er seiner Zeit absolut voraus, denn die 6263 verfügte noch über Handaufzug und „perpetual“ wurde die Daytona erst 1988.
Hier zeigt sich auch die Problematik der von Bucherer damals verwendeten Blankozertifikate ohne Voreintragungen, deren Authentizität oftmals angezweifelt werden. In Verbindung mit der Rechnung ist das Zertifikat aber trotzdem authentisch, obwohl es nicht zu einer 6263 in Stahl paßt. Ihr seht, machmal gibt es Papiere zu einer Uhr, die auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammen passen. Ist die Historie der Uhr aber bekannt, sind die Papiere eben doch authentisch.
Der Verkauf am 3.12.1989: Mein großer Fehler
In offenbar totaler geistiger Umnachtung habe ich die 6263 am Sonntag, den 3.12.1989 auf der Düsseldorfer Uhrenbörse verkauft. Loriot hat auf die Frage nach seinem größten Fehler einmal geantwortet: „Ich habe mein Haus nicht unterkellert und Heinz Meyer den Erwin Lottemann spielen lassen.“ Ich würde (natürlich augenzwinkernd) antworten: „Der Verkauf meiner Daytona 6263.“ Die Überreste sind noch vorhanden und nachfolgend zu besichtigen:
http://img.photobucket.com/albums/v463/MatthiasRBO/watches/6263set.jpg
Es gibt übrigens noch ein altes Foto, auf dem meine 6263 mit dem speziell angepassten Jubilee-Band zu erkennen ist. Die Qualität des Fotos bitte ich zu entschuldigen, die Aufnahme wurde mit einer Minox C unter Verwendung eines 27 DIN Schwarzweißfilmes gemacht. Die Negativgröße ist lediglich 8x11 mm und das nachfolgende Bild ist nur ein kleiner Bildausschnitt. Ein Wunder, daß überhaupt noch etwas zu erkennen ist:
http://img.photobucket.com/albums/v463/MatthiasRBO/watches/6236-minox.jpg
Mittlerweile besitze ich zwar wieder zwei Daytonas (16523 und 116520), aber ich vermisse „meine“ 6263 immer noch, nur die Box und die Papiere sind mir geblieben. Ich könnte mir ja wieder eine 6263 zulegen, aber es wäre eben nicht MEINE 6263 und verzichte daher auf einen Kauf. Seit dem Verkauf meiner 6263 habe ich nie wieder eine Uhr verkauft und werde dies auch weiterhin nicht tun.
In den 90er Jahren habe ich übrigens versucht der Spur meiner 6263 nachzugehen, allerdings ohne Erfolg. Auch habe ich vor einigen Jahren über ein früheres RLX-Mitglied die verläßliche Auskunft erhalten, daß meine 6263 niemals nach Genf für einen Service zurückgekehrt ist. Vielleicht klebt noch heute an einem bestimmtem PC in Genf ein Zettel mit der Seriennummer meiner 6263 und vielleicht erhalte ich irgendwann eine Nachricht: „Du wirst es nicht glauben, aber ich habe gerade Deine 6263 in Händen….“
Aber will ich dies wirklich? Ich denke eher nicht, denn ich befürchte, daß die Uhr sich heute nicht mehr in ihrem, mir bekannten Urzustand befindet. Es ist durchaus denkbar, daß folgende Änderungen an der Uhr vorgenommen wurden:
Das Jubileeband wurde durch ein Oysterband ersetzt,
das Zifferblatt wurde durch ein zu der Uhr passendes Blatt mit Oysterschriftzug und rotem Daytona-Schriftzug ersetzt,
der gravierte Gehäuseboden wurde ersetzt,
der silberne Stopp-Sekundenzeiger wurde durch einen schwarzen ersetzt.
In diesem Zustand würde die Uhr dann dem bekannten Auslieferungszustand einer 6263 aus den 80er Jahren entsprechen und wäre daher auch ohne groß Fragen beantworten zu müssen (z.B.: Warum ist denn da ein falsches Blatt und der falsche Sekundenzeiger verbaut?) verkäuflich. Aber in diesem Zustand wäre sie für mich nicht mehr sonderlich interessant, sie wäre wohl (bis auf die Seriennummer) eine Unbekannte.
Meine 6263 zeigt übrigens auch, daß durch die Unwissenheit des Konzessionärs eine Rolex entstehen konnte, die nicht dem uns bekannten Auslieferungszustand entspricht (falsches Blatt, falsches Garantiezertifikat, etc.). Würde sie in ihrem damaligen Zustand heute zum Kauf angeboten, würden vermutlich sehr viele Fragen aufgeworfen.
Viele Grüße
Matthias
manchmal ist die Duplizität der Ereignisse schon verwunderlich. Während „ducsudi“ am 2.12.1989 in Düsseldorf seine erste Rolex kaufte (siehe auch seinen entsprechenden Beitrag), habe ich nur einen Tag später ebenfalls in Düsseldorf einen meiner größten Fehler begangen: Ich habe meine Daytona 6263 auf der Düsseldorfer Uhrenbörse verkauft!
Auch wenn einige von Euch die Geschichte meiner 6263 schon kennen, erlaube ich mir doch aus Anlaß des 25-jährigen Fehlerjubiläums noch einmal auf meine 6263 einzugehen.
Der Kauf am 23. Juli 1983: Meine zweite Rolex
Wie schon meine erste Rolex (Explorer II 1655, 1979 gekauft und im Gegensatz zu meiner 6263 noch heute bei mir) war auch meine zweite Rolex zur damaligen Zeit eine absolut unübliche Wahl: Es war eine Daytona Ref. 6263/0. Der Kommentar des Rolex-Konzessionärs (Bucherer in Interlaken) war bezeichnend: „Wieso wollen Sie eine Rolex mit Handaufzug kaufen, die auch noch nicht einmal über ein Datum verfügt. Sie sind der erste Interessent für eine Daytona seit 3 Jahren“ Klingt das nicht aus heutiger Sicht ein wenig merkwürdig?
Nun, Bucherer hatte eine Daytona mit schwarzer Lünette (Ref. 6263/0) und schwarzen Zifferblatt vorrätig, jedoch hatte ich einige Sonderwünsche. Erstens wollte ich ein silbernes Blatt, zweitens ein Jubilee-Band (für die Daytona nicht vorgesehen) und drittens eine Gravur meiner Initialen „MS“ auf der Rückseite. Die Gravur war kein Problem, das Jubilee-Band gab es damals noch für 19 mm Stegbreite und der Bucherer-Uhrmacher paßte die Endstücke einer „Date“ in Handarbeit an die Daytona an. Das silberne Zifferblatt hatte er vorrätig, es war aber noch ein Blatt ohne die Bezeichnung „Oyster“ (Experten wissen, daß es sich um ein altes Blatt für eine Daytona mit noch unverschraubten Drückern handelte). Der gewölbte Daytona-Schriftzug oberhalb des Stundenzählers war noch schwarz und nicht rot. Dieses Blatt wurde dann eingebaut, allerdings mit dem Zeigersatz des schwarzen Zifferblattes, da der passende Zeigersatz für das silberne Blatt, bei dem die Zeiger für die Totalisatoren weiß und der große Sekundenzeiger schwarz sind, nicht vorrätig war. Später habe ich bei Rolex in Köln die richtigen Zeiger für die Totalisatoren montieren lassen, aber den weißgoldenen großen Sekundenzeiger der „schwarzen“ Daytona belassen (er paßte einfach besser zu den Weißgoldindexen als ein schwarzer Zeiger). Auf diese zugegebenermaßen komplizierte Art und Weise enstand eine sehr unübliche Daytona 6263.
http://img.photobucket.com/albums/v463/MatthiasRBO/garantie6263.jpg
http://img.photobucket.com/albums/v463/MatthiasRBO/rechnung6263.jpg
Den Experten unter Euch ist natürlich sofort der Garantieschein aufgefallen. Wie schon bei meiner 1655 hat Bucherer ein Blankozertifikat ohne eingestanzte Seriennummer verwendet, was damals durchaus üblich war. Die Daytona war für den Verkäufer aber offenbar ein Buch mit sieben Siegeln, denn das Garantiezertifikat umfaßt auch eine Chronometerbescheinigung. Zur damaligen Zeit waren zwar die Gold-Daytonas zertifizierte Chronometer, nicht jedoch die Stahlmodelle. Richtig wäre daher das kleine Garantiezertifikat ohne Chronometerzusatz gewesen. Auf der Rechnung hat der Verkäufer „O.P. Daytona“ vermerkt, was für „Oyster Perpetual Daytona“ stehen soll. Damit war er seiner Zeit absolut voraus, denn die 6263 verfügte noch über Handaufzug und „perpetual“ wurde die Daytona erst 1988.
Hier zeigt sich auch die Problematik der von Bucherer damals verwendeten Blankozertifikate ohne Voreintragungen, deren Authentizität oftmals angezweifelt werden. In Verbindung mit der Rechnung ist das Zertifikat aber trotzdem authentisch, obwohl es nicht zu einer 6263 in Stahl paßt. Ihr seht, machmal gibt es Papiere zu einer Uhr, die auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammen passen. Ist die Historie der Uhr aber bekannt, sind die Papiere eben doch authentisch.
Der Verkauf am 3.12.1989: Mein großer Fehler
In offenbar totaler geistiger Umnachtung habe ich die 6263 am Sonntag, den 3.12.1989 auf der Düsseldorfer Uhrenbörse verkauft. Loriot hat auf die Frage nach seinem größten Fehler einmal geantwortet: „Ich habe mein Haus nicht unterkellert und Heinz Meyer den Erwin Lottemann spielen lassen.“ Ich würde (natürlich augenzwinkernd) antworten: „Der Verkauf meiner Daytona 6263.“ Die Überreste sind noch vorhanden und nachfolgend zu besichtigen:
http://img.photobucket.com/albums/v463/MatthiasRBO/watches/6263set.jpg
Es gibt übrigens noch ein altes Foto, auf dem meine 6263 mit dem speziell angepassten Jubilee-Band zu erkennen ist. Die Qualität des Fotos bitte ich zu entschuldigen, die Aufnahme wurde mit einer Minox C unter Verwendung eines 27 DIN Schwarzweißfilmes gemacht. Die Negativgröße ist lediglich 8x11 mm und das nachfolgende Bild ist nur ein kleiner Bildausschnitt. Ein Wunder, daß überhaupt noch etwas zu erkennen ist:
http://img.photobucket.com/albums/v463/MatthiasRBO/watches/6236-minox.jpg
Mittlerweile besitze ich zwar wieder zwei Daytonas (16523 und 116520), aber ich vermisse „meine“ 6263 immer noch, nur die Box und die Papiere sind mir geblieben. Ich könnte mir ja wieder eine 6263 zulegen, aber es wäre eben nicht MEINE 6263 und verzichte daher auf einen Kauf. Seit dem Verkauf meiner 6263 habe ich nie wieder eine Uhr verkauft und werde dies auch weiterhin nicht tun.
In den 90er Jahren habe ich übrigens versucht der Spur meiner 6263 nachzugehen, allerdings ohne Erfolg. Auch habe ich vor einigen Jahren über ein früheres RLX-Mitglied die verläßliche Auskunft erhalten, daß meine 6263 niemals nach Genf für einen Service zurückgekehrt ist. Vielleicht klebt noch heute an einem bestimmtem PC in Genf ein Zettel mit der Seriennummer meiner 6263 und vielleicht erhalte ich irgendwann eine Nachricht: „Du wirst es nicht glauben, aber ich habe gerade Deine 6263 in Händen….“
Aber will ich dies wirklich? Ich denke eher nicht, denn ich befürchte, daß die Uhr sich heute nicht mehr in ihrem, mir bekannten Urzustand befindet. Es ist durchaus denkbar, daß folgende Änderungen an der Uhr vorgenommen wurden:
Das Jubileeband wurde durch ein Oysterband ersetzt,
das Zifferblatt wurde durch ein zu der Uhr passendes Blatt mit Oysterschriftzug und rotem Daytona-Schriftzug ersetzt,
der gravierte Gehäuseboden wurde ersetzt,
der silberne Stopp-Sekundenzeiger wurde durch einen schwarzen ersetzt.
In diesem Zustand würde die Uhr dann dem bekannten Auslieferungszustand einer 6263 aus den 80er Jahren entsprechen und wäre daher auch ohne groß Fragen beantworten zu müssen (z.B.: Warum ist denn da ein falsches Blatt und der falsche Sekundenzeiger verbaut?) verkäuflich. Aber in diesem Zustand wäre sie für mich nicht mehr sonderlich interessant, sie wäre wohl (bis auf die Seriennummer) eine Unbekannte.
Meine 6263 zeigt übrigens auch, daß durch die Unwissenheit des Konzessionärs eine Rolex entstehen konnte, die nicht dem uns bekannten Auslieferungszustand entspricht (falsches Blatt, falsches Garantiezertifikat, etc.). Würde sie in ihrem damaligen Zustand heute zum Kauf angeboten, würden vermutlich sehr viele Fragen aufgeworfen.
Viele Grüße
Matthias