Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zugfeder, schwächstes Glied in der Kette?
westfale
30.05.2005, 22:43
Hi,
wie Ihr wißt liebe ich Rolex, aber auch manche andere Uhren, aber nur mechanische. Leider ist mein technisches Verständnis zu den Werken noch nicht so weit um etwas zu verstehen:
Jedesmal, wenn ich meinen Konzi beauftrage eine Uhr durchzusehen, die WD zu prüfen und ggfs. wiederherzustellen, taucht jedesmal auf dem Werkstattzettel eine Position auf, die mir seit einiger Zeit, wie ein roter Faden, auffällt:
Es geht um die Position "Zugfeder erneuert".
Ist das ein Austauschteil wie etwa die Dichtungen?
Bitte helft mir, das zu verstehen.
Danke.
bullimartin
31.05.2005, 00:22
Meine DJ habe ich zu Andreas gebracht zur Revi. Beim ersten Check und Kostenvoranschlag hat er neben den üblichen Dichtungen etc. gesagt, die Zugfeder werde er genau prüfen und nur wenn nötig austauschen. Die Zugkraft lässt wohl im Alter nach.
Wenn das nun nicht der kumpelige Forumsuhrmacher ist sondern ein Konzi, der nach der Revi für zwei Jahre Garantie geben muß, wird er diese Prüfung eben nicht machen, sondern die Feder in jedem Fall ersetzen, damit er auf Nummer Sicher geht.
Hallo,
in der Uhrmachersprache sagt man zu einer altersschwachen zugfeder sie sei "ermüdet" oder auch "erlahmt". Nach einer gewissen zahl an jahren wird die Feder porös und ausgeleiert, so dass sie reissen kann und man die uhr nicht mehr aufziehen kann.
Ob die feder noch funktioniert kann man beim Aufziehen von Hand spüren: Merkt man einen Wiederstand so geht sie ihrer Funktion nach, kann man hingegen ohne spürbaren Wiederstand kurbeln bis zum Saktnimmersleinstag, so ist die Feder ermüdet und das Werk kann nicht mehr aufgezogen werden.
Ermüdungsrisse treten besonders gerne bei alten Handaufzugswerken auf.
Ist mir mal bei meiner Laco von 1952 passiert. Ich zog die Uhr morgens auf und plötzlich war ein "Patsch" zu hören und ich konnte kurebeln und kurbeln und kurbeln. Ich dachte gleich "Upps, jetzt ist die Feder gerissen " MeiN uhrmacher bestätigte mir diese Diagnose!
Das tritt aber i.d.R. erst nach jahrzehntelangem Betrieb auf. Die Federn sind so robust, dass sie sehr lange halten. Bei meinen letzten Revis (Oyster precision von 1969) war alles i.O.
Gruss an alle Rolexianer und Uhrenfreunde
Walti
In Memoriam:Wastel,3.3.93-13.12.04
Original von walti
Hallo,
in der Uhrmachersprache sagt man zu einer altersschwachen zugfeder sie sei "ermüdet" oder auch "erlahmt". Nach einer gewissen zahl an jahren wird die Feder porös und ausgeleiert, so dass sie reissen kann und man die uhr nicht mehr aufziehen kann.
Ob die feder noch funktioniert kann man beim Aufziehen von Hand spüren: Merkt man einen Wiederstand so geht sie ihrer Funktion nach, kann man hingegen ohne spürbaren Wiederstand kurbeln bis zum Saktnimmersleinstag, so ist die Feder ermüdet und das Werk kann nicht mehr aufgezogen werden.
Ermüdungsrisse treten besonders gerne bei alten Handaufzugswerken auf.
Ist mir mal bei meiner Laco von 1952 passiert. Ich zog die Uhr morgens auf und plötzlich war ein "Patsch" zu hören und ich konnte kurebeln und kurbeln und kurbeln. Ich dachte gleich "Upps, jetzt ist die Feder gerissen " MeiN uhrmacher bestätigte mir diese Diagnose!
Das tritt aber i.d.R. erst nach jahrzehntelangem Betrieb auf. Die Federn sind so robust, dass sie sehr lange halten. Bei meinen letzten Revis (Oyster precision von 1969) war alles i.O.
Gruss an alle Rolexianer und Uhrenfreunde
Walti
In Memoriam:Wastel,3.3.93-13.12.04
Damit diese Thema nicht ganz abtrifftet, lenke ich mal etwas ein, obwohl ich denke, das ich zu diesem Thema bereits einige Worte verloren und sie mit der Suchfunktion wieder aufzufinden sind...
Richtig ist das Federn ermüden, falsch ist das sie reißen, Federn brechen, aber oft sagen wir eben der Endhaken ist abgerissen, meinen aber abgebrochen, was auch nur unter klugscheißerigen Umständen wichtig wäre...und hier nicht Not tut...
Nur sollte man die Federn differenzierter betrachten, als pauschale, allgemeingültige Fehlerdiagnosen abzugeben, denn bei einer Automatikfeder (Schleppfeder) kann man auch bei voller Funktion aufziehen, bis der Arzt kommt, ohne das sie defekt ist...
Aber nicht nur die Zugfeder ist ein Detailproblem, sondern auch das Federhaus im Ganzen, was gerne durch Schleppfedern in der Innenwandung in mitleidenschaft gezogen wird...
Kurz, es gibt viele Gründe, die dafür sprechen, sich vorab alles anzuschauen, bevor man dem Kunden etwas sagt....ABER und das ist a) Erfahrung und b) Kostenvernunft, wenn man dem Kunden bei einer Revision direkt empfiehlt, eine neue ZF einzubauen...das Gangergebnis wird es danken und die Kosten des Ersatzteils sind gering, gegenüber der Teilreparatur, wenn durch Zufall, einige Zeit nach der Revision, die Zugfeder bricht...dann wird es teuer, weil fast alles teilzerlegt werden darf und wenn man Pech hat, hat die Federhausverzahnung noch Folgetriebe und Räder beschädigt...
Martin (bullimartin) hat es mal platt auf den Punkt gebracht.
Wenn man bei einer Inspektion eines T4 Busses bei 100 000 km den Zahnriemen wechseln muss, dann sollte man auch gleich für ca. 60,00 € die Wasserpumpe mit tauschen...hat was diese Parallele...
Gruß Andreas
...ach so, das schwächste Glied einer Uhr ist in der Regel der Uhrenträger selber und aus techn. Sicht, die Hemmungsgruppe, da sie die empfindlichste Baugruppe ist...
Die techn. Sicht, gilt nur für ein Gehwerk für sich genommen, also keine Zusatzfunktionen usw.
Gruß Andreas
Sehr informativ. Thx an alle Fachleute. =)
Hi,
eigentlich sollten die Zugfedern der "neueren Art" nicht mehr "ermüden", denn sie sind aus speziellem Stahl gemacht und nicht gerade einfach herzustellen. Das die Zugfeder bricht liegt meisten auch nicht am Material, sondern an der Verhältnismäßigkeit vom Durchmesser des Federkerns und dem Federhaus (Rolex kann ein Lied davon singen).
Ich tausche dennoch jedesmal, obwohl es wirklich nicht sein muss, die Zugfeder bei der Revision, selber kann ich's auch nicht begründen....ich finde es halt besser, ganz einfach
Original von Ian
Hi,
eigentlich sollten die Zugfedern der "neueren Art" nicht mehr "ermüden", denn sie sind aus speziellem Stahl gemacht und nicht gerade einfach herzustellen. Das die Zugfeder bricht liegt meisten auch nicht am Material, sondern an der Verhältnismäßigkeit vom Durchmesser des Federkerns und dem Federhaus (Rolex kann ein Lied davon singen).
Ich tausche dennoch jedesmal, obwohl es wirklich nicht sein muss, die Zugfeder bei der Revision, selber kann ich's auch nicht begründen....ich finde es halt besser, ganz einfach
Moin Ian,
wäre zu schön um wahr zu sein, das es diese superlativ der Materialien gäbe...
Jedoch hat sich natürlich auch in der Entwicklung der Zugfedern etwas getan, was man auch in der Uhrmacherei als Fortschritt bewertet, sicherlich werden Heute keine Stahl-Zugfedern mehr in Armbanduhren verwendet, sondern es gibt Materialien wie nivaflex, nivarox und wie die ganzen patentierten Legierungen so heißen, aus denen man Zugfedern, Spiralfedern u.a. anfertigen kann...
Führend ist da z.B.: die Firma GENERALE RESSORTS SA in CH 2501 Bienne/Suisse
Nur eines können sie alle nicht, sie sind keine Cola Flasche, also unkaputtbar...
Beschränken wir es mal auf den Fortschritt, das sie länger halten, weitaus später ermüden als herkömmliche Zugfedern, nicht soooo rostempfindlich sind, halt bessere Eigenschaften der gleichmäßigen Kraftabgabe aufweisen, was wesentlich wichtiger ist, als eine 100%-ige Bruchsicherheit...
Gruß Andreas
westfale
01.06.2005, 18:09
Vielen Dank für die ausgezeichneten Auskünfte, das war wirklich fundiert und lehrreich, also nochmals Besten Dank! :gut: :gut: :gut: :gut: :gut:
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