Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bedenklicher Umgang großer Konzerne mit kleinen Händlern -> wie steht ihr dazu?
ehemaliges mitglied
06.01.2015, 17:24
Hallo zusammen,
in den letzten Tagen/Wochen hatte ich Zeit und war vermehrt in den Kleinstädten <50.000, sechs Stück, in einem Radius von 30 km unterwegs. Ich war erschrocken wie viele alteingesessene und mir seit Jahren/Jahrzehnten bekannte Einzelhändler von namhaften Unternehmen aufgrund zu geringer Absatzzahlen nicht mehr beliefert werden, darunter Firmen wie Longchamp, Montblanc, Omega, etc..
Das macht einen schon nachdenklich. Muss der Kunde in ländlicher Region jetzt 50 km und mehr fahren, damit er noch das Produkt seiner Begierde bekommt, ganz auf's Web setzen oder sich umorientieren?
Ich finde diese Entwicklung sehr bedenklich und frage mich, wo das noch hinführen soll. Zählt nur noch der Profit und der "A"-Händler in Großstätten wie Düsseldorf, Köln, Hamburg, etc.?
Ich habe kein Problem damit, neben dem guten Einzelhandel in der Umgebung auch im Web zu kaufen, solange der Handel seitens der Konzerne auch noch bedient wird.
Ergänzend möchte ich darauf hinweisen, dass es sich nicht um Filialen von Handelsunternehmen handelt, sondern um kleine inhabergeführte Geschäfte, deren fachkundige engagierte Mitarbeiter geschult und gut entlohnt werden.
Ich möchte mich hier nicht als Gutmensch darstellen, der bin ich mitnichten, aber ich denke schon darüber nach, wie ich künftig damit umgehe. Vielleicht habe auch ich den Handel vor Ort vernachlässigt.
Wie ist eure Meinung zu dem Thema, insbesondere derer, die auch auf dem Land leben? Kauft ihr eher Lamy anstatt MB oder GvFC, Aigner anstatt Longchamp, ..., oder wandelt ihr euch komplett Richtung Web?
Doktor Krone
06.01.2015, 17:29
:winkewinke:
Ich lebe in einer Großstadt, aber ich komme aus einer immerhin 80.000 Einwohner großen Stadt im Ruhrgebiet und die City ist da tot. Alles leer und Ramschläden. Da geht eh keiner mehr einkaufen - da kann ich die Konzerne auch etwas verstehen. Viel Aufwand mit den Händlern (die durchaus gut sein können) und wenig Nutzen (in Form von Gewinn). Da spart mal leicht ohne dass es auffällt. Den Anteil an Bevölkerung verliert man damit nicht, denn 80% wohnen eh Großstadtnah und bei 18% ist der Habenwollen-Reflex so groß, dass man eine Lösung findet. Die 2% kann man als Unternehmen verkraften. So wird halt gedacht.
Ich lebe in einer Stadt mit knapp 300.000 EW, tendiere aber trotz vieler Geschäfte und Einkaufszentren schon stark zum Einkauf im Web, muss aber auch dazusagen, dass ich hiebei noch nie Probleme mit Rückabwicklung et al. gehabt habe, was ja oft als ein Argument für den Kauf vorort genannt wird.
AndreasL
06.01.2015, 18:03
Es geht glaube ich nicht um die Einstellung des einzelnen zum online Kauf.
Konzerne können machen was sie wollen und da ist wahrscheinlich ein großer (online) Händler wohl angenehmer als viele kleine regionale Geschäfte. Sicherlich eine traurige Entwicklung, die wir als Konsumenten mit verursacht haben. Vermutlich wird es bald noch mehr die Differenzierung (hochpreisige Lagen und Champagner) geben und auf der anderen Seite die "Smart-Shopper" im Netz.
Diesen Teil des 1. Beitrags, "oder wandelt ihr euch komplett Richtung Web?", habe ich schon auch als Frage nach dem (Online-)Kaufverhalten des Einzelnen gedeutet...
sausapia
06.01.2015, 19:02
Dieser Trend ist nicht mehr aufzuhalten. Menschen zieht es vom Land in die Groß und Mittelstädte und der Einzelhandel in Toplagen wird neben dem Online-Handel der große Gewinner sein.
Es gibt einige Ausnahmen, so ist bspw. Braunschweig beim Handel sehr begehrt. Die City hat zwar nur 250.000 Einwohner, reflektiert aber auf ein Einzugsgebiet von 1 Mio. Menschen. Konstanz profitiert von den Schweizern etc.
Donluigi
06.01.2015, 19:09
Fraglich ist ja, ob Marken wie MB sich überhaupt so einer großen Nachfrage erfreuen, daß sowohl die stadt- als auch die landbasierten Dealer leben können. Vermutlich gibts schlichtweg nicht soo viele Kunden, daß beide koexistieren können und dann ist es für alle Beteiligten sinnvoller, in der Stadt zu bleiben: für den Hersteller, weil Vertrieb nun mal Geld kostet, für den in der Stadt, weil er einfach das größere Portofilo bereithalten kann und für den Kleinen, weil er mit seinem Invest nicht glücklich wird. Ist bei Autos ja nicht anders: bei spezielleren Marken wie Volvo dünnt sich das Netz auch immer weiter aus, weil zuviele einfach nicht überleben könnten.
Meine Beobachtung in unserem Umkreis: die meisten Grünstadter - Grünstadt ist die nächste Kleinstadt, in der man all seine täglichen Besorgungen erledigen kann, kämen wohl nie auf die Idee, ihren Luxuskonsum in ihrer Kleinstadt zu tätigen und fahren dafür "in die Stadt", in dem Fall ins 20 Minuten entfernte Mannheim. Andererseits ist das Umfeld Grünstadts nicht potent genug, um für irgendeinen Schreibwarenhändler den Invest in eine Luxusmarke wie Montblanc zu tätigen. Und natürlich liegts natürlich auch am Einzelhändler selbst, sich sein Segment zu erkämpfen - und das klappt auch in der Kleinstadt. Unser Kofferkonzi etwa hat Rimowa im Angebot und dreht das fleißig, beim hiesigen Schreibwarenhändler kann man auch durchaus hunderte Euro für Füller ausgeben, die kommen dann halt von Pelikan oder Lamy und wir haben sogar einen Vitra-Dealer in der FuZo, der aufgrund seines geschickten Agierens durchaus seit Jahrzehnten bestehen kann. (Mein bißchen Vitra-Gerümpel kauf ich jedenfalls bei dem und nicht im Netz.) Liegt aber auch sicher daran, daß der hiesige Wirtschaftsraum an sich ziemlich potent ist. Weiter im Norden wirds da sicherlich bissi düsterer, wenn man in die Provinz schaut.
Mich regt die Entwicklung ehrlich gesagt auf. Zum Beispiel habe ich einen sehr freundlichen & kompetenten Kamera Händler.
Habe bei ihm bereits einige Modelle erworben. Er ist Markenhändler. Als ich bei ihm ein gehobenes Modell bestellen wollte,
teilte er mir mit, dass er dieses nicht besorgen kann, da er nicht das gesamte Sortiment vorrätig hat,wird er mit den Pro Modellen
nicht beliefert.
Ich wohne im ländlichen Raum. Auf Internet und weite Fahrten habe ich keine Lust. Die kleinen Händler, die sich um jeden Kunden bemüht haben
sterben immer mehr aus. Schlimme Entwicklung X(
ehemaliges mitglied
06.01.2015, 20:05
Ich kaufe im Einzelhandel, wenn ich Serviceleistungen vom Händler oder den Mitarbeitern bei der Beratung oder im Nachhinein erwarte. Ansonsten bevorzuge ich zugegebenermaßen das Web. Allerdings frage ich mich, ob ich die Gewinnmaximierungabsicht der Hersteller zu meinen Lasten unterstützen soll.
Schließlich gibt es ja den Händler vor Ort, der mir ein beratungsintensives hochpreisiges Produkt verkaufen will, es aber nicht mehr vertreiben darf. Er möchte den Service bieten, Lagerware vorhalten und dann scheitert es an wenigen Tausend Euro Jahresumsatz. Ich soll aber zwecks Gewinnmaximierung jetzt 100 km weit fahren und hohe Parkgebühren bezahlen, damit ich den Wunschartikel bekomme.
Ich überlege ernsthaft, wie ich langfristig mit der Situation umgehe.
obiwankenobi
06.01.2015, 20:05
jeder ist konsument und jeder verantwortlich.
auch hier: konzi oder grauhandel?
sollte jeder einmal drüber nachdenken.
ehemaliges mitglied
06.01.2015, 20:08
Konzi oder Grauhandel ist nicht das Thema. Konzi vor Ort, Konzi weit weg oder Onlineshop des Herstellers ist eher angebracht; und das für ein Produkt, bei dem man Service erwarten kann.
Ganz unaufgeregt: Grauhandel ist ein Teil des Themas. Unterstelle mal einen inhabergeführten Konzi, der pro Jahr in einem Vertriebsraum 50 Uhren nicht verkaufen kann, weil sie am Ende überregional "grau" gekauft werden.
love_my_EXII
06.01.2015, 20:40
In der "Stadt" immerhin gut 45k Einwohner, in der ich aufgewachsen bin da könnte ich heute nichts ausser Lebensmittel und eine Handvoll andere Dinge des täglichen Bedarfs kaufen, und selbst dafür müsste ich dort 3 ,oder mehr, verschiedene Geschäfte aufsuchen. An "Premium" oder "Luxus" Produkte braucht man dort gar nicht zu denken. Die Einkaufsstraßen sind tot, Ramschläden, der Bäcker und die Apotheken und Banken sind die, die sich noch über Wasser halten können. Wobei ich mir sicher bin das die Bankfilialen die nächsten sind die dort zumachen werden - zumal der Nutzerkreis immer kleiner und vor allem älter wird, irgendwann braucht es die Filialen einfach nicht mehr weil das Kosten Nutzen Verhältnis in keiner Relation mehr steht.
Ob das in meiner Kindheit wirklich sehr viel anders war? Ich weiß das "wir" seit meiner frühesten Kindheit immer nach Düsseldorf gefahren sind für die Einkäufe die nicht Lebensmittel und ähnliches waren. Das ging bei der gesamten Baby-Austattung für mich damals los, über die Klamotten meiner Eltern, Accessories, Spielwaren, Haushaltswaren, Unterhaltungselektronik, ... Und für all das gab es also schon Ende der 80ger und Anfang der 90ger keine echten Anlaufstellen in der Stadt in der ich aufwuchs.
Dazu kommt dann das die besagte Stadt eine Entwicklung durchgemacht hat und macht die im krassen Gegenteil zu "Luxuskonsum" gleich welcher Art steht. Es gibt ein paar gute Adressen - aber der Großteil hält Edeka und Real,- für "teure" Läden. Das überdachte Einkaufszentrum steht zum größten Teil leer, ein neugebautes beherbergt zum größten Teil besagten "teuren" Edeka, daneben gibt es darin dann einen Deichmann, einen Woolworth, DM, Optiker, und Depot.
Nur eine Stadt weiter sieht das ganz anders aus, dort boomt die Innenstadt mit 2 großen Einkaufszentren, einem überdachten "Marktplatz" - angeschlossene Fußgängerzone mit weiteren Geschäften. Gelockt wird mit guten Parkmöglichkeiten, 1 - 2 Std. frei parken, danach moderate Gebühren - alles ist gut erreichbar. Man könnte es als "hochwertig" bezeichnen, "gut bürgerlich" (was auch immer einem für Adjektive dazu einfallen) jedoch von Luxus weit entfernt. Ein Geschäft in dem man einen Montblanc kaufen kann, da wird man lange für suchen müssen - mir würde spontan keines einfallen. Vielleicht früher als es dort noch einen Karstadt gab.
In der Gesamtkomposition führt das dazu, was ich weiter oben schon beschrieb - "man" fährt halt in die (richtige) Stadt - einfach weil man dort nicht suchen muss, die Dinge die man will bekommt und das alles relativ kompakt beieinander. Das steht im krassen Gegensatz dazu erstmal ein Geschäft zu finden das eine Marke XY führt, dann dort einen MA zu finden der weiß das sie die Marke XY führen, mit Glück "irgendwas" der Marke XY zeigen kann - aber das Wunschmodell garantiert bestellen muss und am liebsten noch eine vollständige Bezahlung eben dieses vorab hätte.
Kurz um, das macht man 2 mal, vielleicht 3 mal - aber spätestens dann hält man sich damit nicht mehr auf.
Ganz ähnlich werden das auch "Konzerne" einschätzen. Was nutzen mir 25, 50 oder auch 100 "B" und "C" Geschäfte, wenn ein Flagshipstore und 3 "Store-in-Store" Konzepte in derselben großen Stadt ein vielfaches des Umsatzes bringen - und die meisten Leute eben eh "in die Stadt" fahren für derartige Einkäufe. Ganz zu schweigen von den vielen weiteren Vorteilen von eigenen Geschäften, gegenüber eine Marke von vielen zu sein bei einem Händler.
Im großen und ganzen hängt es wohl auch damit zusammen das "Zeit" ein immer knapperes Gut wird - wenn ich die Wahl habe einen halben Samstag "in der Stadt" zu verbringen dabei alle Dinge bekomme, zwischendrin noch ein gutes Restaurant aufsuchen kann und am Ende zufrieden nach Hause komme oder einen (gefühlten) ganzen Samstag durch den Ort, die Stadt und Nachbarstadt fahre um am Ende vielleicht 50% dessen was auf meiner Liste steht zu haben - nicht essen gewesen zu sein weil es selbst an einem guten Restaurant fehlt in das man Mittags mal könnte - da fällt mir die Entscheidung wie und wo ich einkaufe nicht besonders schwer.
--
Das Internet sehe ich da für mich nur bedingt als eine "Ursache" oder "Hilfe" - Es gibt viele Dinge die kann man ungesehen, ohne Beratung (oder durch "eigene" Beratung bzw. Beratung in Foren) kaufen - aber es gibt auch eine Menge Sachen die möchte man mal in der Hand gehabt haben oder wenigstens mal live gesehen haben bevor man sie kauft. "Liefern lassen und zurückschicken" ist z.B. so gar nicht meins, klar wenn was gar nicht passt oder völlig anders als erwartet ist, aber nicht als Ersatz für die Umkleidekabine oder den Showroom.
Ich glaube auch nicht dass, das Internet an sich die alleinige Schuld am "Untergang des Fachhandels/Einzelhändlers" hat, das ist immer leicht und schnell gesagt. Fakt ist das sich viele Läden nie mit einer Weiterentwicklung, neuen Konzepten etc. auseinandergesetzt haben. Viele der Läden sahen vor ihrer Schließung bzw. sehen Heute noch so aus wie ende der 90ger / 01 / 02 / 03 als ich das letzte mal drin war - das Angebot ist nicht der Hit, die Produktpräsentation ist nicht vorhanden. (Ein Pappdisplay vom Hersteller ist KEINE) Und Mitarbeiter die sich wirklich auskennen mit dem was sie da verkaufen, die muss man schon suchen.
Wenn man sich gezielt mit einem Thema auseinandersetzt und in Foren/Communities unterwegs ist dann findet sich schnell der typische "Forumshändler", der kleine Fachhändler mit dem großen Herz, der Top Beratung und guten Produktauswahl - Einer von 2000 gelisteten "Fachhändlern" beim Hersteller, den man ohne Internet und Forum (oder einen Zufall) nie gefunden hätte - selbst wenn er nur 5km von der eigenen Haustüre weg ist.
Viele Grüße,
Oliver
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Luxusmarken expandieren: In Nuernberg gibt es Louis Vuitton und Hermes. In Rio hat nun ein zweiter LV-Shop aufgemacht und in Houston gibt es 3(!) LV-Shops in einer einzigen Mail. Wenn diese Marken einen gewissen Umsatz pro Quadratmeter Ladenflaeche und Tag erwirtschaften koennen, dann wuerden die auch ihre Laeden auf dem potenten "Lande" aufmachen (z.B. Sylt, Palm Springs oder einige Wintersportorte).
In meiner Jugend musste man entweder nach Frankfurt oder Muenchen fahren, um LV zu kaufen. Davor mussten die Grosseltern direkt nach Paris fahren.
Auf dem strukturarmen Lande gab es noch nie Luxusmarken: Das war schon immer so!
Allerdings hatten noch vor ca. 20 Jahren viele Juweliere in Kleinstaedten die Konzession Zenith, IWC, JLC etc. zu verkaufen. Montblanc konnte man in jedem besseren Schreibwarenladen bestellen, war aber damals keine Luxusmarke.
...
In meiner Jugend musste man entweder nach Frankfurt oder Muenchen fahren, um LV zu kaufen. Davor mussten die Grosseltern direkt nach Paris fahren.
....
für mich das Zitat des Tages...
Da war aber LV noch nicht hip, da wollte man MCM haben.
Das macht einen schon nachdenklich. Muss der Kunde in ländlicher Region jetzt 50 km und mehr fahren, damit er noch das Produkt seiner Begierde bekommt, ganz auf's Web setzen oder sich umorientieren?
Ich finde diese Entwicklung sehr bedenklich und frage mich, wo das noch hinführen soll. Zählt nur noch der Profit und der "A"-Händler in Großstätten wie Düsseldorf, Köln, Hamburg, etc.?
Ich wohne in einer Großstadt mit >300.000 Einwohnern, die immerhin ehemalige Bundeshauptstadt ist.
Wenn ich was kaufen will muss ich trotzdem nach Köln, selbst da:
Kommt man aus dem Parkhaus am Dom, erwarten einen Hermes, LV, MB, Bvlgari etc. geht man aber einige Meter Richtung Innenstadt, sieht man dutzende 1€ Shops, 70ct Pizza, Elektronik Ketten etc.
Die wirklichen Inhaber geführten Läden findet man dort kaum noch.
Die gängige Kommunalpolitik und die dahinter stehende gesellschaftliche Erwartungshaltung, zwar in der Stadt wohnen zu wollen, aber nicht mit den Lasten städtischen Wohnens belästigt zu werden, hat ein Übriges getan.
Auch in kleineren Städten ist der innerstädtische Parkraum zunehmend verknappt und die Stadt somit geradezu gegen Erwerbspendler abgeschirmt worden. Die dahinter stehende Vorstellung, der geneigte Konsument werde die Innenstadt auch als ÖNPV-Benutzer oder Randzonenparker aufsuchen, hätte man mal frühzeitig überdenken müssen. Das war und ist keine "Kommt bitte zu uns-", sondern eine "Bleibt bitte draußen-Politik".
"Überhebung büßt mit großem Falle."
ehemaliges mitglied
07.01.2015, 07:28
Ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster. Wien ist mit 1.8 Mio offiz. Einwohner beileibe keine Kleinstadt, aber die Versorgungslage ist hier unter aller Sau.
Ok, obige Luxusgüter gibts genug, aber oft scheitert es an ganz banalen Dingen des täglichen Bedarfs. Speziell in meiner erweiterten Brangsche, Halbzeug und Fertigteile im Metallbereich zu bekommen ist hier so gut wie aussichtslos.
Einfache 08/15 Bauteile sind nur aus dem "Ausland" zu kriegen, das ist eigentlich traurig. Andererseits tut die Wr. Stadtregierung seit Jahren alles, um das Gewerbe aus der Stadt rauszuekeln, kleinen Handwerker und Produktionbetrieben wird seit Jahrzehnten das Leben schwer gemacht sodass für Viele eine Betriebsschließung der einfachere Weg in die Zukunft bedeutet hat.
Da bleibt dem Endkunden (privater oder gewerblicher, ist eigentlich egal) nur der Weg über die Beschaffung übers Internet.
ehemaliges mitglied
07.01.2015, 08:04
Wenn der Weg dahin führt, wirklich alles über das Web zu beziehen oder weite Wege zurücklegen zu müssen, dann kann der Schuß auch schnell nach hinten losgehen. In der Vergangenheit fuhr der Kunde zum Schreibwarenhandel in der Umgebung und testete diverse MB FH mit unterschiedlichen Federbreiten und nahm den mit, der ihn zufrieden stellte. Jetzt muss er ggf. immer wieder retournieren und neu bestellen, bis er mit dem Produkt zufrieden ist. Wendet sich die Mehrheit der Kunde dabei nicht an einen Händler sondern direkt an den Onlineshop des Herstellers sieht's ggf. schlecht aus. Solange das vereinzelt vorkommt, mag die Rechnung noch aufgehen.
Ok, das Beispiel ist jetzt auf die schnelle weit hergeholt, aber ich kenne schon jetzt Leute, die es im Bereich Digitalkameras so handhaben; sei es, wie zuvor in einem Post genannt, dass ein Händler vor Ort mit einer Produktlinie nicht beliefert wird oder ein Kameramodell bei Markteinführung einen Serienfehler aufweist.
Ich denke, nicht alles was sich betriebswirtschaftlich schönrechnen lässt, ist auch wirklich zum Wohle des Unternehmens/einer Marke. Mag mich hier aber auch irren.
sausapia
07.01.2015, 08:31
Online-Handel wird nur einige Handelssegmente verdrängen. Der Handel in den Städten verändert sich nur, teilweise dramatisch. Shops / Flagshipstores werden eher zu Werbebühnen des Handels. Einige Konzerne orchestrieren Online mit stationärer Präsenz ideal.
Man recherchiert im Web und Foren, testet das zu kaufende Stück vor Ort, bestellt online und lässt sich das Stück liefern. Im Garantiefall kann man es vor Ort abgeben. Diese Wertschöpfungskette oder ähnlich ist die Zukunft. Der stationäre Handel wird nicht aussterben, er verändert sich. Menschen wollen Erlebnis und Aufenthaltsqualität. Warum geben Jugendliche als Hobby "shoppen" an? :grb:;):D
ehemaliges mitglied
07.01.2015, 09:12
Wenn der Weg dahin führt, wirklich alles über das Web zu beziehen oder weite Wege zurücklegen zu müssen, dann kann der Schuß auch schnell nach hinten losgehen. In der Vergangenheit fuhr der Kunde zum Schreibwarenhandel in der Umgebung und testete diverse MB FH mit unterschiedlichen Federbreiten und nahm den mit, der ihn zufrieden stellte. Jetzt muss er ggf. immer wieder retournieren und neu bestellen, bis er mit dem Produkt zufrieden ist. Wendet sich die Mehrheit der Kunde dabei nicht an einen Händler sondern direkt an den Onlineshop des Herstellers sieht's ggf. schlecht aus. Solange das vereinzelt vorkommt, mag die Rechnung noch aufgehen.
Amazon ist doch schon dazu übergegangen Kunden, die eine unwirtschaftlich hohe Rücklaufquote haben (5 Teile bestellen, probieren, 4 zurücksenden und das immer wieder) einfach zu sperren.
Wenn dich dann deine einzige Einkaufsquelle sperrt schaust auch blöd drein, andere gibts ja dann nimmer. ;)
Wenn mir JETZT das Druckerpapier (z.b.) ausgeht (aus welchen Gründen auch immer) dann brauche ich umgehend Ersatz. Da hilft es mir nix, wenns irgendwo online billigst ist, ich es aber in meiner Stadt nicht mehr kaufen kann.
ehemaliges mitglied
08.01.2015, 14:44
a pro pos große Konzerne:
The next big thing von Amazon: Der Handwerks- und Industriebedarfsbauchladen.
http://www.amazonsupply.com
Ich versuche eigentlich immer, die lokalen Geschäfte und Unternehmer zu unterstützen. Digitalkamera und Zubehör kaufe ich vor Ort (auch wenn es etwas teurer ist), Backwaren kaufe ich bei einem kleinen Bäcker, Fleisch und Wurst direkt ab Erzeuger völlig ohne Tiertransporte, etc. In letzter Zeit kommt es aber leider immer öfter vor, dass ich dazu gezwungen werde, online zu bestellen. Der gemütliche Buchhändler hat zur Gewinnmaximierung einen Teil der Verkaufsfläche in ein Bistro umgewandelt und daher das Sortiment reduziert - muss ich meinen Bedarf online decken. Beim Einrichtungshaus meines Vertrauens arbeiten zwischenzeitlich fast nur noch demotivierte Aushilfen - also bestelle ich mein Porzellan online. Und wenn ich neue Töpfe brauche, fahre ich ins Outlet, da bei meinem Händler leider das empfohlen wird, was da ist und nicht das, was ich eigentlich brauche. Eigentlich sehr schade die ganze Entwicklung, aber alle Seiten haben über Jahre daran gearbeitet, dass es genau in diese Richtung geht. Die Städteplaner, die den Verkehr aus der Innenstadt raus wollten - die Kunden, die immer alles nur noch billiger haben möchten - und auch die Händler, die leider oftmals keinen Mehrwert mehr bieten können oder wollen.
ehemaliges mitglied
08.01.2015, 17:08
, da bei meinem Händler leider das empfohlen wird, was da ist und nicht das, was ich eigentlich brauche..
Das mache ich auch oft, nicht immer ist das was die Kunden wollen auch das Richtige. Ohne Bedarfsanalyse kommt mir Keiner davon. :D
Amazon ist doch schon dazu übergegangen Kunden, die eine unwirtschaftlich hohe Rücklaufquote haben (5 Teile bestellen, probieren, 4 zurücksenden und das immer wieder) einfach zu sperren. ...
Was ich verstehen kann. Das klingt so absolut und nur mit Teilinformationen ein bisschen arg extrem. Auch wenn du regelmässig gern die "Großen" anprangerst, nicht die Hälfte des Berichts unterschlagen... =)
„... Einzelfälle, die wir nur nach eingehender und umfassender Prüfung vornehmen, wenn eindeutig feststeht, dass bei dem betroffenen Konto kein Einkaufs- und Retourenverhalten eines Verbrauchers vorliegt“
(Quelle:http://www.focus.de/finanzen/recht/retouren-wahn-beim-online-haendler-amazon-sperrt-kunden-konten-und-wird-dafuer-verklagt_id_3578362.html)
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