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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : das erste mal Führungskraft



Oli_kf
16.03.2015, 13:34
Hallo zusammen,
seit einiger Zeit erstelle ich ja ganz gerne Threads mit Fragen aus dem Berufsleben :-). Jetzt ist es wieder soweit :-). Nach langem hin und her habe ich mich nun entschieden meinen jetzigen Arbeitgeber bei dem ich seit guten 5 Jahren beschäftigt bin zu verlassen, Hauptgrund sind die fehlenden Perspektiven. Bei der neuen Stelle werde ich das erste mal Personalverantwortung für 50-60 Leute übernehmen (produzierendes Gewerbe, also überwiegend angelernte Hilfskräfte). Gerne wollte ich Euch deshalb fragen ob ihr Tipps für mich habt wie ich diese Sache gut meistern kann, da ich auch noch relativ jung bin (25 Jahre). Ich hab mal gelesen das die ersten 100 Tage entscheidend sind, ist da was dran?

Gruß

Oliver

903Klassik
16.03.2015, 14:36
Bist Du sicher den richtigen Job angenommen zu haben. Deine Frage impliziert mir irgendwie "Angst" vor dem Personal.

Tipps gibt es m. E. keine, sei Du selbst und bleibe Mensch. Besonders solltest Du Dich mit den Arbeitsabläufen und der Bedienung der Maschinen vertraut machen.
Es verdient sich kein Vorgesetzter mehr Respekt, als wenn die Leute merken das Du weißt wovon Du sprichst und Dich auch nicht scheust mal selbst Hand anzulegen.
Guter Kontakt zur Basis ist die halbe Miete.

Oli_kf
16.03.2015, 14:49
Ja klar, bisschen "Respekt" vor der neuen Aufgabe ist sicher dabei, will meine Sache einfach gut machen, deswegen habe ich gefragt :-)

Artur
16.03.2015, 14:49
Es verdient sich kein Vorgesetzter mehr Respekt, als wenn die Leute merken das Du weißt wovon Du sprichst und Dich auch nicht scheust mal selbst Hand anzulegen. Guter Kontakt zur Basis ist die halbe Miete. Genau so ist es! Und keinen - nicht den geringsten - Anflug von Arroganz aufkommen lassen, das merken die Kollegen sofort - wie schon gesagt - bleibe Mensch!

rainer07
16.03.2015, 15:12
Du hast keine 100 Tage. Der erste Eindruck entscheidet.
Trotzdem: Viel Erfolg und - hoffentlich - auch etwas Freude an der neuen Verantwortung! Ja, es kann auch Spaß machen!

Beste Grüße

kurvenfeger
16.03.2015, 15:14
Es wird schon so sein, dass Deine Mitarbeiter mit hohen Erwartungen ins Rennen gehen. Versuche da bloß nix vorzutäuschen, was nicht da ist. Hol Dir die MA mit ins Boot, sag dass Du neu in dem Laden und ggf. Diesem speziellen Produktionsablauf bist und gerade am Anfang Unterstützung brauchst, um schnell per Du mit den Gegebenheiten in der neuen Firma zu werden.
Und mach das wirklich: nimm die die Zeit, rede mit den Leuten, lerne sie kennen. Zeige Dein ehrliches Interesse und drücke Wertschätzung aus. Zumindest in meiner Branche (nicht produzierend) ist ein Führen von oben herab absolut nicht zielführend.
Das soll natürlich nicht heißen, dass Du jeder Befindlichkeit gerecht werden musst, das wird eh nie klappen...

Insoman
16.03.2015, 15:21
Denke daran: wer sich zu groß hält für kleine Arbeiten, ist meist zu klein für große Aufgaben

paddy
16.03.2015, 16:08
Erfahrungsgemäß hilft es bei sowas auch ungemein, selbst in dem Bescheid zu wissen, was deine Mitarbeiter können (sollen).

LUuhrENS
16.03.2015, 16:47
Alles was bisher geschrieben wurde entspricht auch meiner Philosophie.
Wertschätzung ist extrem wichtig! Du darfst deine MA's auch fordern, wenn du auch bereit bist zu geben. Damit meine ich kein Geld.
Auf eine sachliche, ruhige und faire Art muss man als Vorgesetzter aber auch Unzufriedenheiten oder "NoGo's" artikulieren. Wenn das korrekt und respektvoll rüber kommt und du bereit bist Ihnen entgegenzukommen wo du Spielraum hast, wird es mit der Akzeptanz schon klappen.
Und Vorsicht: Es gibt immer ein paar Spezialisten die versuchen werden einen Chefwechsel für Ihre persönlichen Interessen zu nutzen.

Ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner neuen Aufgabe :gut:

Mr Mille Gauss
16.03.2015, 17:07
Servus,

fast alles wurde schon angesprochen bis auf 1:
Wenn Du versuchst vom ersten Tag alles umzukrempeln und neu zu gestalten wirst du Dir es sehr schwer machen.
Erst mal einarbeiten und die Abläufe incl. Menschen in Deinem Umfeld kennenlernen.
Nach und nach wenn Du auf Deinem Posten sicher bist und akzeptiert wirst, kannst Du langsam beginnen neue Ideen anzusprechen und umzusetzen.

rainer07
16.03.2015, 18:24
Vielleicht noch eine einfache Sache, fällt mir gerade ein, die aber doch oft vergessen wird: Mitarbeiter loben vor versammelter Mannschaft, kritisieren unter vier Augen!

heradot
16.03.2015, 18:56
Wenn Du versuchst vom ersten Tag alles umzukrempeln und neu zu gestalten wirst du Dir es sehr schwer machen.
Erst mal einarbeiten und die Abläufe incl. Menschen in Deinem Umfeld kennenlernen.
Nach und nach wenn Du auf Deinem Posten sicher bist und akzeptiert wirst, kannst Du langsam beginnen neue Ideen anzusprechen und umzusetzen.

Sehe ich absolut genauso. Bei uns gilt die eigentlich die 100 Tage Regel. Wer am Tag 2 der Meinung ist er müsse alles verändern, überlebt die 100 Tage nicht. Engagieren, Interesse zeigen, authentisch sein und sich ein genaues Bild der Lage machen. Dann aber auch ein Statement setzen wie es weitergeht (Ziele, Veränderungen, Vorgehen, usw. erklären.

Ansonsten überleg Dir mal, was Du von Deinem Chef erwartest; das wird in Deiner Mannschaft wohl auch nicht schlecht ankommen: Sachverstand, Vertrauen, Authentizität, Wertschätzung, Entscheidungsstärke,..

Good luck,
Marco

Street Bob
16.03.2015, 19:14
Diese alte 100 Tage-Regel kann bestenfalls gelten, wenn alles läuft. Wenn im Team etwas nicht stimmt und Du wartest dennoch hundert Tage, bist Du tot.
Das Loben vor der gesamten Mannschaft ist auch so eine Sache, wenn das immer den gleichen trifft. Der ist danach auch tot. ;)
Der effizienteste Führungsstil nach meiner Erfahrung in diversen Funktionen ist die Führung durch Vorbild.
Und je mehr ich schreibe, kommt mir dieses "hatten wir das nicht schon einmal" Gefühl ;)

sausapia
16.03.2015, 19:36
50.60 Mitarbeiter mit 25 Jahren: das ist eine Herausforderung :op:

Archer
16.03.2015, 19:47
Hmmm eine Anleitung, wie werde ich eine Führungskraft gibt es nicht...

So etwas lernt man mit den Jahren, bzw. manche lernen es nie oder sind dafür einfach nicht geeignet...

Ich bin seit über zwanzig Jahren in der Projektleitung und lerne auch heute noch dazu... ;)

Arbeite im Team und sei ein Vorbild , in allen Belangen... ;)

madmax1982
16.03.2015, 19:54
Ich würde jetzt mal sagen, Mitarbeiterführung ist kein Job oder eine Aufgabe, sondern das Werkzeug, um Deine Aufgaben und die von Deinen Vorgesetzten definierten Ziele zu erreichen.
Ich würde mir vor Antritt einer neuen Stelle vor allem überlegen, ob ich den Anforderungen gewachsen bin und einen Plan habe, diese zu erfüllen.
Wenn Du das für dich definiert hast, weißt Du auch, was Du von Deinen neuen Mitarbeitern brauchst und kanst dir auch leichter überlegen, wie du die individuellen Ziele und Anforderungen definierst und vermittelst.

tbdbg
16.03.2015, 20:27
50.60 Mitarbeiter mit 25 Jahren: das ist eine Herausforderung :op:

Kommt drauf an in was für einer Branche.

Smoke
16.03.2015, 20:30
Ist das nicht eine Überlegung, die man vor der Bewerbung auf die Stelle anstellen sollte?

MacLeon
16.03.2015, 20:33
Auch wenn jetzt hier bestimmt wieder einer sagen wird, dass das Humbug ist, ich würde wenigstens ein entsprechendes Seminar besuchen. Führen hat viele Komponenten, die man als Techniken lernen kann, z.B. Konfliktmanagement, Feedbackgespräche, etc..

Ansonsten kommt viel auf die Rolle an, die Dir zugedacht ist. Musst du reformieren, musst Du nur weitermachen wie der Vorgänger? Die Mitarbeiter und deren Zusammensetzung sind ebenfalls wichtig. Einen Haufen Wissenschaftler oder Ingenieure führt man anders als ein Produktionsteam, in dem jeder genau definierte Aufgaben hat. Auch die Probleme, denen man gegenübersteht, sind immer individuell.

Servus
16.03.2015, 20:52
Hi Oliver, von 0 auf 50 MA in neuem Umfeld sind ein dickes Brett. Was wird von Dir erwartet?
Musst Du die MA etwa alle direkt führen? Good luck!
Cheers Michael

oberstklink
16.03.2015, 21:35
Auch wenn jetzt hier bestimmt wieder einer sagen wird, dass das Humbug ist, ich würde wenigstens ein entsprechendes Seminar besuchen. Führen hat viele Komponenten, die man als Techniken lernen kann, z.B. Konfliktmanagement, Feedbackgespräche, etc..

Ansonsten kommt viel auf die Rolle an, die Dir zugedacht ist. Musst du reformieren, musst Du nur weitermachen wie der Vorgänger? Die Mitarbeiter und deren Zusammensetzung sind ebenfalls wichtig. Einen Haufen Wissenschaftler oder Ingenieure führt man anders als ein Produktionsteam, in dem jeder genau definierte Aufgaben hat. Auch die Probleme, denen man gegenübersteht, sind immer individuell.
Da steckt viel Weisheit drin. :gut:
Die Frage ist auch wie Deine neue Firma damit umgeht. Bekommtst du ggf. für den SStart eine Einarbeit / Coach ? Wenn nicht kannst Du auch mit 2 Freunden so eine Situation als Rollenspiel mal durchgehen.

Und lass Dich nicht verrückt machen. Ich wage die Behauptung das es mehr schlechte als gute Vorgesetzte gibt mit Marotten usw. ausgestattet. Führung ist etwas wie Kindereriehung. Du machst nicht einen großen Fehler und dann ist alles aus. Fehler und anschliessende Korrekturen sind absolut ok.

Nixus77
16.03.2015, 21:43
Meiner Meinung nach: Sei nicht überheblich und kein A*sch

Clapton
16.03.2015, 22:06
Wird schon, Oliver. Den Mutigen gehört die Welt...

Street Bob
17.03.2015, 16:40
Genau! Und überlege vielleicht mal, wie Du bislang geführt worden bist, was Dir an diesem Führungsstil gefiel und was nicht.
Wie möchtest Du geführt werden?

Oli_kf
17.03.2015, 17:33
kooperativ :-)

Malik
17.04.2015, 23:15
Ich bin in der ähnlichen Situation vor ca. 3 Jahren gewesen...

Neuer Arbeitgeber also neues Team und Personalverantwortung für insgesamt ca 70 Mitarbeiter wobei wir im 3 Schicht System Arbeiten also maximal 20 Mitarbeiter auf einer Schicht gleichzeitig... Ich hatte davor ein weitaus kleineres Team von 5 - 8 Leuten

Es gibt keinen Guide aber mir haben einige Tools geholfen Menschen besser zu verstehen wie z.B die verschiedenen Menschentypen (Hai,Wal,Delphin,Eule) Limbisches System würdigen ( wenn sich jemand aus*****n will, lass Ihn *****n) fang erst danach an zu reden weil er in dem Moment rein Emotional und keinesweg rational denkt.

Die wichtigsten Dinge wurden erwähnt. Führe als Vorbild und pack mit an im richtigen Maß.

Walk your Talk, also mach das was du sagst und halte dein Wort...Wenn du Pünktlichkeit und Sauberkeit forderst komm nicht unrasiert und zu spät zur Arbeit... einfache Dinge halt...

Finde heraus was für deine Mitarbeiter ein "Driver" ist also der Antrieb zur Arbeit...Bei vielen spielt Geld natürlich eine Rolle aber was jeder Mensch und Mitarbeiter möchte ist Aufmerksamkeit und Anerkennung.

Führungskraft ist man nicht, Führungskraft wird man mit der Zeit..jedenfalls aus meiner Sicht

Es dauert seine Zeit bist du deinen Führungsstil findest. Ich hatte glücklicherweise 2 Coaches in meiner Laufbahn erleben dürfen die mir viel mit auf dem Weg gegeben haben. Das waren Tobi Beck und Oliver Caspers...Gibt sicherlich was bei Google dazu. Die Meinung zu solchen Coaches gehen ja weit ausseinander.Aber manchmal sind es die kleinen Dinge die man,gerade auch in so einer Position nicht sieht oder wahrnimmt weil sich der Blickwinkel stark verändert womit ich jedoch nicht sagen möchte das du arrogant wirst oder werden sollst.Man hat einfach andere Vorstellungen und genau deswegen bist du auch in so einer Position...

Bitte versteh mich jetzt auch nicht falsch aber angelernte Hilftskräfte sind ein eher leichter Start für so einen Job


Du bist ja nun sicherlich schon ein paar Tage im Unternehmen.Vielleicht magst du ja berichten wie es gelaufen ist

Mogli369
18.04.2015, 01:54
Bedenke, dass dein Team nicht für dich, sondern du für Sie da bist!

Oli_kf
18.04.2015, 07:26
Guten Morgen zusammen,

danke für eure Antworten! Am 4.5. geht's los, dann werde ich berichten :-)

Dinole
18.04.2015, 07:38
.....vieles Zutreffende wurde ja bereits gesagt. Aber bitte nicht zu früh und wenn überhaupt erst nach ausgiebigen Abwägen das "Du" anbieten. Du bist und bleibst als Vorgesetzter eine Respektsperson, der die Richtung vorgibt und die Verantwortung für seine MA trägt. Und wir alle wissen doch, "Du Arschl....." sagt man leichter als "Sie Arschl...".

Viel Erfolg bei der Herausforderung und immer dran denken, "Wo Menschen sind, da menschelt es"....