Masta_Ace
09.09.2015, 09:35
Juni 2012, Unicafete, Felix zu mir: „Hey, ich hab mich zu so nem Jedermann-Triathlon im RLX angemeldet, hast Bock mitzumachen? Heißt QDDS, also Quäl dich du Sau!“. Mit diesen Worten fing meine „Ausdauersportkarriere“ im Juni 2012 an – am letzten Sonntag endete sie (vorerst) mit dem Finish auf der Triathlon-Langdistanz, im Volksmund auch als Ironman bekannt.
Zum Zeitpunkt obiger Aussage war ich noch täglich im Fitnessstudio Pumpen, hatte 20 kg mehr und war alles andere als ein Ausdauersportler. Ja, ich war zuvor in meinem ganzen Leben noch nichtmal Laufen/Joggen gewesen.
Was seit dem bis letzten Sonntag passiert ist, kann man schnell beschreiben: jedes Jahr die Steigerung um die nächst längere Distanz. Also September 2012 Jedermann-Distanz, Juli 2013 olympische Distanz, Juni 2014 Mitteldistanz und nun im September 2015 eben die Langdistanz.
Der Entschluss für einen Start auf der Langdistanz viel exakt Ende April 2015 bei einem – so dachte ich – ganz harmlosen Grillabend. Zunächst hatte ich mir als Highlight für heuer „nur“ eine Mitteldistanz ausgesucht. Warum wieder „nur“ eine Mitteldistanz? Ich habe mir letzten Herbst einen neuen Job in einer neuen Stadt gesucht, den ich im Winter begonnen habe. Durch den Umzug in eine komplett neue Stadt samt neuem Job dachte ich, ich würde sowieso nicht zum Training kommen, das für eine Langdistanz nötig wäre. Zudem sind die großen Rennen (Roth und Frankfurt) seit Monaten bereits ausgebucht.
Mitten im Winter kam ich auf die glorreiche Idee, mich doch in einem Triathlonverein anzumelden – aus meiner Sicht primär aus dem Grund um schnell Anschluss in der neuen Heimat zu finden. Dabei habe ich darauf geachtet, keinen allzu „ehrgeizigen“ Verein zu finden, sondern einen Verein, bei dem der Spaß und Freude ganz vorne steht. Das ist mir soweit auch gelungen, ich habe schnell gute Freunde gefunden, die das gleiche Hobby wie ich teilen…Die Jungs haben sich zu der Zeit allerdings selbst auf die Challenge in Roth vorbereitet und haben an den Wochenenden immer die langen Radeinheiten trainiert. Als ich da schon immer mitgefahren bin, habe ich gemerkt, dass die Kondition eigentlich schon ganz gut ist. Dennoch war für mich an eine Langdistanz nicht zu denken, denn meine Frau war zudem bereits schwanger, sodass ich neben neuem Job heuer auch aus familiären Gründen nicht viel Zeit in Sport investieren wollte – zusätzlich steht nächstes Jahr auch ein wichtiges Berufsexamen an, das mich ja ab Herbst viel Lernzeit kosten wird. Alles in allem Standen die Zeichen nicht auf Langdistanz.
Aber es kommt ja immer alles ganz anders. Denn: wie es im Frühjahr halt so ist, man läd man die Vereinskollegen einfach mal zum Grillen ein. Ums kurz zu machen: Am Ende des Grillabends war die Anmeldung für eine weniger bekannte, noch nicht ausgebuchte Langdistanz im Herbst getätigt. Ein Auslöser war dann auch meine Frau, die meinte „worauf willst du denn warten, dich reizt es doch sowieso“. Also, mit dem grünen Licht von der Partnerin ließ ich mich dann auf das Abenteuer Langdistanz ein.
Dann kamen 4 Monate mit eisernen und disziplinierten Training. Intensive Trainingswochen mit 15-20 Stunden kamen zusammen, einzelne Radtouren haben zum Ende hin 5,5 Stunden gedauert und anschließend gings auch noch zum Laufen. Die Vorbereitung hat mir aber – bis auf den letzten Monat – absolut Spaß gemacht. Alles in allem Stand die Vorbereitung unter dem Motto „der Weg ist das Ziel“. Spürbar wurde ich immer fitter, habe die langen Einheiten immer besser wegstecken können. Wenn ich mal müde war oder keine Lust auf Training verspürte, habe ich auch mal Einheiten sausen lassen, einfach um nichts zu überstürzen und auf den Körper zu hören. Die Vorbereitungswettkämpfe liefen richtig toll, ich hatte mächtig Spaß an der Sache. Ja, ich kann sagen das Projekt Langdistanz hatte Hand und Fuß.
Bis letzten Donnerstag, 3 Tage vorm Wettkampf. In Köln angekommen, spürte ich sofort, dass irgendwas nicht ganz gestimmt hat. Ich hatte Nasenkribbeln und leicht geschwollene und schmerzende Lymphknoten. Irgendwas war da in mir, was nicht komplett rauswollte. Also ich wurde nicht wirklich krank, war aber wohl auch nicht ganz fit. Ich hatte Angst, das letzte halbe Jahr war umsonst und ich kann nicht starten.
Erst am Sonntagmorgen, am Tag des Rennens, entschied ich mich zu starten. Das hieß erstmal die gesamte Verpflegung fürs Rad vorzubereiten, sprich Nutellatoasts, Nutellasemmeln und ca. 15 Gels. Die Laufverpflegung würde ich mir direkt an den Verpflegungsstellen suchen. Nachdem alles gepackt war, sind wir um 5:00 Uhr in Richtung Fühlinger See aufgebrochen. Es war kalt, nahezu *****kalt um es genau zu sagen. Bei der Einrichtung der Wechselzone sowie beim Anziehen des Neos bekam ich zunehmend weniger Gefühl in den Fingern. Die letzten Minuten vor dem Start war es fast unerträglich von der Kälte. Nach einem letzten Verabschieden von meiner Frau und den mitgereisten Fans ( :D ) ging es dann endlich in das viel wärmere Wasser. Ab da war alles okay und auch hier war schon vor dem Ertönen des Startschusses irgendwie sämtliche Anspannung wie aufgelöst.
Schwimmen:
Nach dem Startschuss bin ich erstmal gemächlich los, nach meinem Staffelstart heuer in Roth wusste ich, wie lange 3,8 km sind und dass man sich auch in der vermeintlich kürzesten Disziplin nicht schon abschießen darf. Nach 10 Minuten fand ich mich auch schon recht weit vorne wieder, es hat wirklich richtig Spaß gemacht. Die Leinen, die in der Regattabahn im Fühlinger See unter Wasser gespannt sind, waren klasse für die Orientierung. Als dann auch noch die Sonne rauskam, war schon fast ne Stimmung wie im Main-Donau Kanal in Roth. Nach Exakt 1:02:00 bin ich in der Wechselzone über die Zeitnahmematten gerannt.
Radfahren:
Die ersten 60 km waren übel, denn trotz langer Kleidung und zwei Lagen war es fast unerträglich kalt. Wenn man mit nassen Klamotten bei gerade mal 10 Grad aufs Rad steigt, ist das aber auch kein Wunder. Ich hab dann versucht, erstmal einen Rhythmus zu finden und auf dem Rad gut zu frühstücken. Zunächst ging es in die Kölner Innenstadt, wo sich aufgrund der beschissenen Straßenbeläge auf der Deutzer Brücke gleich mal meine Aeroflasche gelöst hat. Teilweise lagen auch Scherben auf der Straße, so dass ich im Nachhinein einfach froh war, mir keinen Platten gefahren zu haben. Alles in allem muss man wirklich sagen, war die Radstrecke grauenhaft – alleine vom Belag. Gut, für die weiteren schlechten Bedingungen mit viel Wind, Kälte und Regen kann der Veranstalter nichts, aber für schlechte Absperrungen der Radstrecke mit Unfallfolge und Passanten, die vor einem die Straße kreuzen eigentlich schon. Egal, lassen wirs.
Ab km 60 kam meine erste Krise, ich hatte Mühe meine Laune zu behalten, weiter Gas zu geben und mich zu motivieren. Es ist schwer zu erklären, aber dir legts da einfach den Schalter um und erstmal schalten alle Systeme zwei Gänge runter – samt der Motivation. Ich wusste zwar von vielen Erzählungen im Vorfeld, dass so etwas in einer Langdistanz immer wieder kommt – aber eben in dem Ausmaß hab ich es nicht erwartet. Okay sagte ich mir, dann halt Krisenmanagement. Erstmal wieder Energie tanken, ein Gel nehmen, etwas Trinken, aufrecht hinsetzen damit der Magen zur Ruhe kommt und weiterkurbeln. Erstaunlicherweise ging es mir nach meinen Radkrisen (insgesamt 3 an der Zahl) nach ca 15 Minuten immer wieder richtig gut. Wie wenn sich der Schalter von selbst einfach wieder zurücklegt. Die Devise lautet hier ganz klar, nach jedem Tief kommt wieder ein Hoch, man muss nur drauf warten.
Auf der letzten der drei Großen Runden hat es dann nochmal richtig fieß zu Regnen angefangen, quasi wie auf der Playstation der Endgegner, der jetzt nochmal versucht, dich in die Knie zu zwingen. Aber ich ließ mich nicht mehr beirren, schließlich kann ich ja mein Rad auch bald abstellen, worauf ich mich zu dem Zeitpunkt wirklich gefreut habe. Schon Paradox, man hockt knapp 6 Stunden auf dem Rad in der Eiseskälte, Nass und schon ziemlich angeschossen von 188 km und freut sich auf den anstehenden Marathonlauf. Wenn ich das hier so runterschreibe, glaub ich es selbst schon nichtmehr :D
Der Marathon:
Nach dem Verlassen der Wechselzone auf die Laufstrecke war ich erstmal froh, meine ganzen Begleiter wieder zu sehen. Das war ein großer Motivationsschub. Die ersten Kilometer musste ich mich sogar etwas bremsen, nicht zu schnell zu laufen. Es ging zunächst eine kleine 3 km Schleife in einen Park, ehe ich wieder an meinen Begleitern vorbeikam. Meiner Frau rief ich noch eine lockeres „jetzt sinds nur noch 39 km“ zu – was ich mir da nur gedacht habe…. Ab km 7 musste ich mich schon garnicht mehr groß bremsen, jetzt wars für mich okay mein Tempo einfach nur noch halten zu können.
Die erste der drei Laufrunden von je 14 km ging eigentlich noch richtig gut. Meinem Vereinskollegen, der mit dem Rad nebenher gefahren ist, habe ich da noch ein „läuft wie ein Uhrwerk, ich komm auf jeden Fall durch“ zugerufen. Aber pünktlich zu Beginn der zweiten Runde begann ein schleichender Verfall von allem, was mich bis dahin am Laufen gehalten hat. Kraft, Geschwindigkeit und die Möglichkeit Energie aufzunehmen. Meine Laune wurde immer schlechter und ich hab drum gebeten, mich nicht mehr zu begleiten sondern mich bitte in Ruhe zu lassen. Ich war sauer, dass es auf einmal nur noch beschissen lief und schob meine persönliche Krise bis ca. km 25, wo ich meine Frau wieder sah. Sie hat mich noch einmal richtig aufgebaut und motiviert und von da ab habe ich mich mit der Situation arrangiert, dass sich ein Ironman-Marathon ab km 25 halt einfach beschissen anfühlen muss. Ich weiß nicht mehr genau wie ich das gemacht habe, aber ich hab es dann wirklich geschafft, ab ca. km 27 wieder bis ins Ziel zu laufen (bis auf die Verpflegungsstellen, an denen ich immer ging). Die 3. Laufrunde war wirklich furchtbar, es ging nur noch darum im Laufschritt ein Bein vor das andere zu setzen. Die Wendeltreppe hoch zur Deutzer Brücke bäumte sich noch ein letztes Mal wie ein unüberwindbares Hindernis vor mir auf, aber in dem Moment wusste ich, dass es bis ins Ziel nur noch knapp 1 km ist, den ich mir jetzt auch nicht mehr nehmen ließ. Je näher ich dem Ziel kam, desto mehr musste ich mich zusammenreisen, meinen Emotionen nicht komplett freien Lauf zu lassen. Es war überwältigend, unfassbar und der absolute Hammer zugleich – auch jetzt noch. Ironman, ich habs geschafft. Ganz nebenbei war das auch mein allererster Marathon.
Was bleibt denn jetzt nach 3 Tagen als Fazit:
Das Rennen war katastrophal organisiert. Um nur mal ein Beispiel zu nennen, bei einem 10 Grad Tag muss ich als Veranstalter im Ziel einfach warme Duschen anbieten. Ein Bauwagen mit 3 Duschen die eiskalt sind, das ist ein absolutes NoGo. Weiterhin baut man auch nicht nach 12,5 Stunden die Begrenzung der Laufstrecke ab. Wenn ich als Veranstalter eine Langdistanz anbiete, muss ich damit rechnen, dass auch nach 15 Stunden noch jemand ins Ziel kommt. Das war respektlos gegenüber den Athleten, die noch unterwegs waren und sich in Dunkelheit dann die Laufstrecke durch Passanten bahnen mussten.
Ich bin echt kein Nörgler, aber bei einem Startgelt, das lediglich 50 € unter dem Startgeld eines großen Ironmans oder einer Challenge liegt, kann ich obiges schon erwarten.
Für mich persönlich hieß es am Sonntagabend noch „nie mehr“. Mittlerweile sage ich mir – auch wegen den obigen negativen Erfahrungen mit dem Veranstalter – dass ein Start bei den Vorzeigerennen Challenge Roth oder Ironman Frankfurt in ca. 5 Jahren schonmal sein muss :D
Zum Zeitpunkt obiger Aussage war ich noch täglich im Fitnessstudio Pumpen, hatte 20 kg mehr und war alles andere als ein Ausdauersportler. Ja, ich war zuvor in meinem ganzen Leben noch nichtmal Laufen/Joggen gewesen.
Was seit dem bis letzten Sonntag passiert ist, kann man schnell beschreiben: jedes Jahr die Steigerung um die nächst längere Distanz. Also September 2012 Jedermann-Distanz, Juli 2013 olympische Distanz, Juni 2014 Mitteldistanz und nun im September 2015 eben die Langdistanz.
Der Entschluss für einen Start auf der Langdistanz viel exakt Ende April 2015 bei einem – so dachte ich – ganz harmlosen Grillabend. Zunächst hatte ich mir als Highlight für heuer „nur“ eine Mitteldistanz ausgesucht. Warum wieder „nur“ eine Mitteldistanz? Ich habe mir letzten Herbst einen neuen Job in einer neuen Stadt gesucht, den ich im Winter begonnen habe. Durch den Umzug in eine komplett neue Stadt samt neuem Job dachte ich, ich würde sowieso nicht zum Training kommen, das für eine Langdistanz nötig wäre. Zudem sind die großen Rennen (Roth und Frankfurt) seit Monaten bereits ausgebucht.
Mitten im Winter kam ich auf die glorreiche Idee, mich doch in einem Triathlonverein anzumelden – aus meiner Sicht primär aus dem Grund um schnell Anschluss in der neuen Heimat zu finden. Dabei habe ich darauf geachtet, keinen allzu „ehrgeizigen“ Verein zu finden, sondern einen Verein, bei dem der Spaß und Freude ganz vorne steht. Das ist mir soweit auch gelungen, ich habe schnell gute Freunde gefunden, die das gleiche Hobby wie ich teilen…Die Jungs haben sich zu der Zeit allerdings selbst auf die Challenge in Roth vorbereitet und haben an den Wochenenden immer die langen Radeinheiten trainiert. Als ich da schon immer mitgefahren bin, habe ich gemerkt, dass die Kondition eigentlich schon ganz gut ist. Dennoch war für mich an eine Langdistanz nicht zu denken, denn meine Frau war zudem bereits schwanger, sodass ich neben neuem Job heuer auch aus familiären Gründen nicht viel Zeit in Sport investieren wollte – zusätzlich steht nächstes Jahr auch ein wichtiges Berufsexamen an, das mich ja ab Herbst viel Lernzeit kosten wird. Alles in allem Standen die Zeichen nicht auf Langdistanz.
Aber es kommt ja immer alles ganz anders. Denn: wie es im Frühjahr halt so ist, man läd man die Vereinskollegen einfach mal zum Grillen ein. Ums kurz zu machen: Am Ende des Grillabends war die Anmeldung für eine weniger bekannte, noch nicht ausgebuchte Langdistanz im Herbst getätigt. Ein Auslöser war dann auch meine Frau, die meinte „worauf willst du denn warten, dich reizt es doch sowieso“. Also, mit dem grünen Licht von der Partnerin ließ ich mich dann auf das Abenteuer Langdistanz ein.
Dann kamen 4 Monate mit eisernen und disziplinierten Training. Intensive Trainingswochen mit 15-20 Stunden kamen zusammen, einzelne Radtouren haben zum Ende hin 5,5 Stunden gedauert und anschließend gings auch noch zum Laufen. Die Vorbereitung hat mir aber – bis auf den letzten Monat – absolut Spaß gemacht. Alles in allem Stand die Vorbereitung unter dem Motto „der Weg ist das Ziel“. Spürbar wurde ich immer fitter, habe die langen Einheiten immer besser wegstecken können. Wenn ich mal müde war oder keine Lust auf Training verspürte, habe ich auch mal Einheiten sausen lassen, einfach um nichts zu überstürzen und auf den Körper zu hören. Die Vorbereitungswettkämpfe liefen richtig toll, ich hatte mächtig Spaß an der Sache. Ja, ich kann sagen das Projekt Langdistanz hatte Hand und Fuß.
Bis letzten Donnerstag, 3 Tage vorm Wettkampf. In Köln angekommen, spürte ich sofort, dass irgendwas nicht ganz gestimmt hat. Ich hatte Nasenkribbeln und leicht geschwollene und schmerzende Lymphknoten. Irgendwas war da in mir, was nicht komplett rauswollte. Also ich wurde nicht wirklich krank, war aber wohl auch nicht ganz fit. Ich hatte Angst, das letzte halbe Jahr war umsonst und ich kann nicht starten.
Erst am Sonntagmorgen, am Tag des Rennens, entschied ich mich zu starten. Das hieß erstmal die gesamte Verpflegung fürs Rad vorzubereiten, sprich Nutellatoasts, Nutellasemmeln und ca. 15 Gels. Die Laufverpflegung würde ich mir direkt an den Verpflegungsstellen suchen. Nachdem alles gepackt war, sind wir um 5:00 Uhr in Richtung Fühlinger See aufgebrochen. Es war kalt, nahezu *****kalt um es genau zu sagen. Bei der Einrichtung der Wechselzone sowie beim Anziehen des Neos bekam ich zunehmend weniger Gefühl in den Fingern. Die letzten Minuten vor dem Start war es fast unerträglich von der Kälte. Nach einem letzten Verabschieden von meiner Frau und den mitgereisten Fans ( :D ) ging es dann endlich in das viel wärmere Wasser. Ab da war alles okay und auch hier war schon vor dem Ertönen des Startschusses irgendwie sämtliche Anspannung wie aufgelöst.
Schwimmen:
Nach dem Startschuss bin ich erstmal gemächlich los, nach meinem Staffelstart heuer in Roth wusste ich, wie lange 3,8 km sind und dass man sich auch in der vermeintlich kürzesten Disziplin nicht schon abschießen darf. Nach 10 Minuten fand ich mich auch schon recht weit vorne wieder, es hat wirklich richtig Spaß gemacht. Die Leinen, die in der Regattabahn im Fühlinger See unter Wasser gespannt sind, waren klasse für die Orientierung. Als dann auch noch die Sonne rauskam, war schon fast ne Stimmung wie im Main-Donau Kanal in Roth. Nach Exakt 1:02:00 bin ich in der Wechselzone über die Zeitnahmematten gerannt.
Radfahren:
Die ersten 60 km waren übel, denn trotz langer Kleidung und zwei Lagen war es fast unerträglich kalt. Wenn man mit nassen Klamotten bei gerade mal 10 Grad aufs Rad steigt, ist das aber auch kein Wunder. Ich hab dann versucht, erstmal einen Rhythmus zu finden und auf dem Rad gut zu frühstücken. Zunächst ging es in die Kölner Innenstadt, wo sich aufgrund der beschissenen Straßenbeläge auf der Deutzer Brücke gleich mal meine Aeroflasche gelöst hat. Teilweise lagen auch Scherben auf der Straße, so dass ich im Nachhinein einfach froh war, mir keinen Platten gefahren zu haben. Alles in allem muss man wirklich sagen, war die Radstrecke grauenhaft – alleine vom Belag. Gut, für die weiteren schlechten Bedingungen mit viel Wind, Kälte und Regen kann der Veranstalter nichts, aber für schlechte Absperrungen der Radstrecke mit Unfallfolge und Passanten, die vor einem die Straße kreuzen eigentlich schon. Egal, lassen wirs.
Ab km 60 kam meine erste Krise, ich hatte Mühe meine Laune zu behalten, weiter Gas zu geben und mich zu motivieren. Es ist schwer zu erklären, aber dir legts da einfach den Schalter um und erstmal schalten alle Systeme zwei Gänge runter – samt der Motivation. Ich wusste zwar von vielen Erzählungen im Vorfeld, dass so etwas in einer Langdistanz immer wieder kommt – aber eben in dem Ausmaß hab ich es nicht erwartet. Okay sagte ich mir, dann halt Krisenmanagement. Erstmal wieder Energie tanken, ein Gel nehmen, etwas Trinken, aufrecht hinsetzen damit der Magen zur Ruhe kommt und weiterkurbeln. Erstaunlicherweise ging es mir nach meinen Radkrisen (insgesamt 3 an der Zahl) nach ca 15 Minuten immer wieder richtig gut. Wie wenn sich der Schalter von selbst einfach wieder zurücklegt. Die Devise lautet hier ganz klar, nach jedem Tief kommt wieder ein Hoch, man muss nur drauf warten.
Auf der letzten der drei Großen Runden hat es dann nochmal richtig fieß zu Regnen angefangen, quasi wie auf der Playstation der Endgegner, der jetzt nochmal versucht, dich in die Knie zu zwingen. Aber ich ließ mich nicht mehr beirren, schließlich kann ich ja mein Rad auch bald abstellen, worauf ich mich zu dem Zeitpunkt wirklich gefreut habe. Schon Paradox, man hockt knapp 6 Stunden auf dem Rad in der Eiseskälte, Nass und schon ziemlich angeschossen von 188 km und freut sich auf den anstehenden Marathonlauf. Wenn ich das hier so runterschreibe, glaub ich es selbst schon nichtmehr :D
Der Marathon:
Nach dem Verlassen der Wechselzone auf die Laufstrecke war ich erstmal froh, meine ganzen Begleiter wieder zu sehen. Das war ein großer Motivationsschub. Die ersten Kilometer musste ich mich sogar etwas bremsen, nicht zu schnell zu laufen. Es ging zunächst eine kleine 3 km Schleife in einen Park, ehe ich wieder an meinen Begleitern vorbeikam. Meiner Frau rief ich noch eine lockeres „jetzt sinds nur noch 39 km“ zu – was ich mir da nur gedacht habe…. Ab km 7 musste ich mich schon garnicht mehr groß bremsen, jetzt wars für mich okay mein Tempo einfach nur noch halten zu können.
Die erste der drei Laufrunden von je 14 km ging eigentlich noch richtig gut. Meinem Vereinskollegen, der mit dem Rad nebenher gefahren ist, habe ich da noch ein „läuft wie ein Uhrwerk, ich komm auf jeden Fall durch“ zugerufen. Aber pünktlich zu Beginn der zweiten Runde begann ein schleichender Verfall von allem, was mich bis dahin am Laufen gehalten hat. Kraft, Geschwindigkeit und die Möglichkeit Energie aufzunehmen. Meine Laune wurde immer schlechter und ich hab drum gebeten, mich nicht mehr zu begleiten sondern mich bitte in Ruhe zu lassen. Ich war sauer, dass es auf einmal nur noch beschissen lief und schob meine persönliche Krise bis ca. km 25, wo ich meine Frau wieder sah. Sie hat mich noch einmal richtig aufgebaut und motiviert und von da ab habe ich mich mit der Situation arrangiert, dass sich ein Ironman-Marathon ab km 25 halt einfach beschissen anfühlen muss. Ich weiß nicht mehr genau wie ich das gemacht habe, aber ich hab es dann wirklich geschafft, ab ca. km 27 wieder bis ins Ziel zu laufen (bis auf die Verpflegungsstellen, an denen ich immer ging). Die 3. Laufrunde war wirklich furchtbar, es ging nur noch darum im Laufschritt ein Bein vor das andere zu setzen. Die Wendeltreppe hoch zur Deutzer Brücke bäumte sich noch ein letztes Mal wie ein unüberwindbares Hindernis vor mir auf, aber in dem Moment wusste ich, dass es bis ins Ziel nur noch knapp 1 km ist, den ich mir jetzt auch nicht mehr nehmen ließ. Je näher ich dem Ziel kam, desto mehr musste ich mich zusammenreisen, meinen Emotionen nicht komplett freien Lauf zu lassen. Es war überwältigend, unfassbar und der absolute Hammer zugleich – auch jetzt noch. Ironman, ich habs geschafft. Ganz nebenbei war das auch mein allererster Marathon.
Was bleibt denn jetzt nach 3 Tagen als Fazit:
Das Rennen war katastrophal organisiert. Um nur mal ein Beispiel zu nennen, bei einem 10 Grad Tag muss ich als Veranstalter im Ziel einfach warme Duschen anbieten. Ein Bauwagen mit 3 Duschen die eiskalt sind, das ist ein absolutes NoGo. Weiterhin baut man auch nicht nach 12,5 Stunden die Begrenzung der Laufstrecke ab. Wenn ich als Veranstalter eine Langdistanz anbiete, muss ich damit rechnen, dass auch nach 15 Stunden noch jemand ins Ziel kommt. Das war respektlos gegenüber den Athleten, die noch unterwegs waren und sich in Dunkelheit dann die Laufstrecke durch Passanten bahnen mussten.
Ich bin echt kein Nörgler, aber bei einem Startgelt, das lediglich 50 € unter dem Startgeld eines großen Ironmans oder einer Challenge liegt, kann ich obiges schon erwarten.
Für mich persönlich hieß es am Sonntagabend noch „nie mehr“. Mittlerweile sage ich mir – auch wegen den obigen negativen Erfahrungen mit dem Veranstalter – dass ein Start bei den Vorzeigerennen Challenge Roth oder Ironman Frankfurt in ca. 5 Jahren schonmal sein muss :D