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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Selbständige oder unselbständige Erwerbstätigkeit?



avalanche
22.10.2015, 22:54
Mich würde mal interessieren, was bei euch die Initialzündung zur Selbstständigkeit war?

Ich bin gerade in der Situation, dass ich meine bisherige Tätigkeit auf Mandatsbasis weiterführen könnte. Würde für mich bedeuten, dass ich ein Team zusammenstellen, mich um Büros und IT kümmern müsste und natürlich auch ein gewisses Risiko trage. Oder mir mittelfristig einen neuen Job suche.

Daher interessiert mich, was euch seinerzeit bewogen hat, Unternehmer zu werden.

PS Ich mag Familienbetriebe, aber hier geht es wirklich um Gründung und nicht um Übernahme des elterlichen Betriebes. Gerne auch Meinungen zu "Bei mir ist das schief gelaufen weil ..."

ehemaliges mitglied
22.10.2015, 23:01
Warum ich mich selbständig gemacht habe? Weil ich relativ früh erkannt habe, dass ich Probleme damit habe, "Autoritäten" anzuerkennen, von denen ich nicht überzeugt bin ... na ja, schaut so aus, als wenn es irgendwie ganz gut funktioniert hat ... ;)

ehemaliges mitglied
23.10.2015, 06:58
Darf man fragen, um was für eine Tätigkeit es sich handelt und wo die Aktivität stattfinden soll (Groß-, Kleinstadt, auf dem Land)?

ludicree
23.10.2015, 12:50
Mich würde mal interessieren, was bei euch die Initialzündung zur Selbstständigkeit war?

Das man sich als Angestellter seine Mitarbeiter, Kunden und Dienstleister zumeist nicht selber aussuchen kann.

Teppo
23.10.2015, 13:00
Als Selbstständiger kann man sich seine Kunden leider auch nicht immer aussuchen. Was mich zur Selbstständigkeit bewogen hat, war die grundsätzliche Idee, dass eigene Leistung sich auszahlt. Zudem hat man einfach mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Sowohl was die Lebensumstände angeht als auch hinsichtlich der Finanzen. Meine Selbstständigkeit begann nach einer erfolgreichen Angestelltenkarriere vor 25 Jahren. Bereut habe ich es keine Sekunde, auch wenn anfangs deutlich Abstriche zu machen waren, wie entfallene Urlaube und ein Mini-Mini-Gehalt.

Wichtig ist, dass man sich wirklich vorher genau ausrechnet, ob das Risiko in einem gescheiten Verhältnis zu den möglichen Einnahmen steht. Gerade auf Kostenseite werden die meisten Fehler gemacht, die hinterher zum Scheitern führen.

löwenzahn
23.10.2015, 13:01
Bin in meine Selbstständigkeit hineingestolpert. Meine damalige Chefin und ich hatten uns nicht verstanden. Ein Ausweg war die Selbstständigkeit.

Das Anerkennen von Autoritäten liegt mir ebenfalls nicht.

Als Gnade sehe ich an, dass ich meine Berufung zu meinem Beruf machen durfte.
Selbst und ständig arbeiten kann ich nur, wenn die Arbeit Freude macht. Alles andere würde mich über kurz, oder lang, krank machen.

Jetzt bin ich schon mehr als 30 Jahre selbstständig. Nicht alles lief glatt und es gab Höhen und Tiefen.

Würde ich erneut vor der Entscheidung der Selbstständigkeit stehen, würde ich mich genauso wieder dafür entscheiden.

Allerdings: das Leben der Selbstständigen ist interessant, aber oft nicht einfach und unstet. Aber das poste ich in einem Luxusuhrenforum. Ich bin dankbar, dass ich hier dabei sein darf und schreibe das auch mit Demut. Gedanken über den Kauf einer Rolex machen zu dürfen, sehe ich als nicht selbstverständlich an.

LG

Michael

Clapton
23.10.2015, 14:51
Ich bin dankbar, dass ich hier dabei sein darf und schreibe das auch mit Demut. Gedanken über den Kauf einer Rolex machen zu dürfen, sehe ich als nicht selbstverständlich an.

:gut:

Das sollte man sich immer mal wieder bewusst machen.

TheLupus
23.10.2015, 15:06
Ich kenne einige Selbständige bzw. Geschäftsführer.
Viele sagen, dass es damals genau richtig war, sie es aber heuzutage nicht noch einmal wagen würden ... Eurostat, MiLoG, ArbZG, KSchG, MuSchG, SchwbG, UStG, Ärger mit der Krankenkasse, Ärger mit krankmachenden Mitarbeitern, Betriebsprüfungen, die 654 anderen Vorschiften und Steine, die einem der Staat und die EU in den Weg legen ... und zu guter Letzt die arbeitsscheuen und nicht mehr belastbaren Jammerlappen der Generation Y (natürlich nicht alle).

avalanche
23.10.2015, 21:18
Darf man fragen, um was für eine Tätigkeit es sich handelt und wo die Aktivität stattfinden soll (Groß-, Kleinstadt, auf dem Land)?

Ich arbeite als PR-Berater/Geschäftsführer für einen Verband (Interessengemeinschaft) in der Schweiz. Der Vorstand ist zur Zeit allerdings ein wenig "entscheidungsunfreudig" und knauserig, was eben zu solchen Ideen führt. Unser Team ist für mich ein grosses Geschenk, und ich würde sicher versuchen, gewisse Arbeitskollegen davon zu überzeugen, mit mir in eine neue Agentur überzutreten. Wir haben auch bereits Mandate in D und A und FL, was ca. 20 Prozent des Arbeitsvolumen ausmacht.

porsche993
23.10.2015, 23:17
Tja, da mußt Du sicher bedenken, daß von den 'gewissen Arbeitskollegen' die meisten der Sicherheit den Vorzug geben ! Risiko ist nicht jedermanns Sache und bis eine neue Agentur oder ähnliches läuft, ist es auch ein arbeitsreicher Weg.

Aber ohne Risiko gewinnt man halt auch nicht ! Und wie schon in dem ein oder anderem Post vorher - selbst und ständig ist nicht immer einfach - aber wenn es läuft, ist die Freiheit ( v.a. die Entscheidungsfreiheit ) durch nichts zu ersetzen !

Viel Erfolg und hau rein !

Jürgen

RBLU
24.10.2015, 03:33
Ich habe die umgekehrte Erfahrung gemacht: Als kleiner Selbsständiger musste ich mich mit irgendwelchem Baukram, Handwerkern und Zulieferern etc. herumärgern. Viele Freiheiten hat man nicht: Man muss auf Kunden etc. Rücksicht nehmen, und man hat die ganze Administration am Hals.

Als Angestellter kann ich neue Produkte entwickeln, forschen und Dinge bewegen. Dabei habe ich noch die Welt kennengelernt!

Das Wichtigste ist, eine Beschäftigung zu finden, die Spaß macht!

Moin
24.10.2015, 10:59
Viele Freiheiten hat man nicht: Man muss auf Kunden etc. Rücksicht nehmen,

:D

Chefcook
24.10.2015, 17:58
...und zu guter Letzt die arbeitsscheuen und nicht mehr belastbaren Jammerlappen der Generation Y (natürlich nicht alle).

Wie sehr ich diesen altersüberheblichen Mist mancher Heinis nicht mehr hören kann ...

Über Freiheit oder Unfreiheit zu sinnieren, halte ich bei der Erwägung zu einer Selbstständigkeit nicht für zielführend. Egal, ob man der eigene Chef ist oder nicht, es wird immer etwas geben, das einem nicht passt. Bernhard hat Recht, wenn er sagt, dass ein Angestelltenverhältnis an der richtigen Stelle auch was ziemlich gutes sein kann.
Mit der Entscheidungsfreiheit einer Selbstständigkeit kommt nicht nur mehr, worum man sich kümmern muss, sondern auch mehr wirtschaftliche Verantwortung bzw. Risiko.
Ich halte so eine Entscheidung, besonders in Peters Situation, für Abwägungssache: Könnte man mit der gleichen Tätigkeit in Selbstständigkeit besser verdienen, ist das Risiko tragbar, die Zukunftsaussichten gut, hindert mich der jetzige Chef vielleicht an Maßnahmen, die man selbst für notwendig und zielführend hält? Oder bietet der Arbeitgeber vielleicht auch Zugriff auf Ressourcen, die einem sonst fehlen würden - nicht nur räumlich und in Personalfragen, sondern vielleicht auch finanziell in Anbetracht der Zukunftsaussichten? Und zuletzt natürlich auch: Ist man selbst bereit, die mit der Personalführung einhergehenden Aufgaben zu übernehmen?

Ich kenne einige, die die Selbstständigkeit immer wieder eingehen würden, kenne aber auch welche, die es schwer bereut haben und zum Schluss doch wieder ein Angestelltenverhältnis gesucht haben. Ich kenne aber auch welche, bei denen die Selbstständigkeit für eine Weile eine gute Lösung war, aber dann hat sich die Welt weiter gedreht. Ich würde das auch nicht als Entscheidung für den Rest des Lebens sehen...

TheLupus
24.10.2015, 19:43
:rofl:

Hier, Max - ich bin keine 30 ! :op:
Aber beim Studium habe ich nur faule, nicht belastbare Lallos kennengelernt. :D

Ich stelle lieber eine Ü40 ein als einen U30. Wenn ich U30 frage, was sie von Unternehmen erwarten, kommen zuerst Fragen nach Überstunden, Urlaub und Freizeitausgleich statt Aufsiegschancen, Verantwortung und Erfolg.

Herman
24.10.2015, 20:21
Mein Personal ist zu 100% U24, ehrensache, und top motiviert :gut:

Selbständig hab mich mich genau deshalb vor 20 Jahren gemacht.


Viel Erfolg!

MacLeon
24.10.2015, 20:28
Letztlich musst Du wissen, welche Art von Tätigkeit Dich glücklich macht und ob Du mit dem jeweiligen Beruf deine Ziele erreichen kannst. Als Geschäftsführer bist Du Manager und Stratege, als Agenturpartner zunächst Produzent oder auf Akquise. Zudem bist Du weiter weg von den Entscheidungen. Beide Wege haben etwas für sich. Big picture vs. intellektuelle Herausforderung. In Deinem Fall stellt sich unter anderem die Frage, ob Du genügend Aufträge mitnehmen kannst, um anfangs über die Runden zu kommen.

Ich wollte immer in die Selbstständigkeit, habe das auch fünf Jahre gemacht und bin dann in der Industrie gelandet. Allerdings darf ich meinen freien Beruf nebenher ausüben, wovon ich auch Gebrauch mache. In der Industrie führe ich ein Team von hoch qualifizierten und spezialisierten Mitarbeitern. Ich kann im globalen Maßstab denken und muss mit Budgets arbeiten, muss mich im politischen Geflecht bewegen, ohne hängen zu bleiben und meine Mitarbeiter fördern. Zudem komme ich viel rum. Ich arbeite mit den besten meiner Branche zusammen. Im freien Beruf bin ich intellektueller Handwerker und schaffe Arbeitsprodukte gegen Geld. Ich will beides. Die freie Tätigkeit vor allem deshalb, weil ich mir damit mein erlerntes Können erhalte.

Eigentlich wollte ich die Industrie nur als Zwischenstation nutzen und nach spätestens fünf Jahren wieder in den freien Beruf zurückgehen, aber ich bin nach mehr als sechs Jahren immer noch in der Industrie. Für mich passt die Mischung momentan. Sollte es mich anöden, kann ich mich in die eine wie in die andere Richtung verlagern.

@Robert: Ich sehe mehr "alte Säcke", die nicht mehr veränderungsbereit oder belastbar sind und noch die letzten - manchmal rund zehn - Jahre irgendwie über die Runden bringen wollen, als leistungsunwillige Jungspunde. "Mehr" heißt weder alle noch die meisten, ich vergleiche nur die Zahl der Problemfälle Ü50 und U40. Aber mehr als einmal schon hätte ich gerne einem jungen motivierten Mitarbeiter eine Chance gegeben, konnte aber nicht, weil die Alten faktisch unkündbar sind.

Herman
24.10.2015, 20:36
... weil die Alten faktisch unkündbar sind. ...

Größter Irrglaube ever!
Musst nur den Geldbeutel etwas weiter aufmachen als bei den Anderen.


Best!
Johann

MacLeon
24.10.2015, 21:45
Ah, danke! Daran habe ich noch gar nicht gedacht :flauschi:

Chefcook
25.10.2015, 09:07
...
Ich stelle lieber eine Ü40 ein als einen U30. Wenn ich U30 frage, was sie von Unternehmen erwarten, kommen zuerst Fragen nach Überstunden, Urlaub und Freizeitausgleich statt Aufsiegschancen, Verantwortung und Erfolg.

Wer die Leistung, Leistungsfähigkeit und -willigkeit eines Arbeitnehmers ausgerechnet an der Zeit, die er im Unternehmen verbringt, bewerten will, kann das vielleicht auf dem Bau, in der Akkordfertigung oder beim Hausmeisterdienst so machen. Aber in nennen wir es mal intellektuell hochwertigen Jobs ist das völlig unangebracht und kontraproduktiv.

TheLupus
25.10.2015, 09:27
Wenn Kunden nach 17 Uhr ein Problem haben und es stur "Feierabend" heißt oder wegen eines großen Auftrags mal richtig rangeklotzt werden muss, dann hilft es mir auch nicht weiter, einen geistigen Überflieger zu beschäftigen, der in erster Linie seine Rechte aber kaum seine Pflichten kennt.
Wie gesagt, ich rede hier nicht pauschal von allen. Es ist mir aber aufgefallen, dass es sich bei der Gruppe häuft.

madmax1982
25.10.2015, 12:46
Das Problem ist da oft, dass die Arbeitgeber in den Beschäftigungsverhältnissen von denen Max schreibt gerne 200% Einsatzbereitschaft fordern, was auch gerne für eine bestimmte Zeit gebracht wird. Das hängt jetzt nichtmal ausschließlich von der Bezahlung ab. Sowas wird dann aber gerne schnell zum selbstverständlichen Dauerzustand ohne Ausgleich. Da wird man dann schon schief angeschaut, wenn man morgens später kommt um die Kinder in Kita oder Schule zu bringen weil die Frau auch mal zum Arzt muss, trotz freier Arbeitseinteilung oder man Abends mal früher geht um mit Freunden noch ne Runde auf dem Rennrad zu drehen obwohl man am Ende des Jahres 2 Monate an Überstunden angehäuft hat, die dank AT Vertrag mit dem Gehalt abgegolten sind.
Ein Problem in diesen Positionen ist zudem oft, dass man ein hohes Maß Verantwortung übertragen bekommt und weitgehend selbstständig entscheiden muss um weiterzukommen. Die entsprechende Weisungsbefugnis haben dann aber oft andere und zudem noch andere Prioritäten und Interessen. Dadurch geht dann schnell extrem Zeit durch Blindleistung verloren, was gelinde gesagt ziemlich frustrierend ist.
Die Tatsache, dass sich dann viele mittlerweile einfach die Freiheit nehmen früher zu gehen und später zu komm bzw. entsprechende Vereinbarungen direkt mit dem AG verhandeln wollen hat nix mit arbeitsscheuem Verhalten zu tun. Es geht viel mehr darum, sich nicht von der Arbeit komplett aufreiben zu lassen und sich Freiräume für Familie und Erholung zu sichern, was selbstverständlich ist und jedem tariflich Angestellten per Vertrag garantiert wird.

Butterich
25.10.2015, 13:09
Wenn Kunden nach 17 Uhr ein Problem haben und es stur "Feierabend" heißt oder wegen eines großen Auftrags mal richtig rangeklotzt werden muss, dann hilft es mir auch nicht weiter, einen geistigen Überflieger zu beschäftigen, der in erster Linie seine Rechte aber kaum seine Pflichten kennt.
Wie gesagt, ich rede hier nicht pauschal von allen. Es ist mir aber aufgefallen, dass es sich bei der Gruppe häuft.

Bin selbst auch Generation Y und in der Tat laesst sich ein gewisses Umdenken erkennen in Bezug auf Karriere. Die Zeiten sind einfach vorbei in denen der Chef/Unternehmer der grosse Befehlshaber ist und sich alles um Geld und Karriere dreht. Ich kann jeden jungen Menschen verstehen, der lieber auch viel Zeit fuer Freunde und Familie hat - gerade in Deutschland ist man als Single Arbeitsbiene nicht ansatzweise kompensiert fuer etwaiges Arbeitsleid. Das hat nicht viel mit Lallo oder Waschlappen zu tun sondern einfach andere Prioritaeten.

Mir ist das deutlich lieber als die stumpfe Fokussierung auf job title, bonuszahlungen und "mein haus, mein auto, mein bla bla".

Insgesamt hat sich die Perspektive geaendert - immer weniger junge Menschen lassen sich von Pseudo Elite Jobs bei McK, GS etc blenden und machen lieber was eigenes innovatives. Wer den ganzen Tag nur arbeitet ist nicht zwangslaeufig produktiver als jemand der um 16:30 nach hause faehrt.

ehemaliges mitglied
25.10.2015, 13:18
Einsatzbereitschaft und Engagement schön und gut ... aber irgendwo arbeitet man um zu leben und nicht andersrum.

Und leider wird Engagement gerne ausgenutzt, Stichwort Ärzte in Krankenhäusern. Da reichten oftmals selbst 60 Wochenstunden nicht aus, ohne dass "von oben" Sprüche in der Richtung kamen, dass die Kollgegen aber wesentlich mehr Einsatz zeigen würden und man sich fragen solle, ob man wirklich richtig sei, denn schließlich gehe es doch um die Gesundheit der Menschen und da dürfe man nicht auf die Uhr schauen ... bla, bla ... und auf der anderen Seite machen die Klinikkonzerne Mrd. Gewinne und diejenigen, die Stellen bei der Ärzteschaft (und auch dem Pflegepersonal) einsparen, kriegen Boni für jede gestrichene Stelle ...

Sorry, aber ich sehe es (mit mittlerweile 47 Jahren) so: Man lebt nur ein einziges Mal und schon morgen kann es vorbei sein. Wir haben schon diverse Einschläge dieser Art im Umfeld erleben müssen. Für uns steht "Work life balance" mittlerweile ganz oben.

Natürlich ist man auch als Selbständiger Zwängen unterworfen ... aber letztendlich arbeitet man zumindest für sich selbst und nicht überwiegend für andere. Jedenfalls würden wir (meine Frau hat eine Praxis, ich arbeite als Freiberufler) nicht wieder ins Angestelltenverhältnis wechseln.

Chefcook
25.10.2015, 13:30
Na, die Sache ist doch ganz einfach: Ist der Job so dämlich, dass die Leistung darin besteht, anwesend zu sein, kann man den Mitarbeiter an der Anwesenheit messen.
Ist der Job aber so komplex, dass die Anwesenheit an sich gar keine Rolle spielt, sondern die korrekte, pflichtbewusste, kluge und effiziente Erbringung einer intelligenzbasierten Leistung, so sollte man den Mitarbeiter daran messen und eben nicht an seiner Anwesenheit.

Abgesehen davon dreht sich der Arbeitsmarkt weiter. Zumindest hier im Südwesten herrscht annähernd Vollbeschäftigung - wer gute Leute bekommen möchte, muss denen was bieten. Die Zeiten, in denen Arbeitgeber sich als Gönner aufspielen können, weil sie jemand Anstellung geben, sind definitiv vorbei.

Zum Thema Generation Y gibt es von Schreiberlingen, die sonst nix zu melden haben, sogar schon ganze Bücher, die die Arbeitsscheue und mangelnde Leistungsbereitschaft dieser Generation mit exakt den gleichen Worten beschreiben, mit denen die Generation X schon zuvor von den Baby Boomern beschrieben wurde. Das ist zunächst alles nix neues und wird durch das andauernde Wiederholen weder wahrer noch weniger vorurteilsbehaftet.

max mustermann
25.10.2015, 13:34
Ach darum holt ihr euch jetzt die vielen Fachkräfte ins Land? 8o

TheLupus
25.10.2015, 13:41
...

Ist der Job aber so komplex, dass die Anwesenheit an sich gar keine Rolle spielt, sondern die korrekte, pflichtbewusste, kluge und effiziente Erbringung einer intelligenzbasierten Leistung, so sollte man den Mitarbeiter daran messen und eben nicht an seiner Anwesenheit.

...

Habe ich verstanden. Ich brauche aber Proleten und keine freischaffenden Künstler, Dichter oder Philosophen. Bei uns wird noch gearbeitet! :op:

MacLeon
25.10.2015, 17:42
Passt hier perfekt rein: http://strikemag.org/bullshit-jobs/

avalanche
01.11.2015, 19:07
Ich würde das auch nicht als Entscheidung für den Rest des Lebens sehen...

Danke Max. Diese Perspektive hatte ich noch nicht in's Auge gefasst. Ansonsten hätte ich mir halt mehr so Beiträge à la "Initialzündung" gewünscht. Ich hatte als Vierzehnjähriger ein recht gutes Einkommen, weil ich auf dem Flohmarkt alte Radios und Kassettenrecorder verbimmelt hab, welche ich repariert habe, bin aber irgendwie hauptberuflich (auch als GF) immer in einem Angestelltenverhältnis gestanden. In letzter Zeit kreisen meine Gedanken immer mehr darum, ob ich denn wirklich jemanden brauche, welcher mich "anstellt". Die Motivation zu diesen Gedanken sind nicht ökonomischer Natur - mir geht es auf tiefem Niveau bereits recht ordentlich ;)

Relax1
02.11.2015, 13:12
Wie alles hat Selbstständigkeit Vor- und Nachteile. Nach über 20 Jahren lautet mein Resümee:

Ein gutes Angestelltenverhältnis ist zu bevorzugen. Gründe: Man darf auch mal krank werden und man bekommt seinen vertraglich festgelegten Urlaub mit Überstundenausgleich (je nach Vertrag).

Wir sind nur eine kleine Firma mit wenigen Angestellten und müssen somit Ausfälle von Mitarbeitern immer selbst durch Mehrarbeit kompensieren. Da auch bei nur vier Mitarbeitern immer irgendjemand aus irgendwelchen Gründen ausfällt, sind die Worte Krankheit, Urlaub (ohne Bereitschaftsdienst per Mail und Handy) oder gar Überstundenausgleich für uns selbst ein Fremdwort. Unsere Kunden interessiert es nicht, warum ein Engpass herrscht. Die Leistung muss erbracht werden ohne Wenn und Aber.

Ein Angesteller steht da in zweiter Reihe und das ist auf Dauer wirklich angenehmer. Ich habe da wirklich krasse Beispiele erlebt.

Departed
02.11.2015, 13:58
Dafür sind die Verdienstmöglichkeiten eben endlos.
Als Angestellter hat man meist irgendwelche maximal erreichbaren Werte.

Herman
02.11.2015, 14:11
Nach über 20 Jahren lautet mein Resümee:

Eine gute Selbständigkeit ist zu bevorzugen. Gründe: Man darf auch mal krank werden und man bekommt gaaaaaanz viel Urlaub wenn man möchte und braucht dann keinen Überstundenausgleich mehr.

Wir sind nur eine kleine Firma mit 14 Angestellten und dennoch müssen wir Chefs nie Ausfälle von Mitarbeitern selbst durch Mehrarbeit kompensieren. Auch wenn immer irgendjemand aus irgendwelchen Gründen ausfällt, sind Krankheit, Urlaub für uns selbst nie ein Fremdwort. Wenn ein Engpass herrscht, muss der Kunde warten. Anders gehts nicht. Die Leistung muss erbracht werden, aber halt erst später.


Grüße,
Johann

Donluigi
02.11.2015, 19:20
Wie kann jemand, der seit 20 Jahren angestellt ist, darüber urteilen, ob seine Existenz besser ist als die eines Selbständigen? Und umgekehrt? :ka: Hier kann jeder nur der Experte seines eigenen Lebens sein.

In erster Linie ists doch eine Typenfrage. Und eine Etziehungsfrage. Meine Oldies waren zeitlebens kleine Selbständige, ich hab das von Kindesbeinen an mitbekommen und kenn nix anderes, deswegen bin ich wohl denselben Weg gegangen. In meinem Leben war ich 2 Wochen lang fest angestellt - die schlimmsten Wochen ever, für alle Beteiligten. Aber manchmal wünschte ich mir die Vorteile eines Angestellten. Wobei auch das immer zweischneidig ist. Ab einer gewissen Stufe steht man auch als Angestellter voll im Druck und kann eben nicht um Punkt 6 den Stift fallen lassen und entspannt zu seinen Lieben heim gehen. Auch die "Sicherheit" des Angestelltenverhältnisses ist so eine Sache. Als Selbständiger hab ich immerhin selbst in der Hand, ob und wann ich pleite gehe. Als Angestellter bin ich da immer Geisel meines Bosses. Und keine Brangsche ist sicher.

996911
02.11.2015, 19:43
Du, lieber TS, scheinst in einer ähnlichen Situation zu sein wie ich vor ca. 15 Jahren. Ich bekam aus ziemlich exponierter Pos. einen goldenen Axxxhtritt, da ich mit einem Vorstandsmitglied nicht klarkam, oder umgekehrt, wie man es auch betrachtet. 2 Monate später wurde dieses talentierte Vorstandsmitglied wegen zu hoher Intelligenz und Überperformance aus dem Unternehmen entfernt. Das Angebot des Gründers, in den Laden zurückzukehren haben wir in einem konstruktivem Gespräch schnell verworfen und ich habe in 2 Wochen eine Gesellschaft gegründet und einige meiner früheren Aufgabenbereiche quasi in Mandatsposition übernommen.

Das Ganze ging mehrere Jahre und war ein toller Start in die Selbstständigkeit, welcher also mehr oder weniger ein Unfall war. Seitdem gab es unglaublich gute Jahre aber auch Zeiten, in denen ich schlagartig Achselnässe bekommen habe, wenn die Nummer meiner Bank im Display war. In diesen Zeiten, da hat der Don Recht, sehnt man sich 14 Monatsgehälter im Angestellenverhältnis herbei. Das Positive überwiegt aber, das Schönste war für mich anfangs....: Keine meetings, wenn ich nicht will, herrlich !

Ich würde Dir eher zuraten, ist aber auch eine Typfrage.

Herman
02.11.2015, 20:42
Klar ist es eine Typenfrage.

Bissl kann man aber ja auch im Umfeld in Erfahrung bringen, was augenscheinlich je die Vorteile und Nachteile sind.

Amen =)

MacLeon
02.11.2015, 22:28
Meine Oldies waren zeitlebens kleine Selbständige, ich hab das von Kindesbeinen an mitbekommen und kenn nix anderes, deswegen bin ich wohl denselben Weg gegangen.

Mein Schwager auch. Der wollte deswegen aber Lehrer oder Beamter werden. Jetzt ist er Pilot. Passt ja.

avalanche
02.11.2015, 22:49
Klar ist es eine Typenfrage.

Bissl kann man aber ja auch im Umfeld in Erfahrung bringen, was augenscheinlich je die Vorteile und Nachteile sind.

Amen =)

Manchmal ist das "Umfeld" aber auch unkritisch bis euphorisch - oder - sie wollen dich einfach mal scheitern sehen :D

Donluigi
02.11.2015, 22:55
Mein Schwager auch. Der wollte deswegen aber Lehrer oder Beamter werden. Jetzt ist er Pilot. Passt ja.

Ich hab imma jesacht: mach et so wie der Henne. Das iss en gediejene :op:

rabbid
03.11.2015, 12:07
Hallo Peter,

auch von mir noch ein bisserl Input. Vieles wurde ja schon gesagt, ich bin da auch bei Tobias. Manchmal sind die Vorteile eines (einfachen) Angestellten schon nett, aber die Möglichkeit den Fokus auf die Tätigkeiten zu legen, die einem liegen ist meiner Meinung nach in der Selbstständigkeit schon besser. Und wieviele Angestellte kenne ich, die ein ganzes Jahresurlaubskontingent vor sich her schieben... Natürlich bleibt auch nervige Arbeit übrig, die man machen muss ;-)

Ich habe mich vor 13 Jahren damals mit 24 selbstständig gemacht, wobei mein Partner und ich zu der Zeit noch angestellt waren und die Selbstständigkeit nur nebenberuflich gemacht haben (mit Einverständnis unseres damaligen Chefs). Somit hatten wir einen ziemlich komfortablen Softstart. Nach zwei Jahren haben wir das Ganze dann hauptberuflich gemacht. Damals war ich ledig, keine Verpflichtungen, alles easy. Deshalb war das Risiko - zusammen mit dem Hauptjob im Rücken - ziemlich gering. Mittlerweile bin ich älter (Rechnen könnt ihr ja ;) ) und habe Frau und drei Kinder. Würde ich es nochmal wagen? Schwer zu sagen, aber ich denke schon. Obgleich das Risiko mittlerweile viel höher wäre. Einige Punkte, die mir in den Jahren meiner Selbstständigkeit geholfen haben:

- Eigene Persönlichkeit. Willst Du selbst was schaffen, aufbauen? Suchst Du neue Wege, Herangehensweisen und Experimente? Kannst Du Arbeit gut delegieren und vertrauen?

- Gründen mit Partner. Das war für mich echt ein Glücksgriff (hoffentlich liest er hier nicht mit, sonst muss ich % abgeben :D ). Wir ergänzen uns sehr gut und das wissen wir beide auch.

- Umfeld. Meine Frau ist ebenfalls selbstständig. Mein Bruder ebenso. Da gibt es viele Möglichkeiten Probleme zu wälzen oder frischen Input zu bekommen von Leuten, die ähnlich ticken.

Wie Du Dich auch entscheidest, ich wünsche Dir viel Erfolg!! :gut: