Koenig Kurt
22.02.2016, 17:49
„Ich liebe dich, du mein wertvoller Zeitmesser an meiner Linken!“ *
Muss ich mir das so etwa vorstellen, wenn passionierte Uhrensammler ihre Uhr anhimmeln?
Halt, so weiß ja niemand, worum es geht. Und begrüßt werden wollt ihr ja auch, also:
Grüß Euch!
Um Peters wunderbaren „Gier frisst Hirn“-Thread nicht völlig ausufern zu lassen, erlaube ich mir, einen neuen zu starten. Und warum? Weil ich in besagtem Thread Folgendes las, und das hat meine Aufmerksamkeit erregt:
„ ... mit unserem innigsten hobby ....
... ich erfreue mich jeden tag aufs neue, dass wir die passion rolex leben ...
... dass wir uns auf unsere gemeinsame liebe zurück besinnen und uns über uhren unterhalten.....“
Ich muss gestehen, bislang ist mir die Liebe zur dickbusig-gebefreudigen Else bekannt, die zum posierlichen Nager, auch die Liebe zum selbstgemachten Rotznasenbalg kann ich nachvollziehen, auch wenn dieser Kelch an mir vorüber ging, weiters kann ich die Liebe zu einem besonders gelungenen Buch, Lied oder Film ansatzweise verstehen. Aber zu einer Uhr? Echt jetzt?
Ja, auch ich habe schon von Menschen gehört, die sich in irgendwelche Gegenstände verlieben. Das nennt man dann wohl Objektophilie. Im Unterschichtenfernsehen zum Beispiel sah ich die Geschichte von einem Mann, der ein Haus liebt. Einen Wolkenkratzer, um genau zu sein. Und fährt er mit dem Aufzug selbigen hoch, ejakuliert er regelmäßig im 33. Stock debil grinsend in die eigene Unterhose (wenigstens nicht in eine fremde). Aber so ist das mit der Liebe zur Uhr hier, glaube ich, nicht gemeint.
Und ja, ich gebe zu, auch ich habe vielleicht mal geschrieben, dass ich meine Harley geliebt habe. Aber in die habe ich auch hunderte von Stunden Arbeit gesteckt, sie hat mich mehr als einmal ganz gemein im Stich gelassen, wobei es ihr so was von wurscht war, ob wir gerade den tiefsten Punkt des Petuel-Tunnels oder den höchsten in den Abruzzen erreicht hatten, und so bilde ich mir ein, etwas Verbindendes gespürt zu haben, was man nach der fünften Flasche Büchsenbier als Liebe bezeichnen könnte. Aber eine Uhr? Für die legt man ein paar Scheine auf den Tisch und...
Halt, auch für diese Scheine muss man arbeiten. Mancher sogar hart, was mich, ganz ehrlich, dauert. Dann gibt es eventuell gar keinen Unterschied zwischen Arbeitsstunden, die man in ein Mopped steckt, und denen, die man am Bürotisch ableistet, um dann zur gewünschten Uhr zu gelangen? Ist das dann die Liebe, von der hier gesprochen wurde?
Jetzt war mein Interesse geweckt. Hatte ich da in den letzten zwei Jahren was verpasst? Eine ganz neue Bewegung? Ich schaute also zunächst mal in den Shopping Guide.
Nahezu jeder zweite Thread, den ich aufrief, behandelte eine GMT-Master. 16710. Ja, schöne Uhr, war auch meine erste. Gute Wahl! Aber eine ganz normale 16710 war nicht, um was es da ging. Sondern um eine ganz bestimmte, mit einem von findigen Köpfen sogenannten „Stick Dial“. Und einem bestimmten Werk mit blauer Spirale. Selbstverständlich „verklebt“ (aber bloß nicht die Spirale!). Und für diese ganz besonders tolle, viel schönere GMT-Master II sollen dann 10- 12.000 Euro bezahlt werden. Ein Preis, der von denen, die hier von Liebe sprechen, „okay gefunden“ wird. Echt jetzt? Ist das die Liebe, die da gemeint ist?
Jetzt mal unter uns: Jemand, der sich so eine Uhr kauft – „Stick Dial, 3186 und verklebt, also NOS und nicht „Near NOS“ (auch so ein Schwachsinn, den man jetzt immer häufiger liest) – trägt der diese Uhr dann? Macht die Schutzaufkleber ab und klatscht sie sich an den Arm? Oder sucht man so eine viel, viel schönere 16710 als alle stinknormalen 16710, um sie dann in den Tresor zu legen? Eher letzteres, oder? Man kauft also eine Uhr zum Wahnsinnspreis, um sie dann nicht mal zu tragen? Ja, das könnte echte Liebe sein.
Wollte ich heute eine 16710, nähme ich die schönste, kompletteste, gleichzeitig günstigste,, die ich bekäme. „Unpoliert“ wäre was, worauf ich vielleicht auch stehen würde, aber sonst? Dieses Stick Dial ist kein bisschen schöner als alle anderen. Und die Uhrwerke, die ich mit blauer Spirale habe oder hatte, gingen keinen Deut besser als die mit der nicht-blauen. Eher im Gegenteil. Von den Problemen mit zu viel Zeigerluft mal ganz abgesehen.
Aber ich glaube zu verstehen: „Willst du was gelten, mach dich selten“. Und wenn was nicht wirklich selten ist, erfindet man halt was oder wiederholt alberne Alleinstellungsmerkmale so lange, bis es alle glauben und für einzig richtig erachten. Flat Four, Mark Schlag-mich-tot-Dial und und und. „Manipulieren – aber richtig“ lässt grüßen. Insofern erschüttern mich Sätze wie „Selten zählt ;-)“ kein bisschen. Ja, ich spüre die Liebe langsam.
Dann habe ich ins Hauptforum geschaut. Herrlich, diese Uhren-Lobpreisungs-Threads. Mancher liest sich tatsächlich so, als hätte da jemand die ganz große Liebe gefunden. Und man freut sich mit. Man will ja Mensch bleiben. Um dann zu sehen, dass die Uhr schon längst nicht mehr beim ehedem so Verliebten weilt. Nö, schon sieben Tage nach Threaderstellung landete sie im SC.
Gut, das ist jetzt kein neues Phänomen. Das gab es auch früher schon. Lange vor meiner Zeit. Ist also nichts Neues. Auch das mit dem „selten zählt“ war nicht so selten. Neu ist, dass sich heutzutage nicht mal mehr großartig Mühe gemacht wird. Die Rattenfänger von damals haben wenigstens noch großartige Texte geschrieben, Wortschöpfungen kreiert, die heute fast jeder nachplappert, ohne zu wissen, woher sie stammen - **** ****** zum Beispiel – da wurden Geschichten erzählt, die so offensichtlich ausgedacht waren, dass sie schon wieder wahr sein mussten, dies alles gespickt mit Bildern, die einen förmlich zum Kaufen zwangen. Selbst wenn es um eine Cartier ging... Und heute? Nichts von alledem. Ja, die Bilder sind nett, die Texte aber nur für eine Grundschullehrerin zwecks Korrektur interessant, aber – Liebe?
Nein, früher war nicht alles besser, ganz gewiss nicht. Früher gab es auch solche und solche. Traurig nur, dass die Hartgeldluden von damals die Silberrücken von heute sind. Und wie sagte Max, der Taschendieb: „Schmu bleibt Schmu.“ Und so wird dann auch gerne so mancher Käse verzapft, wenn es die zu veräußernde Uhr gerade empor hebt. Ein Beispiel: Hat die angebotene Day-Date noch die alte Schlitzschließe, ist diese natürlich „wunderbar, hat sich jahrelang bewährt und ist keinen Deut schlechter als die neue. Eher im Gegenteil“. Hat derselbe Verkäufer jetzt aber ausgerechnet mal eine Uhr mit der neuen Schließe, wird selbige nicht nur allein aufgrund der neuen Schließe im Preis angehoben, und zwar gehörig, nein, da wird sogar noch was zum Konfektionszeitraum erfunden, nur um aus einem Gehäuse mit älterer Seriennummer eine neuere Uhr zu machen. Ja, ich weiß, Haldenproduktion von Goldgehäusen, alter Hut. Nein, nicht im Wissen um die Haldenproduktion von Goldgehäusen, sondern aus Nicht-Wissen, seit wann die neue Schließe bereits an Day-Dates verkauft wird.
Liebe? Ernsthaft? Wo es in jedem zweiten Thread nur noch um „Seltenheit“, „verklebt“, Wertsteigerung und alberne Merkmale geht, die von jedem zweiten Normalsehenden um die 40 längst nicht mehr erkannt werden, wie diese zwei depperten, fliegenschi$$großen Striche?
Nö, glaube ich nicht dran. Und solange ich in jedem zweiten Thread lese, dass inzwischen wohl jeder dritte mindestens eine Uhr verklebt, ungetragen und überteuert bezahlt im Tresor liegen hat, wird mich auch niemand eines Besseren belehren können. Und wohl auch nicht wollen, was ich auch verstehen kann. Aber Liebe hat in meinen Augen viel mit Spaß zu tun. Mir zumindest macht Liebe Spaß. Gut, nicht immer, ab und zu ist es auch einfach nur schweißtreibende Arbeit, aber das ist, unter uns, nicht meine Schuld. Und erfüllen tut es mich am Ende doch.
Wie sehr würde mich jetzt eine 16710, verklebt, mit Stick Dial, im Tresor befriedigen? Die ich niemals tragen darf, weil ich sonst... Ach, ich will die Summe gar nicht wissen, die ich mit so einem seltenen Stück dann verbrannt hätte? Wohl gar nicht. Also so wirklich hat mich das mit dieser hier kolportierten Liebe nicht überzeugt.
Aber ich habe heute gelernt, dass jeder anders liebt. Oder anderes. Ich werde weiterhin einfach nur Spaß an meiner Uhr haben. Auch ohne Stick Dial, Parachrome Bleue und was weiß ich, was noch alles von manchem an sich eigentlich arbeitslosen Berufs-Ehemann, der nebenbei in Uhren macht, so erfunden wird. Und nachdem ja heutzutage nahezu jeder vierte irgendwann mal Uhrenhändler wird oder schon ist, wird da noch einiges kommen. Und ich freue mich jetzt schon drauf. Lauter Wissen, das ich ausnahmsweise mal nicht brauche.
Ich hoffe, ich bin niemandem auf den Fuß getreten, das wäre das letzte, was ich beabsichtigt hätte. Echt jetzt.
Und damit der Thread im Hauptforum bleiben kann, zeige ich noch ein Bild mit zwei 16710 drauf. Die waren nie groß verklebt, haben ganz gewöhnliche Allerweltszifferblätter und werden mit großer Freude getragen, wenn auch nicht geliebt.
http://i1221.photobucket.com/albums/dd467/Koenig_Kurt/KK5D9711%20-%20Arbeitskopie%202_zpstbzun5gv.jpg~original
Gehabt euch wohl,
in Liebe, Kurt
*Uhrenliebhaber, die ihre Uhr am rechten Arm tragen, sind unausgesprochen mitgemeint. Schließlich ist doch heutzutage alles automatisch rechts, was nicht links ist.
Muss ich mir das so etwa vorstellen, wenn passionierte Uhrensammler ihre Uhr anhimmeln?
Halt, so weiß ja niemand, worum es geht. Und begrüßt werden wollt ihr ja auch, also:
Grüß Euch!
Um Peters wunderbaren „Gier frisst Hirn“-Thread nicht völlig ausufern zu lassen, erlaube ich mir, einen neuen zu starten. Und warum? Weil ich in besagtem Thread Folgendes las, und das hat meine Aufmerksamkeit erregt:
„ ... mit unserem innigsten hobby ....
... ich erfreue mich jeden tag aufs neue, dass wir die passion rolex leben ...
... dass wir uns auf unsere gemeinsame liebe zurück besinnen und uns über uhren unterhalten.....“
Ich muss gestehen, bislang ist mir die Liebe zur dickbusig-gebefreudigen Else bekannt, die zum posierlichen Nager, auch die Liebe zum selbstgemachten Rotznasenbalg kann ich nachvollziehen, auch wenn dieser Kelch an mir vorüber ging, weiters kann ich die Liebe zu einem besonders gelungenen Buch, Lied oder Film ansatzweise verstehen. Aber zu einer Uhr? Echt jetzt?
Ja, auch ich habe schon von Menschen gehört, die sich in irgendwelche Gegenstände verlieben. Das nennt man dann wohl Objektophilie. Im Unterschichtenfernsehen zum Beispiel sah ich die Geschichte von einem Mann, der ein Haus liebt. Einen Wolkenkratzer, um genau zu sein. Und fährt er mit dem Aufzug selbigen hoch, ejakuliert er regelmäßig im 33. Stock debil grinsend in die eigene Unterhose (wenigstens nicht in eine fremde). Aber so ist das mit der Liebe zur Uhr hier, glaube ich, nicht gemeint.
Und ja, ich gebe zu, auch ich habe vielleicht mal geschrieben, dass ich meine Harley geliebt habe. Aber in die habe ich auch hunderte von Stunden Arbeit gesteckt, sie hat mich mehr als einmal ganz gemein im Stich gelassen, wobei es ihr so was von wurscht war, ob wir gerade den tiefsten Punkt des Petuel-Tunnels oder den höchsten in den Abruzzen erreicht hatten, und so bilde ich mir ein, etwas Verbindendes gespürt zu haben, was man nach der fünften Flasche Büchsenbier als Liebe bezeichnen könnte. Aber eine Uhr? Für die legt man ein paar Scheine auf den Tisch und...
Halt, auch für diese Scheine muss man arbeiten. Mancher sogar hart, was mich, ganz ehrlich, dauert. Dann gibt es eventuell gar keinen Unterschied zwischen Arbeitsstunden, die man in ein Mopped steckt, und denen, die man am Bürotisch ableistet, um dann zur gewünschten Uhr zu gelangen? Ist das dann die Liebe, von der hier gesprochen wurde?
Jetzt war mein Interesse geweckt. Hatte ich da in den letzten zwei Jahren was verpasst? Eine ganz neue Bewegung? Ich schaute also zunächst mal in den Shopping Guide.
Nahezu jeder zweite Thread, den ich aufrief, behandelte eine GMT-Master. 16710. Ja, schöne Uhr, war auch meine erste. Gute Wahl! Aber eine ganz normale 16710 war nicht, um was es da ging. Sondern um eine ganz bestimmte, mit einem von findigen Köpfen sogenannten „Stick Dial“. Und einem bestimmten Werk mit blauer Spirale. Selbstverständlich „verklebt“ (aber bloß nicht die Spirale!). Und für diese ganz besonders tolle, viel schönere GMT-Master II sollen dann 10- 12.000 Euro bezahlt werden. Ein Preis, der von denen, die hier von Liebe sprechen, „okay gefunden“ wird. Echt jetzt? Ist das die Liebe, die da gemeint ist?
Jetzt mal unter uns: Jemand, der sich so eine Uhr kauft – „Stick Dial, 3186 und verklebt, also NOS und nicht „Near NOS“ (auch so ein Schwachsinn, den man jetzt immer häufiger liest) – trägt der diese Uhr dann? Macht die Schutzaufkleber ab und klatscht sie sich an den Arm? Oder sucht man so eine viel, viel schönere 16710 als alle stinknormalen 16710, um sie dann in den Tresor zu legen? Eher letzteres, oder? Man kauft also eine Uhr zum Wahnsinnspreis, um sie dann nicht mal zu tragen? Ja, das könnte echte Liebe sein.
Wollte ich heute eine 16710, nähme ich die schönste, kompletteste, gleichzeitig günstigste,, die ich bekäme. „Unpoliert“ wäre was, worauf ich vielleicht auch stehen würde, aber sonst? Dieses Stick Dial ist kein bisschen schöner als alle anderen. Und die Uhrwerke, die ich mit blauer Spirale habe oder hatte, gingen keinen Deut besser als die mit der nicht-blauen. Eher im Gegenteil. Von den Problemen mit zu viel Zeigerluft mal ganz abgesehen.
Aber ich glaube zu verstehen: „Willst du was gelten, mach dich selten“. Und wenn was nicht wirklich selten ist, erfindet man halt was oder wiederholt alberne Alleinstellungsmerkmale so lange, bis es alle glauben und für einzig richtig erachten. Flat Four, Mark Schlag-mich-tot-Dial und und und. „Manipulieren – aber richtig“ lässt grüßen. Insofern erschüttern mich Sätze wie „Selten zählt ;-)“ kein bisschen. Ja, ich spüre die Liebe langsam.
Dann habe ich ins Hauptforum geschaut. Herrlich, diese Uhren-Lobpreisungs-Threads. Mancher liest sich tatsächlich so, als hätte da jemand die ganz große Liebe gefunden. Und man freut sich mit. Man will ja Mensch bleiben. Um dann zu sehen, dass die Uhr schon längst nicht mehr beim ehedem so Verliebten weilt. Nö, schon sieben Tage nach Threaderstellung landete sie im SC.
Gut, das ist jetzt kein neues Phänomen. Das gab es auch früher schon. Lange vor meiner Zeit. Ist also nichts Neues. Auch das mit dem „selten zählt“ war nicht so selten. Neu ist, dass sich heutzutage nicht mal mehr großartig Mühe gemacht wird. Die Rattenfänger von damals haben wenigstens noch großartige Texte geschrieben, Wortschöpfungen kreiert, die heute fast jeder nachplappert, ohne zu wissen, woher sie stammen - **** ****** zum Beispiel – da wurden Geschichten erzählt, die so offensichtlich ausgedacht waren, dass sie schon wieder wahr sein mussten, dies alles gespickt mit Bildern, die einen förmlich zum Kaufen zwangen. Selbst wenn es um eine Cartier ging... Und heute? Nichts von alledem. Ja, die Bilder sind nett, die Texte aber nur für eine Grundschullehrerin zwecks Korrektur interessant, aber – Liebe?
Nein, früher war nicht alles besser, ganz gewiss nicht. Früher gab es auch solche und solche. Traurig nur, dass die Hartgeldluden von damals die Silberrücken von heute sind. Und wie sagte Max, der Taschendieb: „Schmu bleibt Schmu.“ Und so wird dann auch gerne so mancher Käse verzapft, wenn es die zu veräußernde Uhr gerade empor hebt. Ein Beispiel: Hat die angebotene Day-Date noch die alte Schlitzschließe, ist diese natürlich „wunderbar, hat sich jahrelang bewährt und ist keinen Deut schlechter als die neue. Eher im Gegenteil“. Hat derselbe Verkäufer jetzt aber ausgerechnet mal eine Uhr mit der neuen Schließe, wird selbige nicht nur allein aufgrund der neuen Schließe im Preis angehoben, und zwar gehörig, nein, da wird sogar noch was zum Konfektionszeitraum erfunden, nur um aus einem Gehäuse mit älterer Seriennummer eine neuere Uhr zu machen. Ja, ich weiß, Haldenproduktion von Goldgehäusen, alter Hut. Nein, nicht im Wissen um die Haldenproduktion von Goldgehäusen, sondern aus Nicht-Wissen, seit wann die neue Schließe bereits an Day-Dates verkauft wird.
Liebe? Ernsthaft? Wo es in jedem zweiten Thread nur noch um „Seltenheit“, „verklebt“, Wertsteigerung und alberne Merkmale geht, die von jedem zweiten Normalsehenden um die 40 längst nicht mehr erkannt werden, wie diese zwei depperten, fliegenschi$$großen Striche?
Nö, glaube ich nicht dran. Und solange ich in jedem zweiten Thread lese, dass inzwischen wohl jeder dritte mindestens eine Uhr verklebt, ungetragen und überteuert bezahlt im Tresor liegen hat, wird mich auch niemand eines Besseren belehren können. Und wohl auch nicht wollen, was ich auch verstehen kann. Aber Liebe hat in meinen Augen viel mit Spaß zu tun. Mir zumindest macht Liebe Spaß. Gut, nicht immer, ab und zu ist es auch einfach nur schweißtreibende Arbeit, aber das ist, unter uns, nicht meine Schuld. Und erfüllen tut es mich am Ende doch.
Wie sehr würde mich jetzt eine 16710, verklebt, mit Stick Dial, im Tresor befriedigen? Die ich niemals tragen darf, weil ich sonst... Ach, ich will die Summe gar nicht wissen, die ich mit so einem seltenen Stück dann verbrannt hätte? Wohl gar nicht. Also so wirklich hat mich das mit dieser hier kolportierten Liebe nicht überzeugt.
Aber ich habe heute gelernt, dass jeder anders liebt. Oder anderes. Ich werde weiterhin einfach nur Spaß an meiner Uhr haben. Auch ohne Stick Dial, Parachrome Bleue und was weiß ich, was noch alles von manchem an sich eigentlich arbeitslosen Berufs-Ehemann, der nebenbei in Uhren macht, so erfunden wird. Und nachdem ja heutzutage nahezu jeder vierte irgendwann mal Uhrenhändler wird oder schon ist, wird da noch einiges kommen. Und ich freue mich jetzt schon drauf. Lauter Wissen, das ich ausnahmsweise mal nicht brauche.
Ich hoffe, ich bin niemandem auf den Fuß getreten, das wäre das letzte, was ich beabsichtigt hätte. Echt jetzt.
Und damit der Thread im Hauptforum bleiben kann, zeige ich noch ein Bild mit zwei 16710 drauf. Die waren nie groß verklebt, haben ganz gewöhnliche Allerweltszifferblätter und werden mit großer Freude getragen, wenn auch nicht geliebt.
http://i1221.photobucket.com/albums/dd467/Koenig_Kurt/KK5D9711%20-%20Arbeitskopie%202_zpstbzun5gv.jpg~original
Gehabt euch wohl,
in Liebe, Kurt
*Uhrenliebhaber, die ihre Uhr am rechten Arm tragen, sind unausgesprochen mitgemeint. Schließlich ist doch heutzutage alles automatisch rechts, was nicht links ist.