Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Das Ende des Arbeitslebens - ich habe fertig!!! Was tun?
Street Bob
08.12.2016, 06:17
Hallo workaholics!
Nach fast 43 Jahren Arbeitsleben ist für mich 2017 Schluss!! Wenngleich noch nicht 60 Jahre alt, bin ich doch gesundheitlich schon etwas angeschlagen und muss ein wenig aufpassen. Finanziell kann ich mir den Ausstieg leisten, räume aber ein, doch einige Abschläge hinnehmen zu müssen.
Es bleiben ein Oldtimer und ein Youngtimer zum Basteln, meine Harley, mein Hund und die Gitarre.
Wird das reichen für ein Leben ohne Arbeit? Den Garten mit der Nagelschere zu bearbeiten ist nicht mein Ding, und mir jeden November zwei oder drei Uhren zu kaufen ist dann nicht mehr drin. Der Bestand wird eingefroren. Belletristik lese ich seit Jahren nicht mehr. Im Fitnessstudio habe ich mich schon angemeldet, mache dort aber nur den Rentner-Circuit.
Jetzt kommt die spannende Frage, was der Ruhestand bringt. Wie gehe ich damit um?
Was habt Ihr vor, wenn es soweit ist?
Rolexplo
08.12.2016, 06:38
Fahrradfahren, Fahrradfahren und dazwischen Fahrradfahren.
Ich bin vor einigen Jahren Europaweit unterwgs gewesen musste aber immer wieder nach Hause. Mit genügend Geld Privatier oder als Pensionär würde ich gerne wegbleiben.
So bleiben mir immer nur Freie Tage, Urlaubstage, Brückentage.
AndreasL
08.12.2016, 06:39
Erst einmal Glückwunsch Lou. Länger Schafen und Reisen wäre meine ersten Ideen. Ansonsten habe ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht und hoffe von Deinen Erfahrungen zu profitieren.
Jeden Tag geniessen und gesund bleiben! :dr:
Der Rest kommt von alleine.
franklin2511
08.12.2016, 07:11
Lebe Deine Leidenschaften und Interessen aus, bleibe neugierig und plege Kontakte zu netten Menschen.
Es bleiben ein Oldtimer und ein Youngtimer zum Basteln, meine Harley, mein Hund und die Gitarre.
Frau ist also schon eingespart. :D
ehemaliges mitglied
08.12.2016, 07:33
Ich würde mir eine Beschäftigung (nein, kein Hobby) suchen, das mich zu einem regelmäßigem Leben zwingt. Nicht mehr so ausgedehnt wie die Arbeit, aber dennoch mit einem gewissen Zwang, relativ früh aufstehen zu müssen und ein Tagewerk zu bewältigen. Vielleicht auch nur drei Tage in der Woche, aber regelmäßig. Wenn ich nur Müßiggang pflegen würde bin ich überzeugt, dass ich geistig und körperlich vor den "Hund" gehe. Das hab ich schon mehrfach so erlebt und das möchte ich nicht.
Donluigi
08.12.2016, 07:35
Jagd ist das perfekte Ruhestandshobby. Viel an der frischen Luft, viel Verantwortung, viel Abwechslung und man lungert nicht ständig daheim rum und geht seiner Frau auf den Geist.
Thomas Crown
08.12.2016, 07:46
Da ist was dran und das haben mir schon Freunde mit Anfang 30 gesagt die sich ab der Geburt des ersten Kindes jedes Wochenende auf einer Drückjagd rumgetrieben haben:)
siebensieben
08.12.2016, 07:52
Mit unter 60 in Rente und dann nicht so recht wissen, was man die nächsten Jahrzehnte machen soll, will, kann? Spannend. Meines Erachtens ist so etwas auch nicht planbar - und wenn, dann nur von einem selber. Ich habe also keine Tipps, weil ich Dich gar nicht kenne, drücke aber die Daumen, dass Dir etwas einfällt.
Tudor D&D
08.12.2016, 08:05
Aus Erfahrung kann ich sagen: Es geht - man muss nur wollen.
Rechtzeitig aus den Federn.
Wie geschrieben im Sommer abwechselnd Fahrrad und Motorrad fahren.
Im belletristikfreien Winter mal mit der 5-bändigen Kant-Ausgabe/Insel Verlag beginnen und bei Wunsch bei der 46-bändigen Lenin-Gesamtausgabe enden. Oder - bei anderen Interessen - Mickey Mouse / Lustige Taschenbücher oder Brockhaus komplett.
Den gichtigen Daumen reckt
Manfred
Lieber Lou, ich gratuliere Dir, hoffentlich hast Du lange etwas von Deinem (Un-) Ruhestand .
Ich glaube, es waren schon ein paar brauchbare Tipps dabei; meine Empfehlung: Arbeite an Deiner Gesundheit :supercool:
pfandflsche
08.12.2016, 08:14
glückwunsch!..beineide dich um deinen ausstieg.wenn ich könnte,wie ich wollte,würde ich noch heute in den sack hauen und den rest meiner tage in ruhe und beschaulichkeit zubringen.in zwölf,spätestens dreizehn jahren ziehe ich den stecker.
nun bin ich vielleser,viel-musik-konsument,fahre rad,schraube an den kisten herum,schreibe zwischendurch die eine oder andere kurzgeschichte so für mich zum vergnügen und der tag könnte gerne noch zehn stunden länger sein,um alles zu schaffen.
und stimmt.dem tag struktur zu geben,hilft ungemein.im urlaub erhebe ich mich auch spätestens umd 0630..habe ja zu tun.
buchfuchs1
08.12.2016, 08:51
Puuuh, das ist so ne individuelle Sache....Jagd zum Beispiel wäre so gar Nichts für mich.
Ich reise gern und recht viel, pflege meine Freundschaften, bin viel in Sachen Forum unterwegs und denke nach, was ich nächste Woche so mache. Ich stehe nicht früh auf, geh dafür aber spät ins Bett. Manche brauchen Rhythmus, Manche nicht.
Musst du ausloten.
Servus !
als Erstes ,gesund bleiben -gesund halten .
das Gehirn beschäftigen und dann noch noch gesundbleiben.
bei uns im Fitness Studio ist der Anteil der 60+ Teilnehmer hoch.
Je nach Übungsgrad sind die top in Schuss .Und die Radlfahrer echt am besten!
Gruss
Michael ...noch bin ich 57...
morgens stundenlang im Kaffeehaus verbleiben, Leute gaffen, dann einen Seniorenteller ordern, danach Bingo im Seniorenclub um 1700h Abendbrot um 2015h Günther Pfitzmann im Fernsehen, danach im Bett :D
GRuss
Wum
tigertom
08.12.2016, 09:02
Reisen und Golf spielen: ist beides perfekt vereinbar, gesund, macht Spass und kann bis ins hohe Alter ausgeübt werden ;)
Street Bob
08.12.2016, 09:09
Yep - meine Frau bleibt natürlich. Sie ist kein Hobby, sondern der wichtigste Teil meines Lebens. Einige Jahre jünger und viel zu verliebt in ihre Arbeit, um mit mir aufzuhören, was ich mir eigentlich gewünscht hätte. Allerdings finde ich ihr Engagement toll, und viele Rentier-Ehen scheitern an viel zu viel gemeinsamer Freizeit.
Auch ist ihr Verdienst durchaus nützlich.
Da ist es Ehrensache, dass ich mit ihr aufstehe und ihr Schulbrot mache, oder? ;)
Struktur ist schon wichtig, und wenn sie schon täglich arbeitet, muss sie nicht mehr vorher mit dem Hund gehen, das macht der Dicke!
Kochen und Einkauf ist natürlich jetzt auch Männersache, ich kann das ganz gut.
Seltsam fremd ist auch der Umstand, keinerlei Führungsentscheidungen mehr treffen zu müssen, keine Konzeptarbeit mehr zu leisten und aus der Öffentlichkeit zu verschwinden. Nicht mehr um Rat gefragt zu werden, niemanden mehr pushen zu können, von Entscheidungen meines Nachfolgers in der Zeitung zu lesen.
Bedeutungslosigkeit? Na ja, so bedeutend war ich nun auch nicht.
Nun will ich nicht allzu sentimental werden, ist es doch auch ein Stück weit Luxus aufzuhören. An ein stundenweise soziales Engagement habe ich auch schon gedacht, aber die meisten Funktionen haben auch etwas von Vereinsmeierei. Mog i net. Bitte keine Teesandalen.
buchfuchs1
08.12.2016, 09:11
Solange deine Frau arbeitet ist Reisen also eher aus.
Dann koch halt.
IronMichl
08.12.2016, 09:12
- geregelter Tagesablauf (wenn nicht grad "Urlaub")
- viel Sport (Radfahren im Sommer, Loipen im Winter)
- etwas Sport (Klettern)
- regelmäßig Sport (Yoga/Dehnung/Stretching)
- eine mehr oder weniger einträgliche Tätigkeit welche in erster Linie Freude bereitet
- gut essen und trinken
also ich krieg das seit 3 Jahren recht brauchbar hin (wenn auch nicht alles)
;)
Michl
IronMichl
08.12.2016, 09:12
Dirk, stimmt.
Kochen ist auch klasse. :gut:
Moonwalker
08.12.2016, 09:14
Dein Vorteil, du hast schon mal geile Hobbys - US-Cars, Harley, da kann man viel Zeit reinstecken und bekommt ne Menge Spaß zurück.
Ich finde es wichtig, gefordert zu bleiben. Nichts geht schneller als abzuhängen wenn ma nicht mehr "muss".
Ansonsten stände Reisen bei mir an erster Stelle. Vielleicht auf Malle/Ibiza überwintern, Kumpel und Mopeds mitnehmen :supercool: Nur so ne Idee...
Corvette wieder verchecken, nächtes Projekt starten :ka:
Es bleiben ein Oldtimer und ein Youngtimer zum Basteln, meine Harley, mein Hund und die Gitarre.
?
Das ist schon mal mehr, als viele andere an Ideen haben. Ansonsten, die Freiheit genießen und sich jeden Tag bewusst machen, dass man die Freiheit hat. Nicht nur körperlich aktiv sein, sondern auch geistig. Also neue Sachen lernen. Sprachen, ein neues Instrument lernen (Banjo und Ukulele zur Gitarre). Europa bereisen und möglichst viele neue Sachen ausprobieren. Lernen mit dem Neid der anderen umzugehen.
Street Bob
08.12.2016, 09:52
morgens stundenlang im Kaffeehaus verbleiben, Leute gaffen, dann einen Seniorenteller ordern, danach Bingo im Seniorenclub um 1700h Abendbrot um 2015h Günther Pfitzmann im Fernsehen, danach im Bett :D
GRuss
Wum
Hier ist kein Kaffeehaus weit und breit. Alternative wären Kölsch und einen Nordhäuser Frühstückskorn, gleich um die Ecke. ;)
Die Typen da sind allerdings nichts für den ultimativen Style- oder Elevator-Thread :D:D
Einen lila-bunten Trainingsanzug aus reiner Mallorca-Seide, Adiletten und eine Tube Fit vielleicht noch, Du Sack! ;);)
harleygraf
08.12.2016, 09:57
Lebe Deine Leidenschaften und Interessen aus, bleibe neugierig und plege Kontakte zu netten Menschen.
Besser kann man es nicht formulieren.
Ich wünsche Dir eine schöne Ruhestandszeit.:dr:
Agent0815
08.12.2016, 10:02
Jagd ist das perfekte Ruhestandshobby. Viel an der frischen Luft, viel Verantwortung, viel Abwechslung und man lungert nicht ständig daheim rum und geht seiner Frau auf den Geist.
Lou, aber bitte nur, wenn deine Augen noch scharf blicken. Seit ich realisiert hab, wer bei uns so alles mit ner Flinte im Wald rumlungert, hab ich beim Mountainbikeoutfit auf krasse, bunte Farben umgestellt :kriese:
Microstella
08.12.2016, 10:03
Kontakte pflegen ist das wichtigste. Dann kommt der Rest von selber .
Jagd ist das perfekte Ruhestandshobby. Viel an der frischen Luft, viel Verantwortung, viel Abwechslung und man lungert nicht ständig daheim rum und geht seiner Frau auf den Geist.
+1 :gut:
In der eigenen Familie so erlebt!
Ohne seine Jagd und Fischerei wäre mein Dad, nun Rentner, wohl nicht ausgelastet und bei weitem nicht so zufrieden. =)
Vor allem es gibt immer was zu tun! Ob Hochsitz, Bodensitz, Kirrung oder auch nur mal so nach dem Rechten sehen, langweilig wird ihm nie! Und meine Mum ist froh dass er "verräumt" ist. ;)
ehemaliges mitglied
08.12.2016, 10:11
1. Achte auf Deine Gesundheit: Bewegung und ggf. Sport (hier eignet sich Golf ideal).
2. Tu was für Dein Gehirn: Lerne eine neue Sprache, ein Instrument, Schach.
3. Tu, was Dir Spaß macht: Sei es, an Deinen Oldtimern zu schrauben (und ggf. an entsprechenden Ausfahrten teilnehmen), kochen oder Kreuzworträtsel ...
4. Such Dir eine Aufgabe (Langzeitziel bzw. Motivation, die eine Verpflichtung beinhaltet): Sei es ein Ehrenamt oder was auch immer.
5. Mach eine Liste mit 100 Dingen, die Du sehen oder erleben willst ... und arbeite sie ab!
AndreasS
08.12.2016, 10:18
[...] eine Tube Fit vielleicht noch, Du Sack! ;);)
Fit & Flott. :rofl: Gibt's das überhaupt noch?
Ich glaube, Du bist schon ganz gut aufgestellt. Ich glaube am wichtigsten ist, dass man sich vom Kopf her immer fordert.
Mein Vater ist jetzt auch in einem Alter, in dem die meisten seiner Freunde schon im Ruhestand sind. Ihm macht seine Arbeit Spaß und er möchte gerne weiter machen, bis er 70 ist. Finde ich gut, da hat man wenigstens eine Beschäftigung und rostet nicht ein. Mit seinen Hobbies würde er sich nicht ausschließlich beschäftigen wollen, wie er sagt.
Seine Freunde haben entweder ein Hobby, das sie ausleben oder gehen fast täglich zum Früh- und Dämmerschoppen. Letzteren merkt man aber an, wie schnell sie altern, sowohl körperlich als auch geistig. Das muss natürlich jeder so machen, wie er will, aber ich glaube, das ist auf Dauer nicht gut.
sausapia
08.12.2016, 10:25
Vieles wurde schon gesagt Lou,
ich werde definitiv auch (hoffentlich ein Jahrzehnt) früher in den Ruhestand gehen.
Struktur in den Tagesablauf erreichst Du schon durch die Arbeit Deiner Frau, wofür Du automatisch früh aufstehst. Das soziale Engagement nach dem IKEA-Prinzip (alles können, nichts müssen) finde ich auch gut. So gibst Du der Gesellscjhaft estwas zurück und fühlst Dich gut dabei. Suche Dir etwas, woran Du gleichzeitig Spass hast.
Widme Dich Deinen Hobbies: Young-/Oldtimer mit Ausfahrten, die Du aus Zeitgründen nicht machen konntest. Dafür sind die Coffee-Racer doch da und das Bergische Land ist schön. By the way, Du hast immer noch einen "Americano" bei mir gut. ;)
Kontakte zu Freunden pflegen, kannst Du künftig auch besser. Ggf. bvenötigen einige auch Deine Unterstützung bei Dingen, die sie nicht mehr schaffen (handwerklich, zeitlich oder...)
buchfuchs1
08.12.2016, 10:27
@AndreasS: Auf Dauer stirbt man.
Mein Dad wurde im Alter depressiv, da wärs mir lieber gewesen, er hätte sich jeden Tag weggeschossen.
sausapia
08.12.2016, 10:28
Das war bei meinem Dad auch so. Er hatte einen stressigen Job, hörte mit 50 ! auf und dann war er depressiv und starb viel zu früh....
ehemaliges mitglied
08.12.2016, 10:30
Noch ein Nachtrag zu meiner Liste:
6. Nichts verschieben! Wenn sich etwas realisieren lässt (von der Liste mit den 100 Dingen), dann warte nicht!
Barnabas
08.12.2016, 10:31
+1
Am besten damit schon frueh anfangen, ergo schon waehrend man noch arbeitet. Man weiss nie wie lange man hat..
max mustermann
08.12.2016, 10:35
1. Achte auf Deine Gesundheit.......
2. Tu was für Dein Gehirn.....
3. Tu, was Dir Spaß macht.......
4. Such Dir eine Aufgabe.......
5. Mach eine Liste mit 100 Dingen, die Du sehen oder erleben willst... und arbeite sie ab!
Er hat gefragt, was ihr macht, wenn es bei euch mal so weit ist und nicht, was er tun soll.
Mit knapp 60 ist man im Normalfall noch nicht so vertrottelt, dass man so ne Liste braucht, um überleben zu können.... :dr:
Hey Lou, bei mir isses nächstes Jahr auch so weit. Wir treffen uns mit der Harley im Buff und lachen die Kranken aus, die um 4:30 aus der Falle müssen, um 100 km ins Büro zu gurken, roger? :xmas:
ehemaliges mitglied
08.12.2016, 10:39
Er hat gefragt, was ihr macht, wenn es bei euch mal so weit ist und nicht, was er tun soll.
Mit knapp 60 ist man im Normalfall noch nicht so vertrottelt, dass man so ne Liste braucht, um überleben zu können.... :dr:
Sorry, war von meiner Seite ehrlich gemeint ... kommt bei manchen Menschen, die alles Menschliche ins Lächerliche ziehen müssen, nicht gut an ... habe ich vergessen und werde ich berücksichtigen. Bin dann hier wieder raus.
Stichwort Liste...
Laß Dich auf die Keramik-Daytona-haben-wollen Liste setzen - schon wirst Du automatisch 100 werden müssen! ;) :dr:
Mit nem Kissen am Fenster hocken und Kinder anmeckern?
Mach einfach das was dir spaß macht, leb in den Tag. Mein Vater ist nun auch in Rente und der geht einfach viel spazieren und widmet sich seiner Astronomie
knieschleifer
08.12.2016, 11:23
Ich würde einen kleinen Internet-Uhrenhandel aufmachen ( Hobby zum Beruf):D
Mit Anfang 50 habe ich mich aus dem Berufsleben rausgezogen. Alle haben gefragt, was ich dann tun möchte. Die Antwort darauf liefert das Leben selbst. Bei schönem Wetter viel spazieren gehen, Motorrad fahren, Fahrrad fahren. Bei schlechtem Wetter verbringe ich dann mehr Zeit mit dem Rechner oder dem Kindle und der wunderbaren Gewissheit, dass ich nichts auszustehen habe - ein großartiges Gefühl. Lustvolles Einkaufen mit aller Zeit der Welt und ebenso lustvolles Kochen nehmen jetzt deutlich mehr Zeit in Anspruch als früher. Und wenn es droht langweilig zu werden, sucht man sich halt ein Projekt nach persönlicher Neigung. Sei es eine Baustelle oder was auch immer. Das Wichtigste ist, dass man sich immer klar macht, wie privilegiert man mit diesen Lebensumständen ist. Kurz zusammen gefasst: Nicht sorgen, leben!
ehemaliges mitglied
08.12.2016, 11:31
wenn du in einer führungsposition bist, dann arbeite weiter als berater. ich weiß aus eigener erfahrung, wie sehr erfahrene gute leute gebraucht werden.
Auch von mir Glückwunsch zum Unruhestand! Die guten Wünsche sind ja schon alle genannt, da hänge ich mich einfach mal ran.
Mein erster Gedanke nach dem Lesen war, den Old- oder Youngtimer fürs Reisen zu benutzen. Die Harley lass' ich dabei mal außen vor, hier geht's ja um positive Ideen :bgdev: . Einfach ohne Plan mal kreuz und quer durch Europa, ohne Routenplanung und Reservierungen, heute hier und morgen da. OK, kann dann später kommen, wenn die Liebste auch aus dem Berufsleben raus ist.
Ansonsten: Schau Dir mal die Internetseiten vom Senior-Expert-Service an: http://www.ses-bonn.de/startseite.html . Ist vom Bergischen Land aus nicht so weit weg und vielleicht ist da was für Dich dabei ...
Ich drück' Dir die Daumen, dass Du das Richtige für Dich findest und machst.
Hallo workaholics!
Nach fast 43 Jahren Arbeitsleben ist für mich 2017 Schluss!! Wenngleich noch nicht 60 Jahre alt, bin ich doch gesundheitlich schon etwas angeschlagen und muss ein wenig aufpassen. Finanziell kann ich mir den Ausstieg leisten, räume aber ein, doch einige Abschläge hinnehmen zu müssen.
Seltsam fremd ist auch der Umstand, keinerlei Führungsentscheidungen mehr treffen zu müssen, keine Konzeptarbeit mehr zu leisten und aus der Öffentlichkeit zu verschwinden. Nicht mehr um Rat gefragt zu werden, niemanden mehr pushen zu können, von Entscheidungen meines Nachfolgers in der Zeitung zu lesen.
Bedeutungslosigkeit? Na ja, so bedeutend war ich nun auch nicht.
Habe ich das noch richtig in Erinnerung, dass Du Polizist bist? GsG9, Geheimdienst oder sowas :D
Warum schmeißt Du dann alles weg? Hättest Du 37 Jahre in einem Bergwerk ein tiefes Loch gebuddelt, würde ich verstehen, dass Du die Hacke in die Ecke schmeißt. Aber aus Deinen paar Zeilen da oben liest man doch, dass Du fürchterlich viel Erfahrung gesammelt hast – Menschenführung? Konzeptarbeit? Wasweißichnicht…
Ernte doch jetzt die Früchte Deines langen Berufsweges. Jetzt fängt es doch erst an, richtig Spaß zu machen. Du bestimmst die Schlagzahl -Stichwort angeschlagene Gesundheit- und den Preis! Kannst 3 Gänge zurückschalten, machst nur noch genau das, wozu Du Bock hast. Und kriegst dafür auch noch Kohle.... Dass man auch im gesetzten Alter noch was Neues machen kann, sieht man ja gerade drüben. Da ist ein 70-jähriger Newbie Präsident geworden…
Ach ja, bevor hier die immer Wachen um die Ecke kommen: Ich spreche aus eigener Erfahrung: Mein Daddy hat sich nach seinem abrupten Ende als Manager in der Markenartikelindustrie als Berater/Coach/Speaker selbstständig gemacht. Das macht er mittlerweile seit über 20 Jahren. Er pickt sich heute immer noch die Rosinen raus. Klassische win-win- Geschichte. Mein Daddy hat seinen Spaß, meine Mama ihre Ruhe :D und ich zufriedene und gesunde Eltern!
Und ich werde es natürlich genau so machen. Angefangen habe ich damit allerdings schon vor exakt 20 Jahren =)
wenn du in einer führungsposition bist, dann arbeite weiter als berater. ich weiß aus eigener erfahrung, wie sehr erfahrene gute leute gebraucht werden. :winkewinke:
Erstmal die Sachen ausreizen, die da sind. Also Oldtimer/Youngtimertreffen in Europa und Harley, Harley, Harley. Wenn Dir das dann nach 2 Jahren zu langweilig wird, was neues suchen.
Milgaussfirst
08.12.2016, 12:56
Die Frage an sich finde ich erschreckend!
Stellt die Arbeit den den Mittelpunkt eures Leben da, und nicht die Freizeit?
Ich wünschte ich müsste morgen nicht mehr arbeiten gehen um all die Dinge zu erledigen die ich gerne machen würde!
Gruß
Street Bob
08.12.2016, 13:02
Da waren schon eine Menge guter Ideen dabei. Ihr kennt die ganze Welt, und ich noch nicht einmal ganz Deutschland! ;)
Die Sache mit sozialen Kontakten erscheint mir in der Tat wichtig, bald trennt sich da die Spreu vom Weizen. Man weiß nie so genau, warum und ob überhaupt man beliebt ist. Im Job bist Du nach ein paar Monaten vergessen bei uns. Leider leider, aber das kenne ich von mir selbst. Biste raus - biste raus!!
Für lange Trips bin ich körperlich noch nicht fit genug. Aber ich denke, die meisten Beschwerden, die Männer wie ich so haben nach all den Jahren, hat man sich nicht allein in der Freizeit zugezogen. Ich will es jetzt einfach mal positiv sehen. Auch chronifizierte Leiden können womöglich verschwinden, wenn die Ursache erst mal komplett weg und die Rübe wieder frei ist.
Sprachen finde ich übrigens auch sehr gut, ich will mein Niederländisch vor allem in der Schrift verbessern, und auch mein Englisch ist nicht so dolle mehr. Leider komme ich bei diesen beiden Sprachen auch gelegentlich durcheinander.
Jedenfalls finde ich es sehr interessant, wie Ihr es angehen würdet. Eigentlich wollte ich noch mal angreifen, doch die beteiligten Ärzte lassen mich nicht mehr.
PS: Und wenn es kein Fit mehr gibt, hole ich mir erst mal ´ne Tube Brisk :D
Bluedial
08.12.2016, 13:05
Loriot kann Dir helfen;)
...."Pappa ante Portas"......:D
:winkewinke: viel Glück und gutes Gelingen
PS, ich würde mir sofort mehrere Hunde holen, das würde mir reichen..:winkewinke:
Wenn es gesundheitlich geht und Wasser in der Gegend ist: segeln!
Habe ich diesen Sommer mit angefangen, es erfüllt mich total!
Ich bin ja auch in einem Jahr fertig:
1) Ich werde als Konsultant ca. 4 Monate/Jahr und 3 Wochen/Jahr als Lehrbeauftragter arbeiten.
2) Wir werden 2 Wohnsitze USA und D behalten. (USA Wohnsitz, weil meine Kunden dort wohnen und wegen dem Wetter)
3) Hobbies: a) Vintage Cars: Mag ich gerne, aber für mich nicht ausfüllend; b) Fliegenfischen: Wird wieder intensiviert und ist eigentlich mein Lieblingshobby, da es eine "Wissenschaft" und Outdoor Aktivität zugleich ist; c) Jagen: Hat den Reiz für mich verloren. Jedoch hier in den USA sind die alljährlichen Jagdausflüge feste Bestandteil des "Male Bondings"; also wird es noch gemacht; d) ich plane mir noch ein Chris Craft Vintage Barrel Boot zuzulegen: c) pro Bono work: Dog rescue; Kindern Fliegenfischen und -Binden beibringen!
Ich werde endlich ehrenamtlich tätig und mich verschärft im sozialen und ökologischen Bereichen einsetzten. Auch auf die dazu passenden Demos gehen.
Vielleicht kandidiere ich bei uns als Bürgermeister.
Freu mich schon!
Airstreamer
08.12.2016, 16:41
Ersteinmal Glückwunsch ! In wenigen Jahren ist es bei mir auch soweit. Solltest du handwerklich begabt sein, kauf ein paar alte Häuser/Wohnungen und bring die wieder auf Vordermann. Da hast du was zu tun, kannst arbeiten wann du willst und bestimmst die Stundenzeiten selber. Dann entweder wieder verkaufen oder vermieten und das Spiel beginnt von neuem. Macht wirklich Spaß und du weißt etwas mit dir anzufangen.
Grüße Ralf
Erst einmal Glückwunsch und vor allem noch viele gesunde und glückliche Jahre.
Ich würde zu erst eine, nicht zu lange, Zeit lang ausspannen und mir dann auch was zum Basteln (Oldtimer,...) holen.
Und eine ehrenamtliche Tätigkeit, um etwas an die Gesellschaft bzw. diejenigen, denen es nicht so gut geht zu geben. 1-2 Tage die Woche, oder je nach Lust und Laune. Z. B. bei der Tafel oder was mit Kindern/Jugendlichen nach der Schule, wo sie essen und lernen oder Hilfe für Flüchtlinge bei Amtsgängen, ... - ich war während meines Zivis (damals noch 15 Monate, 1993-1994) zwei Tage in der Woche in einer Schule als "Hilfe" bei zwei Schulsozialarbeitern. Morgens einkaufen gegangen, Mittagessen gerichtet (auch mit Hilfe von Schülern), Essenausgabe, lernen, spielen - hat mir damals echt Spaß gemacht und so etwas könnte ich mir für mich gut vorstellen.
MichaW2901
08.12.2016, 17:13
..Nach fast 43 Jahren Arbeitsleben ist für mich 2017 Schluss!!... Viel Erfolg bei Allem was Du sonst noch so vor hast. Und daran denken, es kommt sowieso alles anders als Du erwartest oder Dir vorgenommen hast. Nur aufpassen, dass nicht Kleinigkeiten eine Stresswelle auslösen.
Good luck von Einem, der sich schon seit 3 Jahren in dieser Lage befindet. ;)
Donluigi
08.12.2016, 18:45
Ich weiß was: Du hast ne launige Schreibe und sicherlich ein spannendes Berufsleben gehabt. Schreib doch Krimis. :gut:
Mister B
08.12.2016, 19:12
Nicht aus eigener Erfahrung aber weil meine Mum erst vor kurzem in Rente gegangen ist:
Sie hat Ihre Arbeit geliebt und hatte Angst in ein Loch zu fallen. Überleg Dir was Du machen willst. Sie spielt Golf, Mahlt, macht Nordic Walking. Ehrenamtlich hilft sie bei der "Tafel", wo also für Einkommensschwache oder auch Obdachlose Lebensmittel gesammelt und angeboten werden.
Und sie unterrichtet Deutsch für Flüchtlinge. Beides füllt Sie aus und sie ist glücklich. Reisen kommt hinzu und rundet das ganze ab. Wichtig ist ein ein Alltag und etwas zu finden was einem Freude bereitet aber auch fordert.
Was das für die Einzelperson ist, muss man für sich selbst heraus finden. Um dies zu schaffen: Plane nicht jetzt irgendwas sondern gehe in Rente und nimm Dir die Zeit zu überlegen was Dir gefallen oder passen würde.
Schreib dich doch in die uni ein und fang ein studium an :gut: :D
Ich hätte keine Ahnung was ich machen würde... :grb:
Hab momentan einen 14-16 Stunden Tag, bin in einer Führungsposition und das macht auf die Dauer irgendwie süchtig, weil mir mein Job auch noch Spaß macht...
Allerdings will die Pumpe nicht so wie ich... :grb:
Vielleicht bremst mich ja auch jemand anderes aus, dann lese ich mir den Thread noch einmal in Ruhe durch...
Dir alles Gute beim bevorstehenden Un-/ Ruhestand... :dr:
Bleib gesund, genieß die Zeit. Das ist mein Ziel. Alles andere kommt eh meist anders als man denkt. Sehe ich jeden Tag bei der Arbeit.
avalanche
08.12.2016, 20:53
Klingt jetzt vielleicht blöd - aber - lass dich ein paar Wochen treiben, und führ danach die Woche durch wieder einen dir entsprechenden Tagesplan ein: zu einer bestimmten Zeit aufstehen, zu einer bestimmten Zeit in den Feierabend gehen. Den Tages- Wochenplan mit deinen Aktivitäten füllen und gestalten.
ehemaliges mitglied
08.12.2016, 20:56
Ich weiß was: Du hast ne launige Schreibe und sicherlich ein spannendes Berufsleben gehabt. Schreib doch Krimis. :gut:
Find ich ne prima Idee :gut:
Aus eigener Erfahrung weiß ich zudem:
Wenn die Frau erstmal weiß, du hast "nix zu tun", wird sie dir genug Aufgaben zuteilen... ;)
Ich wünsche dir Gesundheit und Zufriedenheit Lou - und schau dir wenn möglich noch viel von Deutschland oder der Welt an.
Ich denke immer wenn ich die wunderbaren Beiträge von Alicia lese, wie war doch ihre Signatur ist:
Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur, Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's! Reise, reise! (W.Busch)
In diesem Sinne: Alles Gute Lou! :dr:
buchfuchs1
08.12.2016, 21:02
Klingt jetzt vielleicht blöd - aber - lass dich ein paar Wochen treiben, und führ danach die Woche durch wieder einen dir entsprechenden Tagesplan ein: zu einer bestimmten Zeit aufstehen, zu einer bestimmten Zeit in den Feierabend gehen. Den Tages- Wochenplan mit deinen Aktivitäten füllen und gestalten.
Hmmm, hört sich für mich nicht wie ein neuer Lebensabschnitt an, der es unbestreitbar ist, sondern wie ein Weitermachen mit den gleichen Parametern.
Warum nicht mal bissi Was über den Haufen schmeißen?
Und ehrlich, das Wort Feierabend sollte man im Ruhestand mal getrost vergessen.
avalanche
08.12.2016, 21:15
Ich meine damit eine Form von Tagesstruktur. Gibt viele Menschen, welche etwas in diese Richtung brauchen.
buchfuchs1
08.12.2016, 21:21
Klar, unbestreitbar, ich weiß halt auch nicht, wie Lou tickt.
Ich hatte auch immer einen Tagesplan, als ich noch gearbeitet habe, logischerweise als Diener der Öffnungszeiten in Deutschland.
Mir fehlt der 9 to 19 Rhythums aber so gar nicht, ich mach das jetzt seit dreieinhalb Jahren sozusagen "frei Schnauze", bei mir funktioniert das.
Wie das bei Lou ist?
:ka:
avalanche
08.12.2016, 21:41
Wenn der DHL-Heini das vierte mal kurz nach 11:30 klingelt, du nach zehn Minuten unrasiert und im Pyjama die Sendung entgegen nimmst, dann weisst du es ;)
buchfuchs1
08.12.2016, 21:44
Ehrlich, die Zeiten als ich mich für einen Paketdienst in Schale geschmissen habe sind lange vorbei.
avalanche
08.12.2016, 22:04
"Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren."
Karli L.
Son Goku
08.12.2016, 22:49
Schreib dich doch in die uni ein und fang ein studium an :gut: :D
Genauso würd' ich's machen:gut:
Die Meisten hier erzählen doch wie die Blinden von der Farbe. :D
Jeder muss seinen Weg finden. Consultant, Ehrenamt, rumgammeln ... whatever: es ist Dein Leben und Du hast nur dieses Eine. Probiere es aus.
Trotzdem denke ich, wichtig sind: Freunde, soziale Kontakte, Interessen/Leidenschaften und dann wird das schon.
buchfuchs1
09.12.2016, 03:51
"Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren."
Karli L.
Absolut.
War letztens mit nem anderen Rentner Klamotten shoppen, der fummelte dummdreist an ner Jogginghose herum.
War mir so peinlich, daß ich ne Bomberjacke gekauft habe.
buchfuchs1
09.12.2016, 03:52
Hach, was für ein Reissverschluss.
137764
buchfuchs1
09.12.2016, 03:55
Rentner mit breitem Kreuz können Alles ertragen. :rofl:
137765
buchfuchs1
09.12.2016, 04:02
Aber, natürlich hast du Recht, Peter.
Freunde, soziale Kontakte, Leidenschaften.
Für mich Drei in Einem.
Ich brauch kein explizites Hobby, wenn ich genug Verrückte um mich herum habe.
TheLupus
09.12.2016, 06:40
Habe ich das noch richtig in Erinnerung, dass Du Polizist bist? GsG9, Geheimdienst oder sowas :D
Warum schmeißt Du dann alles weg? Hättest Du 37 Jahre in einem Bergwerk ein tiefes Loch gebuddelt, würde ich verstehen, dass Du die Hacke in die Ecke schmeißt. Aber aus Deinen paar Zeilen da oben liest man doch, dass Du fürchterlich viel Erfahrung gesammelt hast – Menschenführung? Konzeptarbeit? Wasweißichnicht…
Ernte doch jetzt die Früchte Deines langen Berufsweges. Jetzt fängt es doch erst an, richtig Spaß zu machen. Du bestimmst die Schlagzahl -Stichwort angeschlagene Gesundheit- und den Preis! Kannst 3 Gänge zurückschalten, machst nur noch genau das, wozu Du Bock hast. Und kriegst dafür auch noch Kohle.... Dass man auch im gesetzten Alter noch was Neues machen kann, sieht man ja gerade drüben. Da ist ein 70-jähriger Newbie Präsident geworden…
Ach ja, bevor hier die immer Wachen um die Ecke kommen: Ich spreche aus eigener Erfahrung: Mein Daddy hat sich nach seinem abrupten Ende als Manager in der Markenartikelindustrie als Berater/Coach/Speaker selbstständig gemacht. Das macht er mittlerweile seit über 20 Jahren. Er pickt sich heute immer noch die Rosinen raus. Klassische win-win- Geschichte. Mein Daddy hat seinen Spaß, meine Mama ihre Ruhe :D und ich zufriedene und gesunde Eltern!
Und ich werde es natürlich genau so machen. Angefangen habe ich damit allerdings schon vor exakt 20 Jahren =)
:winkewinke:
Genau so finde ich das am besten.
Je nach Branche nutzt man auch seine Kontakte, um sich ein oder mehrere Aufsichtsratsmandate zu schnappen.
Dort ist entsprechend Expertise gefragt.
Street Bob
09.12.2016, 08:04
Ich weiß was: Du hast ne launige Schreibe und sicherlich ein spannendes Berufsleben gehabt. Schreib doch Krimis. :gut:
Das hat meine Frau auch gesagt. Aber wenn ich da jetzt tatsächlich raus bin, möchte ich damit nichts mehr zu tun haben.
Der Beruf besteht zu 70% aus schreiben. Schreiben schreiben schreiben. (Und der Staatsanwalt liest meist nur die letzte Seite).
Mit Jagen habe ich mich noch nicht näher befasst. Einige der Jagdpächter kenne ich ganz gut, da ich beruflich natürlich auch mit dem Hegering zu tun hatte.
Günni (genau der) ist auch Jäger, wie sein Vater. Der wird seine Waffen bald abgeben, da schon 93 Jahre alt. Und die Jungs von der Waffenstelle kenne ich natürlich auch. Und ich weiß auch, dass die Jagd nicht allein aus "Ballerei" besteht.
morgens stundenlang im Kaffeehaus verbleiben, Leute gaffen, dann einen Seniorenteller ordern, danach Bingo im Seniorenclub um 1700h Abendbrot um 2015h Günther Pfitzmann im Fernsehen, danach im Bett :D.
Wum, er wollte nicht wissen was du jetzt machst, sondern wenn du in Rente gehst.
Kiki Lamour
09.12.2016, 09:33
Hach, was für ein Reissverschluss.
137764
:verneig::verneig:
Am Ende des Arbeitslebens kommt der große Reißverschluss :rofl:
Microstella
09.12.2016, 10:27
Absolut.
War letztens mit nem anderen Rentner Klamotten shoppen, der fummelte dummdreist an ner Jogginghose herum.
War mir so peinlich, daß ich ne Bomberjacke gekauft habe.
Ooooch, an Jogginghosen rumfummeln kann doch aber auch ganz schön Spass machen ... :bgdev:
Ehrlich, die Zeiten als ich mich für einen Paketdienst in Schale geschmissen habe sind lange vorbei.
:Bei mir auch. Da empfehle ich Onesies von OnePiece:D
Ich mache seit 6 Jahren nur noch sehr piano und der Tag ist teilweise `kürzer`als vorher.
Street Bob
10.12.2016, 19:49
;);)
Eine Bomberjacke habe ich mir schon vor ´zig Jahren gekauft, sogar in Leder.
Vielleicht hole ich sie wieder raus. Macht einen schlanken Fuß:D
137881
Thunderstorm-71
10.12.2016, 19:53
Ohne Handschuhe! Du Rebell 8o:D!
Street Bob
10.12.2016, 20:12
Und ohne Schuhe!!!
Thunderstorm-71
10.12.2016, 20:19
:verneig::D!
Meint man es wär wieder ein ganz fieser Rocker unterwegs, dawei is es blos ein Rentner :D;):dr:
TheLupus
11.12.2016, 10:18
;);)
Eine Bomberjacke habe ich mir schon vor ´zig Jahren gekauft, sogar in Leder.
Vielleicht hole ich sie wieder raus. Macht einen schlanken Fuß:D
http://www.r-l-x.de/forum/attachment.php?attachmentid=137881&stc=1
Mach' doch ein neues Chapter auf. ;)
ehemaliges mitglied
11.12.2016, 10:19
... Da ist ein 70-jähriger Newbie Präsident geworden …
Ja dann mal los. ;) Hier wird doch auch ein neuer Hausmeister für das Schloss Bellevue gesucht. Koffer packen und ab nach Berlin. :D
Ich muss eingestehen, dass ich mir auch mittlerweile Gedanken über einen vorzeitigen Ausstieg mache - mit Mitte 50. Ein Freund hat mit 53 das Handtuch geworfen und aufgehört, weil ihm im Job vieles gegen den Strich ging, und lebt nun von seinen Ersparnissen und Mieteinnahmen.
Seit ca. einem halben Jahr bin ich auch schon am Zahlenschieben, bin mir aber nicht sicher, ob es reicht, sodass ich zufrieden bin, oder ob die Einschränkungen, die ja zwangsläufig kommen müssen, die gewonnene Freiheit/Freizeit überwiegen.
Wenn ich Deine Posts hier lese, dann ist doch schon eine gewisse Auslastung durch Familie (Hund) und Hobby gegeben. Vielleicht noch die ein oder andere Kurzreise mit der Frau, die ja vielleicht auch das ein oder andere Wochenende verlängern kann; oder alte vernachlässigte Hobbys wieder aufleben lassen. Bloß nicht aus Zwang etwas Neues suchen, das geht in die Hose.
Dein künftiges Leben soll ja nicht komplett verplant sein, das war Dein bisheriges. Lass es auf Dich zukommen und genieße es.
Street Bob
12.12.2016, 11:00
Ihr habt Recht, und über Eure Feedbacks habe ich mich gefreut!
Anfang Februar geht es erst einmal für acht Tage nach Andalusien, mit meiner Frau.
Ein paar bits habe ich in meinem Hirn noch frei für Kultur. Freue mich schon auf neue Eindrücke.
Euch allen herzlichen Dank für netten Zuspruch und wirklich gute Ratschläge!! :gut:
So habe ich beschlossen, mich jetzt einfach mal auf die kommende Zeit zu freuen.
HolderFloh
12.12.2016, 11:20
Und zur weiteren Motivation: Nimm' das! ;)
https://youtu.be/USKBJiLJAxM
ehemaliges mitglied
12.12.2016, 11:34
...
So habe ich beschlossen, mich jetzt einfach mal auf die kommende Zeit zu freuen.
Das wiederum freut mich :gut:
Bin sicher wir werden hier noch von vielen tollen Aufgaben und Erlebnissen von dir lesen! :dr:
RobertRuark
12.12.2016, 12:47
Ich will nochmal eine Lanze für die Jagd brechen. Seit Jahrzehnten für mich undenkbar ohne. Und gerade in einem Retirement Szenario extrem vielfältig. Meistens kristallisieren sich individuelle Schwerpunkte heraus, diese sind natürlich auch kombinierbar. Sei es das jagdliche Schießen, Revierbetreuung, Wildpretvermarktung, Jagdhorn blasen und für viele ganz vorne dran das Hundewesen. Auch lässt sich die Jagdausübung an eigene körperliche Fähigkeiten anpassen bspw. weniger anstrengende Bergjagd und dafür mehr Niederwild im gesetzten Alter. Man lernt die unterschiedlichsten Leute aus allen Gesellschaftsschichten kennen und wenn man möchte auch weit über Deutschland hinaus.
Horrido
Frank
Donluigi
12.12.2016, 14:10
Und man ist ausm Haus. Altersgefahr nr 1: die Alde meutert, weil der Alde ständig da ist und nervt.
Heridätsch
12.12.2016, 20:18
Deshalb gilt, ne Frau suchen, die mindestens 15 Jahre jünger ist ;)
Auch wenn wir uns nicht kennen mag ich doch Deine Beiträge hier im Forum meistens sehr! Von daher kannst Du Dich gerne vermehrt hier sehen lassen.
Ich selbst bin froh noch ein paar Jährchen arbeiten zu dürfen, denn mein Job macht mir Spaß! Würde wenn es passt danach auch noch in Beraterfunktion wider machen….. so 2-3 Tage die Woche. Der Rest ist für meine liebe Frau, Freunde, allerlei Dinge für die die Zeit aktuell nicht reicht und SPORT verplant. Wenn es bei Dir mit Berater nicht passt… dann würde ich eine Tätigkeit übernehmen, die auch anderen zugute kommt. Mein Vater hat bei Antritt seiner Rente sowohl im Verein den Vorstand übernommen als auch einige soziale Projekte in der Stadt unterstützt… mit Wissen und Arbeit, nicht finanziell. Ob das dann in Vereinsmeierei ausartet liegt gerade dann als Vorstand auch an einem selbst… er hat den Laden umgekrempelt!
Also, Dir alles Gute… genieße die Zeit und lass andere daran teilhaben!
Auf dem ZDF läuft gerade der passend Film für Dich ;) R.E.D.
Unruhstifter
12.12.2016, 22:22
Deshalb gilt, ne Frau suchen, die mindestens 15 Jahre jünger ist ;)
Die muß man sich im Alter auch leisten können ... :op:
Street Bob
13.12.2016, 09:47
Hier sind es nur sechs Jahre, aber sie sieht 12 Jahre jünger aus als ich ;)
Die Zeiten amouröser Abenteuer sind im Alter (gottseidank) vorbei. Oder wie der Kölsche, gefürchtet für seine Metaphern, so weise sagt:
"Do muss luure, dat Do jenoch Foder für die eijene Jeiß häss".
harleygraf
13.12.2016, 09:50
Deshalb gilt, ne Frau suchen, die mindestens 15 Jahre jünger ist ;)
Bei uns sind es leider nur 14 Jahre...;)
heuer auf der Sea Shepherd an!
Kampf den Walfängern!
:bgdev:
oldgreywolf60
13.12.2016, 21:16
Tierschutz
Kommunalpolitik
Reisen
Kochen lernen
Haus bauen
Welt erkunden
Hund zulegen
Freundin zulegen
etc., pp.
Lord Sinclair
13.12.2016, 21:54
Jagd finde ich auch gut, aber geht halt enorm auf die Leber.
Jagd, nicht Jägermeister.
Street Bob
14.12.2016, 13:43
Na ja, mein Chef ist 2017 auch weg, er wird für Wolfgang Bosbach wohl in den Bundestag einziehen. WoBo hört auf.
Nee, Kommunalpolitik ist nichts für mich, nicht in meinem Wohnort. Wenngleich in freier Rede durchaus geübt, kann ich mich manchmal nur schwer zügeln.
Aber das ein oder andere habt Ihr ja schon lesen müssen.
Allerdings habe ich mal Keller und Garagen durchforstet. Von jeder Karre habe ich aus Umbauten noch Teile herumliegen, die ich jetzt vielleicht mal katalogisieren und zu Geld machen könnte. Da habe ich auch bestimmt wieder zwei Wochen zu tun mit Knipsen und Einstellen. Wer weiß, was noch alles zum Vorschein kommt.
Wer keine Miete zahlt, muss raus!!! ;)
Donluigi
14.12.2016, 20:00
Meistens enden solche Aktionen damit,dass man hinterher doppelt so viel Gerümpel liegen hat.
Street Bob
16.12.2016, 19:35
Ab ins Rentnerleben also. Und das gleich heute vormittag:
Bei trockenen 5Grad zur Tanke und in die Schlange meiner neuen Brüder im Geiste eingereiht. Beim Warten die Felgen mit der ..Bürste geschrubbt und die Matten ausgekloppt. Einer der Herren reicht mir wohlwollend den Kondom für den Heckwischer: "'Dat rischtije Wedder om dat Auto ze wäsche". "Jopp" sage ich - rheinisch für "Danke".
"Hück meddaach jiddet stiewe Ries in d`r Linde, vüür dreinüngzisch" sagt der alte Mann, als er den Ascher ausklopft. Diese Auskunft und die Dauerbügelfalte an seiner Bleyle-Hose weisen ihn als Witwer aus. "Do kannze nit muule" nicke ich beifällig. "Ens luure wat dä Effzeh määt" setzt er das Gespräche fort. ...
Ich mochte ihn. Keinen Charakter hat, wer seine Mundart verleugnet.
Du sääs et:gut: Hüürt sich jood ahn… is ävver sischer nix für jeden Daach;)
8o Bist Du zwischendurch auf der Tastatur eingeschlafen oder sind das Worte? :grb:
ligthning
17.12.2016, 01:19
8o8o8o
TheLupus
17.12.2016, 08:31
Na ja, mein Chef ist 2017 auch weg, er wird für Wolfgang Bosbach wohl in den Bundestag einziehen. WoBo hört auf.
Nee, Kommunalpolitik ist nichts für mich, nicht in meinem Wohnort. Wenngleich in freier Rede durchaus geübt, kann ich mich manchmal nur schwer zügeln.
Aber das ein oder andere habt Ihr ja schon lesen müssen.
Allerdings habe ich mal Keller und Garagen durchforstet. Von jeder Karre habe ich aus Umbauten noch Teile herumliegen, die ich jetzt vielleicht mal katalogisieren und zu Geld machen könnte. Da habe ich auch bestimmt wieder zwei Wochen zu tun mit Knipsen und Einstellen. Wer weiß, was noch alles zum Vorschein kommt.
Wer keine Miete zahlt, muss raus!!! ;)
Du solltest weiterhin wallraff-like undercover recherchieren und dann ein Buch schreiben. "Das Ende eines Arbeitslebens". :)
RobertRuark
17.12.2016, 08:39
Bisher hört sich das Retirement doch recht entspannt an. Macht Mut!
Frank
Geraldpeter
17.12.2016, 08:43
oder zur Abwechslung eine C5....(Insider)
G.
Street Bob
17.12.2016, 09:49
Scusi ... hier die Übersetzung:
"Hück meddaach jiddet stiewe Ries in d`r Linde, vüür dreinüngzisch"
(Heute gibt es im Gasthof "Zur Linde" als Mittagsgericht "Milchreis mit Zimt und Zucker" für 3,90 Euro)
--
"Do kannze nit muule"
(Da kann man nicht meckern!)
--
"Ens luure wat dä Effzeh määt"
(Ich bin gespannt, wie der 1. FC Köln am Wochenende spielt)
...
Jetzt habe ich mir schon überlegt, am morgigen Sonntag mich für meinen ersten Rentnerfrühschoppen in der Linde ordentlich auszustaffieren.
So werde ich Anerkennung bei den anderen Rentnern bekommen. Ich werde von meinen Arztbesuchen erzählen, Krankheiten kommen an der Theke immer gut ;)
Dann werde ich mir zum ersten Kölsch einen Bergischen Korn bestellen und wieder ein knappes "Jopp" sagen, wenn der Wirt ihn hinstellt.
Optisch muss ich auch etwas tun. Sehr authentisch wäre, mich beim Rasieren am Hals etwas zu schneiden und ein kleines Stückchen Klopapier draufzupappen.
Was könnte man noch machen?
ehemaliges mitglied
17.12.2016, 10:17
Hast Du Dir denn schon weiße Socken, Treckingsandalen und die obligatorische Gürteltasche für's Handy besorgt? ;)
Multifunktionswesten werden auch gerne genommen. Vorzugsweise in gedeckten tönen, wie z.B. beide.
Geiler Thread übrigens, auch wenns hier etwas zynisch wird inzwischen. Wünsche Dir, lieber Lou, alles Gute für die kommende Zeit!
Am Zebrastreifen werden auch immer gute Leute gesucht:gut:
Waschi.1
17.12.2016, 10:50
Bitte weiter machen. Es macht Spaß hier zu lesen. :gut:
Ich schlage einen Blog hier vor, in dem du wöchentlich über deine Erlebnisse berichtest :op:
Sportarzt
17.12.2016, 11:35
Ich schlage einen Blog hier vor, in dem du wöchentlich über deine Erlebnisse berichtest :op:
+1
Sehr vergnüglich hier zu lesen!
Wöchentlich?8o
Täglich bitte!:gut:
Street Bob
17.12.2016, 13:07
Multifunktionswesten werden auch gerne genommen. Vorzugsweise in gedeckten tönen, wie z.B. beide.
Geiler Thread übrigens, auch wenns hier etwas zynisch wird inzwischen. Wünsche Dir, lieber Lou, alles Gute für die kommende Zeit!
Danke Mo! Ja, stimmt, zumindest grobsichtig mag es teils befremdlich wirken. De facto habe ich großen Respekt vor den alten, oft allein lebenden Männern. Und ich mag ihre Art zu reden und die Dinge aus ihrer Sicht zu betrachten. Insoweit persifliere ich sie durchaus liebevoll - bzw. uns! ;) Und diese Menschen wissen sehr viel, wenngleich sich kaum jemand mit ihnen befassen mag. So höre ich sehr gern, wenn sie aus ihren alten Berufen erzählen. Und im Skat habe ich sie von Anfang an alle geschlagen, was mir trotz meiner "Jugend" viel Respekt eingebracht hat.
Wenn mein alter Führungsstellenleiter mich als damals jungen Kriminalkommissar zu sehr angeranzt hat, habe ich ihm Dinge gesagt wie "Sei vorsichtig, Freund! Mein Opa hat die Tirpitz geschweißt!!!" Sofort war er in seinem Element und brüllte zurück: "Die Tirpitz war nicht geschweißt, die war genietet!!! Genau wie das Schwesterschiff, die Bismarck ..... " Als er dann nach einer Viertelstunde Referat mein Büro verließ, wusste er nicht mehr, warum er überhaupt reingekommen war :D
Auch mochte ich als Kind die Sprüche der alten Männer wie "Mein lieber Scholli!" oder "Op is satt". So hatte ich mir einige Weisheiten zurechtgelegt, die mir schon recht früh Zugang zu den Stammtischen der Herren verschafften. Beim Dorfwirt in Pörtschach am Wörthersee hatte ich schon mit knapp vierzig Jahren sogar einen Platz am "Haustisch", neben dem Briefträger, dem Oberkellner vom Prüller, dem Schutzmann und einigen anderen Helden des Dorfes.
Nur in meiner Uerdinger Zeit hat das nicht funktioniert. Der erste und letzte Dialog in der Gaststätte "Zur Gartenstadt" verlief wie folgt:
"Biste och beim Bayer?"
"Nä, ävver ming Frau!"
"A so!"
Das wars. Funktioniert halt nicht immer ;)
TheLupus
17.12.2016, 13:10
:rofl:
Bitte schreib' einen Blog! :gut:
ehemaliges mitglied
17.12.2016, 13:49
...
"Biste och beim Bayer?"
"Nä, ävver ming Frau!"
"A so!"
:rofl::rofl::rofl:
Komme ja gebürtig aus Opladen - wir waren mal freie Kreisstadt bevor wir im Rahmen der Gebietsreform zu Lev eingemeidet wurden...
... und irgendwie war mir - auch wenn ich "Dat ruude Rad vom Bayer!" immer cool fand - immer klar: "Zum Bayer werd ich nicht gehen....!"
PS: Watt översetzte dinge Verzäll Lou? Wer nich kölsch kalle kann, hätt Pech jehatt!" :bgdev: ;) :dr:
PS2: Bleyle Hose :rofl: - der ist äver auch nur watt, für Lückscher vom Fach. ;)
Mogli369
17.12.2016, 13:54
Reisen, schau dir die Welt an!
max mustermann
17.12.2016, 14:05
:rofl:
Bitte schreib' einen Blog! :gut:
+1, aber bitte mit deutsche Untertitel.... :rofl:
dagegen ist der Bulle aus Tölz echt nur ein Bulle aus Tölz
Scusi ... hier die Übersetzung:
"Hück meddaach jiddet stiewe Ries in d`r Linde, vüür dreinüngzisch"
(Heute gibt es im Gasthof "Zur Linde" als Mittagsgericht "Milchreis mit Zimt und Zucker" für 3,90 Euro)
--
"Do kannze nit muule"
(Da kann man nicht meckern!)
--
"Ens luure wat dä Effzeh määt"
(Ich bin gespannt, wie der 1. FC Köln am Wochenende spielt)
...
Was könnte man noch machen?
Danke, Lou! Manche Buchstaben kommen an ähnlichen Stellen vor, es scheint sich um eine mit Deutsch verwandte Sprache zu handeln.
Ich würde mir erst mal Harleyklamotten in Rentnerbeige zulegen, um stilecht zum Frühschoppen zu kommen.
Was man sonst machen kann? Körper und Geist fit halten. Lernen und sich weiter fordern. Zwei Ruheständler aus meinem Bekanntenkreis haben studiert, einer hilft seinem Sohn beim Gründen eines Start-ups. Alle machen viel Sport und reisen.
Gebe doch Deine Erfahrungen ehrenamtlich als Senior-Berater einer IHK weiter.
Street Bob
18.12.2016, 13:14
Nun, außer Töten habe ich nicht viel gelernt :D
Die Sicherheitsbranche von heute ist mir, zumindest im hiesigen Umfeld, nicht wirklich geheuer.
Kostenlose Rechtsberatungen sind mir untersagt, und das allermeiste können die Anwälte besser.
Mein Bruder war bis zum 53. Lebensjahr Manager in der Europadependance eines weltbekannten US-Unternehmens.
Er betreut seit zwei Jahren zweimal wöchentlich ehrenamtlich einen jetzt 17-jährigen Waisenjungen mit Migrationshintergrund und versucht, ihn in Richtung Abi zu pushen. Er geht aber auch mit ihm ins Kino z.B. .
Ähnliches könnte ich mir vorstellen.
sausapia
18.12.2016, 13:46
:verneig:
Das ist auch meine Vorstellung eines frühzeitigen Ausstiegs: der Gesellschaft etwas zurück zu geben und sich mit etwas Sinvollem die Zeit vertreiben.
Deine Hobbies bleiben dabei nicht auf der Stecke und man bleibt "geerdet".
Street Bob
19.12.2016, 11:24
Da ich ja jetzt nicht mehr repräsentieren muss, geht es gleich zu meinem Stamm-Tättowierer Andy nach Neersen.
Zwei Brötchen mit Pfälzer Leberwurst sollte man da mitbringen, dann bleibt er mein Freund. Hat sich so eingespielt.
Was ich mir vorgestellt habe, könnte selbst Super-Mario oder auch meine kleine Nichte stechen. Aber Andy ist Andy.
Eben ist Thomas, genannt "Pannewipp", erschienen. Ich habe ihm Strom vor´s Haus gelegt, damit er endlich meinen schon lange georderten Stainless-Handlauf anbringt. 26 Stufen sind es von der Straße bis zur Haustür. Er meinte, er könne alles etwas stabiler ausführen, damit man einen Treppenlift dran befestigen kann.
Ich habe ihn gefragt, ob er Spaß an Goldzähnen hat.
max mustermann
19.12.2016, 12:38
Ein alter Spezi von mir, einst der "berühmteste" Bulle in Österreich, wurde nach seiner Pensionierung Sicherheitschef bei den Flicks..... ;)
Einmal Kriminäser - immer Kriminäser!
Street Bob
19.12.2016, 17:36
Nee nee, ich habe fertig!
Dachte immer, Kottan sei der berühmteste Kieberer :D
Auf Einladung der IPA Österreich vor ein paar Jahren habe ich die Zentrale des Stadtpolizeikommandos Klagenfurth besucht.
Der dortige Einsatzleiter und damit mein damaliger Amtsbruder war sehr nett und hat mir alles gezeigt, unter anderem die Einsatzleitzentrale.
Hier saß ein Polizist, der auch ziemlich prominent in Österreich war. Dem armen Kerl hatte es bei einer Bombenentschärfung beide Hände abgerissen.
So gruselig das klingt: man hatte ihm (erstmalig in A)erfolgreich die Hände eines Toten transplantiert....
Diese traurige Geschichte hatte ihn wohl auch ziemlich bekannt gemacht in Austria!
max mustermann
19.12.2016, 18:31
Der ist ein Biker, mit den transplantierten Händen machte er u.a. die tollsten Motorradtouren..... :gut:
R.O. Lex
19.12.2016, 22:27
Lou, es ist ja schon mehrfach angeklungen und auch mein Vorschlag geht in die Richtung: Bleib uns auf alle Fälle hier erhalten und schreibe einen Blog! Das muss nicht täglich sein, auch nicht zwingend stur im Wochenrhythmus sein. Einfach so, wie Dir die Dinge in den Sinn kommen oder Du sie erlebst.
Ich würde mir da gerne Anregungen holen für meine Zeit außerhalb des Hamsterrads, über die ich immer häufiger nachdenke, die ich mir aber noch nicht so recht vorstellen kann.
max mustermann
19.12.2016, 23:02
Street Bob, was bist'n für ein Jahrgang?
Street Bob
20.12.2016, 23:21
Fifty seven
Richtig junger Hüpfer .....=)
Bitte mach weiter so .....endlich mal wieder ein lehrreicher und informativer thread der wohl über kurz oder lang viele von uns betrifft ....ein paar pics an und ab wären auch noch toll ....
Danke :gut:
Street Bob
21.12.2016, 10:25
Na ja, junger Hüpfer ...
Anfang der 70er Jahre sah sich die Polizei, wie übrigens heute wieder, völlig neuen und harten Herausforderungen gegenüber. Der RAF-Terrorismus, der Anschlag auf den israelischen Olympiakader in München und dazu die Atomkraft und ihre Gegner erforderten eine massive Aufstockung der Kräfte bundesweit. Das war mein Glück.
Die Polizei stellte damals nur junge Männer unter 26 Jahren mit Mittlerer Reife ein. Ich hingegen hatte nicht einmal einen Hauptschulabschluss...
Nachdem ebenfalls anfangs der 70er in NRW beschlossen wurde, dass die Schuljahre nicht mehr mit den Oster- sondern nun mit den Sommerferien enden sollten, wurden sogenannte Kurzschuljahre eingeführt. Das hieß für mich, dass ich Ostern ins 3. Schuljahr kam und im Sommer des Folgejahres mit dem 4. Schuljahr die Grundschule (als bis dahin bester Schüler aller Zeiten dort) abgeschlossen hatte. So kam ich mit neun Jahren auf ein mathematisch naturwissenschaftliches Gymnasium mit Fremdsprache Latein. Den Rest erspare ich Euch. Mit nicht ganz 15 und einer Ehrenrunde in der 8 wurde ich Mitte Obertertia (neun) von der Schule "freigestellt" ;)
Da das mitten im Schuljahr passierte, konnte ich keine Lehrstelle mehr antreten und arbeitete als Handlanger-Polier ;) im Tiefbau und auch im Landschaftsbau.
Dann bekam ich eine Lehrstelle als "Autoschlosser" in einer BLMC-Vertragswerkstatt und reparierte und wartete mit meinem Gesellen viele Minis und Spitis, TR 4-6 und auch den Jaguar E des bekannten Künstlers Professor Mack. Mein Geselle, Herr W., sah aus wie Raimund Harmstorf und verfügte über ähnliche körperliche Kräfte. Ich hatte Schiss vor ihm, konnte aber natürlich mein Maul trotzdem nicht halten. Eines Tages hat er mir vor Wut einen Drehmomentschüssel ins Kreuz geschlagen. Sofort bin ich mit dem Fahrrad nach Hause. Kommentar meines Vaters auf meinen Bericht: "Lehrjahre sind keine Herrenjahre!". Mein Vater war Industriekaufmann und wusste offenbar nicht, was ein Drehmomentschlüssel ist. Er hatte dabei wohl an seinen Hausschlüssel gedacht.
....also ich glaub wenn Du so weiter schreibst und Dein Leben bis zum heutigen Tag Revue passieren lässt, dann könntest Du das auch "verlegen" lassen. Ist doch auch einen schöne Beschäftigung, Schriftsteller! Aber dann solltest Du es hier nicht weiter führen, denn dann fehlt ein Spannung wie es weiter geht ;)
Street Bob
21.12.2016, 22:46
Yep stimmt wohl, aber glaube mir Stefan, das ist keine Belletristik. Die wirklich peinlichen Dinge, und die gab es reichlich, schreibe ich ohnehin nicht hier hinein.;)
Manchmal denke ich, ich habe zu schnell gelebt. Mit Sicherheit habe ich mir in der ersten Hälfte meines Lebens zuviel von selbigem genommen. Manchmal denke ich mit Blick auf meine Gesundheit und die ein oder andere geschiedene Ehe, dass unser Herrgott (oder wer auch immer) sich nun alles zurückholt.
Na ja, ich will nicht philosophieren oder gar hadern. "Alles wird gut" stimmt übrigens nicht. Und für mich ist der Weg der Weg und das Ziel das Ziel. Mein "Humor" im Blick auf das Leben und meine "Welt" ist ob vielerlei beruflicher Erfahrungen meist eher Fatalismus.
Aber bevor mir nun allzu langweilig ist, hacke ich halt noch ein wenig in die Maschine. Tausende ellenlange Vernehmungen auf der Triumph-Adler machen mich sicher zu einem der schnellsten hier an der Tastatur.;) Schließlich muss ich ja heutzutage keine 7fach-Formularsätze mehr durchkloppen.
Wir hatten anfangs nicht einmal einen Kopierer auf der Wache. "Oberwachtmeister H., fertigen Sie eine Leseabschrift" *****
Mein Vater war Industriekaufmann und wusste offenbar nicht, was ein Drehmomentschlüssel ist. Er hatte dabei wohl an seinen Hausschlüssel gedacht.
:rofl::rofl::rofl:
AndreasS
21.12.2016, 22:54
Passt doch, Lou, ich mag deine Schreibe. :gut:
Wegen des schnellen Lebens, hättest es anders gemacht, wärst jetzt auch nicht der Gleiche. Du machst einen zufriedenen Eindruck, was will man mehr? :)
Street Bob
22.12.2016, 13:35
Wie dem auch sei ;)
Mit meinem Gesellen W., nennen wir ihn Harmstorf, wurde es immer schwieriger. Zum besseren Verständnis: eine BLMC-VertragswerksTatatt auf dem gleichen Gelände wie die Firma London Rubber, gegenüber vom Bordell in MG. Ein Chef, ein Meister, drei Gesellen, ein Lagerist und vier Stifte:
1. Lehrjahr: Rieger-Futzi (161cm, 52kg, 15 Jahre alt) und ich
2. Lehrjahr: Tolga (16 Jahre alt, athletisch, wohnte in einem Wohnwagen auf dem Firmenhof, da Eltern zurück in die Türkei, Liebling vom Chef)
3. Lehrjahr: Walter (17 Jahre alt, Pykniker, Maulbrüter).
Das Chefbüro war eine Holzbude mit großem Fenster mitten in der Werkstatt. Einkaufen für den Chef morgens musste immer ich, und immer das gleiche:
Ein Express (ähnl. BILD), zwei Brötchen mit Blutwurst, Zwiebeln und Senf, zwei Flaschen Hannen Alt, drei Fläschkes Boonekamp, zwei Brötchen mit Butter (Tolga).
Für mich selbst nix, Butterbrote von Mama dabei, Taschengeldsperre (von der Schule geflogen).
Der ganze Einkauf wurde mit einem uralten, betriebseigenen Bäckerfahrrad erledigt, etwa so eines:
138697
Interessant dazu: mit diesem Fahrrad wurden auch durch den Unterzeichner persönlich die Zylinderköpfe unverpackt zur Motorenbaufirma des Innungsobermeisters gefahren und wieder abgeholt. So unter anderem auch der Cosworth-Vierventilkopf aus dem einzigen Triumph Dolomite Sprint der Kundschaft, dem eines Majors der britischen Rheinarmee. Über Stock und Stein. Seltsamer Laden.
Harmstorf konnte mich vor den Augen nicht sehen. Eines Tages rollten Rieger-Futzi und ich ein schweres 80l-Veedol-Fass Richtung Ölkabinett. "Weg!!!" brüllte Harmstorf: "Wenn ich dat schon seh´!", schnappte sich mit beiden Händen das Fass nach Gewichthebermanier und hob es vor die Brust. Dabei gingen alle vier seitlichen Knöpfe seiner Latzhose fliegen. Futzi und ich bekamen einen Lachflash. Blitzartig rannte ich sofort hinter die Mittelsäule des Backsteingebäudes. Dort stand aber schon Rieger Futzi und rollte sich ab. Keine Chance! Das Flöten in den Ohren von Harmstorfs Backpfeife höre ich manchmal noch heute.
watch-watcher
22.12.2016, 14:00
Wie dem auch sei ;)
gleichen Gelände wie die Firma London Rubber, gegenüber vom Bordell in MG.
Das ich diesen Firmenname noch einmal lesen kann, hätte ich auch nicht gedacht. Die London Rubber Company hat ja nicht nur Kondome hergestellt, sondern auch Gummihandschuhe und Latexballons. Zwar nicht in MG, aber damals noch in London.
Ich war in diesen Jahren bei einem Mitbewerber von LRC beschäftigt, der Latexballons in Datteln herstellte, und die LRC war immer ein großer Mitbewerber im Markt.
Street Bob
22.12.2016, 14:01
Alle fuhren in der Mittagspause für eine Stunde nach Hause zum Essen. Nur Rieger Futzi und ich nicht, wir wohnten zu weit weg mit unseren Fahrrädern.
Wenn wir unsere Butterbrote aufhatten und uns langweilig war, hoben wir ein Auto auf der Bühne hoch, starteten es und drehten die Gänge aus. So fährt ein auch Spitfire über 190 auf der Uhr!
Rieger Futzi, der deutlich verschlagener war als er aussah, kam dann auf die Idee, auf dem Hof eine Runde mit Professor Mack´s Jaguar E V12 zu drehen. Das fand ich ziemlich riskant und hatte ein wenig Schiss.
Futzi schmiss die Karre an und hämmerte los. Der Sitz rutschte nach hinten und rastete ein. Der kleine Futzi bekam Augen wie Untertassen, und die Karre donnerte Richtung Gerro-Plastik. Wie ein Äffchen zog sich Rieger Futzi am Lenkrad nach vorn und bekam den Edelbriten (der gerade für zigtausend DM eine neue Flipfront bekommen hatte) zwei Meter vor der Mauer zum Stehen und machte den Motor aus.
Rieger Futzi brachte geschlagene zwei Minuten keinen Satz mehr heraus. Ohne ein weiteres Wort haben wir die schwere Kiste dann schwitzend die 200m zurück in die Werkstatt geschoben. Das war unsere letzte Probefahrt dort.
138713
Street Bob
22.12.2016, 14:03
Das ich diesen Firmenname noch einmal lesen kann, hätte ich auch nicht gedacht. Die London Rubber Company hat ja nicht nur Kondome hergestellt, sondern auch Gummihandschuhe und Latexballons. Zwar nicht in MG, aber damals noch in London.
Ich war in diesen Jahren bei einem Mitbewerber von LRC beschäftigt, der Latexballons in Datteln herstellte, und die LRC war immer ein großer Mitbewerber im Markt.
Das ist ja wirklich witzig! Und beim Lesen Deines Posts dachte ich zuerst an "Datteln in Latexballons"! ;)
watch-watcher
22.12.2016, 14:08
Das ist ja wirklich witzig! Und beim Lesen Deines Posts dachte ich zuerst an "Datteln in Latexballons"! ;)
Ja, ich habe meine Lehre zum Industriekaufmann in einer "Luftballonfabrik" gemacht, die zu der Zeit über 400 Mitarbeiter hatte. Leider gibt es diese Firma nicht mehr und ist, so wie die LRC, soweit ich weiss, von anderen Firmen "geschluckt" worden.
ligthning
22.12.2016, 20:01
Großes Kino, Lou - bitte mach weiter!
:rofl:
ligthning
22.12.2016, 20:25
Genau wie geschildert erkenne ich meine örtliche BLMC-Werkstatt der 70er Jahre, absolutes deja-vue. Skurrile Hinterhofwerkstätte, aber viel Charme - im Nachhinein Erinnerungen zum Schmunzeln. War damals Kunde mit Ur-Mini, Clubman-Kombi, MGB und zuletzt mit Jaguar XJ 6 Coupe. Handgeschriebene Rechnungen - bereits damals immer am Rande des monetär machbaren. Bis heute im Gedächtnis geblieben : Die Position auf einer Rechnung beim Jaguar "Auf- und Zugarnieren des Armaturenbrettes", weil ein Instrument keine Anzeige hatte und das gesamte Armaturenbrett aus- und wieder eingebaut werden musste. Hat mich damals finanziell halbwegs ruiniert .... :rofl:
Danach kam kein Engländer mehr ins Haus - anschauen tu ich sie mir trotzdem immer noch gerne .....
Street Bob
22.12.2016, 22:54
Eines Tages kam es zum Showdown:
Tolga, zweites Lehrjahr und athletischer Liebling des Chefs, war uns Stiften natürlich uneingeschränkt weisungsbefugt.
Jeden Abend um kurz vor fünf verschüttete er "versehentlich" einen halben Liter Altöl in der Werkstatt. Rieger-Futzi, auf den er es abgesehen hatte, musste dann auf seine Weisung "Kehren!" Unmengen von Sägespänen ausbringen und anschließend bis nach Feierabend aufkehren.
Eines Abends dann hockte Futzi weinend vor seinem Spind. Auf meine Frage berichtete er, er habe sich geweigert und versucht, Tolga an den Hals zu gehen. Dieser hatte das Gefecht dann kurzerhand mit einer Gerade beendet und den armen kleinen Stift auch noch verächtlich in den Hintern getreten. Wenngleich ich selbst vor Tolga ein wenig Schiss hatte, beschlossen wir, Futzi am nächsten Abend zu rächen.
Kurz entschlossen packte ich den nichtsahnenden Tolga von hinten und nahm ihn in den Doppelnelson. Der weinende Futzi mit seinem Monokol-Hämatom vom Vortag begann, sich an ihm warmzuboxen. Der junge Türke wurde immer wilder, und ich hatte echt Angst, ihn loszulassen, obwohl es eigentlich genug war. Aber nicht für Futzi: plötzlich schappte er sich eine schwere blaue Werkzeugkiste, um den entscheidenden Schlag zu landen. Ich schrie: "Futzi NEIN!!", und, um Tolgas Leben fürchtend, ließ ich ihn los, und wir hauten schnell ab.
Über die Sache haben wir nie mehr gesprochen. Aber es wurde auch kein Altöl mehr ausgeschüttet.
Zwei Wochen später schickte mich der "Scheff" über den Betriebshof in den Keller im anderen Gebäude, um einen gebrauchten Mini-Motor holen. Nun meint man, die wiegen nix, aber das stimmt nicht. Beim Mini ist das Getriebe unter dem Motor angeflanscht und wird vom Motoröl mitgeschmiert. Selbst ohne Kopf ist da sogar der 850er für einen Fünfzehnjährigen ziemlich schwer. Ich war dünn, lang und zäh - und das Ding war ungefähr so schwer wie ich.
Na ja, man nimmt das Ding zwischen die nach Sumo-Art gespreizten Beine, drückt das Kreuz durch und los. Dabei gibt man eine ziemlich lächerliche Gestalt ab, die Schrittlänge ist maximal 30cm! Ich stalpe da also wie beschrieben über den Hof zurück. Vor der Werkstatt stand ein roter neuer Spitti mit offener Haube und daneben ein strahlendes Girl im damals obligatorischen Minirock. Der dicke Hintern von Geselle Harmstorf, der sich in den Motorraum beugte, lugte aus der Haube heraus.
"Nur nicht loslassen" schießt es mir beim Anblick des Models durch den Kopf. Wer will sich schon blamieren....
Mit letzter Kraft schiebe ich mich am Spitti vorbei und streife die Haube, die herunterfällt. Keine Zeit! Noch zehn Sekunden, dann fällt der Block! Geschafft, ich bin in der Werkstatt und stelle das Ding ab. Von draußen kein Geräusch.
Etwa zehn Sekunden später kommt Harmstorf schweigend und gemessenen Schrittes in die Werkstatt. Dann schließt er das Tor und fängt an, wie ein Tier zu schreien. Aus seiner Oberlippte tropft Blut. Das war mein letzter Tag als Autoschlosser.
pfandflsche
22.12.2016, 23:29
klasse geschrieben...habe gut gelacht..und DAS will etwas bedeuten,da ich ansonsten nicht so leicht zu beeindrucken bin.
war ja offenbar ein hartes leben in deiner schrauberbude..kenne ich ähnlich aus meiner völlig vergebenen zeit als kochlehrling. wobei..so vergeben war die an sich nicht mal.zumindest perfidität habe ich gelernt,was im späteren leben bisweilen recht brauchbar war.
TheLupus
23.12.2016, 06:44
Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!
Jetzt erst entdeckt.
Lou, wigger maache :jump:
Thunderstorm-71
23.12.2016, 07:47
Ganz großes Kino, Lou :]! Ich glaube, die Frage nach Beschäftigung ist mittlerweile geklärt :D...
Mensch...wie ein gutes Buch ... man will nicht aufhören zu lesen, bzw. wartet auf den nächsten Beitrag/das nächste Kapitel:gut:
Street Bob
23.12.2016, 12:45
Nachdem ich also den Motor abgestellt hatte, widmete ich mich dem nächsten Ausbildungsinhalt: aus 100m Leitung und entsprechenden Kuppungen fünf Verlängerungskabel für die Werkstatt basteln. Dazu hatte ich einen Fußschemel, einen Seitenschneider und einen "Schlitz" (-schraubendreher. Der Chef saß in seinem Büro, unter dessen Fenster ich mich hockte. Ich hörte ihn am Telefon brüllen: ".... können Sie vergessen .... hat nur Schei.... im Schädel ... raucht auffem Klo ... macht sich lustig... " Dann war Stille. Mir schwante nichts gutes. Das konnte nur ich sein, definitiv. Ich lugte nach oben, er hatte immer noch den Hörer am Ohr und große Augen.
Punkt fünf radelte ich gleich im Blaumann nach Hause. Ich wollte ihm nicht begegnen. Und richtig: er hatte meine Mutter angerufen. Das Ergebnis war erstaunlich. Ich war als Autoschlosser rausgeflogen und wurde als "Groß- und Außenhandelskaufmann" ´s Stift weiterbeschäftigt. Dass Mama ihn niedergebrüllt hatte, wie er mit ihrem Kind umginge, hätte ich nicht gedacht. Alle meine vier Geschwister gingen brav auf diverse Gymnasien. Ich hatte gedacht, ich sei bei ihr unten durch gewesen. Respekt vor dieser Frau: sie hatte mit 24 Jahren bereits vier ihrer später fünf Kinder.
Was war passiert: Im Lager gab es Mr. Wheels, einen kleinen alten Engländer mit Glatze und Hornbrille a´la Colaflaschenböden und dessen Azubi Robert, 3. Lehrjahr Kaufmann. Vom Typ her hätte er in den Elevator-Thread gepasst. Abgebrochener Primaner, ich kannte ihn flüchtig vom Math Nat. . Robert war wenige Tage zuvor dem Chef über den Weg gelaufen, als dieser gerade seine zwei Flaschen Hannen und drei Boonekamp gefrühstückt hatte. Den Anlass weiß ich nicht , jedenfalls brüllte der Alte im Zustand erhöhter Lebensfreude dem armen Robert etwas wie: "NIE WIEDER NEHME ICH EINEN VOM GYMNASIUM" hinterher. Das war zuviel für den Feingeist. Er ward fortan nicht mehr gesehen.
Wenngleich nicht gentleman-like, hielt sich der Alte an das mit meiner Mutter getroffene Agreement. So kam ich jeden Mittwoch von der Berufsschule Rheydt Mülfort mitten im Schuljahr an die Kaufmännischen Schulen der Stadt Mönchengladbach. Hier wunderte man sich über meine tiefschwarzen Nagelbetten. Wer sich auskennt, weiß, dass deren Beseitigung Wochen dauern kann. Die Schule war ein Klacks, endlich musste ich nicht mehr lernen. Der Blaumann kam in die Tonne, und ich bekam Robert´s grauen Kittel. Mr. Wheels, der kaum Deutsch konnte mit seinen 70 Jahren und sich jeder Schraube trotz Glasbausteinen auf 3cm nähern musste, um sie zu erkennen. DAS war mein Leben! Ein paar Rechnungen schreiben, gelbe dreieckige Magnetnummern auf die Autos stellen, Kunden anrufen bla bla. Nettoarbeitszeit vielleicht anderthalb Stunden. Zeit genug, mir alte Kataloge und Werkstattbücher von Rileys, Vanden Plas und Jaguars angucken. Und ab und an dem Rieger Futzi eine Zündkerze, Kontakte oder eine Büchse Motoröl zustecken, der mit seinen 15 Jahren zuhause einen Vauxhall Viva aufbaute.
Ende November blickte ich, an nichts denkend, durch die offene Lagertür über den Eingang auf den Hof. Es knallte tierisch. Die mit der Front zu mir eng aufgestellten Kundenfahrzeuge rückten immer näher zusammen, dann kam von links die zerbeulte Front des Jagst 770 von Mr. Wheels ins Bild, der leicht desorientiert über dem Lenkrad hing.
Dass er gelegentlich am Korken lutschte, wusste ich natürlich. Was aber wirklich zu dem Unfall geführt hatte, wurde mir nie mitgeteilt. Mr. Wheels habe ich nie mehr gesehen. Ein netter alter Kerl mit vier Kulis im Kittel.
Am nächsten Tag war ich Lagerleiter :D:D Mein Gehalt war von 140 DM als Schlosser auf 160 DM monatlich als Kaufmannslehrling angestiegen. Das hatte allerdings für mich persönlich keine Auswirkung. Meine Eltern hätten nie eingesehen, dass ich mehr Taschengeld bekäme als meine Geschwister, die in der Schule weiter büffelten.
So schön! :jump:
Ach ja:
Vom Typ her hätte er in den Elevator-Thread gepasst. Abgebrochener Primaner,
:D
max mustermann
23.12.2016, 13:51
....und DU fragst, was Du in der Pensi tun sollst.
Kauf Dir ein Notebook, denk Dir einen geilen Künstlernamen aus, hock Dich in die Kneipe und schreib die Sachen nieder..... :supercool:
....und DU fragst, was Du in der Pensi tun sollst.
Kauf Dir ein Notebook, denk Dir einen geilen Künstlernamen aus, hock Dich in die Kneipe und schreib die Sachen nieder..... :supercool:
Joh !!!
Street Bob
23.12.2016, 15:16
Einen eigenen Autoverkäufer hatten wir nicht. Nur Mäxken. Ende 50, Gebrauchtwagenhändler alter Art. Typ Rolf Zacher, nur etwas kleiner. Wir verstanden uns gut, weil wir beide Reval rauchten. Auch fragte er mich immer: " Micka, wat machen die Weiber?" Mäxken hatte immer drei oder vier eigene Karren auf dem Hof und war als freier Mitarbeiter auch bei uns für den Neu- und Gebrauchtwagenverkauf gegen Provision zuständig. Er fuhr jeden Mittag mit dem Scheff in die Kneipe "Maria" zum Essen.
In einem Moment der Muße (davon gab es genug) fragte ich ihn mal, wie er denn einen Porsche fahren könne bei den paar Autos, die er verkaufe. "Fünnef Prozent, da reichen sechs Stück!" war seine überzeugende Antwort. Das fand ich beeindruckend.
Nun trug es sich zu, dass plötzlich ein Offizier der Britischen Rheinarmee in der Werkstatt stand und sich nach dem damals brandneuen Range Rover V8 erkundigte. Keine Sau konnte Englisch, nur der Unterzeichner ("Sch... - Gymnasiast!!"). Scheff und Mäxken waren "zu Tisch". In der mir eigenen souveränen Art und noch ohne jeden Hauch von Bartwuchs zeigte ich Abschlusssicherheit, und so war die Sache nach anderthalb Stunden unterschriftsreif. Der Scheff kam rein und machte sofort den Papierkram. Mäxken ging erst einmal sofort wieder raus und musste auf den Schock eine Reval rauchen.
"Juut jemacht" sagte der Chef, "morgen Mittach jehste mit"! DER RITTERSCHLAG!!! Es gab Eisbein bei Maria und dazu für mich vier Stangen Alt. Die Stimmung war locker, ja sogar so locker, dass ich glaubte, die Sache mit der Provision müsse jetzt auf den Tisch. 30033 DM hatte der Range in senfgelb gekostet, fünf Prozent hätten für mindestens ein halbes Jahr Kippen, Bier und Flippern (= für die Jüngeren unter Euch: Vorgänger von "auf dem Handy spielen") mit meinen Kumpels gereicht.
Ohne mit der Wimper zu zucken erklärte der Boss ruhig: "Lehrlinge kriejen keine Provision. Dat ist verboten." Dann zeigte er auf den Tisch mit den Tellern und sagte: "DAT is Deine Provision". Ende der Diskussion. Mäxken lachte und stieß den Chef jovial an. Von nun an war meine zarte Abneigung gegen den Alten purem Hass gewichen.
Mitte Dezember kam dann der Kracher vom Chef:
"Michael, wir müssen Inventur machen!" Mir war klar, dass er mit "wir" mich meinte.
(In der Berufsschule waren wir gerade bei "Lagerhaltung". Inventur hatten wir noch nicht, "Inventar" kannte ich aber).
"Inventur? Wat is datten?"
"Do kriss von mir ne Liste und zälls alles nach, wat da is"
So bekam ich eine gefühlt 160seitige Liste von Mr. Wheels, gefertigt mit dem schwarzen und dem blauen seiner vier Kulis, penibel und sauber geschrieben.
Darauf standen Millionen Dinge wie: "BPJ MM L / 2 r 3" etc. und eine zigstellige Nummer - hier also "Ball pin joint (Kugelgelenkstange) Morris Minor links, 2. Regal rechts 3. Etage" 3 pieces.
Hatte ich diese 3 pieces gefunden, schrieb ich "3". Hatte ich nichts gefunden, schrieb ich "0". Meistens schrieb ich also "0", ohne die Folgen zu kennen. Es ging um Tausende Bolzen, Schrauben, Kronenmuttern, Überwurfmuttern, Kotflügel, Scheinwerfer bla bla für alle Typen der Company ... alles auf Englisch.
Drei Tage später legte ich die fertige Liste auf den Tresen, ging für eine Woche Urlaub und war erst zur Weihnachtsfeier bei Maria wieder da. Hier eröffnete mir der Scheff coram publico, dass ich "die ganze Inventur versaut" habe und ab dem Folgetag nicht mehr kommen müsse. Mir schossen die Tränen in die Augen. Wie sollte ich das meiner Mutter erzählen? Die hatte wahrlich schon genug mitgemacht.
Futzi tröstete mich, bei uns wäre es sowieso Schei...e und so weiter. Also blieb ich noch zwei Stunden, Essen und Trinken war ja für lau. Der Chef becherte ordentlich. Irgendwann, im Zustand erhöhter Lebensfreude, legte er mir eine Hand auf die Schulter und sagte: "Du bist doch groß und sportlich, geh doch zur Polizei!"
Na klasse, mit dem Lebenslauf und immer noch ohne Hauptschulabschluss .... die haben doch nicht auf dem Kopp laufen gelernt, dachte ich mir. Doch es kam anders ...
Michael S.
23.12.2016, 16:35
Grandioser Thread. Kann mir das ganze bildlich vorstellen.
Gruß Michael
Street Bob
23.12.2016, 17:19
Danke, Michael. Sicher mein persönliches kleines Stückchen Zeitgeschichte, und andere haben anderes erlebt. Vieles verklärt sich auch im Laufe meines Lebens, es war beileibe nicht immer nur lustig. Meine Eltern tun mir heute noch leid. Meine Mutter hat sich oft geschämt.
Gern räume ich auch ein, dass ich hier bislang überwiegend die Dönekes aus meinem Leben als Stift beim Krauter darstelle. So habe ich Euch noch verschwiegen, dass bei dem ersten Ölwechsel meines Lebens, an einem Triumph Stag, das lauwarme 20/50er völlig unbemerkt über meine Achselhöhlen durch den ganzen Blaumann in die Schuhe lief. Und auch, dass ich teils über Wissen des 3. Lehrjahres verfügte, was meinem eher durchschnittlich ausgeprägten handwerklichen Geschick gegenüber stand. Ich war da mehr der Fachmann fürs Radschrauben-Abreissen und Motoren aus dem Keller holen.
Oder besser - ich möchte mich hier nicht selbst besser darstellen, als ich war. So wurde ich Autoschlosser-Lehrling, weil ich nichts anderes bekam. Futzi z.B. war deutlich geschickter als ich. Da muss man ehrlich sein. Er hat mir auch heimlich geholfen, wenn es fummelig wurde, dafür habe ich seine Berichte geschrieben. Das war jetzt wieder nicht so sein Ding.
Insgesamt fand ich den Zusammenhalt unter uns Gleichaltrigen in den 70ern irgendwie klasse. Die Ursache: es gab keinen oder kaum Sozialneid. Wenn wir freitags Schmierkäse auf den Schulbroten hatten, hatten die anderen Kinder das auch. Natürlich hatte ich immer die Sachen meines Bruders an, solange wir im Wachstum waren. Mit zwölf war ich dann größer als er ;). Der Mangel wurde gemeinsam verwaltet. Teilen zum Beispiel war selbstverständlich. Wenn einer einmal eine Flasche Cola hatte, durften die anderen dran trinken. Das galt natürlich nur für die eigene Siedlung. Ich hatte eine Freundin im kleinen Nachbarort Neersen. Hätte mich dort einer erwischt, wäre ich reif gewesen. Einmal bin ich nachts von Neersen mit dem Rad nach Hause gefahren. Ich wunderte mich, dass es immer schleifend auf und ab ging wie auf einer Schaukel. Unter der nächsten Laterne sah ich, dass jemand mir eine "Brezel" ins Vorderrad getreten hatte.
Schon die Generation meiner kleinen Schwester, die ihre Jugend in den 80ern verbrachte und 12 Jahre jünger ist als ich, war völlig anders drauf. Die Durchschnittseinkommen waren gestiegen, und in unserer Siedlung hatte jetzt jeder Telefon, nicht nur wir! Lloyds und DKW´s waren völlig verschwunden, und ihre Klassenkameradin fuhr im eigenen Auto zum Abi. Wir fuhren zum Klassenausflug in die Hinsbecker Schweiz, bei denen ging es nach Paris.
Und einen Mercedes fuhr nur unser Hausarzt.
RobertRuark
24.12.2016, 07:25
Gottseidank hat sich die Lage in Neersen etwas entspannt über die Jahre und Du kannst unbewaffnet zum tätowieren fahren....
Schöne Beschreibung der 70er...manches erkenne ich wieder in der Werkstatt...der zuständige Meister in meiner VW Werkstatt hatte eine Paul Newman Daytona...hat mir gefallen aber weder er noch ich hatten den Durchblick seinerzeit....
Frank
Street Bob
24.12.2016, 08:02
Dafür hätte man ihm in Neersen anlässlich der "Disco 2000" im Saale Weger den Arm abgehackt :dr:
Das war eine Veranstaltung, wo man nur mit mindestens sechs Leuten hingehen konnte, wenn man da lebendig wieder ´rauskommen wollte.
Sicher erinnern die Älteren sich noch, dass es in den "Diasporas" zu Beginn der Disco-Welle gar keine Discos gab :D
Und wenn dann die Kneipe einen Saal hatte, war einmal im Monat "Disco". Meine Eltern standen dem sehr skeptisch gegenüber, wegen der Verletzungsgefahr.
Und Schlaghosen durften wir auch nicht. Bei meinem Bro hatte ich eine Jinglers (ohne Bimmel) gebunkert, die dann zum Einsatz kam. Seine Schwester hatte mir ein rotes Dreieck in die Seitennaht genäht. Damit war es zwar immer noch keine Wrangler, aber im dunkeln ging es.
Super geschrieben, ehrlich :dr:
Freue mich schon immer auf die Forsetzung :jump:
Wassn Qualitäts-Thread !
Scheints als tummeln sich hier einige "Endfuffies" ;)
Meine Bitte:
Tu was DU magst - aber schreib (uns) drüber.
Man sieht das Team von "Meister Rööhrich" real vor sich.
Ein R. Schwab (Nie wieder Apfelkorn) o. ein E. Henscheid (geht in Ordnung - sowieso - genau) können das auch nciht besser.
Chapeau und Danke für die Schreiberei !
max mustermann
24.12.2016, 09:56
Köstlich! Ich hatte einen Cousin in Neuss, der sprach die selbe Sprache. :gut:
Thunderstorm-71
24.12.2016, 10:46
Jinglers
Wie geil, die hatte ich völlig verdrängt :D. Bitte UNBEDINGT weiter machen :jump:!
I am fan :D Großes Kino hier, danke dafür, dass ich mich so amüsieren konnte :)
Street Bob
24.12.2016, 12:22
Für heute möchte ich dann als kleines Intermezzo mit einer kleinen Weihnachtsgeschichte aus unserer Familie schließen.
Der Fluch einer kleinen Schwester für die Größeren ist, dass ab Mittag des Heiligen Abends wir alle aus dem Wohnzimmer verschwinden mussten. Es ging dann auf den Speicher, der als Zimmer für meinen älteren Bruder und mich ausgebaut war, weil unser Reihenhaus halt recht klein war. So saßen wir also oben und guckten stundenlang Rudolf Rotnase (mit unterschiedlichen Gefühlen). Die kleine Evi war halt erst vier, mein älterer Bruder hatte bereits einen roten Vollbart, und ich hatte immerhin schon kopuliert in meinem jungen Leben. Na ja, wat willze machen.
Dann wurde gewartet, bis das Christkind (mein Vater) unten anonym mit einer Messingbimmel bimmelte. Und dann ging es die Speichertreppe runter, die kleine Evi in der Mitte. Dann wurde gesungen, meine größere Schwester (heute eine bildhübsche Frau) musste trotz vorstehender Schneidezähne "Ihr Kinderlein kommet" auf der Moeck zum Besten geben, und wir schmetterten alle noch einen Weihnachtshit hinterher.
Wir bekamen unsere bescheidenen Geschenke, liebevoll verpackt und immerhin mehr als die meisten anderen Kinder unserer Siedlung für kinderreiche Familien. Und dann der Knaller:
Im besagten Jahr bekam die kleine Steffi ein kleines Meerschweinchen!
Haustiere waren bei uns die Ausnahme: wir hatten einmal einen Wellensittich namens Pukki. Der flog niemals weg, und deshalb hatte ich, absoluter Tierfreund, ihn um der guten Luft willen auf die Terasse gestellt. Sein Törchen war nicht zu, und "Nickikater" von nebenan hackte ihm, wie auch immer und seinem Urtrieb folgend, einen Flügel ab. O weia! Da ich seinerzeit ein Gros meines Taschengeldes beim Bauern verdiente, wusste ich, was zu tun war. Ich erlöste das Tier, so wie man eine Taube tötet. Dann warf ich ihn beim Halter von "Nickikater" in den Mülleimer, damit die Kleineren ihn nicht finden. Im Familienkreis habe ich dann erzählt, Pukki wäre nach Hause geflogen.
Zuvor hatten wir bereits ganz kurz einen kleinen schwarzen Zwergpudelwelpen namens Pukki. Er saß mitten zwischen uns im Wohnzimmer und machte ganz putzige Dinge, die uns alle immer zum Lachen brachten. Nein, nicht alle. Sobald der kleine Pukki den Raum betrat, bekam meine Mutter keine Luft mehr. Pukki musste gehen, meine Mutter war irgendwie wichtiger. Meiner Schwester erzählte ich dann, Pukki sei nach Hause zu seiner Mama gelaufen.
Just also zurück zu besagtem Christfest. Die Äuglein meiner kleinen Schwester leuchteten funkelnder als die Weihnachtskugeln. Vorsichtig gab ihr mein Vater das Vieh in beide Hände. DIESE FREUDE HÄTTET IHR SEHEN SOLLEN! Evi strahlte wie der Christstern und drückte das Tierchen gaanz feste an ihr kleines Herz. Dabei rief sie immer (ihr könnt es Euch denken): PUKKI PUKKI PUKKI !!!
Nach nichtmal einer Minute hauchte Pukki seinen letzten Odem aus und verstarb. Heiligabend war gelaufen.
Bis hierhin noch mal ein dickes DANKE für die tollen Geschichten, die einen wirklich immer wieder an Situationen aus dem eigenen "Alltag" der jungen Jahre erinnern, wie z.B. die "Jinglers" :D
…und allen ein schönes Weihnachtsfest! Freue mich schon auf die nächsten Episoden, vielleicht ja noch unter dem Weihnachtsbaum!
Street Bob
30.12.2016, 09:41
Gottseidank hat sich die Lage in Neersen etwas entspannt über die Jahre und Du kannst unbewaffnet zum tätowieren fahren....
Schöne Beschreibung der 70er...manches erkenne ich wieder in der Werkstatt...der zuständige Meister in meiner VW Werkstatt hatte eine Paul Newman Daytona...hat mir gefallen aber weder er noch ich hatten den Durchblick seinerzeit....
Frank
Yep, Neersen habe ich auch erledigt und war bei Andy, meinem Tättowierer, Kumpel und Bruder im Geiste (US-Cars, Uhren, Bikes, Tattoos, Musik...) Und wie Ihr seht, ohne blaues Auge. In Neersen packt mich keiner mehr an. Allerdings habe ich bei gleicher Größe keine 72 mehr sondern 100 ;)
139271
Der Teufel weiß, was aus mir geworden wäre, hätte der Alte mich nicht gewippt. Wäre ich selbständig oder in der JVA? Und in welcher Reihenfolge? Mein Vater jedenfalls hat sich vor Begeisterung über mein erneutes Scheitern Hämatome auf die Oberschenkel gekloppt, könnt Ihr Euch ja sicher vorstellen. Na ja, momentan mag ich nicht einmal daran denken. Fortsetzung dann lieber ein anderes Mal ...
Bigblock1
30.12.2016, 22:12
Hallo Lou,
danke fürs teilhabenlassen an der spannenden Jugend, das weckt manche Erinnerung!!
bin selbst ja schon 2 Jahre vor dem Erscheinen der DD aufm Dorf geboren und hab
natürlich auch Kurzschuljahr und humanistisches Gym mit Latein als Erstsprache vor Griechisch
mitgemacht, ebenso Lehre mit vergleichbaren Erlebnissen, es liest sich heute alles so locker,
aber manchmal hätten wir auch heulen können.
Aber wie Oma sagte, aus dem Bub iss ja doch noch watt Gescheites genn !!
Nochmal danke an dich jungen Jungrentner und bleib locker, freu mich auf weitere "Lebensberichte"
androtto
31.12.2016, 10:28
Moin,
Interessanter Faden, da es mir ähnlich ging/ geht
Ich war in verschiedenen Management Postionen in der automobilen Welt und habe mit 63 zu meinem Arbeitgeber gesagt, ich möchte gern aus dem operativen Geschäft raus und einen Nachfolger einarbeiten.
Habe mich dann aus dem Home office heraus damit beschäftigt noch so 1 bis 2k Autos einzukaufen.
Das wahr für mich die richtige Entscheidung, denn ich kann langsam erfahren wie es ist nicht mehr der Mordsdrops zu sein.
Ich habe das Glück noch einen sehr engen Draht in das Unternehmen zu haben, was mich noch teilhaben lässt, ohne in der direkten Verantwortung zu stehen, oder um es anders zu sagen , wie manch Unternehmensberater( jetzt bitte nicht schimpfen aus der Ecke )
Ich kann schlaue Ratschläge geben und muss sie nicht selber umsetzen.
Was ist jedoch anders als vorher?
Ich kann jetzt arbeiten wann ich will
Ich muss nicht auf der Matte stehen, mag ich auch nicht mehr, ich hasse lange Labermeetings
Ich kann rumlaufen wie ich will, die Krawatte engt mich nicht mehr ein, versuche aber trotzdem nicht wie ein Schlawiner herum zu laufen.
Der Sport, ja den will ich immer machen, aber der Schweinehund gewinnt meist.
Die Hobbies mache ich, Musik, malen wann immer ich will.
Die Gefahr der langsamen Verluste sozialer Kontakte erachte ich als grösstes Risiko.
Ich muss mich manch einmal zwingen aus dem Haus zu gehen, oder Telefonate zu führen.
In 2017 geht es in den direkten Rentenbezug und ich werde meine aktive Tätigkeit von ca. 40 Stunden auf 20 pro Woche reduzieren, das dann die Jahre darauf, so Gott will, noch weiter reduzieren.
Aber mein Ziel ist nie ganz raus zu gehen, es würde mir fehlen.
Als weiteren Ansatz werde ich mich mit den Joblingen beschäftigen
https://joblinge.de
Hier wird Unterstützung Jugendlicher bei der Bewerbung geleistet, mit Jugendlichen habe ich immer gern gearbeitet.
Mein Ansatz eine Mischung aus Hobby, Arbeit, sozialer Aktivität,scheint mir der richtige Weg für mich.
Die grösste Sorge habe ich bei den Menschen die sagen , ein Glück jetzt habe ich es geschafft und kann endlich in Rente, da denke ich immer, hoffentlich war das Leiden vorher nicht zu gross.
Lg und guten Rutsch
Andreas
Street Bob
31.12.2016, 10:46
Danke an dieser Stelle für die tollen Rückmeldungen!
Es wird deutlich, dass Lebenswege auch hier oft holprig und keinesfalls gerade nach oben verlaufen sind, wenngleich heutige Erfolge anderes vermuten lassen würden.
Es ist leicht zu sagen, dass jeder sein Schicksal selbst in der Hand hat. Das Leben unterscheidet sich von einem Wettlauf dadurch, dass die Läufer halt nicht alle am gleichen Startpunkt loslaufen.
Wir haben einen Adoptivsohn, der im Alter von vier Tagen in einer Favela in Mexico-City gefunden wurde und von meiner Frau aus einem Waisenhaus im Alter von einem Jahr aufgenommen wurde. Seine fürchterliche primäre Sozialisation, praenatal und im ersten Lebensjahr, an die er sich naturgemäß nicht erinnern kann, ist nicht mehr zu heilen.
Als ich ihn kennenlernte, war er vierzehn. Es gelang mir mit viel Geduld, Zugang zu ihm zu finden. So habe ich ihm erklärt, dass ich auch nicht den allerbesten Start hatte, dieser Umstand mir aber nicht das Recht einräume, mich zur Landplage zu entwickeln. Und das war ich zeitweise. Er auch. Seitdem sind acht Jahre vergangen. Wir lieben uns.
Eike Sax
02.01.2017, 14:16
Wenn es gesundheitlich geht und Wasser in der Gegend ist: segeln!
Habe ich diesen Sommer mit angefangen, es erfüllt mich total!
+1 :)
Eike Sax
02.01.2017, 14:59
...Man sollte erst den ganzen Thread lesen bevor man etwas postet - es ist wohl klar dass der Verfasser dem Motor-, nicht dem Wassersport zugeneigt ist.
Tolle Berichte, klasse geschrieben, die mir als Rheinländer nochmal doppelt Spaß machen.
Alles Gute im neuen Lebensabschnitt und hoffentlich bald noch mehr Lesestoff :)
Street Bob
02.01.2017, 15:17
"Hausmann" kam bis jetzt noch nicht, und ein Stück weit geht es bei mir in diese Richtung.
Der Terminus ist negativ belegt, und ich werde mich nicht so nennen. IHR werdet mich auch nicht so nennen :op:
"Hausmeister" steht hier damit ohnehin in Verbindung. Gefällt mir auch nicht so richtig, obgleich mein Freund Frankie mich letztens mit "Krause" anzusprechen versuchte 8o . Der Duisburger, der übrigens für mich der rheinischste Ruhrgebietler und mir damit am nächsten ist (ich liebe KöPi), hat dafür das skurile Wort "Kümmerer". Yep, ich bin also, wenngleich immer noch der Haupternährer, hier der Kümmerer. Die Aufgabe, mich hier um alles zu kümmern, hält mich wach und gibt mir Struktur.
So stehe ich mit meiner Frau auf, richte ihre morgendliche Bananen-Sojamilch und ihr "Schulbrot" und füttere den Hund. Sobald sie aus dem Haus zur Arbeit ist, werfe ich mir etwas Warmes über und verschwinde mit meiner Rike im Wald, gleich hinter dem Haus. Sie ist elf Monate alt und sehr kreativ. Spielerisch bringe ich ihr während unseres Ausganges die Basics der Unterordnung bei und lasse sie ordentlich flitzen. Und sobald mich niemand mehr sehen kann, beginne ich mit Dehn- und Streckübungen. Nach etwa 50 Minuten sind wir zurück, und ich schwitze ordentlich. Das liegt aber auch an der üppigen Medikation, zwei der Pillen sind schweißtreibend.
Graubrot mit Pfälzer Leberwurst, eine Tasse Kaffee, und dann eine Kippe und den Rechner aufgeklappt. Als erstes schaue ich nach, ob ich am Vorabend hier niemanden verletzt oder gekränkt habe. Meistens geht es gut. ;) Dann kaufe ich wieder eine Rolex :D:D Mit anderen Worten: ich "praktisiere" ein wenig, das kölsche Wort für "in Gedanken herumspinnen", am Niederrhein mit "simmeleere" übersetzt.
Und dann, welch ein Genuss: ICH LESE DIE GANZE ZEITUNG!!! Ein täglicher Luxus, den sich nun wirklich nicht jeder leisten kann!!
Morgan911
06.01.2017, 19:01
Das liest sich ja gruselig. Such dir einen Job. Kannst du nicht irgendwo als Berater arbeiten? Du bist doch fit im Kopf und hast Erfahrung die du weitergeben kannst.
Street Bob
08.01.2017, 13:13
In der Tat liest sich das zunächst einmal gruselig. Allerdings habe ich monatelang in diversen Kliniken verbracht, wochenlang liegend. Danach Rollstuhl, dann Reha, Krücken, Duschhocker, Greifzange ... das ganze Programm.
Wenn man dann langsam irgendwann wieder was tun kann, ist das ein Traum! Kleine Dinge machen Freude, und wenn ich mir heute eine Tasse Kaffee über die Bux kippe, regt mich das nicht mehr auf. Natürlich werde ich jemals weder zum Taekwondo noch zum JuJutsu gehen können, aber die täglichen Runden mit dem Hund gelingen mir gut, und das geniesse ich. Auch werde ich langsam wieder dickfelliger. Die Klarheit zu haben, jetzt off zu sein, war anfags sehr schmerzhaft. Einmal damit durch stelle ich fest, dass es mir nun gesundheitlich besser geht.
Na ja, und ich lege ja gerade erst los. So ist eine Skatrunde mit guten Spielern im Aufbau begriffen. Zwei Runden Turnierskat nach DSKV, und danach "freies Jagen" mit Bock und Ramsch, Kohle auffem Tisch und Pöttchen in der Mitte. Wir spielen nicht sehr hoch und nur einmal in der Woche, also für mich ein sicherer 450 Euro-Job !!! :D
Die Online-Präsenz meines Freundes Nase bedarf der Pflege, er hat einen Harley-Laden. Dort treibe ich mich ohnehin gern ´rum. Auch da ergeben sich künftig einige Stunden in der Woche. Allerdings sind solche Geschichten genehmigungspflichtig, und derzeit leide ich keinerlei Not. Das hat also Zeit. Es stehen noch Gutachten aus, bis dahin bin ich noch full member bei der Rennleitung.
Bis zu meiner Erkrankung habe ich mich über Ereignisse wie schlechtes Wetter oder Stau aufgeregt. Das habe ich mir abgewöhnt. Unabänderliches hat bei mir keinen Raum mehr für bad vibrations. So befasse ich mich nur noch mit Dingen, die ich beeinflussen kann. In Sachen Job und Entscheidungen (polizeilich: Entschluss) habe ich mich nächtens oft dabei erwischt, mich mit der "was wäre, wenn" - Frage zu befassen, statt zu schlafen. Heute male ich mir keine Horrorszenarien mehr an die Wand und befasse mich erst mit diesen, wenn der Fall wirklich eintritt.
Der Affe, der mir auf der Schulter saß, zieht nun meinem Nachfolger am Ohr. Eigentlich scheint mir doch die Sonne aus dem A.... ;)
R.O. Lex
08.01.2017, 18:46
Bis zu meiner Erkrankung habe ich mich über Ereignisse wie schlechtes Wetter oder Stau aufgeregt. Das habe ich mir abgewöhnt. Unabänderliches hat bei mir keinen Raum mehr für bad vibrations. So befasse ich mich nur noch mit Dingen, die ich beeinflussen kann.
Das nenne ich abgeklärt. Schade nur, dass es dafür erst eine schlimme Erkrankung brauchte. Aber besser spät, als nie. Und wie wir alle mit großer Freude lesen können, geht es wieder zügig bergauf mit Dir. :gut:
The Banker
08.01.2017, 22:34
Lou, ich liebe diesen Thread und Deine Schreibe :gut:. Mach bloß weiter.
Street Bob
08.01.2017, 23:04
Danke ihr Lieben! Ich habe echt auf dem Ar... gelegen monatelang. Dieses Gefühl war mir vorher völlig fremd. Mir, dem Macher, dem Klopper, dem Konfliktlöser, dem Ochsen.
So habe ich gerade mal zwei Scheine in Psychologie gemacht. Dennoch bin ich mir heute sicher, dass ich zuvor definitiv dem Freud´schen subjektiven Unsterblichkeitswahn unterlegen war. Und glaubt mir: es ist ein Wahn. Irgendwann liegst Du, wenn Du nicht aufpasst.
Lou, ich liebe diesen Thread und Deine Schreibe :gut:. Mach bloß weiter.
+1
IronMichl
09.01.2017, 09:22
+1
:D
Michl
Street Bob
09.01.2017, 09:41
Die Trabrennbahn
Unsere Siedlung mit unendlich vielen Blagen, die meisten davon in Gummistiefeln, ist unweit der Mönchengladbacher Trabrennbahn und des Flugplatzes gelegen.
Jeden Dienstagabend, von 18:30 - 22:30 Uhr, liefen dort zwölf Rennen des Rheinischen Rennvereins. Mit 14 Jahren durfte ich dort an Renntagen als sogenannter "Pendel" arbeiten. Es gab dafür unglaubliche 12 Mark. Das lief dort damals in Ermangelung von Computerkassen so:
Die Wettkassen waren in Gruppen zu je vier Schaltern eingeteilt. Die Wettscheine wurden an den Schaltern abgegeben und von dem Kassierer abgerechnet. Der Pendel also pendelte unentwegt zwischen den Schaltern hin und her und sammelte die Scheine ein, sortierte sie zwischen die Finger der linken Hand nach Schaltern und legte sie in gleicher Reihenfolge auf den Tisch des Gruppenleiters. Hier saßen zwei weitere Leute, die alle Umsätze händisch notierten.
Sobald das Rennen lief und die Kassen geschlossen waren, wurden die Umsätze zusammengerechnet und die Abrechnung vom Pendel im Laufschritt zur Totoleitung gebracht. Dort wurden die Quotenzettel ausgerechnet und dem Pendel nach Rennende in die Hand gedrückt. Und wieder ging es zurück zur Tribüne im Laufschritt, damit die Gewinne ausgezahlt werden konnten. Das alles zwölfmal am Abend, nur auf den Füßen. Geld gab es frühestens nach dem zehnten Rennen für uns Pendel, damit keiner vorher damit abhaute.
Also alles andere als ein Hightech-Betrieb. Auf der Tribüne saßen allerlei Gestalten, die mit verkniffenen grauen Gesichtern auf das Geläuf starrten. Alle rauchten, viele davon Zigarren. Ich rauchte damals selbst schon, aber manchmal brauchte man fast eine Taschenlampe, um da durchzukommen. Eine ziemlich spezielle Art von Zockern, die in den Pausen auch untereinander spielten.
Die Ställe der Rennbahn waren hinter der Kurve. Der Startwagen war ein umgebauter grauer Adenauer-Mercedes, der nach dem Start die Gitter einklappte und elegant ins Infield einbog. Einige der Trabrennfahrer, Trainer und Besitzer kannte ich natürlich. Eddie Freundt, Willi Rode und Rolf D. , genannt "Schnucker" wegen eines Tics im Gesicht, waren die Asse unter den Fahrern.
Mein Freund Helmut arbeitete nach der Schule im "Stall" und ging mit der Tochter der Gaststätte "Schmitz Englert", wo während der Woche überwiegend das Volk von der Rennbahn verkehrte. Dort wurde massiv gezockt: Seven-Eleven, "Höppkes-Döppkes" (Häufeln) und so weiter. Der Kellner hieß Hubert Krücken, genannt "Krücke-Stief". Der Name war selbsterklärend: der Stief hatte offenbar Morbus Bechterev und lief entsprechend krumm. Dennoch fand ich ihn irgendwie elegant, mit weißem Hemd und schwarzer Weste über dem Bäuchlein, die wenigen schwarzen Haare mit einer Tube Fit nach hinten und immer einen Kamm in der Tasche. Er mochte uns beide und vergaß dann auch mal, bei uns Striche auf den Deckel zu malen. Und Krücke-Stief fuhr eine Citroen DS! Ein tolles Auto, die wenigen Autos in unserer Siedlung waren überwiegend Käfer damals.
Helmut und ich mischten uns bei Schmitz-Englert gern unters Volk. Die Gäste dort halt eine besondere Spezies, wie man sie vielleicht aus der ein oder anderen St-Pauli-Spelunke kennt. Hätte mein Vater mich dort erwischt, wäre es mein Ende gewesen.
Jedenfalls kam eines Abends dort der Trabertrainer und Fahrer Rolf D., Träger des "Goldenen Helmes", genannt "Schnucker", herein. Auch er fuhr eine DS. Den genauen Gesprächsverlauf der beiden kann ich nicht mehr wiedergeben, es war eine Sache von zwei Minuten: Der Stief und Schnucker traten an einen freien Tisch. Und es kam, wie es kommen musste: Schnucker warf ein einziges Mal zwei Würfel auf den Tisch gegen die Wand. Danach besaß er zwei Citroen DS, und Krücke-Stief fuhr mit dem Bus nach Hause.
Street Bob
09.01.2017, 10:13
Die Trabrennbahn in MG, Stätte meines Wirkens:
140046
Schnucker (gestorben 2005, R.I.P.)
140048
...ich muss immer über die netten Spitznamen aus der damaligen Zeit schmunzeln und mir kommen auch einige wieder ins Gedächtnis! Da wurde halt wirklich noch nach den "Besonderheiten" der lieben Mitmenschen "betitelt" ... :gut:
Street Bob
12.01.2017, 09:42
Beim Bauern
Der Onkel einer Kinderfreundin von mir hatte einen Bauernhof, gleich bei ihr nebenan, unweit der Trabrennbahn an der Niers.
Gundi war so alt wie ich und ging auf die Marienschlule. Ich kannte sie aus dem Bus. Und während ich noch aussah wie ein zu langes Kleinkind, pubertierte sie dann recht früh. Das war offenbar der Anlass für ihre Mutter, mich zu bitten, sie nicht mehr zu besuchen. Alles recht katholisch halt bei uns.
Um sie nicht ganz aus den Augen zu verlieren, ging ich dann öfter zu Kalla, dem Bauern. Kalla (anfangs für mich Herr Dahmen, später "Buur" und "Du") war der typische niederrheinische Landwirt: rotes Gesicht bis zur Hutkrempe, braune Unterarme und der Rest schneeweiß, dazu keinerlei Haare auf den Waden ob der Gummistiefel. Er war etwa so alt wie meine Mutter. Anfangs hing ich dort nur ab und fuhr meist auf dem Trecker mit, für mich ein Faszinosum. Dem Bauern war das durchaus recht: dieser Menschenschlag ist sehr neugierig, und seine Arbeit ist einsam. So hat er mich täglich ausgehorcht und auch veräppelt. Wir haben uns gut verstanden.
Irgendwann packte ich dann halt mit an, wenn Pflug oder Egge anzuhängen, der Stall zu misten oder Stroh zu pressen war. Es ergab sich, dass ich nun täglich nach der Schule dort hinradelte und auch Geld für meine Hilfe bekam. Meist freitags gab es 20 DM, einen halben Sack Kartoffeln und 25 Eier in der Stiege. Man mag sich vorstellen, wie meine Mutter sich darüber gefreut hat mit all ihren Kindern.
Die gefährlichste Arbeit war beim Dreschen: der 35PS McCormick zog einen uralten Claas-Mähdrescher, von der Zapfwelle angetrieben und mit einer Hydraulik-Steuerung, die auf dem Kotflügel des Treckers eingehängt wurde. Eigentlich ist da nichts gefährliches dran .... allerdings hatte der Buur ein Feld in Lürrip, über dem mittig eine Telefonleitung baumelte, die niedriger durchhing als der Dreschkasten hoch war. Also stand der Lou freihändig auf dem fast 4m hohen Gerät und musste bei Durchqueren der Leitung diese beidhändig mit einer Mistgabel ("dreetängije Jaffel") hochheben, bis das Gespann durch war. Und das gefühlt 200 mal. Man bekommt richtig Trizeps davon.
140265
Meine Lieblingsarbeit war "Weeje schliepe" mit dem Traktor. An derAckerschiene des Treckers wurde ein Konstrukt aus flach an Ketten befestigten, längs halbierten Altreifen über die Weiden gezogen und so Kuhsch.. und Maulwurfshügel planiert. Eine ernste Verwarnung gab es, als der Buur mich dabei erwischte, wie ich im großen Straßengang und fliegendem Anhängsel über die Wiesen hämmerte: "Dat brengt nix, Du Doof!"
Das Treckerfahren ist für einen 12-jährigen, wie ich einer war, das Größte. Das musste man sich aber erst erdienen: Kalla hatte einen 28-jährigen Wallach namens Heimbert, der auf dem Hof sein Gnadenbrot fraß. Als der Buur mir für gute Arbeit in Aussicht stellte, freitags nach Feierabend auf Heimbert reiten zu dürfen, lehnte ich ab. Nichts gegen den guten Heimbert, aber der Zossen war froh, dass er lebte. Mein Wunsch, stattdessen lieber Trecker zu fahren, erfüllte sich: ich durfte dann zunächst den uralten Fendt-Geräteträger unter Aufsicht führen.
140264
Es gab noch einen Knecht ("Kneit") namens Heinrich, genannt Hein. Etwa Anfang 20, baumstark und ein echter Maulbrüter. Außer "jo Buur" und "nee Buur" sagte Hein nicht viel. Ich arbeitete nicht gern mit ihm, wir waren zu verschieden. Wenn er mich nur sah, verdrehte er die Augen: ich hatte ihn mal ausgelacht.
Das war an einem Freitag, bei der Löhnung. Wir standen zu dritt, bereits umgezogen, auf dem frischgekehrten Hof, und mitten im Gespräch schlug der Buur mit flachen Händen dem Hein unvermittelt von vorn auf beide prallen Jackentaschen. Es knackte vernehmlich, und frisches Ei drückte sich literweise durch die Strickjacke, um an der "Manschesterbux" Richtung Bäckersandalen zu rinnen. Der Buur sagte nur noch "schönne Fierovend", Hein lief puterrot an und ich habe mich abgerollt. Das hat der "Kneit" mir nie verziehen.
Von dem Tag an hatte der Begriff "Bauernschläue" für mich eine völlig neue Bedeutung. Dä Buur sieht alles!
Dieser Thread ist pures Gold. Vielen Dank dafür, Lou! Mach' ein Buch draus :gut:
chrisom-77
12.01.2017, 11:26
...grossartig! :gut:
Ich warte gespannt auf die Episoden, in denen es ans Erkunden des anderen Geschlechts geht :D
Thunderstorm-71
12.01.2017, 11:26
Mal wieder genial geschrieben, Lou :rofl:! Carry on :gut:!
IronMichl
12.01.2017, 11:28
Lou,
Du bist KLASSE !!!!
Dankeschön.
Jedes mal wieder eine wahre Freude!
ligthning
12.01.2017, 12:34
Wunderbar, Lou :dr:
pfandflsche
12.01.2017, 13:24
als alter charles-bukowski-fan,der durch werke wie "der mann mit der ledertasche" und andere überhaupt erst zum lesen kam,sind solche rennbahnstories aus erster hand natürlich grandios.
diese mischung aus gier,verzweiflung,hoffnung und kunstlederhut ist wohl nur an trinkhallen und pferderennbahnen erlebbar.
Donluigi
12.01.2017, 13:28
Vernissage in Mitte ginge auch noch.
pfandflsche
12.01.2017, 13:33
tja....da fehlen mir sowohl kontakte,kunstverständnis,garderobe,fähigkeit zum seichten wortgeplänkel und noch einiges mehr....
diese welt wird mir stets verschlossen bleiben.
Wow, was ein schöner Faden. Bei deiner Schreibe kommen bei mir Kindheitserinnerungen hoch. Ich habe auch viele Sommerferien bei meinem Onkel auf dem Bauernhof verbracht. Und eins kann ich bestätigen: Traktorfahren war das größte überhaupt !! :)
Freue mich mehr zu lesen, macht wirklich Spaß. Vielen Dank dafür Lou :dr:
Donluigi
12.01.2017, 14:09
tja....da fehlen mir sowohl kontakte,kunstverständnis,garderobe,fähigkeit zum seichten wortgeplänkel und noch einiges mehr....
diese welt wird mir stets verschlossen bleiben.
Einfach mal hingehen und was von rhombenförmigem Gerbsäuregerüst nuscheln. Bäm! Schon sind sie da, die Bittchez
pfandflsche
12.01.2017, 14:40
ja..oder von einer völlig gewagten nachempfindung mit wahrhaft koons`schen stilelementen unter beifügung einer prise kubismus nach art picassos seibeln....dazu eine nerdbrille mit fensterglas und rollkragenpullover von humana. riss in die jeans bekomme ich auch noch hin.
kann ick.....
Lou,
Du bist KLASSE !!!!
Dankeschön.
+1 :gut: :verneig:
Street Bob
12.01.2017, 15:11
Als Junge erkannte ich sofort, dass der "Fendt Dieselross" Geräteträger , ohne Anbaugeräte und Kipper vorn, eigentlich aufgebaut war wie ein Dragster. Mit dem 18PS-Teil konnte ich Wheelies machen, allerdings nur einen halben Meter. Man musste den 3. Ackergang einlegen und bei getretener Kuppung eine knappe halbe Minute Vollgas geben. So lange etwa brauchte er, bis er ausdrehte. Dann den Fuß nach links und die Kupplung fliegen lassen, schon hoben die Vorderräder ab. Der Bauer konnte sich dafür allerdings nicht erwärmen.
Das schwerste, was der Fendt ziehen konnte, waren "en Kaar un enne Waarel Jeärsch", also einen ein- und einen zweiachsigen Anhänger voller Gerste. Dazu waren allerdings Vorsichtsmaßnahmen nötig, damit er sich nicht überwheelte. Diese Vorsichtsmaßnahme ordete der Buur wie folgt an: "Mischel, sätt dech vüüre drop". So saß ich, vor Angst zitternd, den ganzen Weg von Herrenshoff nach Trietenbroich über die Landstraße auf dem amboßähnlichen Träger der Kipperaufnahme, vor den Vorderrädern, und hielt mich krampfhaft fest. Eine Weigerung kam nicht in Frage, dann hätte ich fünf km laufen müssen. Mein Alterntivangebot, der Buur könne doch den Achslastbeschwerer machen, er sei doch viel schwerer, wurde von Kalla nicht erwogen.
Gelegentlich begegnende Auto- und Fahrradfahrer hatten sichtlich sehr viel Freude an meinem unfreiwilligen Stunt.
Ein Erlebnis, für das Jochen Schweitzer garantiert 200 Ocken nehmen würde.
Super Lou :gut:
Meine Großeltern, danach mein Onkel und nu mein Cousin, hatten auch einen Bauernhof auf dem ich alle Ferien verbracht habe. Ist einfach toll, und Trecker fahren natürlich das BESTE … habs auf nem alten kleinen Deutz mit 11PS gelernt, war noch so klein, dass ich Kupplung und Bremse nur im stehen erreichte :D … und "Wiese abschleppen" war echt klasse … natürlich mit möglichst viel Speed ;)
Freu mich schon auf die nächsten Episoden :dr:
Thunderstorm-71
13.01.2017, 07:50
Man musste den 3. Ackergang einlegen und bei getretener Kuppung eine knappe halbe Minute Vollgas geben. So lange etwa brauchte er, bis er ausdrehte.
:rofl: :D!
Street Bob
14.01.2017, 12:05
Das Knabengymnasium
Sehr lange noch legte ich großen Wert darauf, als Schüler des Math-Nat im gleichen Jahr geflogen zu sein wie mein damaliger Held Günter Netzer, der es auch nur bis zur OIIIa schaffte. Meine Eltern sahen das natürlich völlig anders.
Aus unserer Siedlung war nur mein ein Jahr älterer Bruder auf der gleichen Schule wie ich, und als ausgewachsener Quintaner beschätigte er sich naturgemäß nicht mit einem Sextaner wie mir. Für mich war es anfangs ungewohnt, nicht mehr neben meinem Nachbarjungen sondern dem Sohn des größten Bauunternehmers in MG zu sitzen. Auch die Nachnamen anderer Schüler kannte ich schon von den Schildern (Arztpraxen, Architekten pp.) an den eleganten Villen rund um den Bökelberg, Mönchengladbachs damals bester Adresse.
Nicht wenige meiner Mitschüler wurden mit dem 250 S von Papa oder dem Karmann Ghia von Mama gebracht und hatten nicht einmal ein Fahrrad, weil das "zu gefährlich" für die Lieben war. Außerdem war ich mit noch nicht zehn Jahren der Jüngste in der Klasse, zumal einige Schüler erst nach dem 5. Schuljahr aufs Gymnsasium gingen. Hochdeutsch war für mich kein Problem, war es zuhause bei uns doch Amtssprache. Platt sprach ich nur mit dem Buur und den anderen Blagen auf der Straße, war also zweisprachig aufgewachsen. Und gelegentlich mit meinem Vater, aber nur, wenn er vom Kegeln kam :D
Mit Rudi L., der neben mir saß, hatte ich mich schnell angefreundet. Er kam meist mit dem Taxi zur Schule, sah aus wie gemalt und war vielleicht ein wenig feige. Er hatte aber immer mindestens fünf bis zehn DM in der Tasche. Ich hingegen war chronisch pleite, dafür aber mit einiger Verschlagenheit ausgestattet und hielt ihm die Asis aus der Parallelklasse vom Hals.
Rudis Vater hatte vierzig Hängerzüge und das damals größte Privat-Schwimmbad in NRW: das zweite Standbein war eine Krülland-Vertretung. Seine Mutter sah aus wie gemalt. Durch Rudi habe ich dann auch Hans Heyer, den Rennfahrer kennengelernt. Die Familie Heyer besaß ein großes Bitumen-Werk und arbeitete mit der Firma L. zusammen. So bekam Rudi zum Beispiel zum 13. Geburtstag statt eines Fahrrades das Europameister-Kart Heyers zum Geburtstag geschenkt, ein BM mit sieben Überströmkanälen und eine Granate sondergleichen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Hier einmal ein Beispiel unserer Kooperation:
Rudi kaufte die Böller, und ich warf sie. So auch eines Morgens im Physik-Unterricht, in der Quarta. Rudi hatte diesmal einen "kubischen Kanonenschlag" für mich, den es eigentlich erst ab 18 Jahren gab und mich heute vom Geräusch her an die Ablenkungsgranaten des SEK erinnerte. Dieser "Kracher" (so heißen Böller in MG) war wie gesagt kubisch und vollständig stramm mit Zündschnur umwickelt. Er hatte eine Zündzeit von einigen Sekunden, man durfte ihn also nicht zu früh werfen. Ich hatte einen Heiden-Respekt vor dem Teil.
Dr. von M., der alte Physiklehrer, hatte in dem laborähnlichen Raum eine größere Versuchsanordnung aufgebaut und war gerade dabei, in gebückter Haltung alles zu verkabeln. Wir Schüler saßen, ähnlich wie in einem Hörsaal, erhöht und an Stühlen mit kleinen Tischen daran. Eines der Fenster war geöffnet, dort hinaus sollte der Kracher.
Dr. von M. hatte uns also den Rücken zugekehrt. Unter meinem Tischlein zündete ich den Kracher und erblickte plötzlich Wolfgang K., einen albinoiden, schweren Mitschüler und mein größter Feind in der Klasse. Dieser starrte mich hämisch an und warf das Fenster zu. Der kubische Kanonenschlag zischte in meiner Hand, und mir ging mächtig die Muffe. Das Ding musste weg. In meiner Not würfelte ich das Ding den Gang zwischen den Tischen herab Richtung Pult. Wolfgang K. hatte sichtlich Spass an den Backen, mich hingegen befiel blanke Panik.
Nie hätte ich damals gedacht, was so ein gekachelter Physikraum für eine bombige Akkustik hat. Der Kracher detonierte schallend, und die nichtsahnenden Mitschüler brüllten vor Schreck wie am Spieß. Nun konnte man sehen, dass Dr. von M. Weltkriegteilnehmer gewesen war. Er lag auf dem Bauch, die Hände über seinen Hinterkopf gefaltet.
Nachdem sich der Pulverrauch verzogen hatte, fragte der Physiklehrer, wer das gewesen sei. Wolfgang K. zeigte stolz und entschlossen auf mich. Das war der Beginn meiner Karriere als "Opticker".
BeepBeepImAJeep
14.01.2017, 12:18
:jump::verneig:
Sensationelle Geschichte :)
ligthning
14.01.2017, 12:36
Herrlich, Lou - das Leben schreibt die besten Geschichten ..... ;)
TheLupus
14.01.2017, 15:41
:gut:
Hallo Lou,
eben gelesen, jetzt leide ich unter Bauchkrämpfen vor lachen. Klasse geschrieben! Bei mir gab es ein ähnliches Erlebnis in der siebten Klasse.
:rofl::rofl::rofl::rofl:
Street Bob
16.01.2017, 09:10
Der Opticker
Zur Hälfte des Schuljahres gab es dann von Klassensprecher Heinz L. für mich das "Silberne Klassenbuch", das eigens für mich entwickelt worden war. Bei drei Verstößen gab es einen Eintrag, zur Halbzeit hatte ich 27 Einträge. Für besondere Verstöße wie den Kracher oder herausragende Vergehen gab es allerdings auch sofort den gefürchteten, direkten "Klassenbucheintrag".
Ein Eintrag lautete "H. (Lou) prügelt sich mit R. (Pitter R., saß vor mir) in brutalster Weise". Pitter R. war eigentlich mein Kumpel und am gleichen Tag geboren wie ich. Er kam aus der Nachbarsiedlung.
Kurz nach der Pause also stand Pitter R. auf dem Stuhl auf seinem Pult und hielt irgendeine flammende Rede zu den johlenden Klassenkameraden. Ich erlaubte mir einen kleinen Scherz und tickte leicht gegen den Stuhl, woraufhin Pitter sich fürchterlich erschrak und Augen wie Alfa-Radkappen bekam. Er sprang herunter und boxte auf mich ein. Ich musste fürchterlich über ihn lachen und ging nur in Doppeldeckung.
Doktor M. betrat den Raum. Das Gesetz der Schule lautete: kommt der Pauker rein ist sofort Schluss mit Boxen. Gegebenenfalls wird die Auseinandersetzung nach Schulschluss an der Tischtennisplatte hinter der Schule fortgesetzt.
Sofort standen alle Jungs hinter ihren Pulten und warteten auf das "Salvete pueri" des Paukers. Nicht so Peter R.! Er wollte sich nicht beruhigen und hämmerte weiter auf mich ein. Jetzt war ich das satt! Ich nahm ihn links in den Schwitzkasten und gab ihm zwei kurze Haken auf die Nase. Pitter gab sofort auf. Dr. M. erlitt so etwas ähnliches wie kataleptische Totenstarre und musste sich erst mal setzen. Dann erfolgte der legendäre Eintrag für uns beide und der Verweis aus dem Klassenraum. Wir gingen dann erst einmal auf der Schultoilette eine rauchen.
Der Direx hatte mir ob tatmehrheitlich begangener diverser Delikte als Maßregel der Besserung und Sicherung aufgetragen, vier Wochen lang in der 10Uhr-Pause den Schulhof zu reinigen. Eine sehr erniedrigende Arbeit, auszuführen vor den Augen von fast 900 Schülern, unter ständiger Überwachung des Hausmeisters. Hierzu bekam ich einen Müllkorb und einen Besenstiel mit einer langen Spitze daran. Damit musste ich das Papier aufpicken. Überall hörte ich dann: "Kick ens do, do kütt dä Opticker!". (Schaut her, da kommt der Aufpicker). Eine öffentliche Herabsetzung, wie sie nur mit den Erniedrigungen in japanischen Chefetagen vergleichbar ist.
Ein Genie ist unter uns! :verneig:
Gehe bitte über LOS und schreibe ein Buch, das erste Exemplar bitte Handsigniert an mich! =)
Street Bob
16.01.2017, 13:58
Na ja, in der Tat habe ich mich oft gefragt, woran es wohl liegen mag, dass ich so war. Devianz bei Kindern und Jugendlichen ist in einiger Ausprägung durchaus normal. So bin ich mir sicher, dass, wäre ich von meinen Eltern seinerzeit ohne Glauben erzogen worden, irgendwann strafbares Verhalten hätte symptomatisch werden können. Kleinere Delikte wie einfache Körperverletzung oder Fahren ohne FE hat es natürlich (unerwischt = folgenlos) gegeben. Die Frage ist, ab welchem Punkt kriminelles Verhalten nicht mehr Phase sondern Symptom ist. Die Gefahr abzurutschen war definitiv da.
Oft habe ich mich gefragt, woran es wohl liegen mag, dass ich mich völlig anders als meine Geschwister entwickelt hatte, alles durchaus muntere Kinder, und alle in einem Rutsch durchs Abi.
Zu Studienzeiten habe ich erfahren, dass kriminelles Verhalten sehr lange auf die Genetik zurück geführt wurde ("der geborene Verbrecher"). So wurden bis ins 19. Jahrhundert Menschen ob ihres Erscheinungsbildes stigmatisiert, w.z.B. der Leptosome als typischer Dieb und Fassadenkletterer, der Pykniker als ******** und der Athletiker als Gewalttäter. Angewachsene Ohrläppchen galten als Hinweis auf schlechten Charakter pp. . Spätere Ansätze sprachen stattdessen von Umfeldeinflüssen als Ursache für kriminelles Verhalten. Kriminologisch betrachtet halfen mir beide Ansätze nicht weiter, war ich doch von gleichen Eltern wie meine Geschwister und im selben Haus aufgewachsen.
Die Glück´sche Zwillingsforschung brachte als erste den Ansatz für eine Verbindung von Anlage und Umfeld in Bezug auf deviantes Verhalten. Ich will das nicht weiter ausführen, geholfen hat mir das auch nichts. Aber ist man erst einmal in der Mühle drin, geht es schwer wieder hinaus. Für mich war das Leben mit den Jungs meiner Siedlung einfach spannender als das Jugendheim ToT oder der Gladbacher Hockey- und Tennisclub, den meine Mitschüler besuchten und finanziell ohnehin nicht erreichbar war. Die Action war bei uns. Früher hieß das "frühreif". Wir waren weder Rocker noch Hippies, die sich nicht mochten. Wir waren Gammler.
Eines Tages jedenfalls, mit knapp 15, war ich zu Fuß auf dem Weg vom Bus nach Hause. In meinem linken Arm hielt ich Siedlungslegende Ulrike S., (promiskuitive Stopferin bei der Gladbacher Tuchfabrik, Frühschicht), und in der hohlen rechten Hand, mit dem Filter zum Handrücken, eine Güldenring. Plötzlich näherte sich der weiße Käfer meines Vaters! Mittags???? Der musste doch im Büro sein? War er aber nicht.
Die Trageweise der Kippe hatte den Vorteil, dass man sie mit etwas Überwindung durch blitzartiges Ballen der Faust mit nur geringen Verbrennungen unauffällig ersticken konnte. Ulrike hatte ich auch schnell losgelassen. Mein Vater würdigte mich keines Blickes und fuhr Richtung Garagenhof.
Zur Tür herein stellte mir meine weinende Mutter das Essen auf den Tisch. Ich Ahnungsloser saß noch nicht ganz, als mein Vater hereinkam und mir wortlos eine Ohrfeige gab. Ich brüllte. "Was ist denn hier los? Seid Ihr alle verrückt??" Waren sie nicht. Mein Vater war beim Direx: ich war von der Schule geflogen.
Street Bob
16.01.2017, 14:01
******* oben ist der Täter von Betrugsdelikten. Warum ich das hier nicht schreiben darf, weiß ich nicht. Kriminologisch ist das der korrekte Terminus.
Ich bin aber auch ein Ferkel - jetzt haben wir´s!!!
ligthning
16.01.2017, 17:06
:gut:
Die Geschichten und der Schreibstil sind TOP! :gut: Bitte weitermachen!!
ehemaliges mitglied
17.01.2017, 16:03
:rofl: Herrlich! :rofl:
Rolexplo
17.01.2017, 21:32
Ich konnte ja nicht ahnen was hier abgeht. Nach den ersten Empfehlungen und Tips was Du in Deiner Freizeit nun alles anstellen sollst, war ich hier raus. Heute, neugierig geworden was aus dem Thread geworden ist , entdecke Ich nun Deine Geschichten.....Lou ich bedanke mich für die kurzen humorvoll geschriebenen Zeilen.
Bitte mach weiter....
:dr:
Street Bob
17.01.2017, 22:18
Beim Arbeitsamt
Nach dem zuvor geschilderten Abgang bei der Firma Autopassage M. musste ich mich alle zwei Wochen beim Arbeitsamt vorstellen. Dort bekam ich jeweils 24,48 DM in bar, die ebenso unfreiwillig wie vollständig in die elterliche Haushaltskasse einflossen. Eine Arbeitsstelle bekam ich auch - ich wurde Hilfsarbeiter in einem Pokalvertrieb. Aber nicht Pokale schrauben, wie es hieß, sondern absolute Blödmannsarbeit: Meine Aufgabe dort war es, in einem fensterlosen Kellerraum aus 36 Kartons die 36 Blätter eines Kataloges nacheinander zu entnehmen und diese von hinten nach vorn in Schnellhefter einzulegen.
Nach zwanzig oder dreißig Katalogen stellte ich fest, dass die verbleibenden 1980 Exemplarte viel schneller fertig würden, wenn ich nach dem Random-Prinzip vorginge. So griff ich eher wahllos in die Kartons und entnahm immer so zehn bis zwölf Blatt gleichzeitig. Nun gelang es mir relativ schnell, einigermaßen gleich dicke Mappen herzustellen, die sich nur vom Inhalt her etwas unterschieden.
Am ersten Abend gleich wurde meine flotte Arbeit gelobt. Am nächsten Morgen, als ich an der Firmentür klingelte, machte der Chef diese gleich wieder zu, nachdem er mir wortlos den Vogel gezeigt hatte. Wir verstanden uns sofort, endlich hatte ich ein Bild von "nonverbaler Kommunikation". Danach gab es auch nix mehr vom Arbeitsamt.
VielNois
17.01.2017, 22:26
Superbe Lou. :daumen:
Thunderstorm-71
18.01.2017, 07:42
:rofl::D!
The Banker
18.01.2017, 08:00
:rofl:
Street Bob
18.01.2017, 09:30
Zurück zum Rentnerleben:
Es ist jetzt 09:20 Uhr, Gabi ist auf dem Weg ins Büro mit Schulbrot und Apfel. "Rike the dog" hat gefressen und geschmust. Sie ist jetzt im Garten.
Ich sehe im Moment nur ihren hoch gekrümmten Rücken und die leicht zitternde Schwanzspitze hinter dem flachen, schneebedeckten Buxbäumchen. Von dort steigt malerisch ein wenig schneeweißer Dampf auf, der sich sofort in der Morgensonne verflüchtigt. Ohne in Rikes Gesicht sehen zu können ahne ich, dass es ihr gerade gut geht. Jetzt weiß ich, dass ich zu meinem Glück noch ein wenig Zeit habe mit dem Morgenspaziergang. Gabi würde mich jetzt erschlagen, wie ich hier so sitze in meinem Trainingsanzug aus reiner Mallorca-Seide und meinem Bullen-Frühstück, das ich mir nicht abgewöhnen kann: eine Filter vor, eine beim und eine nach dem Kaffee. Das wird ein guter Tag!
DAS hört sich nach "wohlfühlen" an … und sei Dir gegönnt:gut:
max mustermann
18.01.2017, 16:03
Nee das ist kein "wohlfühlen", so ein Bullen-Frühstück klingt und ist shice. Speziell, wenns eh überall schon zwickt. :op:
Gruß nicht von einem Nichtraucher, sondern von einem Ex-Raucher (die sind noch ärger!)
Ich wollts nicht schreiben :weg:
Da muss der Lou noch dran arbeiten :op:
Zum Aufhören ist es nie zu spät.
Street Bob
18.01.2017, 17:50
Das stimmt definitiv, Ihr habt Recht. Leider bin ich definitiv ein Suchttyp. Koffeinsucht geht noch, drei Wochen kein Alkohol kein Problem. Aber Besprechungen ab 120 Minuten haben mich, was das Nikotin betrifft, in der Tat ganz schön kribbelig gemacht. Aus diesem Grund habe ich sogar kostenfreie Einladungen nach Neuseeland und Australien des dortigen Powerlifting-Verbandes abgesagt.
Aber das wollen wir hier nicht weiter thematisieren, ich weiß alles darüber. Beizeiten werde ich dazu meine eigene Strategie entwickeln.
Einige Süchte habe ich überwunden bzw. vermieden. BtM-Konsum beispielsweise interessierte mich nie. So werde ich definitiv auch künftig kein Casino betreten, weil ich glaube, dass es mich anfixen könnte. So schlau bin ich immerhin. Den "Donjuanismus", eine krankhafte Form der Bindungsunfähigkeit, habe ich ebenfalls hinter mir, seit ich meine Gabi kenne. Auch das ist keinesfalls sonderlich angenehm gewesen und hat auch Leid hinterlassen. (Und hat nicht nur eine Menge Geld gekostet, bedenkt man, dass ich mittlerweile den fünften oder sechsten kompletten Hausstand beschaffen musste). Bei jeder Verlobung habe ich ein elektrisches Messer geschenkt bekommen. Ich glaube, ich könnte damit eine ganze Gyrosbuden-Kette aufmachen. 8o
Die Rolexomania hat mich nicht völlig erfasst, zumindest nicht im Vergleich zu dem ein oder anderen Sammlerkollegen. Aber auch ich kenne das Zucken in den Fingern, wenn ein "kauf mich"-Button auftaucht.
Allerdings bin ich vielleicht doch spießiger geworden, als ich dachte. Das lange Gesicht meines Sohnes bleibt mir im Gedächtnis, als er sich eines Tages bei seinem Friseur eine Art blaues Vogelnest auf die Rübe hat zaubern lassen. Bei seinem Anblick hatte ich ihm eröffnet, ich könne mich nicht erinnern, jemals eine Amsel gepudert zu haben.
Michael S.
18.01.2017, 18:43
Hallo Lou, erzähl doch bitte mal was über Powerlifting. Warst/ bist Du aktiver Wettkampfathlet?
Gruß Michael
Nee das ist kein "wohlfühlen", so ein Bullen-Frühstück klingt und ist shice. Speziell, wenns eh überall schon zwickt. :op:
Gruß nicht von einem Nichtraucher, sondern von einem Ex-Raucher (die sind noch ärger!)
Ich hatte ja geschrieben "es HÖRT sich danach an" … und glaube auch, dass er sich dabei wohlgefühlt hat, und ich gönne ihm wenn es ihm gut tut …so war´s gemeint!
Als Nichtraucher kann ich aber natürlich Deinen Post nur unterstützen:gut: … auch was die Ex-Raucher angeht ;)
Street Bob
19.01.2017, 12:54
Hallo Lou, erzähl doch bitte mal was über Powerlifting. Warst/ bist Du aktiver Wettkampfathlet?
Gruß Michael
Nein, Athlet war ich nicht. Ich war seinerzeit der wohl einzige professionelle Moderator dieser Sportart, zu googeln auch unter Kraftdreikampf (KDK).
Das kam so:
In einem meiner früheren Beiträge beschrieb ich bereits, daß ich in meiner damaligen neuen Heimat Krefeld-Gartenstadt keinen Anschluss finden konnte ("Bist Du auch beim BAYER?" - "Nein, aber meine Frau" - "Ach so"), meldete ich mich im "Sportstudio Gartenstadt" an. Ralf Gierz, der Inhaber, war nicht nur Arbeitskollege meiner Frau sondern auch frischgebackener Weltmeister im Powerlifting, ein großer, ebenso schwerer wie gutmütiger Athlet. In seinem Studio trainierte die Bundesligamannschaft des Kraftsportvereines KSV Krefeld, eine unglaubliche Ansammlung bärenstarker Männer der unterschiedlichsten Gewichtsklassen, die in der ersten Liga den Finalkampf für die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft im KDK erreicht und auszurichten hatte.
Ich hingegen war ganz normaler Studiogast und keinesfalls Powerlifter. So kann ich trainieren wie ich will: ich werde wohl immer stärker, sehe aber danach noch genauso shice aus wie vorher. Mit Ralf, dem Studiobesitzer, hatte ich mich durch meine Frau angefreundet. Er erzählte mir, der Endkampf solle in diesem Jahr erstmalig einmal eine große Veranstaltung werden. Bis dahin fand KDK meist in Grundschulturnhallen und quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Der KSV Krefeld war unglaublich stark damals: mit Ralf Gierz und Michael Brügger, einer echten Powerlifting-Legende und erstem Deutschen mit einer Gesamtleistung von über 1000kg in drei Disziplingen, hoben zwei Weltmeister in der Mannschaft, dazu mit Andi Schulte ein Europameister im Bankdrücken. Der Verein hatte mit der BSA-Sportmarketing einen neuen Sponsor, und der Endkampf sollte in Krefelds größter Sporthalle stattfinden, mit Show-Einlagen, Catering pp.
Die Voraussetzungen waren prima, es fehlte nur ein Moderator. Mit meinem bekannt großen Maul erklärte ich mich sofort bereit, die Veranstaltung zu moderieren, obwohl ich nie zuvor einen KDK-Wettkampf gesehen hatte oder gar die Begrifflichkeiten kannte. Langer Rede kurzer Sinn - es kamen über 1000 Zuschauer! Der Lou also locker-flockig den Kampfabend durchmoderiert, es wurde ein Riesen-Erfolg und Krefeld Deutscher Mannschaftsmeister.
Nun wurde der Verband auf mich aufmerksam, man wollte nach den Krefelder Erfahrungen das Powerlifting populärer machen, hatte es doch das Gewichtheben in Bezug auf Publikumsinteresse bereits übertroffen. So kam es, dass immer mehr Bundesligisten an mich herantraten mit der Bitte, doch ihre Veranstaltungen gegen Honorar auch zu moderieren. So reiste ich also durch Deutschland und moderierte Kraftsport, ausgestattet mit einer Nebentätigkeitserlaubnis des Polizeipräsidenten von Krefeld, der sich dafür zusagen ließ, dass ich alle künftigen Veranstaltungen der Polizei wie Tage der Offenen Tür, Turniere oder Landessportlerehrungen dienstlich und damit kostenlos moderieren würde.
Die BSA-Sportmarketing, die nun neben Henry Maske, Axel Schulz, Dariusz Michalschweski und dem gesamten Werferteam des Deutschen Leichtathletikverbandes auch mich betreute, wurde später übrigens im Streit um die Vermarktungsrechte der Olympischen Ringe bei der Leipziger Olympiabewerbung bekannt. Ralf H., Chef der BSA, residierte damals auf einer ganzen Etage des Golfhotels Juliana in Wuppertal und war mein Kumpel. Er verhandelte erfolgreich mit den Brüdern Michael und Robert Geiss (MiRo-GmbH). Nun liefen wir also alle mit den legendären "Uncle Sam"-Caps herum und bekamen das minutenweise z.B. bezahlt, wenn wir im TV damit zu sehen waren.
So war ich also plötzlich der Moderator der Uncle Sam-Bühne auf der FIBO in Essen und brachte dort die Powerlifting-Show mit Rekordversuchen und einem unglaublichen Andrang. Hier lernte ich z.B. auch Lou Ferrigno kennen, Arnolds größten Gegner damals und Namensgeber meines Nicks "Lou".
Über die Zeit bei der BSA könnte ich wirklich ein Buch schreiben, habe ich dort Unglaubliches mit Weltklasseathleten wie Schwimmern, Kugelstoßer (-innen), Boxern und Kraftsportlern erlebt. Und das Interessante war: der faulste Hund von allen, nämlich ich, bekam das meiste Geld :D:D
Natürlich war nun auch der Bodybuilder-Verband auf mich aufmerksam geworden. Wer Anfang der 90er mal einen Wettbewerb gesehen hat, weiß, dass das eine ziemlich trockene Angelegenheit war. Meine erste Bodybuildung-Veranstaltung, die ich in meinem Leben gesehen habe, habe ich selbst moderiert. Das war schon seltsam: Ein Line-Up toller Athleten und die ganze Duisburger Mercator-Halle voll mit schweigendem Publikum, in dem nicht wenige Ochsen saßen, die aus einer großen Tupperschüssel trockenen Reis löffelten. Nach kurzer Zeit war das Eis gebrochen, und es ging voran.
So hatte also das Powerlifting eine kurze Blüte Anfang der Neunziger. Hier meine Helden von damals, Ralf Gierz und Michael Brügger, wie gesagt vor 25 Jahren:
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Michael Brügger hätte auch gut Bodybuilder werden können, hatte sich allerdings bei einem Rekordversuch über 282,5kg im Bankdrücken in Venice laut krachend den linken Brustmuskel durchgerissen. Dieser wurde wieder stark, zeigte seitdem aber eine Einwölbung. Damit kann man nicht auf die Bühne. Zu stärksten Zeiten sah er so aus:
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Eines seiner letzten Bilder zeigt die Folgen dieses extremen Lebens für den Kraftsport und der extremen "Ernährung", die damals kaum Einhalt fand:
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Michael starb am 29.06.2009 im Alter von 47 Jahren. Ich werde ihn nie vergessen. Er war ein netter Kerl und DIE Gallionsfigur. Ich hoffe von Herzen, dass er Ruhe und Frieden gefunden hat. 140727
sausapia
19.01.2017, 16:52
Tolle Geschichte: ich habe gerade Powerlifting gegoggelt. Zuvor dachte ich, es hat etwas mit Kader Loth-Grimassen zu tun ... :D
Michael S.
19.01.2017, 17:04
Danke für die Antwort Lou.
Die meisten Namen sagen mir was, hatte früher selbst Ambitionen. Leider war mein Enthusiasmus um ein Vielfaches größer als meine tatsächliche Veranlagung. Mehr als der Sieg bei einer Studiomeisterschaft im Bankdrücken war bei mir nicht drin.
Ein ehemaliger Trainingskumpel hat es unterdessen jedoch zum Landesmeister bei den Ü40 Männern geschafft.
Mit sportlichen Grüßen Michael
ligthning
19.01.2017, 17:24
Tolle Geschichte: ich habe gerade Powerlifting gegoggelt. Zuvor dachte ich, es hat etwas mit Kader Loth-Grimassen zu tun ... :D
:bgdev:
Wahnsinns Geschichten, hier bleib ich am Ball...:gut::gut::gut:
Street Bob
20.01.2017, 10:32
Mitte der 90er Jahre verkauften dann Michael und Robert Geiss das Label Uncle Sam an ein Versandhaus für geschätzt 140 Millionen DM. Ich denke, dass die Geissens die Trendwende zum Fitnesssport frühzeitig erkannt und sich über den guten Verkauf mächtig gefreut haben dürften.
Michael Geiss, ein supernetter Typ, lebte nun auf Mallorca, und Robert G. war ins Immobiliengeschäft eingestiegen.
Für den neuen Erwerber machte ich noch ein oder zwei Messsen. Hier sprach ich mit Prof. Dr. Beuker, dem Präsidenten des Deutschen Bodybuilding- und Kraftsportverbandes, Sportmediziner an der Uni Düsseldorf, den ich von einigen Bodybuilding-Veranstaltungen kannte. Dieser erklärte mir, dass vielleicht noch 3-4000 Athleten Hardcore-Bodybuilding betreiben würden, die Hunderttausenden von Aktiven der Fitnesswelle gegebüber stünden. Bodybuilding wolle keiner mehr sehen. Entsprechend sei auch die Verbandsarbeit zu gestalten.
Nun gab es keinen Kraftsport auf der Uncle Sam - Bühne mehr, und der deutsche Nahrungs-Ergänzungsmittelhersteller All Stars übernahm die Shows auf einer neuen, bestimmt 30m langen Bühne. All Stars zeigte dreimal täglich über die vier Tage reine Bodybuilding-Shows mit Athletinnen und Athleten, die sie unter Vertrag hatten.
Uncle Sam kleidete mich weiter zweimal täglich von oben bis unten neu ein. Dafür machte ich bei den Anmoderationen der Athleten immer wieder mal ein wenig Werbung, ein kleines Privatgeschäft ;)
Mein Mentor bei Allstars war Stefan Korte, selbst ehemaliger Juniorenweltmeister im Powerlifting und noch heute Halter einiger Weltrekorde. Wir sind immer noch befreundet, er lebt nun mit seiner Familie in Salzburg. Stefan hat auf der Bühne in meinem Beisein sesationelle 100 (einhundert) tiefe, saubere Squats gebeugt, mit einer 100kg-Hantel auf dem Buckel! Ein echter Sauerländer mit einem unglaublichen Willen und enorm viel Ahnung.
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Trotz des Statements von Professor Beuker, das Bodybuilding sei tot, saugte die Allstars-Show die anderen Messehallen förmlich leer. So habe ich auch jede Menge US-Professionals wie Shawn Ray, Vince "The Prince" Taylor und Ronnie Coleman kennen gelernt.
Im ersten Jahr der FIBO-Bühne von Allstars hatte ich Jayson "Jay" Cutler, den viermaligen Mister Olympia und -zigfachen Millionär, an seinem eigenen Stand mit Nutritions, angesprochen, ob er nicht auch einmal auf unsere Bühne kommen wolle. "3000 Dollar!" war seine Antwort. "Threeeee thousands?" fragte ich ungläubig zurück? - "Yes - for an Interview!"
Jay Cutler, hier off season:
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Nachdem die Show drei Tagelang förmlich knallte, kam er dann Sonntags auf mich zu und fragte, ob er oben auch einmal posen dürfe. Von Geld wurde nicht mehr geredet.;)
Markus Rühl, ein deutscher Profi und Sieger der legendären "Night of the champions" in New York, saß an einem anderen kleinen Stand und sah richtig traurig aus. Der ebenso gigantische wie übrigens sehr nette Kerl erklärte mir in breitem Hessisch: "Isch däät scho komme, abbä dä Schei.. Verdrach..."
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Street Bob
20.01.2017, 11:54
Bodybuilding
Das Bodybuilding kennen wir Älteren schon aus den Siebzigern. Helden wie Arnold Schwarzenegger, Lou Ferrigno und Frank Zane hingen in jedem Studio. In den Gyms wurde beim Training noch richtig gebrüllt, und es gab nur einen einzigen echten Shake, bestehend aus Eiweißpulver, Grapefruitsaft und einem rohen Ei.
Durch viele Veranstaltungen mit all den Profis habe ich einiges von dem Sport verstanden und kann so dem interessierten Laien vielleicht einen kurzen Einblick geben in diese Sportart, die eine der härtesten der Welt ist.
Das Essen wird für manche Athleten zur Qual. Off season müssen sie alle paar Stunden gigantische Mengen Eiweiß und Kohlehydrate in sich hineinschaufeln, um Muskelmasse aufzubauen. Dazu kommt ein enormer finanzieller Aufwand für diverse Mittelchen und Präparate, die meist auf der Dopingliste stehen. Aber davon allein wird man nicht massig. Die Legende, Bodybuilder hätten keine Kraft und seien nur aufgepumpt, ist völliger Blödsinn. Was dort im täglichen Training an Eisen bewegt wird, ist von einem Stahl- oder Straßenbauer selbst im Akkord nicht zu bewältigen. Die Jungs sind saustark.
Das ändert sich, wenn der Athlet in die Definitionsphase einsteigt. Jetzt heißt es abnehmen, ohne Muskelmasse zu verlieren. Markus Rühl wiegt off season 150kg und zeigt auf der Bühne strohtrocken und definiert 125kg Muskelmasse. Diese Diät ist abartig, kein Salz, zum Schluss keine Kohlehydrate, wenig Wasser. Für mich sind die, auf Deutsch gesagt, alle bekloppt, was das angeht. Wer tut sich das an???? Dazu ist der Wettkampf abartig anstrengend, selbst beim Lineup sind alle Muskeln unter Dauerbelastung. Oft sieht man auch Athleten einfach umfallen. Geld verdienen dabei netto wirklich nur sehr wenige. Aber das muss halt jeder mit sich selbst ausmachen. So habe ich weder die Muskulatur noch Bock auf so etwas. Die Wirkung insbesondere der Wachstumshormone ist oft verheerend: es wachsen nicht nur die Muskeln. Sicher hat sich der ein oder andere schon gefragt, warum bei manchen Athleten der Bauch vorgewölbt scheint, obwohl ein mit Adern übersähtes Sixpack zu sehen ist: darunter wachsen Organe!!
Ein gutes Beispiel für kräftige Bodybuilder war mein alter Kollege Frankie, ebenfalls BSA-Athlet. Er war nicht nur Internationaler Deutscher Meister im Bodybuiling, sondern noch zwei Jahre zuvor noch Weltmeister im Powerlifting, davor vierfacher Vizeweltmeister und Weltrekordhalter im Kreuheben.
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Er hatte gute Voraussetzungen - gelernter Fleischer, später Straßenbauer und vom Boxen über das Powerlifting zum Bodybuilding gekommen. Ein echter Berliner Jung, ca. 170 groß und 100kg schwer, leider mit schlechten Augen und einer starken Brille.
Seinen Weltmeistertitel feierten wir mit der BSA-Combo in der Bar des Golfhotels Juliane. Wir waren zu acht oder neunt: BSA-Chef Ralf H., der im Hotel lebte, sein Assistent Sven, Michael Brügger, Frank, Ralf Gierz, ich, etc. .... . Die Athleten und ich waren alle im schwarzen BSA-Sportleroutfit, Ralf und Sven natürlich in Anzügen.
Neben uns feierte eine größere Gruppe von Managern eines japanischen Automobilherstellers feuchtfröhlich die erfolgreiche Präsentation eines neuen Coupés. Offenbar wunderten sich aus dieser Gesellschaft einige der sichtlich angetrunkenen Schlipsträger über das für sie seltsame Äußere unserer Combo und hatten vom Barkeeper wohl erfahren, dass der kleinste von uns (Franki) wohl gerade Weltmeister "in irgendwas" geworden war.
Sofort lösten sich einige der besoffenen Erfolgstypen aus ihrer Gruppe, umringten Frank, und einer fragte ihn breit grinsend:
"Na Kleiner, was bist denn Du für ein Weltmeister? Gib uns doch mal ein Autogramm" und so weiter.
Der berlinerte höflich, er habe keine Autogrammkarten dabei, diese seien im Auto.
"Was, Du kleiner Weltmeister, Du fährst besoffen Auto?" und so weiter. Sie kannten Frankie nicht. Der arme Frankie war total irritiert, mit Verbalinjurien hatte er nicht gerechnet. Und es kam, was kommen musste:
Mit einer fast unsichtbaren kurzen Rechten ans Kinn stimmte der sichtlich überforderte Berliner Jung dem Großmaul im Dress dermaßen den Tempelgong, dass dieser die Augen absonderlich verdrehte und sofort an Deck ging. Frank drehte sich wieder zum Tresen und trank ruhig weiter.
Oweia, und ich war Polizist!!! (Nun stehe ich auf dem Standpunkt, dass das Notwehrrecht nicht nur bei Angriffen gegen die körperliche Unversehrtheit, sondern auch gegen das Rechtsgut der Ehre durchaus Anwendung findet. Ein Notwehrexzess lag für mich auch nicht vor, da Frankie so leicht geschlagen hat, wie er halt konnte. :ka: )
Dieser eine Schlag war gleichzeitig Anfang und Ende der Schlägerei. Sven, der Assistent von Ralf H. reagierte als erster und holte den Eiskübel vom Barkeeper. Gemeinsam mit ein paar Tünnessen aus der anderen Gruppe päppelte man den röchelnd am Boden Liegenden wieder auf. Der Arme kam plötzlich zu sich und sprang auf. Er hob verwirrt beide Fäuste und drehte sich dabei langsam mit irren Blicken im Kreis.
Ihm schwante wohl, dass er gerade eine eingescheppt bekommen hatte, er wusste nur nicht mehr, von wem. Einige der vernüftigeren aus seiner Gruppe entfernten ihn dann aus der Bar. Er war etwas mitgenommen. Die Sache verlief gottseidank für alle weiter folgenlos.
Man könnte vermuten, dass zumindest manche Menschen mit zunehmendem Erfolg den Bezug zur Realität verlieren. Also beim besten Willen: selbst in seinem weiten Hoodie und mit seiner dicken Brille hätte ein einfacher Mann wie ich einen mir unbekannten Typen wie den kleinen Frankie S. niemals angemacht.
Street Bob
20.01.2017, 13:01
Hier der gute Frankie:
140765
fiumagyar
20.01.2017, 13:49
Herrlicher thread :gut:
Street Bob
23.01.2017, 16:37
Nun ja, in dieser Zeit war ich sicherlich Insider, aber keinesfalls Bestandteil dieser Szene, die besser war als ihr Ruf. So haben wir mit der BSA doch so einige Charity-Veranstaltungen gestaltet und waren sogar für Frau Chr. Herzog und ihr Mukoviszidose-Projekt ehrenamtlich unterwegs.
Nachdem Ralf H. und seine BSA den Rechtsstreit um die Verwendung der Olympischen Ringe in Verbindung mit der Leipziger Olympiabewerbung verloren und enorm viel Geld versenkt hatte (RA der Gegenseite: Otto Schily), fiel unsere Combo auseinander. Auch ließ mein berufliches Engagement und der damit verbundene Aufstieg nicht mehr viel Zeit für mehrtägige Veranstaltungen außerhalb des Dienstes. Bis auf einige Motorradmessen (Fighterama pp.) machte ich dann nicht mehr viel. Auch privat war das eine sehr wuselige Zeit mit einigen, teils schmerzhaften Veränderungen.
Es gibt sehr wenige, die so pointiert schreiben können, erdig, niemals überheblich und mit einem wunderbaren Wortschatz (Tempelgong!) gesegnet sind. Als Buch würde ich es verschlingen.
Street Bob
24.01.2017, 16:46
Danke lieber Teppo, mir selbst ist das gar nicht so deutlich. So wundere ich mich selbst, hier so viel von mir preiszugeben. Vielleicht habe ich gerade einfach zuviel Zeit.
Es ist natürlich total anders als all das, was ich bislang so zu Papier brachte. So zu formulieren macht allerdings auch deutlich mehr Spaß als beispielsweise die Ausfertigung eines Internationalen Rechtshilfeersuchens an Interpol Tirana oder einen Schlussbericht zur Abgabe eines aussichtslosen Umfangsverfahren gegen 24 Beschuldigte aus vier Nationen wegen Beteiligung an einer Schlägerei und wechselseitiger Körperverletzung mit vier Dolmetschern und ohne eine Aussage.
Was drückt sich der normale Beamte denn seit Jahrzehnten so alles aus dem Kreuz, wenn er "rechtssicher" formuliert?
Beispiele:
"Der Unterzeichner nahm in vorliegender Sache am xx.xx.2017, um 14.11 Uhr, erneut fernmündlich Rücksprache mit dem GS Bontenakels Berti ..."
(Heute um 14.11h habe ich Herrn Bontenakels angerufen)
In den 80er Jahren hatte ich Betäubungskriminalität in einem Regionalkommissariat bei der Kripo im Kreis Neuss bearbeitet. Bei Abgabe eines geklärten Falles an die StA war zusätzlich per Sofortmeldung an das LKA zu berichten. Hierzu wurde ein Formular ausgefüllt und dort im Freitext die Begehungsweise sowie Hinweise für Ermittler künftiger Fälle niedergelegt (z.B. "besitzt einen Stafford", "reagiert auf freundliche Ansprache", "springt aus dem Küchenfenster", "täuscht einen Affen vor" usw...). Solche Hinweise erleichtern dem nächsten Ermittler die Sachbearbeitung.
Meiner Kriminalgruppenleiterin Wiebke M., eine ältliche, allein lebende Dame, war das zuviel. Sie war in den frühen 60er Jahren als Krankenschwester zur damaligen "Weiblichen Kriminalpolizei" gestoßen. Diese Damen, meist aus Sozialberufen, durften gar wählen, ob sie eine Dienstwaffe führen wollten oder nicht.
EKHKin Wiebke M. (mit Weißgold-Anhänger "noli me tangere"!) rügte also meine Rauschgift-Sofortmeldungen mit den Worten, diese seien zu lang für das LKA und künftig kurz und knapp zu fassen. Schließlich müssten die Freitexte dort händisch eingegeben werden.
Wenngleich aus Ermittlersicht damit durchaus nicht einverstanden, formulierte ich meine nächste RG-Sofortmeldung wegen Einfuhrschmuggels wie folgt:
"Die Beschuldigte XY führte ein Pack mit 12 Gramm Heroin zunächst in die Vaginalöffnung und dann in die Bundesrepublik ein." Fertig.
Iskandria
24.01.2017, 16:58
Markus Rühl ist einer der ältesten die ich kenne. Mich hat immer gewundert das der noch lebt.
TheLupus
24.01.2017, 18:51
"...
"Die Beschuldigte XY führte ein Pack mit 12 Gramm Heroin zunächst in die Vaginalöffnung und dann in die Bundesrepublik ein." Fertig.
:rofl:
Rolexplo
24.01.2017, 19:53
:rofl:
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