Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Weinkarte mit Servicepauschale?
Hallo allwissendes Forum,
gestern beim Essen im Restaurant war ich zum erstenmal mit einer "Servicepauschale für Flaschenweine" konfrontiert.
:grb:
Auf der Weinkarte war unter den Länder- und Weingebietsnamen ein kleingedruckter Hinweis "auf alle Flaschenweine erheben wir eine Servicepauschale von 29,50 Euro".
Die Wein-Flaschen hatten Preise beginnend bei ~10 Euro bis über 100 Euro, wobei die Preise bereits gefühlt 20% über dem Endkundenpreis des Winzers lagen. Zu diesen Preisen mussten man immer die o.g. Servicepauschale von 29,50 Euro pro Flasche (im Geiste) hinzu addieren.
Mir ist sowas total neu und ich empfand das als befremdlich. Deshalb meine Frage an das geschätzte Forum: habe ich da einen Trend verschlafen bzw. seid ihr über sowas auch schon mal gestolpert.
:dr::gut:
shocktrooper
10.09.2022, 20:28
Noch nie erlebt. Korkengeld kenn ich, wenn man eigenen Wein bspw. bei einer größeren Feier mitbringt, aber für das eigene Restaurantangebot??
Sorry der Nachfrage aber was meinst du mit "die Preise bereits gefühlt 20% über dem Endkundenpreis des Winzers lagen..", Korkengeld?
watch newby
10.09.2022, 20:38
Finde ich interessant - hatte dies mal in einem Frankfurter Restaurant - da gab es €10 oder so pro Flasche als Korkengeld (egal ob mitgebracht oder Wein von dort)...
Aber so wie ich dich verstehe ist dir dass wohl bei einem Winzer passiert, oder? Also Endkundenpreis +20% + Fixe €30... finde dies gerade bei hochpreisigeren Weinen einen guten Deal eigentlich... gefühlt liegt ja im Restaurant der Weinpreis ja eigentlich immer so am Endkundenpreis +150-250%....
Aber zu deiner Frage, ich denke nicht du hast einen Trend verschlafen - finde dies aber echt gut, da ja der Aufwand pro Flasche gleich ist, egal ob günstig oder teuer...
Im Geschäft bekommst Du ja auch keine Winzerpreise. Wenn die Summe passt für ein Lokal ist es ja egal wie sich das rechnet.
Danke für die schnellen Antworten!
:gut:
Hier ergänzend:
- das war KEIN Korkgeld
- das war in einem "besseren" In-Restaurant und NICHT bei einem Winzer.
Kurz zusammengefasst an einem Beispiel:
Servicepauschale 29.50 Euro & Preis des Weines in der Weinkarte: 24 Euro = Preis auf der Rechnung 53.50 Euro
(Der Wein kostet beim Winzer 18 Euro).
Mir geht es hier NICHT um die 200-300% Preisaufschlag in der Gastro. Mir geht es um die Weinkarte und die Restaurant-Abrechnung, in der der Wein und die Servicepauschale getrennt ausgewiesen sind ... sowas kenne ich nicht ...
:grb:
shocktrooper
10.09.2022, 21:03
Find ich dann nicht okay. Insbesondere wenns im Kleingedruckten steht. Da kann man doch gleich den Preis inklusive angeben. Das käme mir dann schon so wie ein Lockvogelangebot vor.
Verstößt vielleicht auch gegen die Preisangabenverordnung in der Gastronomie.
Haben die auch nen Straßenverkauf?
Haben die auch nen Straßenverkauf?
Nöö, ist ein normales In-Restaurant (Sushi, Fusion-Küche, Wagyu, Tuna etc ...)
Wie gesagt, es geht nicht um den aufgerufenen Preis der Flasche, sondern um die Form der Preisgestaltung, also den Split von Service-Pauschale und Weinpreis in der Weinkarte, den ich im Restaurant so nicht kenne ...
Okay. Na ich frage deshalb, weil es bspw. in Wien Lokale mit Shops gibt. Da kann man den Wein dann zum Shop-Preis kaufen, bezahlt dann, so man ihn im Lokal trinkt, ein Aufgeld, in dem dann auch eine Flasche Wasser inkludiert ist.
Das was Du da beschreibst klingt für mich eher unlauter.
Hi Percy,
das mit den Weinlokalen, die einen Shop oder eine Vinothek mit dabei haben, kenne ich genauso, wie von Dir beschrieben.
Aber dass in einer - wie im Restaurant üblich - umfangreichen Weinkarte eine Servicepauschale aufgeführt ist, habe ich so noch nicht gekannt. Deshalb meine Frage ins Forum.
Ich werde beim nächsten mal mit der Inhaberin reden, was die sich dabei gedacht hat ...
Und ... ein schönes WE!
Genauso albern wie eine „Gedeckpauschale“ in einem Restaurant.
R.O. Lex
10.09.2022, 22:52
Mein Gedanke ging kurz in Richtung unterschiedliche Besteuerung der beiden Komponenten Wein und Service. Ist aber wohl kontraproduktiv, weil Verzehr wohl günstiger besteuert wird.
franzi01
11.09.2022, 07:32
Wenn ein Restaurant beim Wein nur 20 % Aufschlag auf den Preis nimmt, den man beim Winzer bezahlt, ist das ungewöhnlich niedrig.
Habe ich noch nie irgendwo so bekommen. Diesen geringen Preis scheint er mit der Servicepauschale dann auf ein normales Niveau zu heben.
Wobei ich das sehr fair finde weil ein teurer Wein ja dann relativ günstig ist mit einer Servicepauschale als mit einem 200-prozentigen Aufschlag zum Beispiel.
Keilerzahn
11.09.2022, 07:35
@Georg: wie heißt denn der Laden, damit ich weiß wo ich nie hingehe…
und ich vermute, du auch nicht mehr ;)
Wenn einem der Wein nun so gut geschmeckt hat, dass man eine Flasche mit nach Hause nehmen möchte, könnte man diese vielleicht zum Listenpreis, ohne die Servicepauschale, mitbekommen.
linklater
11.09.2022, 10:46
Vielleicht ist es die hier empfohlene Art der Kalkulation?
https://www.deutscheweine.de/fileadmin/user_upload/Website/Aktuelles/GastroPortal/Mehr_Umsatz_mit_Wein.pdf
Wenn ich es richtig verstehe, finde ich es super, da es so mehr Spass macht, tolle Weine im Restaurant zu trinken.
Anstatt ca Faktor 3 auf den Einkaufspreis zu bezahlen, bezahle ich den ungefähren EK (d.h. +20%) sowie die Servicepauschale.
Wenn ein Wein ab Winzer 50 Euro kostet, bezahle ich nun 89,5 Euro (50 x 1,2 + 29,5) anstatt ca 150 Euro. Für den Gastronomen rentiert es sich hingegen hoffentlich durch höheren Konsum und die Möglichkeit wegen mehr Nachfrage ein attraktiveres Angebot hochwertiger Weine anzubieten.
@linklater: 100%! Dein Link unterstreicht das, was ich mir grob durchgerechnet habe und könnte gut die Basis für die PreIsfindung gewesen sein.
@LTB: Jepp, das siehst Du richtig! Die teureren Weine werden nicht mit Faktor 3x oder 4x verkauft wie die einfacheren Weine, sondern irgendwie linear absteigend mit kleinerem Faktor. Das wurde aber imho in der Gastro schon immer ähnlich gerechnet.
Meine Verwunderung und Grund für den Thread war eigentlich, dass diese Kalkulation in der Weinkarte stattfindet und man NUR diese Basispreise in der Weinkarte ausgewiesen findet ...
AndreasS
11.09.2022, 12:42
Ich hab sowas noch nicht gesehen, finde es aber auch albern. Warum kalkuliert man die Preise dann nicht gleich „richtig“?
Ist zumindest mal irreführend und ich bin mir nicht mal sicher, ob da nicht sogar ein Mitbewerber gegen vorgehen könnte.
Wenn einem der Wein nun so gut geschmeckt hat, dass man eine Flasche mit nach Hause nehmen möchte, könnte man diese vielleicht zum Listenpreis, ohne die Servicepauschale, mitbekommen.
Das könnte durchaus ein Grund sein.
Ich bin auf die Auflösung nach dem Gespräch mit der Inhaberin gespannt.
THX_Ultra
11.09.2022, 17:40
Ich finds generell nicht so blöd, wenn die quasi den Serviceaufschlag transparent machen und dann die Weine halt mit einem kleinen Faktor kalkulieren. Wie schon vorher erwähnt, könnte das gerade bei teuren Weinen sogar super fair sein. Wie das kommuniziert wird, ist halt vielleicht nicht so toll gelaufen irgendwie.
Wär aber generell eine gute Sache bei den Weinpreisen, wenn man nicht einfach nur den Faktor X macht, wie sonst überall immer noch üblich.
Verstehe ich gerade nicht, Michael. Der TS moniert , so habe ich das verstanden, dass "ein / der Aufschlag" etwas versteckt auf der Karte ist.
Transparenz bei Preisangaben im Lokal waere fuer mich, den Aufschlag direkt einzupreisen. Meinst du mit Transparenz die Preisgestaltung?
Und wer mehr wissen will, kann ja bei Tisch den Ladenpreis des Weines idR googeln. Selbst eine oenologische Bewertung oder der Saeuregehalt liesse sich zuvor eruieren....
shocktrooper
11.09.2022, 17:55
Die können doch kalkulieren wie sie lustig sind. Ich als Kunde will nur nach einem Blick auf die Karte wissen, was mich meine Bestellung kostet und nicht noch vorher rechnen müssen. Wie wärs mit Besteckgeld, einem Spülzuschlag, einer Servicepauschale? Flasche Wein mit zwei Gläsern 65 €, mit vier Gläsern 73 €?
Nenene, das ist nicht transparent, ich glaub, das ist hierzulande schlichtweg verboten.
THX_Ultra
11.09.2022, 18:26
Verstehe ich gerade nicht, Michael. Der TS moniert , so habe ich das verstanden, dass "ein / der Aufschlag" etwas versteckt auf der Karte ist.
Transparenz bei Preisangaben im Lokal waere fuer mich, den Aufschlag direkt einzupreisen. Meinst du mit Transparenz die Preisgestaltung?
Und wer mehr wissen will, kann ja bei Tisch den Ladenpreis des Weines idR googeln. Selbst eine oenologische Bewertung oder der Saeuregehalt liesse sich zuvor eruieren....
Ja, man müsste halt die Handelspreise der Weine mal hernehmen und wenn die dann ca. 20% aufschlagen + Servicepauschale finde ich es sehr fair. Aber ja, die doppelte Kalkulation ist auch nicht sonderlich transparent irgendwo, sofern man halt keinen Bezug zum Handelspreis vom Wein hat. Ab Hof lasse ich mal außen vor, weil gerade bei Weinen aus dem Ausland sowas gar nicht existiert.
Hallo Freunde,
danke für die rege Beteiligung!
:gut:
Wie gesagt, es geht mir NICHT um eine Kritik zu überzogenen Weinpreisen oder darum, wie die interne Kalkulation zur Preisfindung bei Weinen zustande kommt.
Aaaaber, wenn man bei einem Restaurantbesuch die dicke lederne Weinkarte gereicht bekommt und zu blättern beginnt, dann erwartet man eigentlich, dass die in der Weinkarte aufgeführten Preise die 'echten' Preise sind und dass da nichts mehr in Form von Servicepauschale hinzu kommt.
Ich sehe aus euren Reaktionen, dass sowas eher unüblich oder unbekannt ist. Das erleichtert mich, wril ich gedacht hatte, irgendwas Neues verschlafen zu haben. Ich frage da im Restaurant mal nach, was das soll ...
:dr:
AndreasS
11.09.2022, 21:36
Ich glaube, das interessiert uns alle. :D
Die können doch kalkulieren wie sie lustig sind. Ich als Kunde will nur nach einem Blick auf die Karte wissen, was mich meine Bestellung kostet und nicht noch vorher rechnen müssen.
So und nicht anders. :gut:
Sinnvoller wäre es sicher, diese Servicepauschale gleich einzupreisen. Dann kann man sie immer noch kommunizieren (Preise enthalten Servicepauschale von …), sei es aus Transparenz- oder aus Gründen des möglichen Straßenverkaufs.
Ich könnte mir noch vorstellen, dass dies schlicht die Umsetzung einer aktuellen Preiserhöhung aufgrund gestiegener Allgemeinkosten ist, bei der man wegen der großen Weinkarte den Aufwand gespart hat, jedem Einzelpreis zu erhöhen. Ob das zulässig ist unter Wettbewerbsgründen, mag ich nicht beurteilen.
Ich glaube, das interessiert uns alle. :D
Also:
Habe vorhin länger und nett telefoniert:
Das Restaurant generiert noch etwas Weinumsatz mit Kunden, die sich dort einige Flaschen Wein nach dem Restaurantbesuch kaufen und mit nach Hause nehmen. Die Inhaberin fand es eine gute Idee, diese VK-Preise in die Restaurant-Weinkarte zu drucken und dort eine Servicepauschale für das Trrinken im Restaurant zu erheben. Das sollte von ihrer Sicht aus transparent sein, ist aber etwas in die Hose gegangen.
Ich habe ihr vorgeschlagen, wieder die normalen Restaurant-Preise auszuweisen und in einem Zusatz zu erwähnen, dass man bei Gefallen die jeweiligen Weine auch zu einem Mitnahmepreis erwerben kann. Sie war sehr glücklich über das Feedback. ...
:dr::gut:
Spacewalker
12.09.2022, 20:29
Das ist der richtige Weg. Das ergibt für die Mitnehmer einem Vorteil und nicht für die Restaurantgäste einen gefühlten Nachteil. :gut:
madmax1982
12.09.2022, 21:22
Super geklärt, Georg! :gut: :dr:
AndreasS
12.09.2022, 21:32
Danke für die Rückmeldung, das kann ich dann schon ein bissl nachvollziehen.
Also hatte Percy doch recht. :)
Wenn ich es richtig verstehe, finde ich es super, da es so mehr Spass macht, tolle Weine im Restaurant zu trinken.
Anstatt ca Faktor 3 auf den Einkaufspreis zu bezahlen, bezahle ich den ungefähren EK (d.h. +20%) sowie die Servicepauschale.
Wenn ein Wein ab Winzer 50 Euro kostet, bezahle ich nun 89,5 Euro (50 x 1,2 + 29,5) anstatt ca 150 Euro. Für den Gastronomen rentiert es sich hingegen hoffentlich durch höheren Konsum und die Möglichkeit wegen mehr Nachfrage ein attraktiveres Angebot hochwertiger Weine anzubieten.
War auch mein erster Gedanke, einen Grund dort nicht mehr hinzugehen sehe ich bei NULL
Gut, dass sie es ändert, dann ist sie auch rechtlich auf der sicheren Seite.
Die Preisverzeichnisse müssen immer die Endpreise enthalten. D.h. einschließlich Umsatzsteuer und anderer möglicher Preisbestandteile (z.B. Bedienungsgeld, Heizkostenaufschläge usw.) und unabhängig von einer Rabattgewährung. Nettopreise sind unzulässig. Die Kurtaxe ist kein Aufschlag!
Endpreise können aufgegliedert werden, sofern sie ausdrücklich hervorgehoben werden. So können die Zuschläge für Mehrwertsteuer, Bedienung oder Musikdarbietung aufgeschlüsselt werden. Der Verbraucher bzw. Gast soll immer sofort erkennen können, welchen Betrag er für ein Getränk oder eine Speise zu zahlen hat. Es darf ihm nicht zugemutet werden, erst die Einzelbestandteile des Endpreises zusammenzurechnen
https://www.ihk.de/rheinhessen/starthilfe/gewerberechtliche-vorschriften/guv/guv5d-speisekarten-3167790
bernie1978
13.09.2022, 22:14
Das mit der Servicepauschale wirkt sich auch positiv auf die Umsatzsteuer aus, oder
täusch ich mich?
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