Prof. Rolex
16.11.2005, 08:32
Liebe Rolex-Fans,
Nach all den interessanten Lifestyle-Threads (Anzüge, Hemden, Champagner und ich glaube sogar Butterbrote), erlaube ich mir einen Thread über eines meiner wichtigsten Arbeitsgeräte aufzumachen: Den technisch-wissenschaftlichen Taschenrechner. Sicher vorwiegend ein Gebiet für Spezialisten (Naturwissenschaftler, Ingenieure, Architekten, etc.), aber es gibt durchaus interessante Parallelen zu unserer Rolex-Leidenschaft. Denn auch bei Taschenrechnern gibt es einen Hersteller, der der Philosophie von Rolex sehr nahe kommt: Hewlett-Packard!
Auch wenn es einige unter Euch überraschen wird, über den richtigen Taschenrechner gab es in den 70er Jahren regelrechte „Glaubenskriege“, die den hier oft über Uhren geführten Diskussionen nicht nachstanden. Die Rolex unter den Rechnern war HP und es gab die „dark side“: Texas Instruments (TI). Für untergeordnete Rechenaufgaben akzeptierten HP-Fans vielleicht gerade noch die damals aus deutscher Produktion stammenden ARISTO-Taschenrechner.
Die meisten HP-Rechner arbeiten nach dem Prinzip der „Umgekehrten Polnischen Notation“ (UPN) nach Jan Lukasiewicz (*1878 +1956) und verfügen daher nicht über eine „=“-Taste, auch „Klammer“-Tasten sind nicht vorhanden. Die Gleichungen werden von innen nach außen eingegeben, wodurch sich viele Berechnungen wesentlich schneller durchführen lassen, als mit herkömmlichen Rechnern. Nicht-Eingeweihten ist es aber meist unmöglich mit HP-Rechnern umzugehen, was manchmal zu interessanten Fragen führt (Wo ist denn da die „=“-Taste?). Die HP-Rechner sind von Rolex-ähnlicher Robustheit und Verarbeitung, allerdings hat sich das Qualitätsniveau in den letzten Jahren leider dramatisch verschlechtert.
Seit 1977 verwende ich HP-Taschenrechner, wobei mein erster HP ein 25C war, den ich natürlich auch heute noch besitze. Es folgten dann ein 97, 11C, 28C, 48S, 48GX und 49G. Zusätzlich habe ich manchmal alte Rechner aufgekauft und es entstand eine kleine HP-Sammlung (alle Rechner sind voll funktionsfähig):
http://img.photobucket.com/albums/v463/MatthiasRBO/HP.jpg
Mit dem 49G war ich übrigens nicht zufrieden (Gummitasten ohne den gewohnten Druckpunkt), daher bin ich „back to the roots“ gegangen und verwende im Alltag einen HP-25 von 1975 aus meiner Sammlung. Dies führte bei diversen Besprechungen schon mehrmals zu vom eigentlichen Thema abweichenden Diskussionen über HP-Rechner. Teilweise erinnert mich das dann an die hier geführten Diskussionen über „Vintage oder nicht Vintage“. In meinem beruflichen Umfeld sind die Reaktionen auf die Benutzung eines Vintage-HP-Rechners oft mit den hier aufkommenden Reaktionen beim Anblick einer seltenen Vintage-Rolex vergleichbar.
Um Euch einmal ein Gefühl für die damaligen Preisdimensionen solcher Rechner zu geben, nachfolgend ein Vergleich: Für den Preis meines HP-25C war 1977 auch eine Rolex Oysterdate 6694 erhältlich und der Gegenwert des HP-97 entsprach 1979 einer Datejust 16014. Als der erste Taschenrechner 1972 auf den Markt kam (HP-35) wäre für dessen Preis sogar eine Rolex Day-Date mit Lederband erhältlich gewesen.
Vielleicht zum Abschluß noch eine kleine Geschichte aus meiner Schulzeit:
Der von mir damals benutzte HP-25C (C=Continuous Memory) war der allererste Taschenrechner, der seinen Programm- und Speicherinhalt auch nach dem Ausschalten behielt. In den Klassenarbeiten waren damals zwar Taschenrechner erlaubt, allerdings mußten die Speicherinhalte leer sein. Mein Physiklehrer ging daher vor einer Klassenarbeit durch die Reihen und schaltete die Rechner einmal ein und aus, in der Gewißheit so alle Speicherinhalte gelöscht zu haben. Der von mir benutzte 25C zeigte sich davon allerdings völlig unbeeindruckt und so manche Formel und Konstante war während der Klassenarbeit weitherhin verfügbar. Umso überraschter war ich bei der nächsten Klassenarbeit, als der Pauker lächelnd auf mich zuging, freundlich etwas von einem interessanten Rechner sagte und dann exakt die Tastenfolge eingab, die sämtliche Speicherinhalte löschte. Er hatte sich zu meinem Entsetzen weitergebildet.
Hier das Corpus Delicti:
http://img.photobucket.com/albums/v463/MatthiasRBO/hp-25c.jpg
Zum Thema HP-Rechner kann ich Interessierten übrigens die phantastische Seite von David Hicks empfehlen: www.hpmuseum.com
Viele Grüße
Matthias
Nach all den interessanten Lifestyle-Threads (Anzüge, Hemden, Champagner und ich glaube sogar Butterbrote), erlaube ich mir einen Thread über eines meiner wichtigsten Arbeitsgeräte aufzumachen: Den technisch-wissenschaftlichen Taschenrechner. Sicher vorwiegend ein Gebiet für Spezialisten (Naturwissenschaftler, Ingenieure, Architekten, etc.), aber es gibt durchaus interessante Parallelen zu unserer Rolex-Leidenschaft. Denn auch bei Taschenrechnern gibt es einen Hersteller, der der Philosophie von Rolex sehr nahe kommt: Hewlett-Packard!
Auch wenn es einige unter Euch überraschen wird, über den richtigen Taschenrechner gab es in den 70er Jahren regelrechte „Glaubenskriege“, die den hier oft über Uhren geführten Diskussionen nicht nachstanden. Die Rolex unter den Rechnern war HP und es gab die „dark side“: Texas Instruments (TI). Für untergeordnete Rechenaufgaben akzeptierten HP-Fans vielleicht gerade noch die damals aus deutscher Produktion stammenden ARISTO-Taschenrechner.
Die meisten HP-Rechner arbeiten nach dem Prinzip der „Umgekehrten Polnischen Notation“ (UPN) nach Jan Lukasiewicz (*1878 +1956) und verfügen daher nicht über eine „=“-Taste, auch „Klammer“-Tasten sind nicht vorhanden. Die Gleichungen werden von innen nach außen eingegeben, wodurch sich viele Berechnungen wesentlich schneller durchführen lassen, als mit herkömmlichen Rechnern. Nicht-Eingeweihten ist es aber meist unmöglich mit HP-Rechnern umzugehen, was manchmal zu interessanten Fragen führt (Wo ist denn da die „=“-Taste?). Die HP-Rechner sind von Rolex-ähnlicher Robustheit und Verarbeitung, allerdings hat sich das Qualitätsniveau in den letzten Jahren leider dramatisch verschlechtert.
Seit 1977 verwende ich HP-Taschenrechner, wobei mein erster HP ein 25C war, den ich natürlich auch heute noch besitze. Es folgten dann ein 97, 11C, 28C, 48S, 48GX und 49G. Zusätzlich habe ich manchmal alte Rechner aufgekauft und es entstand eine kleine HP-Sammlung (alle Rechner sind voll funktionsfähig):
http://img.photobucket.com/albums/v463/MatthiasRBO/HP.jpg
Mit dem 49G war ich übrigens nicht zufrieden (Gummitasten ohne den gewohnten Druckpunkt), daher bin ich „back to the roots“ gegangen und verwende im Alltag einen HP-25 von 1975 aus meiner Sammlung. Dies führte bei diversen Besprechungen schon mehrmals zu vom eigentlichen Thema abweichenden Diskussionen über HP-Rechner. Teilweise erinnert mich das dann an die hier geführten Diskussionen über „Vintage oder nicht Vintage“. In meinem beruflichen Umfeld sind die Reaktionen auf die Benutzung eines Vintage-HP-Rechners oft mit den hier aufkommenden Reaktionen beim Anblick einer seltenen Vintage-Rolex vergleichbar.
Um Euch einmal ein Gefühl für die damaligen Preisdimensionen solcher Rechner zu geben, nachfolgend ein Vergleich: Für den Preis meines HP-25C war 1977 auch eine Rolex Oysterdate 6694 erhältlich und der Gegenwert des HP-97 entsprach 1979 einer Datejust 16014. Als der erste Taschenrechner 1972 auf den Markt kam (HP-35) wäre für dessen Preis sogar eine Rolex Day-Date mit Lederband erhältlich gewesen.
Vielleicht zum Abschluß noch eine kleine Geschichte aus meiner Schulzeit:
Der von mir damals benutzte HP-25C (C=Continuous Memory) war der allererste Taschenrechner, der seinen Programm- und Speicherinhalt auch nach dem Ausschalten behielt. In den Klassenarbeiten waren damals zwar Taschenrechner erlaubt, allerdings mußten die Speicherinhalte leer sein. Mein Physiklehrer ging daher vor einer Klassenarbeit durch die Reihen und schaltete die Rechner einmal ein und aus, in der Gewißheit so alle Speicherinhalte gelöscht zu haben. Der von mir benutzte 25C zeigte sich davon allerdings völlig unbeeindruckt und so manche Formel und Konstante war während der Klassenarbeit weitherhin verfügbar. Umso überraschter war ich bei der nächsten Klassenarbeit, als der Pauker lächelnd auf mich zuging, freundlich etwas von einem interessanten Rechner sagte und dann exakt die Tastenfolge eingab, die sämtliche Speicherinhalte löschte. Er hatte sich zu meinem Entsetzen weitergebildet.
Hier das Corpus Delicti:
http://img.photobucket.com/albums/v463/MatthiasRBO/hp-25c.jpg
Zum Thema HP-Rechner kann ich Interessierten übrigens die phantastische Seite von David Hicks empfehlen: www.hpmuseum.com
Viele Grüße
Matthias