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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Anmerkungen zu den Rolex-Neuheiten 2023 aus technischer Sicht



Prof. Rolex
29.03.2023, 14:38
Liebe Rolex-Fans,
es ist schon sehr detailliert über die Neuheiten von Rolex berichtet worden und wie jedes Jahr wurde bereits intensiv und leidenschaftlich über das Für und Wider der Neuheiten diskutiert, dies zumeist jedoch aus „optischer“ Sicht. Der vorliegende Beitrag soll nun ergänzend den Fokus auf die technische Sicht legen und versuchen die technischen Neuerungen kurz zu erläutern.

Das neue Kaliber 4131 der Daytona

Das bisher in der Daytona verwendete Kaliber 4130 war eines der letzten Kaliber, welches noch über die alte KIF-Stoßsicherung und die klassische Ankerhemmung (trotz Parachrome-bleu Spirale) verfügte.

Das bisherige Kaliber 4130:
https://hosting.photobucket.com/images/v463/MatthiasRBO/4130.jpg
(Quelle: Rolex)

Es ist daher nur konsequent, das Daytona-Kaliber nun auch auf die in den meisten Kalibern bereits verwendete Chronergy-Hemmung mit Paraflex-Stoßsicherung umzustellen. Zusätzlich wird der Aufzugsmechanismus optimiert (z.B. durch ein neues Kugellager) und ein neuer Rotor verwendet.

Das neue Kaliber erhält daher die neue Bezeichung 4131:
https://hosting.photobucket.com/images/v463/MatthiasRBO/4131.jpg
(Quelle: Rolex)

Die übrigen Teile des Kalibers 4131 entsprechen aber dem bisherigen Kaliber 4130. Rolex erwähnt in der Pressenotiz zur neuen Daytona zwar auch: „Die Chronographenfunktion wird mit einer verringerten Anzahl von Komponenten realisiert, wodurch die Zuverlässigkeit dieses hochentwickelten Uhrwerks entsprechend verbessert wird“. Dieser Satz findet sich sinngemäß aber auch schon in der Pressemitteilung zur Einführung des Kalibers 4130 im Jahr 2000 und bezieht sich daher wohl nicht speziell auf einen Unterschied zwischen 4130 und 4131.

Bei einem Vergleich der obigen Bilder des 4130 und des 4131 sind keine sichtbaren Unterschiede im Stoppmechanismus zu erkennen, auch wenn die Kaliber unterschiedliche Schaltpositionen zeigen (Kaliber 4130: Schaltfinger in Schaltrad abgesenkt, Kaliber 4131: Schaltfinger angehoben oberhalb Schaltrad). Ich gehe daher davon aus, daß der Chrono-Mechanismus bei dem Kaliber 4131 nicht verändert wurde.


Die neue Lünette der Daytona 126500

Viel diskutiert wird zur Zeit die neue Lünette der Daytona 126500. Die erst 2016 mit der 116500 eingeführte sogenannte „Monoblock“-Lünette aus Keramik (Cerachrome) ist schon wieder Geschichte. Es ist durchaus denkbar, daß es für dieses für Rolex-Verhältnisse kurze „Intermezzo“ einen technischen Grund gibt. Sehen wir uns zunächst die Lünette der 116500 an:

https://hosting.photobucket.com/images/v463/MatthiasRBO/116500-side.jpg
(Quelle: Rolex)

Die Lünette besteht aus einem einzigen Keramikteil (daher „Monoblock“) und ist ohne sichtbaren Träger auf die Uhr aufgesetzt (vermutlich gepresst). Das Aufsetzen ist daher sehr diffizil, da schon ein sehr leichtes Verkanten die Gefahr des Bruches der Keramiklünette stark erhöht. Daher muss auch ein eventuell erforderlicher Ausbau sehr gleichmäßig über den gesamten Lünettenumfang erfolgen, um ein Verkanten zu vermeiden.

Desweiteren ist die äußere Lünettenkante ungeschützt eventuellen Stößen ausgesetzt. Keramik ist zwar sehr hart, aber durchaus empfindlich gegen radiale Stöße mit Spitzenwirkung.

Die obigen Gründe könnten Rolex bewogen haben die Konstruktion der Lünette bei der neuen 126500 zu ändern.

So sieht die neue Lünette nun in der Seitenansicht aus:

https://hosting.photobucket.com/images/v463/MatthiasRBO/126500-side-1.jpg
(Quelle: Rolex)

Die Lünette besteht aus einem massiven Edelstahlrahmen, der als Träger für eine Cerachrome-Zahlenscheibe dient.

Hier zwei weitere Ansichten:
https://hosting.photobucket.com/images/v463/MatthiasRBO/126500-side-2.jpg
(Quelle: Rolex)

https://hosting.photobucket.com/images/v463/MatthiasRBO/126500-bezel.jpg
(Quelle: Rolex)

Die Außenseite der Zahlenscheibe ist nun durch den Edelstahlrahmen vor radialen Stößen geschützt. Die Montage/Demontage der Lünette ist durch den Edelstahlrahmen ebenfalls wesentlich einfacher, da eventuelle Kräfte durch Verkanten nicht wie bei der Monoblock-Keramiklüntte direkt auf die Keramik wirken, sondern von dem Edelstahlrahmen aufgenommen werden.

Die Innenseite der Zahlenscheibe ist allerdings nicht vom Edelstahlrahmen geschützt, sondern grenzt direkt an das Saphirglas. Radiale Stöße sind hier allerdings im Gegensatz zur Aussenseite auch nicht zu erwarten.

Die Konstruktion der neuen Lünette der 126500 ist vergleichbar mit den Lünetten der GMT-Master:

https://hosting.photobucket.com/images/v463/MatthiasRBO/126710-side.jpg
(Quelle: Rolex)

Es wurde auch diskutiert, daß Rolex mit der neuen Lünette an die alte Daytona 6263 (oder auch 6240, 6241, 6264) erinnern möchte. Dies ist aber nur die „halbe“ Wahrheit, denn bei den alten Daytonas waren die Zahlenscheiben nicht nur einseitig, sondern beidseitig umrahmt:

https://hosting.photobucket.com/images/v463/MatthiasRBO/6240.jpg
(Quelle: Rolex)


Das neue Kaliber 9002 der Sky-Dweller

Wie das Kaliber 4130 der Daytona verfügte auch das bisher in der Sky-Dweller verwendete Kaliber 9001 noch über die klassische Ankerhemmung, auch wenn beim 9001 im Gegensatz zum 4130 bereits die Paraflex-Stoßsicherung verwendet wurde. Das 9002 verfügt nun ebenfalls über die Chronergy-Hemmung. Zusätzlich wird wie bereits beim 4131 der Aufzugsmechanismus optimiert (z.B. durch ein neues Kugellager) und ein neuer Rotor verwendet. Die übrigen Komponenten des 9001 werden beim 9002 unverändert übernommen.

Nachfolgend zum Vergleich noch je ein Bild von 9001 und 9002 (leider mit unterschiedlichen Rotorpositionen):

https://hosting.photobucket.com/images/v463/MatthiasRBO/9001.jpg
(Quelle: Rolex)

https://hosting.photobucket.com/images/v463/MatthiasRBO/9002.jpg
(Quelle: Rolex)


Die neue Yacht-Master 226627

Das für die neue Yacht-Master 226627 verwendete Titan Grade 5 (höchste Qualitätsstufe für Titan in einer speziellen Rolex-Legierung: Titan RLX) ist nicht erst seit der im letzten Jahr vorgestellten Deepsea Challenge 126067 bekannt. Bereits seit 2008 wurde bei der Deepsea 136660 für Teile des Bodendeckels bereits Titan Grade 5 verwendet. Erste Erfahrungen in der Fertigung von Titanteilen liegen bei Rolex also schon seit 2008 vor.

Allerdings ist es aufgrund der spezifischen Eigenschaften von Titan eine fertigungstechnische Herausforderung Titan nicht nur für einen Bodendeckel, sondern für ein komplettes Uhrengehäuse und -armband zu verwenden. So hat Titan beispielsweise einen viel geringeren Elastizitätsmodul als Edelstahl, wodurch die maschinelle Bearbeitung von Titan wesentlich schwieriger ist.

Zwar wurden seit Erscheinen des IWC Titan-Chronographen 1982 (die erste aus Titan gefertigte Armbanduhr überhaupt) auch massenweise billige Titanuhren produziert, diese waren aber aus geringerwertigem Titan (Grade 1 oder 2), welches sich leichter bearbeiten läßt und auch viel billiger ist als Titan Grade 5.

Rolex hat erst im Jahr 2022 die erste komplett aus Titan Grade 5 (Titan RLX) gefertigte Rolex vorgestellt (die für die Cameron Expedition zum Marianengraben speziell gefertigte DeepSea Challenge 2012 war noch aus Edelstahl): die DeepSea Challenge 126067. Die produzierten Stückzahlen sind aber wohl sehr gering, da es sich aufgrund der extremen Abmessungen eher um eine „Experimentaluhr“ handelt, auch wenn sie aufgrund der Verwendung von Titan 30% leichter als die Challenge von 2012 ist.

Offenbar waren die Erfahrungen bei der Fertigung der 126067 trotz der speziellen Herausforderungen der Titanverarbeitung sehr gut und Rolex wagt sich nun an etwas höhere Stückzahlen heran. Die neue Yacht-Master 226627 wird sicherlich auf höhere Stückzahlen als die „experimentelle“ 126067 kommen, aber hätte Rolex beispielsweise eine Submariner in Titan herausgebracht, so wären die zu fertigenden Stückzahlen vielleicht doch zu hoch gewesen.


Das Ende der Milgauss 116400

Auch das jetzt bestätigte Ende der Milgauss 116400 ist eine konsequente Entscheidung von Rolex aus technischer, aber auch aus wirtschaftlicher Sicht.

Die Besonderheit der Milgauss 116400 lag in dem Schutz des Uhrwerkes durch einen Faradayschen Käfig, der bekanntlich auch vor Blitzschlägen schützt. Aufgrund der engen Wechselwirkung von Elektrizität und Magnetismus schützt der Faradaysche Käfig aber nicht nur vor elektrischen, sondern auch vor magnetischen Feldern. Allerdings ist bei Uhren ein Käfig aus Weicheisen erforderlich, der aufgrund der Materialeigenschaften nicht als Uhrengehäuse, sondern nur als zusätzliches Innengehäuse verwendet werden kann.

So war das Gehäuse der Milgauss 116400 sehr aufwendig mit einem Bodendeckel und einem weiteren verschraubten Innendeckel, der zusammen mit einer weiteren Gehäuseinnenteil aus Weicheisen den Faradayschen Käfig bildeten.

Nachfolgend ein Bild des komplizierten Aufbaues:

https://hosting.photobucket.com/albums/v463/MatthiasRBO/watches/MGInside-3.jpg
(Quelle: Kristian Haagen)

Das in der Milgauss verwendete Kaliber 3131 wurde zunächst nur in der Milgauss 116400 verwendet und zeichnete sich durch die erstmalige Verwendung eines Ankerrades aus paramagnetischem, amorphem Nickel-Phosphor aus. Dieses Material wird heute auch für das Ankerrad der Chronergy-Hemmung verwendet. Aber das 3131 verwendete noch die klassische Ankerhemmung mit KIF-Stoßsicherung, wie zuletzt auch noch das Daytona-Kaliber 4130.

Hier wäre also auch ein „Update“ des Kalibers 3131 fällig, denn es macht wirtschaftlich nicht viel Sinn, weiterhin die alte Hemmung mit KIF-Sicherung weiterzubauen. Eine Weiterentwicklung des 3131 würde dann aber genau dem heutigen Kaliber 3230 entsprechen, das Kaliber ist also bereits verfügbar. Die Besonderheit der Chronergy-Hemmung ist aber neben dem höheren Wirkungsgrad auch die Unempfindlichkeit gegen Magnetfelder. Dann ist aber auch das sehr aufwendige Gehäuse der Milgauss mit innenliegendem, zweitem Weicheisengehäuse nicht mehr erforderlich.

Mit anderen Worten: Die Milgauss 116400 ist technisch veraltet, da heute ein vergleichbarer Magnetfeldschutz mit wesentlich weniger Aufwand in jeder modernen Rolex verfügbar ist.

Zusätzlich war die Milgauss 116400 nie ein großer Verkaufserfolg und auch der Versuch die komplizierte Gehäusekonstruktion mit dem speziellen Kaliber 3131 in der baugleichen Air-King 116900 ab 2016 zusätzlich zur Milgauss zu verkaufen, rettete die Milgauss nur bedingt.

Spätestens mit Erscheinen der neuen Air-King 126900 ohne Innengehäuse und mit Kaliber 3230 (!) war das Ende der Milgauss abzusehen. Sowohl technisch, als auch wirtschaftlich ist ihre Zeit nun abgelaufen, die Milgauss 116400 ist Geschichte.


Viele Grüße
Matthias

madmax1982
29.03.2023, 14:54
Vielen Dank, Matthias! :dr: Wieder ein sehr interessanter und lesenswerter Beitrag! :gut:

NicoH
29.03.2023, 14:55
Wow, tolle Zusammenfassung! Vielen Dank, lieber Matthias :dr:

Bullit
29.03.2023, 14:57
Danke Matthias! :gut:

Eins habe ich noch nicht verstanden: Die Chronergy-Hemmung hat laut Rolex einen höheren Wirkungsgrad als die konventionelle Schweizer Ankerhemmung. Was passiert im 4131 mit diesem "Energiegewinn"? Die Gangreserve ist (zumindest nominal) gleich geblieben. Läuft ein 4131 gegenüber einem 4130 nun mit höherer Amplitude?

Gruß

Erik

hadi
29.03.2023, 14:59
Danke, für diesen Beitrag - wunderbar erklärt!

kurvenfeger
29.03.2023, 14:59
Super! Hab vielen Dank! :gut:

thewatchjoe
29.03.2023, 15:00
Sehr interessant zu lesen. Vielen Dank, Matthias. :dr:

Milou
29.03.2023, 15:02
Danke für diese Erläuterungen zu den inneren Werten und Hintergründen des neuen Modelljahrs.
Für mich eine wohltuende Ergänzung und Abwechslung zur m.E. überrepräsentierten Design-Analyse.
Wie gewohnt triple A :dr:

wristory
29.03.2023, 15:05
Vielen Dank Matthias, für den informativen Bericht :gut:

Prof. Rolex
29.03.2023, 15:18
Eins habe ich noch nicht verstanden: Die Chronergy-Hemmung hat laut Rolex einen höheren Wirkungsgrad als die konventionelle Schweizer Ankerhemmung. Was passiert im 4131 mit diesem "Energiegewinn"? Die Gangreserve ist (zumindest nominal) gleich geblieben. Läuft ein 4131 gegenüber einem 4130 nun mit höherer Amplitude?

Gruß

Erik

Hi Erik,
ich könnte mir vorstellen, daß aufgrund des höheren Wirkungsgrades der Chronergy-Hemmung im Vergleich zum 4130 nun eine "schwächere" Feder und damit insgesamt eine niedrigere Energiezufuhr erforderlich ist. Dies ist aber nur eine Vermutung.

Gruß
Matthias

Feuerzunge
29.03.2023, 15:20
Vielen Dank ebenfalls - sehr interessant!

Gruß Dietmar

Camden
29.03.2023, 15:30
Vielen Dank für die interessanten technischen Erläuterungen :gut:

löwenzahn
29.03.2023, 15:48
Großartiger Beitrag Matthias. Vielen Dank.

Michael

siebensieben
29.03.2023, 15:57
Klasse, wie immer, und vielen Dank!!

Maxbelg
29.03.2023, 16:08
Sehr interessant, danke!

Die neuen Kugellager mit mehr Kugeln sind scheinbar schon in den letzten Monaten verbaut worden in der 116500LN. Dass die Lünette jetzt einfacher montiert werden kann, nimmt aber nicht weg dass der Rand jetzt leichter verkratzt (wie bei GMT,Sub usw). Viele Berichte von kaputten Keramik-Lünetten bei der 116500LN habe ich noch nicht gelesen.

Das wichtigste für mich ist aber die Chronergy-Hemmung. Persöhnlich mache ich mir noch Sorgen dass diese Hemmung noch nicht vergleichbar zuverlässig läuft im Vergleich zur traditionellen Hemmung. Es gibt viele Berichte hierzu und ich musste selber schon 3 Uhren mit 32xx Werken zur Wartung bringen mit niedriger Amplitude und Gangabweichungen. Hoffentlich sind diese Probleme jetzt behoben!

Bender
29.03.2023, 16:19
Vielen Dank für die interessante Zusammenfassung :gut:

ligthning
29.03.2023, 16:22
Bravo und Danke für den technisch fundierten Beitrag :)

John Wayne
29.03.2023, 16:25
Danke Matthias, sehr informativ!

smallGMT
29.03.2023, 16:43
Interessant … Danke schön

Sara
29.03.2023, 16:45
Danke für den sehr interessanten Beitrag. :dr:

VielNois
29.03.2023, 16:46
Merci für die fundierten Infos!

Street Bob
29.03.2023, 17:41
Allerbesten Dank für die sehr gut verständliche Aufklärung - klasse:gut:

tigertom
29.03.2023, 18:02
Super Bericht, vielen Dank Matthias! :gut: :dr:

Uhr-Knall
29.03.2023, 19:39
Sehr informativ, vielen Dank dafür.

GeorgB
29.03.2023, 20:43
Servus Matthias,

es macht wie immer riesigen Spaß, Deine Beträge zu lesen. Tiefe Fachkenntnis und aktuelle Informationen, vereint mit einem super Schreibstil! Perfekt!

:verneig::dr:

Mir gehen die Diskussion bei Neuvorstellungen manchmal zu sehr um Äußerlichkeiten.

Wir sollten uns mal wieder treffen. Ist zulange her ... LG auch von Petra!

Mavic
29.03.2023, 21:22
sehr gut geschrieben, vielen Dank :gut: :dr:

watch newby
29.03.2023, 22:19
Ganz vielen Dank für deine Ausführungen, wie immer sehr lehrreich...

Wenn ich mir das Werk ansehe, sehe ich nahe der Stoßsicherung des Werkes einen Teil der eingesparrt wurde... siehe das Bild hier (copy paste deiner Bilder):

310979

Dies erscheint mir im Werk 4131 überflüssig :grb: weist du zufällig welchen Zweck dieser Teil hatte? Bin noch ein kompletter Anfänger, aber dies hat mich nach deinen Bildern nun nicht losgelassen =(

Bullit
30.03.2023, 00:13
Ich erlaube mir mal hier zu antworten: Das ist eine kleine Klemmplatte, die den Spiralklötzchenträger gegen ungewolltes Verdrehen (und somit gegen eine Änderung des Abfallfehlers) sichert. Sieht man hier nochmal besser:

https://www.watch-spare.com/rolex-cal-4130-pont-de-balancier-120-rx-4130-120.html

Die ist auch bei dem Schritt vom 3135 zum 3235 entfallen, die Sicherung gegen ungewolltes Verdrehen erfolgt nun einfach durch eine leichte Presspassung des Spiralklötzchenträgers. Ich musste da neulich an meinem 3235 etwas nachjustieren und da war die Passung ziemlich stramm eingestellt. Insofern passt das imho, da müsste schon ein extremer Stoss von außen wirken, damit sich hier was verdreht und dann hätte die Uhr ganz andere Probleme als einen leichten Abfallfehler.

@Matthias: Auf eine schwächere Zugfeder bin ich noch gar nicht gekommen. Das wäre natürlich endlässig, gleiche Performance vor Kunde, aber weniger Drehmoment (und somit weniger Verschleiß) im Räderwerk. Mal schauen, ob Rolex da demnächst noch mehr Infos bereitstellt.

Gruß

Erik

itsmedee
30.03.2023, 08:30
Danke für die Zusammenfassung! Sehr interessant! :dr:

Weckererwin
30.03.2023, 09:15
Vielen Dank. Super erklärt und für mich persönlich bislang der interessanteste Artikel zu den Neuheiten (der optische bunte Firlefanz ist nicht so meins).

AndiWePunkt
30.03.2023, 09:20
Und wieder etwas gelernt, vielen Dank :gut:

Soeckefeld
30.03.2023, 10:32
Als treuer Fan der "Hulk" verfolge ich interessiert die Berichte zur "neuen" Submariner LV,

Der Farbton der Lünette ist verändert worden.... heller? dunkler?
Eine verlässliche Aussage oder Vergleich-Fotos dazu vermisse ich noch
Stellt dies doch eine sehr stille Modifikation, an einem in diesem Jahr, wenig beachteten Jubiläum dar

Der 2023 Gerüchtethread (https://www.r-l-x.de/forum/showthread.php/199398-Rolex-Neuheiten-2023-Der-Ger%C3%BCchtethread?p=6966592&viewfull=1#post6966592)

ReneS
30.03.2023, 11:20
Danke für den sehr interessanten Beitrag!! :dr:

s.k.69
30.03.2023, 12:09
Danke Matthias für diesen verständlichen und für mich interessanten Beitrag. Top :gut:

Klaus
30.03.2023, 12:23
Vielen Dank Matthias!

KaiserKarl
30.03.2023, 14:45
Klasse Beitrag !! Danke dafür :dr:

didi170
30.03.2023, 20:47
Da werden die Nächte wieder lang, bevor alles gelesen hat.
Tolle Informationen für mich.

watch newby
30.03.2023, 20:54
Ich erlaube mir mal hier zu antworten: Das ist eine kleine Klemmplatte, die den Spiralklötzchenträger gegen ungewolltes Verdrehen (und somit gegen eine Änderung des Abfallfehlers) sichert. Sieht man hier nochmal besser:

https://www.watch-spare.com/rolex-cal-4130-pont-de-balancier-120-rx-4130-120.html

Die ist auch bei dem Schritt vom 3135 zum 3235 entfallen, die Sicherung gegen ungewolltes Verdrehen erfolgt nun einfach durch eine leichte Presspassung des Spiralklötzchenträgers. Ich musste da neulich an meinem 3235 etwas nachjustieren und da war die Passung ziemlich stramm eingestellt. Insofern passt das imho, da müsste schon ein extremer Stoss von außen wirken, damit sich hier was verdreht und dann hätte die Uhr ganz andere Probleme als einen leichten Abfallfehler.

@Matthias: Auf eine schwächere Zugfeder bin ich noch gar nicht gekommen. Das wäre natürlich endlässig, gleiche Performance vor Kunde, aber weniger Drehmoment (und somit weniger Verschleiß) im Räderwerk. Mal schauen, ob Rolex da demnächst noch mehr Infos bereitstellt.

Gruß

Erik

Danke vielmals :verneig:

Series3 ExMoD
31.03.2023, 12:06
Danke, für die Infos. :gut:
Jetzt bleibt zu hoffen, dass die Neuerungen nicht zu ungewünschtem Verhalten führen (Stichwort: 32xx Werke)
Besteht denn diese Gefahr?

subb
02.04.2023, 10:45
Cool Matthias, sehr informativ, Danke dafür.:gut:

vivicorsi
02.04.2023, 15:22
Herzlichen Dank für den sehr interessanten Beitrag! Chapeau

Das Ende des Keramikmonoblocks der Daytona ist somit verständlich, wenn auch sehr schade!

Hausmarke_1974
02.04.2023, 22:25
Herzlichen Dank Matthias :dr:
Immer wieder schön deine Erläuterungen zu lesen!

PS: YM hat doch bestimmt auch eine verschraubte Krone oder? Titanverschraubungen sind ja auch nicht ohne, wäre interessant wie die das gelöst haben.

PCS
03.04.2023, 00:18
Normalerweise mit einem Tubus aus Edelstahl. Auch im Falle des Gehäusebodens haben wir hier ein Edelstahl-Gewinde.

Matthias, besten Dank für Deinen Beitrag. :gut:

Uhrendicki
03.04.2023, 09:28
Besten Dank Matthias:gut:

Ritzlfix
03.04.2023, 10:04
Vielen Dank für die Infos. Ein echter Qualitätspost.:gut:

Für diejenigen die die Yachtmaster 42 aus RLX Titan interessiert noch zur Ergänzung:

Das eingesetzte Grade 5 Titanium ist zwar umgangssprachlich "weicher" als der gute alte 904L Stahl. Technisch betrachtet jedoch nicht unbedingt.

Wie Matthias richtig schreibt ist der E-Modul, also die Steifigkeit, deutlich geringer als die von Stählen. (ca. 50% geringer)
Generell kann man sich Steifigkeit kann als diejenige Kraft vorstellen, die man benötigt um einen Gegenstand elastisch (also reversibel) zu verformen.

Anderseits liegt die Zugfestigkeit und vor allem die Streckgrenze von Titan Grade 5, deutlich höher als bei 904L Stählen:
Zugfestigkeit 900 MPa vs. 700 MPa (max) und Streckgrenze 850 MPa vs. 250 MPa.

Die Zugfestigkeit kann man sich als diejenige Kraft vorstellen, die man benötigt um einen Gegenstand zu zerstören. Die Streckgrenze liegt schon früher an und steht für die Kraft bei der ein Gegenstand dauerhafte Verformung erleidet. Also Dellen und Kratzer.

Das hier geschriebene ist ohne Gewähr und die angegebenen Werte sind allesamt ca.- Werte.

Hausmarke_1974
03.04.2023, 21:55
Normalerweise mit einem Tubus aus Edelstahl. Auch im Falle des Gehäusebodens haben wir hier ein Edelstahl-Gewinde.

Matthias, besten Dank für Deinen Beitrag. :gut:

Aaaah ok, Dankeschön! Verschraubung des Gehäusebodens kannte ich von der DeepSea, war mir aber nicht bewusst, dass die das hier genau so gemacht haben.

ehemaliges mitglied
04.04.2023, 12:05
Aaaah ok, Dankeschön! Verschraubung des Gehäusebodens kannte ich von der DeepSea, war mir aber nicht bewusst, dass die das hier genau so gemacht haben.

Aber dieses Gewinde aus Stahl muss ja auch irgendwie mit dem Gehäuse der Uhr „verbunden „ werden - wie darf ich mir das vorstellen ?

Ritzlfix
04.04.2023, 14:55
Passt zwar nicht ganz genau zu deiner Frage, aber hier ein Bildchen wie der Titan-Stahlboden der DeepSea aufgebaut ist.

Mich hatte das mal vor Jahren interessiert. Titan und Stahl werden hier ohne Gewinde gefügt.

https://abload.de/img/deepseabodenwsd2o.jpg (https://abload.de/image.php?img=deepseabodenwsd2o.jpg)

ehemaliges mitglied
04.04.2023, 16:03
So eine Art Steckverbindung (?). Hmmm, irgendwie würde ich hier keine so richtige „Dichtheit“ dann vermuten.

Spongehead
07.04.2023, 13:59
Ich nehme an, der Titanboden dichtet selber komplett ab.
Der Stahlring wird verschraubt und presst den Titanboden ans Gehäuse.

Damit muss zwischen Stahlring und Titanboden nichts abgedichtet werden.

Bullit
07.04.2023, 14:25
In diesem Beitrag von Matthias ist auf der zweiten Schnittdarstellung alles erkennbar:

https://www.r-l-x.de/forum/showthread.php/73000-Das-Ringlock-System-der-Deepsea

Gruß

Erik

Sloyo
11.04.2023, 20:30
Sehr schöne Übersicht, vielen Dank Matthias für den tollen Beitrag!

Profi
03.10.2023, 15:17
Erst einmal vielen Dank für die tolle Zusammenfassung, auch wenn es schon einige Zeit zurück liegt! :gut:

Beim Betrachten des neuen Daytona-Uhrwerks ist mir aufgefallen, dass die (meisten) Lagersteine einen "goldenen Rahmen" haben. Hat Rolex hier Goldchatons verbaut, oder was genau hat es damit auf sich? Bei dem Vorgänger gibt es dieses Detail nicht...



Das neue Kaliber erhält daher die neue Bezeichung 4131:
https://hosting.photobucket.com/images/v463/MatthiasRBO/4131.jpg
(Quelle: Rolex)

NicoH
03.10.2023, 16:28
Oh, gutes Auge! Das ist mir bisher gar nicht aufgefallen.

Ich gehe davon aus, dass das nur optische Gründe hat und das sichtbare cal. 4131 dadurch noch etwas mehr gegenüber dem unsichtbaren cal. 4130 abheben soll.

PCS
03.10.2023, 22:40
Klingt absolut plausibel. :gut:

xandl_73
04.10.2023, 14:45
Danke für die Infos!

Darf ich ohne kritisieren zu wollen, anmerken, dass ein Faradayscher Käfig gegen Magnetfelder nichts ausrichtet…

Bei der Milgauss wird, so wie bei den alten Ingenieuren, Speedmastern, Bordinstrumenten bei Autos, Flugzeugen etc., ein zusätzliches Gehäuse aus einem leicht magnetisierbarem ferromagnetischen Material (Weicheisengehäuse… Nicht weil das Gehäuse weich ist sondern weil es „weichmagnetisch“ ist…) verwendet. Das bewirkt, dass ein magnetisches Feld bis zu einer gewissen Feldstärke xy A/m über das Weicheisengehäuse „fließt“ weil es den Magnetismus um Faktoren um 10000 besser leitet als nicht eisenhaltiges Material. (So wie Strom im Kupferleiter fließt und nicht in der Isolation… Weils halt dort für ihn einfacher ist…)
Bei zu großen magnetischen Feldstärken kommt es dann auch zu einem Streufeld im Inneren des Gehäuses, der die eisenhältigen Teile des Werkes magnetisiert (früher meist in Unruhspirale, Anker, Gangrad) und dann den Gang meist negativ beeinflusst. Bei eisenfreien Hemmungen z.B. aus Silizium (nicht ferromagnetisch und somit nicht magnetisierbar) ist das dann nicht mehr wirklich ein großes Thema.

Prof. Rolex
06.10.2023, 06:48
Vielen Dank für Deinen freundlichen Hinweis. Die von Dir angesprochenen Zusammenhänge wurden bereits in einem alten Beitrag von mir zur Milgauss thematisiert, aus dem ich hier zur Vervollständigung zitiere:



…….
Aufgrund der engen Wechselwirkung von Elektrizität und Magnetismus schützt der Faradaysche Käfig aber nicht nur vor elektrischen, sondern auch vor magnetischen Feldern. Im Gegensatz zur Abschirmung gegen elektrische Felder (hier reicht bereits ein einfacher Drahtgeflechtkäfig aus leitendem Material aus), sind zur Abschirmung gegen Magnetfelder einige Besonderheiten bei der Konstruktion des Faradayschen Käfig zu beachten.

Um eine möglichst gute Abschirmung zu gewährleisten, muß der Käfig aus sehr leicht magnetisierbarem Material bestehen und sollte komplett geschlossen sein, damit sich ein magnetisches Feld ungestört in der Hülle bilden und so den Innenraum abschirmen kann. Dafür bieten sich ferromagnetische Werkstoffe mit hoher magnetischer Leitfähigkeit (sog. Permeabilität) an.

Ferromagnetische Werkstoffe können aber durch eine Magnetfeld selbst auf Dauer magnetisiert werden, was zwar bei Speichermedien erwünscht, bei Uhren jedoch unerwünscht ist. Der Grad der verbleibenden Magnetisierung nach Entfernen des äußeren Magnetfeldes wird als Remanenz bezeichnet. Für die Abschirmung eines Uhrwerkes wird also ein ferromagnetischer Werkstoff benötigt, der eine hohe Permeabilität bei gleichzeitig möglichst niedriger Remanenz aufweist.

Ein diese Forderung erfüllender ferromagnetischer Werkstoff ist das sogenannte Weicheisen, bei dem es sich um nur geringfügig legiertes oder völlig unlegiertes Reineisen mit ferritischem Gefüge handelt. Dieses Material eignet sich aber leider überhaupt nicht für die Herstellung von Uhrengehäusen, daher ist der Faradaysche Käfig lediglich als vor den Unbillen des Tragealltages geschütztes Innengehäuse verwendbar. Dadurch werden die Uhrengehäuse naturgemäß etwas größer, da diese nun nicht nur das Uhrwerk, sondern auch noch das zusätzliche Innengehäuse aufnehmen müssen.
………


Für diejenigen, die sich für den kompletten Beitrag von 2008 interessieren, der sich auch mit der Konstruktion der Milgauss auseinandersetzt, nochfolgend der dazugehörige Link:

Die Milgauss und der Magnetismus (https://www.r-l-x.de/forum/showthread.php/79219-Die-Milgauss-und-der-Magnetismus?p=1674514&highlight=)

Viele Grüße
Matthias

Profi
06.10.2023, 17:55
Oh, gutes Auge! Das ist mir bisher gar nicht aufgefallen.

Ich gehe davon aus, dass das nur optische Gründe hat und das sichtbare cal. 4131 dadurch noch etwas mehr gegenüber dem unsichtbaren cal. 4130 abheben soll.

Ja, das scheint tatsächlich nur ein reines Design-Element zu sein, jedenfalls gibt es dieses Detail bei dem neuen 7140 ebenfalls und dort ist es laut Time+Tide (https://timeandtidewatches.com/versus-is-the-rolex-perpetual-1908-a-calatrava-killing-value-proposition/) auch nur Deko.