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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Happy End: Revision einer GMT mit Tritium-Leuchtmasse



GeorgB
13.06.2024, 23:08
Es ist mal wieder soweit:

14.400 mal "Tick" und 14.400 mal "Tack" pro Stunde! Dieser mechanische Rhythmus versetzt die Rädchen in Bewegung und erweckt die Uhr zum Leben. 28.000 × 24 Stunden × 365 Tage × 10 Jahre macht = 2.522.880.000 mechanische Schwingungen, also irgendwas im Milliardenbereich nach 10 Jahren! Und diese Mechanik verlangt nach einiger Zeit ein bischen Wartung und Pflege.

Hier zur Info mein aktueller Erfahrungsbericht über die Revision einer heutzutage "problematischen" Uhr mit Tritium-angeregter Leuchtmasse:


[spoiler on]
Long Story short
Alles bestens gelaufen! Bucherer in München bekommt es perfekt geregelt, auf die Ängste eines Sammlers einzugehen und eine im Sinne des Kunden perfekte Revision in kürzester Zeit abzuliefern! Happy End!
[spoiler off]


Rückblick: Was bisher geschah

Vor einem Jahr:
Meine absolute Lieblingsuhr - eine GMT 16700, voller Stolz gekauft 1993 bei Uhren Huber in MUC - fühlt sich sehr komisch und kratzig an, wenn man die Krone dreht. Die letzte Revision war vor langer Zeit, aber die GMT läuft immer noch souverän - typisch 3135 Kaliber! Also sehe ich noch keinen Handlungsbedarf. Noch nicht ...

Vor 4 Monaten:
Ich bringe eine YM meiner Frau zu einem lokalem Konzessionär zur Revision und nutze diesen Termin, um spontan aus dem Bauch heraus meine o.g. GMT 16700 mit dem "Kratzen" vorzulegen. Es wird für die GMT auch eine Revision empfohlen. Als Sammler mit eigenen Vorstellungen briefe ich natürlich die Jungs exakt, was NICHT (!) gemacht werden darf. Von der Revi unbedingt ausgenommen sind: Blatt, Lünette, Datumsscheibe, Zeigerspiel, Gehäuse, etc. Zuerst gab es da großes Erstaunen auf Konzi-seiten, dann aber die Zustimmung, dass das so abgearbeiet wird wie ausgemacht. Supi, dachte ich ....

Eine Woche später:
Es kommt eine Info per Mail vom lokalem Konzi, dass man die Revision nicht inhouse vor Ort machen wolle/dürfe wegen Tritium-Blatt und -Zeiger. Die Uhr muß direkt zu Rolex nach Köln (für zusätzlich 69 Euro Wert-Transport). Ich stimme verstimmt zu, sage aber, dass sich Rolex an die vor Ort zugesagten Ansagen halten muß. Die GMT geht also nach Köln. Und tschüss ...

Weitere 2 Wochen später:
Rolex Köln antwortet ebdlich und benötigt von mir eine "Einverständnis für die weitere Bearbeitung". Hier dieser Standard-Schrieb:

333719

Die juristische Vorsicht ist seitens Rolex zwar verständlich, aber ich habe keine echte Lust, einen solchen Persil-Schein für die Revi bei Rolex auszustellen. Alle Zusagen und Absprachen beim Konzi vor Ort würden wertlos. Die Uhr geht (zu meinen Lasten) wieder zurück zum lokalen Konzi, wo ich sie im Laufe der nächsten Tage unbearbeitet abhole und die 69 Euro für den Werttransport abdrücke. =(

Die Uhr liegt bei mir rum und ich überlege, wo man mit den gar nicht sooo alten Tritium-Uhren noch hingeben kann, um eine gute Revision nach eigenen Vorstellungen UND mit Rolex-Garantie zu erhalten.
:grb:


Zurück in die Gegenwart:

Vor ein paar Wochen stoße ich im Netz zufällig wieder auf die "Bucherer Vintage Certified Pre-Owned" Seite mit bildschönen alten und teuren Uhren. Diese alten Uhren haben sowohl Tritium-Blätter und -Zeiger aks auch eine Revision UND eine Garantie. Irgendwo müssen die ihre eigenen alten Uhren revidieren.

Also auf nach München zu Bucherer, vielleicht geht da was!

Wie immer zuerst ins Hauptgeschäft in der Residenzstraße 11 (früher: Uhren Huber). Dort schickt man mich schräg gegenüber ins Bucherer Geschäft in die Residenzstraße 2 (neben Louis Vuitton), weil im Hauptgeschäft gerade "kein Uhrmacher zu Annahme meine Falles da sei". OK - es sind Pfingstferien.

In der Residenzstraße 2 hat man Zeit und auch einen Uhrmacher vor Ort - temporär ausgeliehen von der Bucherer Geschäftsstelle in der Neuhauser Straße 2. OK - es sind Pfingstferien.

Und da sitze ich nun bei Bucherer im ersten Stock mit meiner Frau und mit meiner alten GMT und dem "ausgeliehenen" Uhrmacher und es beginnt ein sehr interessantes und kurzweiliges Gespräch.

to be continued ...
:gut:

slc5.0
14.06.2024, 00:30
Bin gespannt!! Danke für den ausführlichen Bericht

Vintage George
14.06.2024, 07:11
Wie interessant, bin gespannt wie es weitergeht.


Ich erlebe gerade das gleiche und bin erstaunt. Also Bucherer heißt das Schlüsselwort.

Uhrenbegeistert
14.06.2024, 07:22
Ich bin mal gespannt, ich finde Vintage sehr spannend und lese hier mal mit.

the_crown
14.06.2024, 07:28
Freue mich auf weitere Infos, des Standorts und Betreffs wegen!

AndreasL
14.06.2024, 07:50
Sehr gut, Georg.:gut: Zum Glück hast du bei den DoTs schon etwas davon berichtet.

subdatedatejust
14.06.2024, 07:53
Danke für den Bericht :gut: bin schon auf die Fortsetzung gespannt :D

Sara
14.06.2024, 08:13
Spannend geschrieben. Wann geht es weiter? :jump: :gut:

thewatchjoe
14.06.2024, 08:51
Sehr cool. Freut mich, dass du den für dich richtigen Weg gefunden hast. Schön geschrieben. :dr:

pelue
14.06.2024, 10:02
Klasse, Georg! Als GMT-Fan freue ich mich schon sehr auf die Fortsetzung. :jump:

alex.avalanche
14.06.2024, 11:01
Sehr spannende Geschichte, nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund der Übernahme von Bucherer durch Rolex.
Es scheint, als hätte sich die neue Tochter tatsächlich eine gewisse Unabhängigkeit bewahrt ... :)

GeorgB
14.06.2024, 11:43
to be continued ...

Und es geht weiter:

Da sitze ich entspannt bei Bucherer im ersten Stock mit meiner Frau und mit meiner Tritium-GMT und mit dem Bucherer Uhrmacher und es beginnt ein sehr interessantes und kurzweiliges Gespräch.


Der Uhrmacher über die Uhrmacher:

Alle seine Kollegen sind sehr geübt im Umgang mit Uhren. Aber nur wenige sind geübt im Umgang mit Kunden. Und noch weniger Kollegen sind scharf auf Kundenbetreuung im Verkaufsgeschäft. Die Uhrmacher halten sich viel lieber in ihrem natürlichen Lebensraum, der Werkstatt ("Atelier") auf und sind nicht so gerne im Verkaufsraum. (Unser Uhrmacher gehört zu den Ausnahmen.) Konzessionäre haben deshalb einen "normalen" Mitarbeiter im Kundenservice, der "normale" Uhren zur Revision annimmt.


Der Uhrmacher über spezielle Revisionen:

Wenn es spezieller mit der Revision wird, dann verweist der "normale" Kundenservice auf den Uhrmacher. Aber nur wenn gerade einer frei oder anwesend ist. Generell sollte man deshalb bei alten Uhren und besonderem Anliegen besser vorher anrufen, ob ein Uhrmacher in der Geschäftsstelle wäre. Das erspart spätere Nachfragen. Man kann auch nicht 100% davon ausgehen, dass sich der "normale" Kundenservice" mit älteren Uhren perfekt auskennt.


Der Uhrmacher über die Revision in den Geschäftsstellen:

Die Münchner Bucherer Geschäftstellen sind Sercive-Center. Es werden dort Uhren zur Revision angenommen aber es werden keine Uhren dort revidiert. Alle Münchner Geschäftsstellen liefern die Uhren zur Reparatur und Revision in eine Bucherer Werkstatt außerhalb der Münchner Innenstadt. Dort arbeiten ca. 7 Uhrmacher an den Aufträgen aus den Münchner Bucherer Verkaufsgeschäften.


Der Uhrmacher über seine Aufgabe in den Geschäftsstellen:

Die Aufgaben des Uhrmachers im Verkaufsgeschäft sind eher "ambulanter" Natur. Wie z.B. Kundenservice, Beratuung, Reparaturannahme oder lokale Eingriffe wie Bandwechsel, Batteriewechsel und Tests, etc.


Der Uhrmacher zum Security-Personal:

Tipp: Wenn man ins Geschäft reinkomnt und kein Kundenberater auf einen zueilt, sich einfach kurz an das Security-Personal wenden. Den Jungs sagen, wo man hin will oder was man vorhat. Sie helfen gerne und sind keine reinen Türöffner, sondern geschult und kennen sich aus. Dann steht man selber nicht blöd wartend rum ...


Der Uhrmacher über die Nachwuchsprobleme:

Die wenigen Uhrmacher-Meisterschulen bekommen oft die Mindestklassenstärke pro Jahr nicht mehr voll. Daher gibt oft nur es alle 2 Jahre Meisterprüfungen. Man hat also ein großes Nachwuchsproblem.

Bucherer sucht deshalb auch laufend nach Spezialisten aus fach-verwandten Bereichen für die Auffrischung von Uhrengehäusen und Bändern, Polieren, Schleifen, Satinieren, Lapidieren, Sandstrahlen und Reinigen von Uhren. Sehr gesucht sind z.B. Zahntechniker, Goldschmiede, Feinmechaniker ...


Der Uhrmacher über den Rolex-Bucherer-Kauf:

Man ist irgendwie stolz auf diese Kombination. Und der Kauf hat die Versorgung mit Teilen "nicht negativ beeinflusst" (dies wurde öfters angesprochen ;)). Zugleich bewahrt man sich bei Bucherer eine Eigenständigkeit mit gewissen Freiheiten, um Kunden-Anforderungen mit Eigenintelligenz zu lösen (dies wurde auch öfters angesprochen ;)) ...


So das wars für heute! Es gab noch Gespräche über Tritium, Tauschteile, Garantie, Seriennummern, fremde Anbauteile, Ansprüche der Kunden usw. Aber das ist eine weitere Geschichte!

:D:gut:

to be continued ...

Vintage George
14.06.2024, 11:59
Klasse Georg, bitte weiterberichten….

SteveHillary
14.06.2024, 12:59
Herrlich! DANKE!

DMNC
14.06.2024, 13:09
Super Story, sehr schön zu lesen :-)
Danke dafür.

steboe
14.06.2024, 13:26
Freue mich auf die Fortsetzung…:top:

ein michael
14.06.2024, 14:39
Prima, dann frohes zu golfen ( statt Steuererklärung ;) ) und bin neugierig, wie es weitergeht:)

s.k.69
14.06.2024, 14:59
Ich schließe mich an. Ich bin auch neugierig und sehr gespannt wie es weiter geht. :gut:

juwelier
14.06.2024, 15:51
Das sind die Geschichten für das das Forum lebt
Ich bin gespannt

Series3 ExMoD
14.06.2024, 16:05
Ab Montag wird Bucherer überrannt mit Anfragen zu Revisionen :D
Danke fürs Teilen

Uhrenbegeistert
14.06.2024, 16:13
Großartig :verneig: vielen Dank für das Teilen deiner neuen Kenntnisse.

AndreasL
14.06.2024, 17:31
Besten Dank, Georg. Damals gab es schon einmal bei Huber im Stammhaus einen genialen Uhrmacher, der sich Handaufzügen angenommen hat. Dies scheint aber vorbei zu sein, wenn man sich das Thema Restauration anschaut.

Hat deine Situation evtl. auch etwas mit der Übernahme durch Rolex zu tun?

Krokodil
14.06.2024, 22:10
Schön geschrieben, tolle Struktur im Text mit lesenswerten Informationen. Danke.

GeorgB
15.06.2024, 12:38
to be continued ...

Und es geht weiter:

Ich sitze entspannt bei Bucherer im ersten Stock mit meiner Frau und mit meiner Tritium-GMT und mit dem Bucherer Uhrmacher und seit kurzem mit einem Expresso und führe das sehr interessante und kurzweilige Gespräch fort. Wir wenden uns der Uhr zu.


Der Uhrmacher über die Anforderung der Kunden bei einer Revision:

Die aller-allermeisten Kunden haben nur eine Anforderung an die Revision: Die Uhr soll wieder wie neu sein, also perfekt glänzen und perfekt laufen. Neuwertig, fabrikneu, wie bei der Auslieferung und ungetragen! So oder so ähnlich wollen 100% der Damen und 95% der Herren ihre Uhr nach der Revision wieder in Empfang nehmen. Ein Erlebnis wie beim Neukauf. Gehäuse hin oder her: alle Kratzer müssen deshalb raus. Die eigene Uhr soll wieder schön neu werden! Die Dauer der Revision ist noch oft ein Thema. Und manchmal der Preis ...


Der Uhrmacher über die Anforderungen der Sammler bei einer Revision:

Die aller-allerwenigsten Kunden zicken und heulen so rum, wie die Sammler, wenn sie ihre Uhr zur Revision bringen. Ein verblichenes Ziffernblatt, eine gefadete Lünette, ein altes ausgeleiertes genietetes Band, ein nicht mehr leuchtendes Tritium-Zeigerspiel oder eine offene 6 in der Datumsscheibe: lauter unantastbare Heiligtümer. "Mein Eigen, mein Schatzzz".

Alle diese Anforderungen sind aber berechtigt, weil Kunde = König und Kundenwunsch = heilig. Solche Vorgaben werden genau dokumentiert und bei der Revision berücksichtigt. Es sind nur ein paar Dinge zu berücksichtigen. Dazu später mehr.

Tipp: Bei der Abgabe einer älteren Uhr immer genau spezifizieren was gemacht werden soll und was nicht gemacht werden soll. Sonst wird die Uhr in der Revision nach Standard-Prozedur behandelt und in neuwertigen Zustand versetzt, genauso wie die restlichen 95%-100% der in Revision befindlichen Uhren.


Der Uhrmacher über die Gehäuseaufbereitung /1

Das Rolex-Gehäuse verträgt ca 6-8 Auffrischungen des Gehäuses, bevor das geübte Auge eine Veränderung bemerkt. Ausgenommen sind grobe Scharten in den Kanten und tiefere Kratzer. Die sollten isoliert mit Lasern behandelt werden. Lasern klappt aber nur für Scharten und tiefe Kratzer. Für das Ersetzen von halben Hörnern oder belastbaren Teilen oder für den Wiederaufbau eines Gehäuses ist Lasern nicht geeignet. Das wäre Pfusch.


Der Uhrmacher über die Gehäuseaufbereitung /2

Tipp: Die Gehäuseaufbereichtung lässt sich immer von der Revision ausschliessen. Damit behält die Uhr seinen Vintage-Look. Und man spart sich ca. 150-200 Euro an Kosten für diesen Revisionspunkt.


So das wars wieder für heute mit der Tipperei! Es gab noch Infos über Tritium, Tauschteile, Garantie, Seriennummern, fremde Anbauteile usw. Aber das ist eine weitere Geschichte!

:D:gut:

R.O. Lex
15.06.2024, 13:35
Hach, mal wieder ein Thread nach meinem Geschmack, lehrreich und auch noch schön geschrieben. Vielen Dank dafür! :gut:

hjw
15.06.2024, 18:40
Hach, mal wieder ein Thread nach meinem Geschmack, lehrreich und auch noch schön geschrieben. Vielen Dank dafür! :gut:

+1 :gut: bin schon gespannt wie es weitergeht

GeorgB
17.06.2024, 10:20
to be continued ...

Und es geht weiter:

Ich sitze weiterhin entspannt bei Bucherer im ersten Stock mit meiner Frau und mit meiner Tritium-GMT und mit dem Bucherer Uhrmacher und führe das sehr interessante und kurzweilige Gespräch fort.


Der Uhrmacher über fremde Anbauteile

Bei diesem Punkt verstehen die Uhrmacher bei Bucherer keinen Spaß. Fremde Anbauteile werden immer rückgebaut oder es wird eine Revision abgelehnt. Das ist keine Rolex Empfehlung, sondern eine Vorgabe. In den meisten Fällen betrifft das Uhren mit nachträglichem Diamant-Besatz, Aftermarket-Teilen oder fremden Zifferblättern und Bändern. Oft wissen die Besitzer(innen) nichts von solchen ausser-rolex-mäßigen Modifikationen und sind nicht amused ...


Der Uhrmacher über Tritium

Es gibt eine wichtige Empfehlung seitens Rolex zur Behandlung/Umgang/Entsorgung von Tritium-haltigen Teilen. Dies ist eine Empfehlung und keine Vorgabe. Man kann sich daran halten - oder auch nicht. Das wird im Einzelfall entschieden. Es gibt in der Regel keine Probleme mit Uhren aus den 80er bis 90er Jahren. Man kann die Tritium-Teile in der Uhr belassen. Bei den wenigen Tritium-Uhren im Revisions-Service-Ablauf wird auch nicht von einer Belastung für die Uhrmacher ausgegangen. Genauso wenig wie für den Träger der Uhr.


Der Uhrmacher über Tauschteile

Die in der Uhr verbauten Teile heißen im Rolex-speak "Bestandteile". Diese hat man früher als Kunde nach einer Revision in dem kleinen Plastiktütchen wieder zurückbekommen. Meist waren dies irgendwelche Zahnrädchen, Dichtungen, und ähnliches Kleinzeugs. Sowas gibt es standardmäßig nicht mehr. Heutzutage heißt es "Alle Teile im Austausch". Der Konzessionär vergütet dabei pauschal die einbehaltenen Teile. Da der Kunde allerdings ein Recht auf sein Eigentum hat, kann er verlangen, dass er die defekten/getauschten Teile zurückerhält (dazu später mehr). ABER dann gibt es keine Vergütung, d.h. die Revision wird teurer.


So das wars wieder für heute mit der Tipperei! Es gab noch Infos über Garantie, Seriennummern usw. Aber das ist eine weitere Geschichte!

:D:gut:

to be continued ...

Vintage George
17.06.2024, 10:39
Fremde Anbauteile heißt Aftermarket oder auch original Teile aber eben nicht an dieser Uhr ausgeliefert?

ein michael
17.06.2024, 13:38
Danke für die Infos Georg!

GeorgB
17.06.2024, 15:51
Fremde Anbauteile heißt Aftermarket oder auch original Teile aber eben nicht an dieser Uhr ausgeliefert?

Wir haben über dieses spezielle Thema von Rolex-Shimären nicht geredet. Ich weiss nicht, wie sich der Konzessionär verhält, wenn z.B. eine stahl/gold-Sporty mit stahl-Band abgegeben wird. Man sollte da im Einzelfall am besten einfach vor Ort nachfragen.

donesteban
18.06.2024, 08:35
Wenn man die Uhr nach eigenem Geschmack verschönert hat, muss sie eben zum feien Uhrmacher. Auch da findet man sogar welche, die früher schon mal für einen Rolex Konzi tätig waren. Wenn einem das wichtig ist.

the_crown
18.06.2024, 08:41
Ein schöner Thread, freue mich auf die Fortsetzung!

GeorgB
18.06.2024, 10:06
to be continued ...

Ich komme zum Schluß mit dem Bucherer Uhrmacher Talk:


Der Uhrmacher über den Kostenvoranschlag /1

Bei jedem Kostenvoranschlag werden Arbeiten aufgeführt, die ausgeführt werden müssen (z.B. funktionelle Teile vom Werk ersetzen). Zusätzlich werden Empfehlungen (!) für weitere Maßnahmen ausgesprochen (z.B. ausgeleiertes Band ersetzen, Saphirglas wegen Kratzern tauschen, Zeiger mit neuer Leuchtmasse wechseln etc). Mit diesen Hinweisen genügt der Uhrmacher seiner Sorgfaltspflicht und weist den Laien auf mögliche Mängel hin, was auch für spätere Garantieansprüche festgehalten werden soll. Diese Empfehlungen können auch aus dem Revisionsauftrag gestrichen werden. Man hat dann aber i.d.R. keine Garantie wenn Schäden durch einen aufgezeigten Mangel an der Uhr entstanden sind.


Der Uhrmacher über den Kostenvoranschlag /2

Die Kosten, welche die Konzessionäre für die einzelnen Punkte einer Revision verlangen können, sind seitens Rolex sehr genau vorgegeben. D.h. der Preis für eine Revision wird bei ALLEN Konzessionären in Deutschland gleich sein.


Der Uhrmacher über den Kostenvoranschlag /3

Tipp: Man kann beim Revi-Auftrag gleich einen Kostenrahmen (z.B. 1.000 Euro) einräumen. Bei Bucherer heißt das "Kostendach". Dann gibt es keinen Kostenvoranschlag und die Revision wird sofort automatisch nach den Vorgaben durchgeführt, wenn nichts unerwartetes auftritt und der Kostenrahmen nicht überschritten wird. Es geht dann auch etwas schneller mit der Revision.


Der Uhrmacher über die Garantie

Die Garantie der Revision beträgt volle 2 Jahre und gilt weltweit ("Rolex World Servcie"). Damit sich der Garantieanspruch weltweit genau nachvollziehen läßt, wird die Garantie immer direkt mit der Seriennummer verknüpft, die an Rolex übermittelt werden muß. (btw: Es gab keine Aussagen, ob die Seriennummer-Weitergabe an Rolex auch zum Auffinden gestohlener Uhren seitens Rolex verwendet wird. Das wäre aber nicht sooo abwegig.)


So das wars mit der Uhrmacher-Schreiberei. Das waren die Topics aus dem Gespräch mit dem Uhrmacher bei Bucherer. Stand: 29.05.2024.

Ich hoffe, ihr habt einen interessanten Einblick und ein paar gute Tipps erhalten. Es war doch umfangreicher (und zeitaufwändiger) als erwartet ...
:op::D

Morgen kommen die Bilder mit der GMT, dem schicken Revisions-Mäppchen und den sehr interessanten Revisions-Unterlagen.

:gut:

gm_2000
18.06.2024, 11:16
Ich hoffe, ihr habt einen interessanten Einblick und ein paar gute Tipps erhalten.

Vielen Dank für die interessante Zusammenfassung und viel Spaß weiterhin mit der GMT :gut:

lordbre
18.06.2024, 11:27
Danke Georg, endlich mal wieder ein hochwertiger und interessanter Beitrag fürs Forum abseits von Investmentglaskugel und Spekulationen! :gut:

Kalle
18.06.2024, 11:29
Danke für den tollen Thread, Georg.

myself
18.06.2024, 11:39
Georg, vielen Dank für die ganzen Infos! :gut:

Und gut, dass es so etwas noch gibt.

Bucherer in Düsseldorf schickt (nach deren Aussage) alles nach Köln, da wird es schwieriger mit Tritium.

Relax1
18.06.2024, 12:18
Vielen Dank auch von mir für den sehr informativen Bericht!

Macuser
18.06.2024, 12:26
Vielen Dank für das Teilen der Informationen und Deine Mühe :verneig:. Freue mich zum krönenden Abschluss noch auf die Bilder :jump:.

steboe
18.06.2024, 13:02
Danke!

ReneS
18.06.2024, 21:54
Danke :dr:

GeorgB
19.06.2024, 10:49
So, bisher ging es um den Smalltalk mit dem Uhrmacher. Nun gehts weiter mit der eigentlichen Revision und den Bildern:


Wie geht Revision?

Beim Konzessionär gibt es neben den bekannten Verkaufsbereichen einen eher unspektakulären Service-Center-Bereich. Der sieht aus wie eine Art Rezeption. Dort trägt man sein Anliegen vor. Und genau dort muß man auch mit seiner Uhr hin, und nicht zu den Verkaufsberatern, die überall lautlos herumsitzen oder lautlos herumwandeln.

Wenn man spezielle Wünsche zur Revision hat (wie in meinem Fall), dann wird im Laufe des Gesprächs meist ein Uhrmacher hinzugezogen (wenn gerade einer in der Geschäftstelle da ist und frei ist). Dann geht es i.d.R. an einen freien Tisch im Verkaufsraum, wo man die Wünsche zur Revision bespricht und was zu trinken bekommt.

Nach der Besprechung gibt man auf Wunsch noch einen Kostenrahmen frei, bis zu dem eine Revision automatisch anläuft. Mit so einem Kostenrahmen braucht es keinen KVA mehr und man spart Zeit. Ich habe den Kostendeckel auf 1.000 Euro gelegt.

Dann verschwindet der Service-Mitarbeiter oder der Uhrmacher mit den Kundendaten, mit den Kundenwünschen und mit der Kundenuhr ins Atellier/Werkstatt/Büro, wo er alles ins System eingibt. Er kommt dann paar Minuten später mit einem Tablett zurück auf dem die Uhr mit abgenommenen Band präsentiert liegt.

Zeitgleich (!) piepst bereits mein Smartphone mit meiner Bucherer Auftragsbestätigung per Email:

"Wir freuen uns sehr über Ihren geschätzten Serviceauftrag.
Bitte zeigen Sie bei der Abholung den folgenden QR-Code vor.
In der Anlage haben wir die Spezifikationen für den Auftrag zusammengefasst.
Bitte zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren, wenn Sie Fragen haben."


Hier diese sehr interessante Anlage mit den Spezifikationen für den Auftrag.
Diese Daten werden werden vor Ort noch kurz gecheckt:

334059

334064

In den oben gezeigten Kategorien sind unter "Auftragsspezifikationen" alle meine Wünsche eingetragen.
Diese gesamte Aufteilung ist sehr übersichtlich und gefällt mir sehr gut!

Nun wird dieser Anhang vor Ort nochmal gemeinsam kurz drübergelesen, abgenickt und gut ist's!
Revisionsauftrag ist erteilt.


2 Wochen später: Die Uhr ist fertig

Die Dauer der Revision war recht sportlich. Nur unglaubliche 2 Wochen!

29.05.2024: Abgabe der Uhr beim Bucherer Service:
"Wir freuen uns sehr über Ihren geschätzten Serviceauftrag ..."

12.06.2024: Email vom Bucherer Sercive:
"Es freut uns, Ihnen mitzuteilen, dass Ihr Auftrag ausgeführt wurde.
Sie können diesen bei uns im Verkaufsgeschäft abholen.
Die Servicekosten betragen EUR 725.00 und sind bei Abholung zahlbar ..."

Ich vermute, dass diese sehr schnelle Revision eher eine Ausnahme darstellt. Ich lasse mich aber gerne ein weiteres mal überraschen. Normalerweise heißt es bei Bucherer 4-6 Wochen. Ich kenne auch Konzessionäre mit 6-8 Wochen.

334069

334070

Nun ist mein Schatzzzz wieder zuhause. Fullset. Erstbesitz seit 1993:
334071

Wie gewünscht bliebt der Vintage-Look auch nach der Revision erhalten. Alles zur vollsten Zufriedenheit ausgeführt. Kein Tritium-Tausch gegen Luminova. Unpolished und mit allen Tritium-Teilen (und mit Garantie). Und das praktische Rolex Etui gibt's gratis zur Revision.


Fazit

Ich kann nur raten, bei einer Revision vorher genau festzuhalten, was gemacht werden soll und was nicht. Und es kann oft von Vorteil sein, wenn der Konzessionär die Revision inhouse durchführt.


Long Story short

Alles bestens gelaufen! Besser als erwartet. Bucherer in München bekommt es perfekt geregelt, auf die Ängste eines Sammlers einzugehen und eine im Sinne des Kunden perfekte Revision in kürzester Zeit abzuliefern! Happy End!


Danke fürs Mitlesen und für eure Kommentare!!!


:D:gut:

myself
19.06.2024, 10:51
Top Ergebnis!:gut:

Vintage George
21.06.2024, 12:01
Georg, musstest du unterschreiben, dass es zu Schäden am Tritium aufgrund des Alters der Uhr kommen kann während der Arbeiten ?

GeorgB
21.06.2024, 12:32
Nein, es wurde von mir keine "Einverständnis für die weitere Bearbeitung" gefordert. Weder schriftlich noch mündlich.

Du spielst wahrscheinlich auf diesen Standard-Brief von Rolex Köln an, wegen dem ich die Uhr von der Revi in Köln unbearbeitet wieder zurückschicken ließ:

334181

Dieses Einverständnis wurde von Bucherer als "übervorsichtig" und "sehr juristisch" bewertet. Es gab nichts zu unterschreiben.
:gut::D

s.k.69
21.06.2024, 13:10
Klasse Ergebnis! :gut: Und danke, dass du uns hast teilhaben lassen!

SteveHillary
21.06.2024, 13:17
Georg, DANKE für diesen tollen Beitrag! Deine Erfahrungen decken sich genau mit meinen iS Revision (16622) im Februar.
Super freundlicher Service und echt tolle Bearbeitungszeit!

Ganz viel Freude mit deiner neuen/alten GMT!

steboe
21.06.2024, 13:17
Super:top:

Rookie1992
21.06.2024, 23:32
Genau diesen Ablauf hatte ich auch vor 2 Jahren mit meiner 16700. Ich war bei Wempe und wollte einen Service über Rolex Köln in Auftrag geben. Der freundliche Uhrmacher bei Wempe erklärte mir, dass, wenn die Uhr nach Köln geschickt wird die Tritium-Teile (Zifferblatt, Zeigersatz) komplett ausgetauscht werden.
Der Uhrmachermeister prüfte den Zustand des Tritiums auf Brösel und erklärte mir, falls das Tritium bröselig ist, ein Austausch sinnvoll wäre, da sonst lose Teile über die Datums-Scheibe ins Werk geraten könnten und dieses dann beschädigen können.
Dies war bei meiner Uhr nicht der Fall. Er bot mir eine Revision bei Wempe in Hamburg an, ohne Tritium-Tausch und ohne polieren.
Genau diese Arbeiten wurden zu meiner vollsten Zufriedenheit auch ausgeführt. Dies nur als Ergänzung Georg
Dies

ein michael
22.06.2024, 10:43
Sehr schön Georg, dann frohes weiter tragen:dr:

DanielB80
23.06.2024, 00:19
Freut mich zu hören, viel Spaß mit dem sehr schönen revidiertem Ührchen!

pcl19
23.06.2024, 15:20
Gibt es eigentlich in Österreich einen der Konzi der das auch so machen würde?

Viele Grüße,
Philipp

R.O. Lex
23.06.2024, 16:09
In Österreich hat es doch auch Bucherer Filialen. Ich sehe nicht, warum die das anders handhaben sollten.

pcl19
23.06.2024, 16:15
OK, vielen Dank.

Grüße Philipp

Hausmarke_1974
26.06.2024, 13:32
Super Bericht Georg! Nicht nur detailreich und informativ sondern auch sehr schön geschrieben, dankeschön :gut: