liberalix
31.12.2005, 15:27
Als Dreijähriger stand ich staunend vor Opas Regulator, der, wie er mir später erzählte, nur 2 Sekunden + im Monat machte. Noch dachte ich mir nichts dabei. Auch seine Taschenuhren, deren Deckel man klappen konnte und die alle Stunde schlugen, begeisterten mich.
Im Kindergarten bemängelte ich den fehlenden Stundenschlag der Wanduhr und war auch sonst mit dem Fabrikat und der Aufmachung nicht einverstanden. Jedoch stieg der innere Drang nach Eigenbesitz und Konsum der Droge Uhr.
In der Schule war ich der erste, der eine Uhr lesen konnte und mein Banknachbar besaß eine Armbanduhr. War er krank, so erkrankte ich auch, weil mir der vertraute Blick auf das Zifferblatt fehlte. Alles gab ich, um selbst das Gefühl der Macht über die Zeit zu besitzen, versprach den Eltern alles und nichts und bekam meine erste Uhr.
Zwar lernte ich den Dealer nicht persönlich kennen, doch wusste ich jetzt, wo man den Stoff der Träume erwerben konnte. Bei jedem Aufenthalt in der grossen Stadt zog mich der Ort, wo man die legalen Drogen kaufen konnte, magisch an und ich stellte alsbald fest, dass es viele Junkies gab, die sich am Fenster nach der Ware die Nase platt drückten.
Im Gymnasium ließ ich später für den 45 minütigen Besitz eines Chronographen meines Banknachbarn sogar von meiner Lateinarbeit abschreiben. Der Nachbar war zwar wenig intelligent, aber der Vater Arzt und somit reich und immer die Wünsche seines Filius erfüllend.
Meine Abhängigkeit wuchs immer mehr: nicht mehr eine einzige Uhr zum Zeitmessen musste es sein, nein, ich wollte derer viele besitzen und mich mit meinen tickenden Drogen umgeben. So kam es, dass ich heute ein eigenes Junkie – Zimmer in meinem Hause habe und dort neben meinem PC, der mich mit anderen Drogenabhängigen verbindet, auch meinen Stoff zu liegen habe.
Auf Reisen stelle ich fest, dass in der ganzen Welt Abhängige jeden Alters anzutreffen sind.
Speziell aus der Schweiz kommen die Drogen reinster Bauart. Der Markt wird auch aus östlichen Ländern schon versorgt, doch der Kenner bevorzugt Schweizer Stoff, den er aber teuer bezahlen muss. Billige Imitate aus vorderasiatischen Ländern überschwemmen den Markt mit Verschnitt und so mancher Abhängige muss damit leider ein trauriges Dasein fristen.
Im Familienleben geht die Sucht manchmal unter, teilweise wird sie von den Ehegatten ignoriert, teilweise mitfinanziert, was einer Teilschuld an der Abhängigkeit gleichkommt. Noch ist meine Sucht nicht unter Strafe gestellt, was auch hoffentlich zukünftig so bleiben wird.
Zum Glück gibt es eine Selbsterfahrungsgruppe :D, die man im Internet finden kann. Dort befasst man sich speziell mit der teuersten und besten Droge des Marktes. Im Kreise Gleichgesinnter, ebenso Abhängiger, kann man sich bestens zudröhnen und den Alltag vergessen.
Und das ist das Beste daran. :gut:
In diesem Sinne allen ein glückliches neues Jahr!
Klaus
Im Kindergarten bemängelte ich den fehlenden Stundenschlag der Wanduhr und war auch sonst mit dem Fabrikat und der Aufmachung nicht einverstanden. Jedoch stieg der innere Drang nach Eigenbesitz und Konsum der Droge Uhr.
In der Schule war ich der erste, der eine Uhr lesen konnte und mein Banknachbar besaß eine Armbanduhr. War er krank, so erkrankte ich auch, weil mir der vertraute Blick auf das Zifferblatt fehlte. Alles gab ich, um selbst das Gefühl der Macht über die Zeit zu besitzen, versprach den Eltern alles und nichts und bekam meine erste Uhr.
Zwar lernte ich den Dealer nicht persönlich kennen, doch wusste ich jetzt, wo man den Stoff der Träume erwerben konnte. Bei jedem Aufenthalt in der grossen Stadt zog mich der Ort, wo man die legalen Drogen kaufen konnte, magisch an und ich stellte alsbald fest, dass es viele Junkies gab, die sich am Fenster nach der Ware die Nase platt drückten.
Im Gymnasium ließ ich später für den 45 minütigen Besitz eines Chronographen meines Banknachbarn sogar von meiner Lateinarbeit abschreiben. Der Nachbar war zwar wenig intelligent, aber der Vater Arzt und somit reich und immer die Wünsche seines Filius erfüllend.
Meine Abhängigkeit wuchs immer mehr: nicht mehr eine einzige Uhr zum Zeitmessen musste es sein, nein, ich wollte derer viele besitzen und mich mit meinen tickenden Drogen umgeben. So kam es, dass ich heute ein eigenes Junkie – Zimmer in meinem Hause habe und dort neben meinem PC, der mich mit anderen Drogenabhängigen verbindet, auch meinen Stoff zu liegen habe.
Auf Reisen stelle ich fest, dass in der ganzen Welt Abhängige jeden Alters anzutreffen sind.
Speziell aus der Schweiz kommen die Drogen reinster Bauart. Der Markt wird auch aus östlichen Ländern schon versorgt, doch der Kenner bevorzugt Schweizer Stoff, den er aber teuer bezahlen muss. Billige Imitate aus vorderasiatischen Ländern überschwemmen den Markt mit Verschnitt und so mancher Abhängige muss damit leider ein trauriges Dasein fristen.
Im Familienleben geht die Sucht manchmal unter, teilweise wird sie von den Ehegatten ignoriert, teilweise mitfinanziert, was einer Teilschuld an der Abhängigkeit gleichkommt. Noch ist meine Sucht nicht unter Strafe gestellt, was auch hoffentlich zukünftig so bleiben wird.
Zum Glück gibt es eine Selbsterfahrungsgruppe :D, die man im Internet finden kann. Dort befasst man sich speziell mit der teuersten und besten Droge des Marktes. Im Kreise Gleichgesinnter, ebenso Abhängiger, kann man sich bestens zudröhnen und den Alltag vergessen.
Und das ist das Beste daran. :gut:
In diesem Sinne allen ein glückliches neues Jahr!
Klaus