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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Mühlen der Justiz mahlen langsam...



Red_Sub69
25.01.2006, 20:35
sehr langsam...

Am 29.03.2003 waren meine Freundin und ich Zeugen einer Schlägerei. Obwohl wir die eigentlich entscheidende Tat, einen Schlag von Person A gegen Person B nicht gesehen hatten (wir saßen mit dem Rücken zu den Beteiligten und haben uns erst nach einem lauten Poltern umgedreht), wurden wir von der Polizei auf die Wache geladen, um auszusagen.

Dann geschah lange Zeit nichts. Am 19.01.2004 (schon fast ein Jahr nach dem Ereignis!) wurde ich dann vor Gericht als Zeuge geladen.

Soweit, so gut.

Heute habe ich dann eine neue Vorladung, dieses Mal vom Landgericht, bekommen. Ich soll am 08.05.2006 erneut als Zeuge in dieser Sache aussagen! :wall: :wall: :wall:

Dauern alle Verfahren wegen Körperverletzung so lange? Dann: Prost Mahlzeit!

Vor allem, weil die Erinnerung der Zeugen im Laufe von über 3 (!!!) Jahren sicher nicht gerade besser geworden ist! :rolleyes:

Sorry, ist sicher völlig unwichtig für Euch, aber ich wollte es mir einfach mal von der Seele schreiben. ;)

neunelfer
25.01.2006, 20:41
Leider wohl nicht ganz ungewöhnlich!

Auch daran krankt das deutsche Rechtssystem.

So, jetzt aber weg, ich glaub sind viele Juristen hier unterwegs.......

ehemaliges mitglied
25.01.2006, 21:01
Am besten auf die Aussage berufen die man schon gemacht hat, damals auf der Wache. Nach ner Zeit erzählt man die Dinge etwas anders, und schon kann ne Aussage wertlos werden, weil sie völlig anders klingt als noch vor nem Jahr.
AlexH

Insoman
25.01.2006, 21:14
tja, jetzt weisst Du wenigstens, was die Sparorgien der Politiker bewirken.

Ich kann von der Justiz in NRW nur sagen, dass wir z.B. i,m Rechtspflegerbereich eine Mangelverteilung, also Überlastung von 170 % haben.....

Dass dieses die Verfahren verlängert, liegt damit auf der Hand

Butch
25.01.2006, 21:19
Das hat nichts mit dem Rechtssystem zu tun, sondern mit der
Personaldecke der jeweiligen Behörde(n).

R.O. Lex
25.01.2006, 22:19
Drei Jahre und es geht um Körperverletzung.

Muß man sich da wundern, daß schon mal ein Verfahren eingestellt oder gar nicht erst eröffnet wird, wenn einer ein Fake verkauft hat?

Und dennoch habe ich so meine Zweifel, daß das alles nur an der Überlastung der Justizbehörden liegt.

Insoman
26.01.2006, 06:45
Tja, Miguel, da muß man sich aber dann auch Fragen, ob der Streit vor Gericht über den Unterhalt des Hamsters, über den Knallerbsenstrauch, über die Länge der Hecke, über den Stinkefinger etc. wirklich notwendig sind.

All diese wunderschönen Verfahren blockieren die wichtigeren Dinge.

Ich habs letzte Woche live und in Farbe erlebt.

Eine zerstrittene Erbengemeinschaft wollte eine Teilungsversteigerung von drei Objekten (GEsamtwert 4 Mio € ). Die Herrschaften waren wirklich bis aufs Messer verfeindet. Niveau: die hat als Kind schon immer mehr als ich bekommen......

14 Tage lang hab ich täglich in dieser Sache vor dem Termin mindestens 2 Stunden telefoniert, sei es mit den BEteiligten oder mit Bietinteresenten.

Ende vom Lied: in der NAcht vor dem VErsteigerungstermin haben die HErrschaften sich dann doch geeinigt, d.h. 6 Stunden TErminvorbereitung meinerseits für die KAtz, in der ZEit hätte ich mch um meine andere Arbeit kümmern können, diese liegt hier auch noch rum.

Nur so viel zum Thema Überlastung......

ehemaliges mitglied
26.01.2006, 08:01
Original von Insoman
tja, jetzt weisst Du wenigstens, was die Sparorgien der Politiker bewirken.

Ich kann von der Justiz in NRW nur sagen, dass wir z.B. i,m Rechtspflegerbereich eine Mangelverteilung, also Überlastung von 170 % haben.....

Dass dieses die Verfahren verlängert, liegt damit auf der Hand

dass du dann überhaupt noch zeit fürs forum hast :D ;) :D

Insoman
26.01.2006, 08:01
man muß sich doch seine Oasen schaffen ;)

ehemaliges mitglied
26.01.2006, 08:04
mein ja nur....

nur wenn ich mir die liebe richterschaft so anschaue, dann erzähl mir bitte nicht das märchen, dass die auch 170% überlastung haben...zumindest viele nicht...

ehemaliges mitglied
26.01.2006, 08:05
@ Christian:

3 Jahre für ein Strafverfahren, das jetzt in die 2. Instanz geht, sind absolut nicht unüblich. Ich habe jetzt gerade ein Strafverfahren wegen einer Massenschlägerei beim LG FFM in 2. Instanz laufen - Tatzeit war da Anfang 2000, also vor 6 Jahren (!). Dies ist aber bundesweit so und nicht nur bei einzelnen Bundesländern der Fall.

Donluigi
26.01.2006, 08:47
Das Problem ist ja, daß - insbesondere bei jugendlichen Tätern, die ja oft bei Körperverletzung eine tragende Rolle spielen - die Bestrafung überhaupt nicht mehr in Verbindung mit der Tat steht. Wenn man was falsch macht, gibts was auf die Finger und man machts nicht noch mal. Wenn zwischen dem "falsch machen" und dem "auf die Finger" Jahre liegen, beibt der erzieherische Aspekt komplett auf der Strecke.

Butch
26.01.2006, 09:29
Und genau aus diesem Grunde hat man das sog. "Beschleunigte Verfahren" eingeführt.
Dieses Verfahren (§§ 417 bis 420 StPO) ist ein Strafverfahren, das bei einfachen Sachverhalten und klarer Beweislage eine zeitnahe Gerichtsverhandlung ermöglicht. Die Strafe folgt hier der Tat "auf dem Fuße", was dem Täter schnell die Folgen seiner Tat vor Augen führt.
Gedacht ist dieses Verfahren für Fälle, in denen der Täter auf frischer Tat gestellt wird und/oder geständig bzw. die Beweislage unkompliziert ist, mithin für einfach gelagerte Fälle.

Und wir wollen an dieser Stelle auch nicht ganz vergessen, dass es oftmals im Interesse der Beklagten ist, ein Verfahren möglichst fernab
sichtbarer Verletzungen und aufgebrachter Emotionen zu führen.
Das ist Taktik und gilt gemeinhin als "clever".
Noch cleverer ist es, diesen Verzug einem vermeintlich "faulen" (weil beamteten) Richter in die Schuhe zu schieben.

Im übrigen gibt es dazwischen auch noch Staatsanwälte, die auch einen
ganzen Berg von Rotakten prozessfreudiger Bürger auf dem Tisch haben.

ehemaliges mitglied
26.01.2006, 11:05
Original von Butch

Und wir wollen an dieser Stelle auch nicht ganz vergessen, dass es oftmals im Interesse der Beklagten ist, ein Verfahren möglichst fernab
sichtbarer Verletzungen und aufgebrachter Emotionen zu führen.
Das ist Taktik und gilt gemeinhin als "clever".
Noch cleverer ist es, diesen Verzug einem vermeintlich "faulen" (weil beamteten) Richter in die Schuhe zu schieben.



Du hasts erkannt....solltest im nächsten Leben Strafverteidiger werden... :D :gut: ;)

ehemaliges mitglied
26.01.2006, 11:15
nichts lag mir ferner, als vermeintlich faulen richtern irgendwelche schuld in die schuhe zu schieben ;(

das muss mir so im neid herausgerutscht sein...ich kanns natürlich überhaupt nicht beurteilen...eine gedenkminute für die fleissige richterschaft...

Butch
26.01.2006, 11:58
Komisch....ich hab' niemanden konkret angesprochen.. :D

Was'n das jetzt für'n aufgeschreckter Hühnerhaufen, hier.... ;)

@Ticktacktom:
Nein, Strafverteidiger wäre wohl nicht das Richtige für mich.
Das können andere besser. Ehre, wem Ehre gebührt! :gut:

ehemaliges mitglied
26.01.2006, 13:59
Original von Butch
Komisch....ich hab' niemanden konkret angesprochen.. :D

Was'n das jetzt für'n aufgeschreckter Hühnerhaufen, hier.... ;)

@Ticktacktom:
Nein, Strafverteidiger wäre wohl nicht das Richtige für mich.
Das können andere besser. Ehre, wem Ehre gebührt! :gut:

war von mir zynisch gemeint, falls du das nicht gemerkt haben solltest ;) :D

Berni
26.01.2006, 18:16
Hallo,

ich hatte als ö.b.u.v. Sachverständiger vor einigen Wochen eine Ladung zu einem Gerichtstermin (auch in NRW). Es ging um eine WEG-Sache, der Termin war in den (benachbarten) Wohnungen der Parteien.

Bei einem Streitwert von 1.000,- Euro ist die komplette Kammerbesetzung (Vorsitzender, 2 Beisitzer) einschl. Fahrer angereist!!!!!!!!!!!!!

Die müssen a.) Zeit ohne Ende haben und b.) ohne Rücksicht auf Kosten agieren. Da kann ich das Gejammere von angeblich "abgesoffenen" (=überlasteten) Kammern nicht mehr nachvollziehen.

Da bekommt man als dummer Steuerzahler schon einen Hals auf unsere Justiz.


Gruß
Berni

ehemaliges mitglied
27.01.2006, 14:40
Original von Berni
Hallo,

ich hatte als ö.b.u.v. Sachverständiger vor einigen Wochen eine Ladung zu einem Gerichtstermin (auch in NRW). Es ging um eine WEG-Sache, der Termin war in den (benachbarten) Wohnungen der Parteien.

Bei einem Streitwert von 1.000,- Euro ist die komplette Kammerbesetzung (Vorsitzender, 2 Beisitzer) einschl. Fahrer angereist!!!!!!!!!!!!!

Die müssen a.) Zeit ohne Ende haben und b.) ohne Rücksicht auf Kosten agieren. Da kann ich das Gejammere von angeblich "abgesoffenen" (=überlasteten) Kammern nicht mehr nachvollziehen.

Da bekommt man als dummer Steuerzahler schon einen Hals auf unsere Justiz.


Gruß


Berni

a) stimmt, aber es gibt auch ausnahmen (wenig:-))
b) stimmt völlig

war das ne berufung, bei dem streitwert ist doch sonst das AG zuständig...

Berni
27.01.2006, 15:37
Yepp, 2. Instanz X(

Gruß
Berni

ehemaliges mitglied
27.01.2006, 15:40
die berufungskammern sind bestimmt total überlastet und das wird eine ausnahme gewesen sein...die sitzen jetzt noch im gericht und arbeiten ihre akten nach, auch morgen und übermorgen....

Berni
27.01.2006, 15:47
.. und wenn sie nicht gestorben sind, verstauben sie noch heute ....


Gruß

Berni

ehemaliges mitglied
27.01.2006, 16:00
nicht nett von dir, dich über die herren so lustig zu machen:-)))))))