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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "Die Noblen aus der Schweiz"



Charles.
24.10.2006, 23:53
Über eine vor fünfeinhalb Jahren von einem Uhrenfreund über Internet erworbene Rolex von 1959, für die jener mit Transportkosten und Einfuhrgebühren einen gemessen am Äusseren fair scheinenden Kaufpreis bezahlt hatte, und wo die Ernüchterung nach Messen der Gangwerte und Öffnen des Gehäuses kam, schreibt der Autor des im Threadtitel genannten Buchs, Mehltretter: "Da half nur noch eine Radikalkur mit Ersatz des kompletten Werkes. Als grosse Ausnahme erfolgte bei Rolex Köln ein Werketausch sowie eine fachgerechte
Aufarbeitung des Gehäuses. Auch für diese Arbeiten musste der Uhrenfreund nochmals tief in die Tasche greifen, obwohl sich Rolex im Hinblick auf diese Publikation sehr kulant verhalten hatte."

oder

"Er (ein Offenburger Uhrenfreund) hatte die Uhr beim Freiburger
Rolexkonzessionär revidieren lassen. ... Nach Rückgabe dieser Uhr fielen die Gangwerte mangelhaft aus und der rotor streifte am Schraubboden. Dies alles hatte der Besitzer aber nicht bemerkt und diese Uhr für DM 4.500 weiterverkauft. Erst dem neuen Eigner waren die gravierenden Mängel aufgefallen. Das schöne Stück wurde an Rolex Köln weitergereicht und unter den wachsamen Augen von Georg Ressel, Technischer Leiter, wieder auf Vordermann gebracht. Auch die Preisstellung dieser Arbeiten fiel sehr kulant aus. Der gesamte Vorgang wurde dem Freiburger Konzessionär zur Kenntnis gebracht und um Erstattung der bei Rolex entstandenen Kosten gebeten. Die gewünschte Reaktion blieb jedoch aus, auf die Überweisung des Betrages wartet der Geschädigte noch heute."

Ob hier nach Deutschem Recht noch sogenannte "Erstattung von Kosten" für die durchgeführte "Ersatzvornahme", wie solches bei uns in der Schweiz hiesse, überhaupt geschuldet ist, sogar der Weiterverkauf erfolgte noch zu DM-Zeiten, und ob rechtzeitig gerügt wurde (die Beweislage wird langsam etwas schwierig...), falls damals tatsächlich ein Mangel bestanden haben sollte, weiss ich nicht. Sowas gehört auf alle Fälle nicht in ein Buch, wo sich der Freiburger Rolexkonzessionär nicht verteidigen kann, sondern vor den Richter.

Es zeugt nicht gerade von Noblesse, wenn der Buchdirektor des Heel-Verlags und Lektor, Joachim Hack, "der dieses Buchprojekt gerne begleitet hat", solches nicht verhindert.

Der Autor lässt sich gerne selber abbilden: Auf gleicher Ebene mit den
bedeutenden Chefs der Uhrenfirmen oder mit Zweigleitern von Richemont, die im Buch zum Zug kommen: Mit Georges-Henry Meylan (AP) und einem Mitarbeiter, Georges Kern (Richemont, IWC-Zweig, mit Mitarbeiter), Jérôme Lambert (Richemont, JLC-Zweig, mit Mitarbeiterin), Vater und Sohn Stern (PP) und Juan-Carlos Torres (Richemont, VC-Zweig, mit Mitarbeiter). Einzig von Patrick Heiniger gibt's kein gemeinsames Bild mit diesem Buchautor. Er ist alleine abgebildet, auf einem Bild aus diesem Jahr, welches Rolex zur Verfügung gestellt hat. Zu Recht, denn das Buch geht ja an sich um die Portraits der
Firmen sowie ihrer Produkte mit Abbildung deren Chefs, es ist nicht
Mehltretters Autobiographie.

Bei den neuen Uhren wird IWC übergewichtet. Ein Band "IWC- Die Noblen aus der Schweiz" erscheint nach Angaben von Koch Nef Volkmar (KNV) laut Verlag nicht. Es scheint, dass ein geplantes Werk über IWC um einige andern Marken und somit potenzielle Buchkäufer ergänzt wurde. Ob das "Die" Noblen aus der Schweiz sind, bezweifle ich; es gibt noch mindestens einen andern Noblen. :] "Noble ..." wäre ehrlicher gewesen. Es geht einfach um die nach Meinung des Autors bedeutendsten sechs Schweizer Manufakturen.

Von Rolex werden Stoppuhren angeführt und Uhren mit Wochentag und Datum. Obwohl letztes Jahr eine Uhr mit GMT-Funktion mit einem sensationell neuen Werk herausgekommen ist, wird dies nicht erwähnt. Obwohl auch die Vorgängermodelle mit GMT bedeutend gewesen wären. Es sind also nicht alle Oysterfamilien zum Zuge gekommen, und ausserhalb von Oyster gäbe es an sich noch Cellini mit Prince, die unerwähnt blieben. (Falls ich das in den letzten Stunden nicht
überlesen habe ,.. dann bitte um Entschuldigung und Korrektur)

Die Hometime von JLC mit vergleichbarer Funktion ist erwähnt. Mit den
unkommentierten Statements des Herstellers zum Kaliber 970/975 (Squadra noch nicht erwähnt) ... wie "Das präziseste Kaliber am Markt", was meiner Ansicht nach stimmen könnte; es könnte auch ein Rolexkaliber sein, aber das JLC ist in der Beziehung wirklich sehr gut.
Ich hoffe, wegen dieser Bemerkung in diesem Forum nicht erschossen zu werden.

Vieles im Buch ist sehr interessant und macht es kaufenswert. Das Bildmaterial ist im Allgemeinen sehr gut und der Text interessant. Es sind einige gute Vergleiche und Tabellen enthalten. Eine Reihe von Automatikwerken wird beschrieben, alte und neue verglichen. Modische Trends, Technik und Design werden am Beispiel dreier Uhren (AP RO, PP Nautilus und VC 222) gezeigt.

Bei 200 Seiten wäre ein Sachregister angepasst gewesen und hätte den spätern Umgang mit dem Buch erleichtert, zumal die Herstellung mit heutiger Textverarbeitung sehr unterstützt wird.

ehemaliges mitglied
25.10.2006, 00:08
Sehr interessant. Vielen Dank für deinen Überblick.
Vielleicht hat Rolex dem Autor keine Uhr "überlassen" ..... ;)