LOLEX & BOLEX
05.11.2007, 22:43
Da hier ja mehrere Hobby- Jung- und Nachwuchsautoren im Forum unterwegs zu sein scheinen, dachte ich: eröffnest du eben diesen Thread, nachdem schon der eine oder andere Aufruf zur Leseprobe aufgetaucht ist.
Ich fange einfach mal an und präsentiere einen Ausschnitt aus dem 2. Kapitel meines fast fertiggestellten Buches "PAX VOBISCUM - Rock `n´ Roll im Kloster".
Viel Spaß...
Zurück an den Tomatenstöcken bereitete mich Franz auf das nächste Kuriosum des Klosters vor: Herrn Gehrig – seines Zeichens Zangengeburt und Hilfsarbeiter von Abtes Gnaden in der Klosterbibliothek. Ich solle mich vor ihm vorsehen, da er nur zu gerne versuchen würde, den Neulingen in der Abtei seine Leidensgeschichte vorzutragen und sie zu animieren, unter seinen fettigen Haaren die Dellen zu erfühlen – dort wo einst „die Zange saß!“ Das klang eigenartig und spannend zugleich. Schon beim Mittagessen sollte ich das Vergnügen haben! Ich marschierte mit Franz wieder zur Küche und wir holten den Wagen mit dem Essen. Suppe, Fleisch, Gemüse und eine Palette Joghurt. Als wir damit unten in der Kantine ankamen, saß ein scheu blickender Mann in den Fünfzigern mit einem großen, fettigen Kopf bereits am Tisch und begrüßte uns hungrig mit einem kräftigen „Mahlzeit, Mahlzeit!“: Herr Gehrig! Er trug ein altes kariertes Hemd und einen fleckigen grauen Anzug mit Hochwasserhosen, den er wohl schon zu seiner Erstkommunion bekommen hatte und seitdem weder abgelegt noch gereinigt zu haben schien. Mit wippendem Gang, das eine Bein leicht nachziehend lief er auf den Essenswagen zu und drehte sich dabei immer wieder verstört um, als wenn er sich vergewissern wolle, dass ihm niemand gefolgt sei. Das erste, was er sich nahm, waren drei Joghurtbecher. Diese stellte er an seinen Platz und erst dann holte er sich einen Teller Suppe. Aha! Einer der den Nachtisch für schlechte Zeiten bunkert. Und die, die etwas später zum Essen kommen, kriegen dann nichts mehr ab, weil Kollege Gehrig in bester Beamtenmanier alles in mehrfacher Ausfertigung „ablegt“. So machte er es jeden Tag. Zuerst brachte er das Dessert in Sicherheit – und nach ihm die Sintflut! Abgeschreckt von den Geschichten um diese Person setzen wir uns an einen anderen Tisch. Es nutzte nichts. Nach ein paar Löffeln Suppe eröffnete Herr Gehring in feinstem unterfränkischen Akzent das Gespräch und wiederholte dabei stets einen Teil seiner Sätze: „Schmeckt guud die Subbe, gell? Schmeckt guud. Bist neu da herin, neu?“ Ich nickte nur und Franz begann bereits zu lachen und flüsterte: „jetzt kommt gleich die Geschichte mit der Zange, paß´ nur auf!“ Ein paar Löffel lang hörte ich nur das Schlürfen des Dickkopfes, bis er wieder loslegte: „Mei Vadder is schuld, der alde Drecksack! Mit der Zange hamms mich rausgholld. Damals gabs ja nix anners! Da, geh her – da kannst fühl´, wo die Zange saß. Fühl´!“ Dabei hielt er sich seine beiden Daumen an die Schläfe und machte mit seinem Handgelenk Drehbewegungen, so als ob er in die vermeintlichen Zangendellen in seinem Kopf Schrauben eindrehen wolle. Franz lief bereits die Suppe aus den Mundwinkeln, da er krampfhaft versuchte, sich das Lachen zu verkneifen. Mir ging es ähnlich, wobei ich nicht recht wusste, ob ich mich gerade im Komödienstadel oder im Gruselkabinett befand. Herrn Gehrigs Monolog wurde unterbrochen, als die Tür aufflog und Bruder Rudolf mit einem flotten „Mahlzeit!“ hereinstürmte...
Ich fange einfach mal an und präsentiere einen Ausschnitt aus dem 2. Kapitel meines fast fertiggestellten Buches "PAX VOBISCUM - Rock `n´ Roll im Kloster".
Viel Spaß...
Zurück an den Tomatenstöcken bereitete mich Franz auf das nächste Kuriosum des Klosters vor: Herrn Gehrig – seines Zeichens Zangengeburt und Hilfsarbeiter von Abtes Gnaden in der Klosterbibliothek. Ich solle mich vor ihm vorsehen, da er nur zu gerne versuchen würde, den Neulingen in der Abtei seine Leidensgeschichte vorzutragen und sie zu animieren, unter seinen fettigen Haaren die Dellen zu erfühlen – dort wo einst „die Zange saß!“ Das klang eigenartig und spannend zugleich. Schon beim Mittagessen sollte ich das Vergnügen haben! Ich marschierte mit Franz wieder zur Küche und wir holten den Wagen mit dem Essen. Suppe, Fleisch, Gemüse und eine Palette Joghurt. Als wir damit unten in der Kantine ankamen, saß ein scheu blickender Mann in den Fünfzigern mit einem großen, fettigen Kopf bereits am Tisch und begrüßte uns hungrig mit einem kräftigen „Mahlzeit, Mahlzeit!“: Herr Gehrig! Er trug ein altes kariertes Hemd und einen fleckigen grauen Anzug mit Hochwasserhosen, den er wohl schon zu seiner Erstkommunion bekommen hatte und seitdem weder abgelegt noch gereinigt zu haben schien. Mit wippendem Gang, das eine Bein leicht nachziehend lief er auf den Essenswagen zu und drehte sich dabei immer wieder verstört um, als wenn er sich vergewissern wolle, dass ihm niemand gefolgt sei. Das erste, was er sich nahm, waren drei Joghurtbecher. Diese stellte er an seinen Platz und erst dann holte er sich einen Teller Suppe. Aha! Einer der den Nachtisch für schlechte Zeiten bunkert. Und die, die etwas später zum Essen kommen, kriegen dann nichts mehr ab, weil Kollege Gehrig in bester Beamtenmanier alles in mehrfacher Ausfertigung „ablegt“. So machte er es jeden Tag. Zuerst brachte er das Dessert in Sicherheit – und nach ihm die Sintflut! Abgeschreckt von den Geschichten um diese Person setzen wir uns an einen anderen Tisch. Es nutzte nichts. Nach ein paar Löffeln Suppe eröffnete Herr Gehring in feinstem unterfränkischen Akzent das Gespräch und wiederholte dabei stets einen Teil seiner Sätze: „Schmeckt guud die Subbe, gell? Schmeckt guud. Bist neu da herin, neu?“ Ich nickte nur und Franz begann bereits zu lachen und flüsterte: „jetzt kommt gleich die Geschichte mit der Zange, paß´ nur auf!“ Ein paar Löffel lang hörte ich nur das Schlürfen des Dickkopfes, bis er wieder loslegte: „Mei Vadder is schuld, der alde Drecksack! Mit der Zange hamms mich rausgholld. Damals gabs ja nix anners! Da, geh her – da kannst fühl´, wo die Zange saß. Fühl´!“ Dabei hielt er sich seine beiden Daumen an die Schläfe und machte mit seinem Handgelenk Drehbewegungen, so als ob er in die vermeintlichen Zangendellen in seinem Kopf Schrauben eindrehen wolle. Franz lief bereits die Suppe aus den Mundwinkeln, da er krampfhaft versuchte, sich das Lachen zu verkneifen. Mir ging es ähnlich, wobei ich nicht recht wusste, ob ich mich gerade im Komödienstadel oder im Gruselkabinett befand. Herrn Gehrigs Monolog wurde unterbrochen, als die Tür aufflog und Bruder Rudolf mit einem flotten „Mahlzeit!“ hereinstürmte...