Smile
13.11.2004, 16:47
Lieber Peter,
Danke! Danke! Danke!
Kam heute Mittag vom Laufen um die Alster zurück, bei Sonne, ich schwitzend, inmitten vieler wunderschöner Jil-Sander-mit-Luis-Vitton-Taschen-und-Hermes-Halstuch-Hamburger-Schönheiten, das altbekannte Grosswahngefühl im Gesicht: 'Mir gehört die Welt', Laune also bestens, gehe an den Briefkasten, man muss wissen, die schönste Stadt der Welt hat nur einen Nachteil, die Post kommt erst gegen 13 Uhr, Überraschung, Jubel, dann gleich Dusche, rein in den vorgewärmten Prada-Bademantel aus dem softesten Frottee dieser Welt, frischer Orangensaft, Packung Marlboro Lights Softpack geöffnet, geraucht, die erste Zigarette nach dem Laufen ist die tödlichste, und die beste, ins Bett gelegt, und dein Paket geöffnet!
Wirtschaftswoche aufgeschlagen, all die für mein Leben unsinnigen Geldbeschaffungsseiten überblättert, dann endlich ein Artikel von dir, über die wahnsinnig edlen Charvet Hemden, saugut geschrieben, sofort Lust bekommen einen Flug nach Paris zu buchen, Charvet ja, aber dann bitte gleich mit Massanfertigung, was für eine grossartige Vorstellung, alleine wegen eines Hemdes für zwei Stunden nach Paris, dann zurück, im festen Glauben, das beste für sein Geld zu bekommen, das teuerste Hemd seines bisherigen Lebens, und zu wissen, dass alles andere eigentlich ordinär ist. Charvet, ich komme, man sieht sich, schon bald. Ausserdem: Auf Seite 143 sticht mir ein Manolo Blahnik Schuhlöffel ins Auge: Kunst, Sex, ich bin erregt.
Weiter gehts, zweites Magazin: 'Das Leben ist schön - fivetonine'. Cartier-Uhren, Prada-Taschen, Hotels, schöner als alle Träume dieser Welt, an dieser Stelle sei das 'Begawan Giri' auf Bali hervorzuheben, ein wunderbarer Bericht über exklusive Uhren, hervorragend, dann eine doppelseitige Anzeige von Patek Philippe, man könnte über diese Anzeige ein Buch schreiben, die beste Annonce, die ich jemals gesehen habe, klar, nüchtern, unendlich warm, die Essenz könnte man in wohlige Worte wie: 'Es ist dein Leben', oder 'Es könnte anders sein', versuchen zu formulieren. Dann der schönste Satz, den ich jemals in Verbindung mit Uhren gelesen habe:
"Eine Patek Philippe gehört einem nie ganz allein. Man erfreut sich ein Leben lang an ihr, aber eigentlich bewahrt man sie schon für die nächste Generation." Daneben sieht man einen Vater, seinen Sohn umarmend, ein wunderbares Bild.
So einfach, so klar, so ehrlich, damit ist alles gesagt, und das Schönste: Es stimmt!
Auf Seite 32 trifft es mich tief im Herzen, eine lebenslange Sehnsucht tritt zu Tage. Alle Ferraris dieser Welt konnten mir immer gestohlen bleiben, aber einmal, einmal auf einem Riva Boot aus Mahagony durchs Mittelmeer fahren. RIVA - dieser Name verfolgt mich, seit ich mit 18/19 Jahren diese Legende in 'Tempo' für mich entdeckt hatte. RIVA - alleine dieses Wort und was es beinhaltet, eine RIVA ... zum Sterben schön. Eigentlich zu schön, nicht auszuhalten.
Dann noch ein wunderbarer Artikel über die 'Physiognomie des Geistes', über Dandys, Götter, von Oskar Wilde über Montaigne zu dem unfassbaren Gabriele d'Annunzio. Sehr gut geschrieben, ein Satz bleibt besonders hängen: 'Mode als Möglichkeit, sich vom Nützlichen abzuheben.' Dann noch der Schlussatz: 'Stil ist der stärkste Widersacher der Gleichmacherei.' Ist gut, könnte natürlich locker von mir sein, aber ok, der weiss es also auch. Schön.
Bestens gelaunt, auf zum dritten Magazin: 'fivetonine' drei/2004. Viele schöne Dinge, sehr viele, ich bleibe dabei: Geld kann schon glücklich machen. Natürlich. Alles andere ist das Geschwätz der Unterprivilegierten. Sollen sie sich trösten, den Olymp sehen sie nur von Postkarten aus.
Auf Seite 86 dann für mich das Highlight: Ein Gespräch mit Tod's Gott Diego Della Valle.
Saunett, was für ein sympathischer, lässiger Hund. Der Schuh-Gott sagt Sätze, die hängen bleiben. Kleine Auswahl: 'Wer mehr ausgibt, spart Geld', oder ' Stil ist etwas Natürliches. Man hat ihn oder man hat ihn nicht. Dazu braucht es nicht viel Geld.', oder 'Man kann sich Stil ein Stück weit aneignen, aber nicht die dazugehörige Haltung'. Grossartig! Dann kommen Menschen, bekannte, die ohne Tod's nicht leben mögen, darunter die schärfste Frau der letzten zehn Jahre: Sharon Stone. Alleine den Namen zu hören, Bilder schiessen in den Kopf, 'Basic Instinct', oft gesehen, unerreicht, vergiss alle schönen Frauen dieser Welt, vergiss den langweiligen Kuschelsex, denk an Sharon und sterbe einen grossen Tod. Sharon Stone, oh Mann. Mit Sharon auf meinem RIVA-Boot? Nein, bitte nicht, zuviel halte ich nicht aus, das geht nicht, das habe ich nicht verdient.
Zuletzt erfährt man noch, dass Monsieur Della nun die ehemalige Yacht von JFK sein Eigen nennt, wow, das auch noch, wie bitte soll ich heute Abend noch glücklich werden, vor zwei Stunden noch all die Jil-Sander-Schönheiten Hamburgs angelächelt, in Gedanken schon mit einigen von ihnen geschlafen. Sollte ich eine davon heute kennenlernen, was wäre das bitteschön noch, nach all den Dingen der letzten zwei Stunden? Soll ich überhaupt noch Ausgehen, oder vielleicht doch heute Abend hier bleiben, in meiner Wohnung, mit Sharon, irgendwie? Was bitteschön ist nun die Realität,
keine Ahnung. Der Entschluss reift, Weggehen, naklar. Weggehen, aus Verzweiflung viel italienischen Weisswein trinken und dann um fünf Uhr morgens enttäuscht wieder nach Hause kommen. So ist das Leben.
Und deswegen, vielen Dank, lieber Peter, für die vergangenen zwei Stunden absoluter Irrealität. Love them!
Yours
Werner
Danke! Danke! Danke!
Kam heute Mittag vom Laufen um die Alster zurück, bei Sonne, ich schwitzend, inmitten vieler wunderschöner Jil-Sander-mit-Luis-Vitton-Taschen-und-Hermes-Halstuch-Hamburger-Schönheiten, das altbekannte Grosswahngefühl im Gesicht: 'Mir gehört die Welt', Laune also bestens, gehe an den Briefkasten, man muss wissen, die schönste Stadt der Welt hat nur einen Nachteil, die Post kommt erst gegen 13 Uhr, Überraschung, Jubel, dann gleich Dusche, rein in den vorgewärmten Prada-Bademantel aus dem softesten Frottee dieser Welt, frischer Orangensaft, Packung Marlboro Lights Softpack geöffnet, geraucht, die erste Zigarette nach dem Laufen ist die tödlichste, und die beste, ins Bett gelegt, und dein Paket geöffnet!
Wirtschaftswoche aufgeschlagen, all die für mein Leben unsinnigen Geldbeschaffungsseiten überblättert, dann endlich ein Artikel von dir, über die wahnsinnig edlen Charvet Hemden, saugut geschrieben, sofort Lust bekommen einen Flug nach Paris zu buchen, Charvet ja, aber dann bitte gleich mit Massanfertigung, was für eine grossartige Vorstellung, alleine wegen eines Hemdes für zwei Stunden nach Paris, dann zurück, im festen Glauben, das beste für sein Geld zu bekommen, das teuerste Hemd seines bisherigen Lebens, und zu wissen, dass alles andere eigentlich ordinär ist. Charvet, ich komme, man sieht sich, schon bald. Ausserdem: Auf Seite 143 sticht mir ein Manolo Blahnik Schuhlöffel ins Auge: Kunst, Sex, ich bin erregt.
Weiter gehts, zweites Magazin: 'Das Leben ist schön - fivetonine'. Cartier-Uhren, Prada-Taschen, Hotels, schöner als alle Träume dieser Welt, an dieser Stelle sei das 'Begawan Giri' auf Bali hervorzuheben, ein wunderbarer Bericht über exklusive Uhren, hervorragend, dann eine doppelseitige Anzeige von Patek Philippe, man könnte über diese Anzeige ein Buch schreiben, die beste Annonce, die ich jemals gesehen habe, klar, nüchtern, unendlich warm, die Essenz könnte man in wohlige Worte wie: 'Es ist dein Leben', oder 'Es könnte anders sein', versuchen zu formulieren. Dann der schönste Satz, den ich jemals in Verbindung mit Uhren gelesen habe:
"Eine Patek Philippe gehört einem nie ganz allein. Man erfreut sich ein Leben lang an ihr, aber eigentlich bewahrt man sie schon für die nächste Generation." Daneben sieht man einen Vater, seinen Sohn umarmend, ein wunderbares Bild.
So einfach, so klar, so ehrlich, damit ist alles gesagt, und das Schönste: Es stimmt!
Auf Seite 32 trifft es mich tief im Herzen, eine lebenslange Sehnsucht tritt zu Tage. Alle Ferraris dieser Welt konnten mir immer gestohlen bleiben, aber einmal, einmal auf einem Riva Boot aus Mahagony durchs Mittelmeer fahren. RIVA - dieser Name verfolgt mich, seit ich mit 18/19 Jahren diese Legende in 'Tempo' für mich entdeckt hatte. RIVA - alleine dieses Wort und was es beinhaltet, eine RIVA ... zum Sterben schön. Eigentlich zu schön, nicht auszuhalten.
Dann noch ein wunderbarer Artikel über die 'Physiognomie des Geistes', über Dandys, Götter, von Oskar Wilde über Montaigne zu dem unfassbaren Gabriele d'Annunzio. Sehr gut geschrieben, ein Satz bleibt besonders hängen: 'Mode als Möglichkeit, sich vom Nützlichen abzuheben.' Dann noch der Schlussatz: 'Stil ist der stärkste Widersacher der Gleichmacherei.' Ist gut, könnte natürlich locker von mir sein, aber ok, der weiss es also auch. Schön.
Bestens gelaunt, auf zum dritten Magazin: 'fivetonine' drei/2004. Viele schöne Dinge, sehr viele, ich bleibe dabei: Geld kann schon glücklich machen. Natürlich. Alles andere ist das Geschwätz der Unterprivilegierten. Sollen sie sich trösten, den Olymp sehen sie nur von Postkarten aus.
Auf Seite 86 dann für mich das Highlight: Ein Gespräch mit Tod's Gott Diego Della Valle.
Saunett, was für ein sympathischer, lässiger Hund. Der Schuh-Gott sagt Sätze, die hängen bleiben. Kleine Auswahl: 'Wer mehr ausgibt, spart Geld', oder ' Stil ist etwas Natürliches. Man hat ihn oder man hat ihn nicht. Dazu braucht es nicht viel Geld.', oder 'Man kann sich Stil ein Stück weit aneignen, aber nicht die dazugehörige Haltung'. Grossartig! Dann kommen Menschen, bekannte, die ohne Tod's nicht leben mögen, darunter die schärfste Frau der letzten zehn Jahre: Sharon Stone. Alleine den Namen zu hören, Bilder schiessen in den Kopf, 'Basic Instinct', oft gesehen, unerreicht, vergiss alle schönen Frauen dieser Welt, vergiss den langweiligen Kuschelsex, denk an Sharon und sterbe einen grossen Tod. Sharon Stone, oh Mann. Mit Sharon auf meinem RIVA-Boot? Nein, bitte nicht, zuviel halte ich nicht aus, das geht nicht, das habe ich nicht verdient.
Zuletzt erfährt man noch, dass Monsieur Della nun die ehemalige Yacht von JFK sein Eigen nennt, wow, das auch noch, wie bitte soll ich heute Abend noch glücklich werden, vor zwei Stunden noch all die Jil-Sander-Schönheiten Hamburgs angelächelt, in Gedanken schon mit einigen von ihnen geschlafen. Sollte ich eine davon heute kennenlernen, was wäre das bitteschön noch, nach all den Dingen der letzten zwei Stunden? Soll ich überhaupt noch Ausgehen, oder vielleicht doch heute Abend hier bleiben, in meiner Wohnung, mit Sharon, irgendwie? Was bitteschön ist nun die Realität,
keine Ahnung. Der Entschluss reift, Weggehen, naklar. Weggehen, aus Verzweiflung viel italienischen Weisswein trinken und dann um fünf Uhr morgens enttäuscht wieder nach Hause kommen. So ist das Leben.
Und deswegen, vielen Dank, lieber Peter, für die vergangenen zwei Stunden absoluter Irrealität. Love them!
Yours
Werner