Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nach (nur) einem Jahr Gehalt&Arbeitszeit neu verhandeln - wie vorgehen?
Hallo!
Ich bräuchte mal Euren Rat!
Seit knapp einem Jahr bin ich jetzt in meinem neuen Job. Ich habe laut Vertrag eine 35 Stunden-Woche, arbeite aber in der Realität zwischen 42 und 50 Stunden pro Woche (und lasse meine Überstunden meist verfallen, weil ich nicht wüsste wie ich sonst nen guten Job machen sollte). Jetzt soll ich weitere Aufgaben übernehmen.
Da ich der Meinung bin, dass ich für meine Arbeit, die ich erledige (und die von allen Seiten gelobt wird, gerade auch von den "Entscheidern") und die Arbeitszeit, die ich benötige, um alle an mich gestellten Aufgaben zu erfüllen sowie für die Aufgaben, die ich mir durch viele Ideen noch zusätzlich "selbst gebe", nicht angemessen entlohnt werde, möchte ich meinen Vertrag gerne neu verhandeln.
Da es in meiner Abteilung auch Mitarbeiter (mit ähnlichen Aufgabengebieten) gibt, die laut Vertrag eine 40 Stunden-Woche haben (und dementsprechend mehr verdienen), habe ich mir gedacht, ich bitte darum, dass mein Vertrag auf 40 Stunden mit Gehaltsausgleich nach oben gesetzt wird. Als ich damals meinen Vertrag verhandelt habe, wollte der Abteilungsleiter, dass ich ebenfalls einen 40 Stunden-Vertrag bekomme, der Betriebsrat hatte allerdings nur den 35 Stunden-Vertrag abgesegnet.
Meine Fragen:
- Meint Ihr man wird meinem Wunsch nach einem 40-Stunden Vertrag inkl Gehaltsausgleich nachkommen?
- Welche Argumente soll ich vorbringen?
- Oder soll ichs ganz lassen, weil ich ja erst seit einem Jahr in der Firma bin?
Ich weiß eben nur, dass ich für mein Gehalt angesichts meines Engagements nicht mehr lange in der Firma arbeiten werde. Aufwand und Lohn dafür stehen in keinen (realistischen) Verhältnis...
Danke für Eure Meinungen und Tipps!
Brazzo
AndreasL
09.08.2008, 10:05
Wichtig wäre zu erfahren, warum der Betriebsrat nur einen 35 Stunden-Vertrag abgesegnet hat. Wenn die Gründe immer noch vorliegen, wird es jetzt natürlich auch noch nicht so leicht.
Gegen die Nachfrage nach einem 40 Stunden Vertrag bei zusätzlichen Aufgaben würde aus meiner Sicht nichts sprechen.
Fällt mir gerade ein:
Es gibt eine (IG-Metall) Regelung, dass höchstens 18% der Belegschaft einen 40-Stunden-Vertrag bei 35 Stunden Regelarbeitszeit haben dürfen.
Ansonsten würde ich auch erstmal versuchen, einen 40er zu bekommen.
Stehe zur Zeit in einer ähnlichen Situation. Wurde nach der Ausbildung übernommen und arbeite seit etwas über einem Jahr in fester Anstellung.
In diesem Jahr sind gut 500 nicht bezahlte/unausgeglichene Überstunden angefallen und es werden jeden Tag 2-3 mehr und ich war noch keinen Tag krank.
Bei meiner anstehenden Gehaltsverhandlung wollte ich eher steigende Kundenumsätze, Zuverlässigkeit und das Vertrauen der Kunden in meine Personen übermitteln.
Aber die Überstunden sind auf jeden Fall ein weiteres Argument, da eine solche Anzahl auch eine enorme Leistungsbereitschaft und gewisses Engagement zeigt.
Was darf man in solch einer Situation fordern, ohne Ausverschämt zu wirken? In % ca.?
25-30% mehr verlangen ---- ich würde das auch rückwirkend verlangen + mich nicht länger ausnützen lassen
Originally posted by pelue
Fällt mir gerade ein:
Es gibt eine (IG-Metall) Regelung, dass höchstens 18% der Belegschaft einen 40-Stunden-Vertrag bei 35 Stunden Regelarbeitszeit haben dürfen.
genauso ist es, daran ist es vor 2-3 jahren bei mir auch gescheitert
Original von Kasabian
Originally posted by pelue
Fällt mir gerade ein:
Es gibt eine (IG-Metall) Regelung, dass höchstens 18% der Belegschaft einen 40-Stunden-Vertrag bei 35 Stunden Regelarbeitszeit haben dürfen.
genauso ist es, daran ist es vor 2-3 jahren bei mir auch gescheitert
Und was hast du dann gemacht? Habt ihr euch geeinigt?
Brazzo
ehemaliges mitglied
09.08.2008, 11:20
Um was für ein Unternehmen handelt es sich dabei (Mittelstand, familiengeführt, Größe, wirtschaftliche Lage, etc.)?
In unserem Unternehmen, mittelständischer Familienbetrieb mit 150 Mitarbeitern, wird der Betriebsrat vor vollendete Tatsachen gestellt und gut ist es. Dies ist nicht rechtens, aber oft gängige Praxis - wo kein Kläger ....
Die Mitarbeiter bekommen Ihre Überstunden bezahlt oder feiern sie in Form von Freitagen/-stunden ab.
Rechtlich gesehen ist die Arbeitszeit jedoch mitbestimmungspflichtig. Der Betriebsrat muss Deinen geleisteten Überstunden vorab zustimmen.
Du hast eigentlich nur die Möglichkeit ein höheres Gehalt einzufordern, auf die Auszahlung der Stunden zu bestehen, sie "abzufeiern" oder Dir einen neuen Job zu suchen.
Dir übelste Variante ist alles beim alten zu belassen und sich ausnutzen zu lassen.
miboroco
09.08.2008, 12:09
Original von KEB63
Dir übelste Variante ist alles beim alten zu belassen und sich ausnutzen zu lassen.
Also kämpfen :gut:
Originally posted by Brazzo
Original von Kasabian
Originally posted by pelue
Fällt mir gerade ein:
Es gibt eine (IG-Metall) Regelung, dass höchstens 18% der Belegschaft einen 40-Stunden-Vertrag bei 35 Stunden Regelarbeitszeit haben dürfen.
genauso ist es, daran ist es vor 2-3 jahren bei mir auch gescheitert
Und was hast du dann gemacht? Habt ihr euch geeinigt?
Brazzo
keine chance, der betriebsrat hat geblockt... habe dann eine gehaltserhoehung bekommen plus die ueberstunden ausbezahlt (was auch nicht das gelbe vom ei war, aber besser als nichts).
ehemaliges mitglied
09.08.2008, 14:45
Betriebsrat, das Rückgrad der Belegschaft.:rofl:
Wie war das noch bei Volkswagen?!:op:
Marsellus
09.08.2008, 14:45
Warte nicht bis man auf Dich zukommt und Dich fragt, ob Du vielleicht mehr verdienen möchtest.
Nur wer nach mehr Geld fragt, bekommt es schliesslich auch.
Deine Vorgesetzten scheinen ja auch zu wissen, was sie an Dir haben, also muß eine Lösung her. Und wenn der Vertrag durch Deine Arbeitsleistung
nicht verändert wird und nur Dein Gehalt aufbebessert wird, ist das sicher auch für den Betriebsrat i. O..
Viel Erfolg!! :gut:
... und dann :dr: :dr:
ehemaliges mitglied
09.08.2008, 14:52
Original von Marsellus
... Und wenn der Vertrag durch Deine Arbeitsleistung nicht verändert wird und nur Dein Gehalt aufbebessert wird, ist das sicher auch für den Betriebsrat i. O..
...
Wenn der BR so dumm ist und hier schon querschiesst, dann wird er es da erst recht.
In der IG-Metall gibt es mittlerweile die ERA-Entgeldgruppen und damit verbundene Arbeitsplatzbeschreibungen. Wenn er jetzt mit seiner Arbeitsplatzbeschreibung in eine höhere Entgeldgruppe kommt, steht diese den anderen Arbeitnehmern dieser Arbeitsplatzbeschreibung ebenfalls automatisch zu. Einer neuen Arbeitsplatzbeschreibung muss der BR aber zustimmen.
So ist es, wie gesagt, bei Unternehmen der IG-Metall, welche die Umstellung vom alten Tarifsystem auf ERA (Entgelt-Rahmen-Abkommen) durchgeführt haben.
Daher meine zuvor gestellte Frage zum Unternehmen.
time4web
09.08.2008, 14:53
Original von Kasabian
Brazzo
keine chance, der betriebsrat hat geblockt... habe dann eine gehaltserhoehung bekommen plus die ueberstunden ausbezahlt (was auch nicht das gelbe vom ei war, aber besser als nichts).[/quote]
ein hoch auf den betriebsrat :gut:
:rolleyes:
Original von KEB63
Um was für ein Unternehmen handelt es sich dabei (Mittelstand, familiengeführt, Größe, wirtschaftliche Lage, etc.)?
Arbeite in einem Konzern, weltweit über 100.000 Mitarbeiter.
Hab einen IG-Metall-Tarifvertrag und da bin ich natürlich auch in so eine ERA-Endgeldgruppe eingeordet. Unser Betriebsrat ist sehr stark, das Geschäft brummt.
Danke an alle, die bis jetzt geantwortet haben!
Brazzo
Original von padis
25-30% mehr verlangen ---- ich würde das auch rückwirkend verlangen + mich nicht länger ausnützen lassen
50% und das rückwirkend von Geburt an... :rofl:
ehemaliges mitglied
09.08.2008, 15:32
70% ab Zeugung! :D
Originally posted by Brazzo
Original von KEB63
Um was für ein Unternehmen handelt es sich dabei (Mittelstand, familiengeführt, Größe, wirtschaftliche Lage, etc.)?
Arbeite in einem Konzern, weltweit über 100.000 Mitarbeiter.
Hab einen IG-Metall-Tarifvertrag und da bin ich natürlich auch in so eine ERA-Endgeldgruppe eingeordet. Unser Betriebsrat ist sehr stark, das Geschäft brummt.
Danke an alle, die bis jetzt geantwortet haben!
Brazzo
hast du mit ERA ueberhaupt die chance auf eine gehaltserhoehung?
bin derzeit im ausland taetig und deswegen nicht dem ERA quatsch ausgeliefert, aber sobald ich wieder ins stammwerk zurueckgehe wird es mich wohl auch betreffen
Donluigi
12.08.2008, 11:33
Scheißgewerkschaften. Wo ist Uncle Paulie, wenn man ihn braucht?
Original von Kasabian
hast du mit ERA ueberhaupt die chance auf eine gehaltserhoehung?
bin derzeit im ausland taetig und deswegen nicht dem ERA quatsch ausgeliefert, aber sobald ich wieder ins stammwerk zurueckgehe wird es mich wohl auch betreffen
Das ERA Entgelt setzt sich zusammen aus Grund- und Leistungsentgelt.
Am Grundentgelt kannst Du nicht rütteln, das ist je nach Stufe festgesetzt, aber am Leistungsentgelt (Prozentsatz zum Monatlichen Grundentgelt)
So eine Leistungsbeurteilung müßte Dein Vorgesetzter eigentlich mit Dir machen, das ist im Entgeltrahmentarifvertrag so festgesetzt.
madmax1982
12.08.2008, 11:59
Versuch doch, einen AT- Vertrag zu bekommen; das geht normalerweise auch noch in großen Konzernen, in denen ERA eingeführt wurde. Grundsätzlicher Vorteil; keine ERA Einstufung. Im Detail heißt das, wöchentliche Regelarbeitszeit 40h; keine Erfassung von Überstunden; Gehalt wird frei verhandelt. Bleiben halt nur noch die im Arbeitsvertrag festgelegten Urlaubstage übrig. Meiner Meinung nach der größte Vorteil ist, dass du deine Arbeitszeit mehr oder weniger frei einteilen kannst. D.h. wenn du mal Mittags was wichtiges zu erledigen hast, musst nicht erst stechen und mit Nacharbeit ausgleichen. Du hast halt deinen Job zu erledigen, egal wie lange es dauert. Da du aber dein Gehalt vorher hoffentlich geschickt verhandelt hast, solltest du aber unterm Strich ganz gut dastehen. Wenn dir der Arbeitgeber zusätzlich dei Möglichkeit zum Home Office gibt, ist das eine sehr angenehme Sache.
Ja, nur ist das Leistungsentgelt meist nicht frei verteilbar, sondern wird in großen Konzernen den Abteilungen zugeteilt. Das wird dann auf alle leißigen MA mehr oder weniger gerecht verteilt - da bleibt aber nicht viel Spielraum für einen großen Sprung. Meist ist sogar zu wenig da, um alle, die es verdienen würden, hochzusetzen.
Ein 35 Stundenvertrag in einen 40 Stundenvertrag umzuwandeln ist i.d.R. eine ganz schwere Nummer. Die Unternehmen warten eher auf die Gelegenheit, die 40 Stunden ohne Lohnausgleich durchzusetzen.
So, wie von Dir, Elmar, beschrieben sieht es auch bei uns aus, dennoch denke ich, dass es evtl. auch noch eine Möglichkeit geben kann/muß die ERA Stufe erhöhen, da er ja auch zusätzlich ein neues Aufgabengebiet annimmt. Und mit ERA soll ja erreicht werden, dass die Anforderungen der Arbeitsaufgaben bewertet werden
Die Bewertung der Arbeitsaugabe erfolgt durch das betriebliche ERA Gremium und den Betriebsrat
Original von alicia
Original von Kasabian
hast du mit ERA ueberhaupt die chance auf eine gehaltserhoehung?
bin derzeit im ausland taetig und deswegen nicht dem ERA quatsch ausgeliefert, aber sobald ich wieder ins stammwerk zurueckgehe wird es mich wohl auch betreffen
Das ERA Entgelt setzt sich zusammen aus Grund- und Leistungsentgelt.
Am Grundentgelt kannst Du nicht rütteln, das ist je nach Stufe festgesetzt, aber am Leistungsentgelt (Prozentsatz zum Monatlichen Grundentgelt)
So eine Leistungsbeurteilung müßte Dein Vorgesetzter eigentlich mit Dir machen, das ist im Entgeltrahmentarifvertrag so festgesetzt.
Die Leistungsbeurteilung war neulich und ich war der beste in der Abteilung :jump:Das was da jetzt mehr auf dem Gehaltszettel steht ist: lächerlich :motz:
Ist es weniger ein Problem bei ERA hochgestuft zu werden als einen 40 Stunden-Vertrag zu bekommen?
Brazzo
Bei ERA kannst Du nur hochgestuft werden, wenn Dein Arbeitsplatz entsprechend eingestuft ist. Ist er höher eingestuft, wirst Du automatisch nach ich glaube 6 Monaten hochgestuft auf die entsprechende ERA-Stufe (kann auch mehrere Stufen in einem sein) oder Dein Chef hat einen persönlichen Entwicklungszeitplan hinterlegt (was dann wohl wahrscheinlicher ist). Wenn beides nicht ist, wirst Du vorerst nicht hochgestuft werden können.
Man ist einem Unternehmen mindestens so viel wert, wie andere Unternehmen einem bieten. Oder nicht, dann muss man eben wechseln.
Man sollte immer seine beste Alternative kennen...
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