Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Unruhspirale
mutprobe
05.09.2008, 09:12
Hallo zusammen,
in letzter Zeit wird ja viel über die neue PB-Spirale von Rolex diskutiert.
Bislang war mir unbekannt, dass Rolex bisher jede Spirale beim Swatch Konzern (Nivarox) eingekauft hat.
Das rüttelt ja erheblich an meinem Weltbild, dass ausgerechnet das Herz einer Rolex Eta-Qualität hat. Hoffentlich wird es bald nur noch die PB-Spirale geben....
Was mich interessiert: könnt Ihr mir sagen, welcher Uhrenhersteller auch die Spiralen selber fertigt? Kann eine solche kleine Feder in der Entwicklung so teuer sein, dass die meisten Hersteller die Spirale zukaufen?
Dass Rolex 5 Jahe Entwicklungszeit für die PB-Spirale benötigt hat, kann ich mir gar nicht vorstellen... Was macht das so kompliziert? ist doch keine grande complication (ewiger kalender mit tourbillon, minutenrepetition....)
Gruß und einen schönen Freitag
Lars
Welcher Uhrenhersteller noch die Spirale selbst fertigt weiss ich nicht, viele sind es bestimmt nicht. ROLEX ist der einzige Uhrenhersteller der einen eigenen Schmelzhochofen hat und seine eigenen Legierungen entwickelt und z.B. das Gold selbst einschmelzt - das Rosegold welches sich nicht verfärbt nach jahrelangen Einsatz ist eine von ROLEX entwickelte und patentierte Legierung. Mit dem Stahl für die Spirale ist es genauso - die lange Entwicklungszeit erklärt sich sicherlich aus endlosen Versuchen und Langzeittests des speziellen Stahls für die Feder - dann kommt noch der Aufbau der Produktion hinzu - das kann schon mal 5 jahre dauern.
Die zugekaufte Spirale aus einem Unternehmen vom Swatchkonzern finde ich nicht tragisch - diese Spiralen sind sicherlich auch Weltspitze - die neue Parachrom ist eben nochmal weiter Perfektioniert, weniger anfällig gegen Magnetisieren und unanfälliger gegen Temperatuschwankungen - beides "Killer" der Ganggenauigkeit einer Automatikuhr. Ich denke ROLEX kann sehr stolz sein, diese Spirale selbst entwickelt zu haben.
Grüße Sven
OrangeHand
05.09.2008, 09:42
Original von mutprobe
Kann eine solche kleine Feder in der Entwicklung so teuer sein, dass die meisten Hersteller die Spirale zukaufen?
Dass Rolex 5 Jahe Entwicklungszeit für die PB-Spirale benötigt hat, kann ich mir gar nicht vorstellen... Was macht das so kompliziert?
Spiralen sind in der Tat hochkomplex! Nur ein Beispiel: Der Werkstoff :op:
Auch wenn sich Rolex gerne zugeknöpft gibt, einiges veröffentlichen sie schon. Rolex musste sich bei der Entwicklung einer Manufaktureigenen Spirale mit dem Thema des Frequenzdrifts, bzw. der Frequenzvariation beschäftigen. Das geht aus veröffentlichten Patentanmeldungen hervor. ;)
Unruhspiralen können aus ferromagnetischem Material oder aus paramagnetischem Material hergestellt werden. Rolex erläutert in den Veröffentlichungen, dass sie Spiralen aus paramagnetischen Legierungen verwenden. Als paramagnetisch bezeichnet man Substanzen, welche eine positive magnetische Suszeptibilität besitzen. Paramagnetische Materialien magnetisieren sich in einem externen Magnetfeld so, dass sie das Magnetfeld in ihrem Innern effektiv verstärken. Der gegenteilige Effekt – eine Abschwächung des Magnetfeldes – wird als Diamagnetismus bezeichnet.
In beiden Fällen, bei Spiralen aus ferromagnetischem Material oder aus paramagnetischem Material, kann es zu einer Veränderung der Schwingiungsfrequenz (Frequenzdrift) kommen, wobei dieses dann zu Abweichungen bis zu 10s/Tag (!) für das Uhrwerk führen kann. Die Erklärung des Phänomens erspare ich Euch hier (Störungen im Kristallgitter, Young-Modul, Sauerstoffaffinität).
Bei Spiralen aus ferromagnetischem Material kann die Frequenzvariation mit Wärmebehandlung vermindert werden, was aber bei paramagnetischen Legierungen nicht zu helfen scheint.
Rolex hat in langer Entwicklungsarbeit herausgefunden, dass sich das Problem der Frequenzvariation bei paramagnetischem Material in einem gewissen Masse verhindern lässt, wenn die Spirale mit einer Oxidschicht bedeckt ist. Rolex hat z.B. Folgendes als Erfindung angemeldet:
Spirale für einen mechanischen Spirale-Unwucht Oszillator eines Uhrwerks, wobei die Spirale aus einer paramagnetischen Legierung besteht, welche mindestens eines der Elemente Nb, V, Ta, Ti, Zr, HF beinhaltet, und welche durch eine Oxidschicht bedeckt ist, die eine Stärke grösser oder gleich 20 nm hat.
Werkstofffragen sind nur EIN Beispiel. Auch die Fertigung/Produktion, insbesondere eine vollautomatisierte, dürfte Rolex lange beschäftigt haben.
Ich schließe mich Frank an, hätte aber die Störungen im Kristallgitter noch ein wenig erläutert =)
Danke jetzt weiss ich warum meine Tageweise so " ausreisst " ;)!
@ OrangeHand
Sehr interressant und aufschlussreich die Details zum Werkstoff.
Jetzt weiss ich auch warum man das Stahl mit einer Oxidschicht bedeckt, dachte das macht man nur damit sie so schon Blau schimmert :D
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