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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Frage zu Kohlenstoffstahl



neunelfer
19.04.2009, 15:03
Hallo,

mal eine Frage an Euch. Ich suche einen 1% Kohlenstoffstahl.

Gibt es da eine spezielle Bezeichnung für? Auf so Seiten wo Stahl verkauft wird steht oft irgendetwas wie 1.2344 etc

Was bedeutet das? Was müsste ich kaufen?

AndreasS
19.04.2009, 16:28
Original von neunelfer
Hallo,

mal eine Frage an Euch. Ich suche einen 1% Kohlenstoffstahl.

Gibt es da eine spezielle Bezeichnung für? Auf so Seiten wo Stahl verkauft wird steht oft irgendetwas wie 1.2344 etc

Was bedeutet das? Was müsste ich kaufen?


Es gibt den Stahlschlüssel, da findest Du etliche Legierungen und deren Zusammensetzung. Da kannst Du dir einen aussuchen. Mit der Bezeichnung (also bspw. 1.2344) würde ich mich dann an einen Stahlhändler wenden.

3Zeiger
19.04.2009, 17:06
Hallo,
schau doch mal auf die Seite der Fa. Recknagel:www.praezisionsstahl.de
Alles schön übersichtlich und mit vielen Details. 0,9% hat der 1.2842. Gibt es in unterschiedlichen Abmessungen. Die versenden auch Kleinmengen.
Grüße
Stefan

kurvenfeger
19.04.2009, 19:09
Vielleicht kannst du uns einen Tipp bzgl. der Anwendung geben.

Kohlenstoff ist ja nicht der einzig mögliche Legierungsbestandteil. Und ein reiner C-Stahl rostet recht ordentlich.

Einen Überblick findest du z.B. hier (http://de.wikipedia.org/wiki/Stahlsorte)

CEO
20.04.2009, 02:48
es kommt tatsächlich drauf an wo der Werkstoff eingesetzt wird und welche Funktion erfüllt werden muss. Spntan denke ich hier an den C105(W2), unlegierter Werkzeugstahl, müsste 1.1645 sein. Ist jedenfalls ein fetter Bestandteil, der 1% C :op:

Greetings

Gandi
21.04.2009, 19:27
Nur Kohlenstoff alleine gibt es nicht im Stahl. Es sind immer andere Begleiter mit dabei.
Welche und in welcher Menge, darüber gibt der Stahlschlüssel Auskunft.
Der genannte C105 hätte z.B. 1,05% C. Plus einige Begleiter. Wieviel und welche das sein dürfen ist in einer Norm festgelegt. Hiese der Stahl C105E wäre es ein Edelstahl (jaa, Edelstahl hat absolut nix mit nicht rostend zu tun) und die äußerst unerwünschten Stahlbegleiter (oder Legierungsbestandteile) Phosphor und Schwefel sind in äußerst geringer Menge vorhanden.
Hier wäre wieder der Anwendungsbereich interessant, dann kann man auch sagen, welchen Stahl man wählen sollte.
Warum genau 1% C? Genau? Oder so rund? Wegen der Härtbarkeit?

Die 1.irgendwas haben alle mehr und genauer definierte Legierungsbestandteile. Und natürlich gibt es auch da Stähle mit 1%C. Kann man sich dann eben je nach Anwendung aussuchen.

neunelfer
22.04.2009, 09:02
Also, danke Euch schonmal! Ich will ein Messer schmeiden. Ein erstes habe ich in einem Kurs gemacht den ich geschenkt bekommen habe, jetzt will ich ein zweites machen.

Der Kursleiter hatte gesagt es handle sich um einen 1% Kohlenstoffstahl, da dieser gut härtbar und durch Anlassen doch noch flexibel sei.

Im Internet habe ich nun gelesen das noch andere Bestandteile enthalten sein sollen, damit zB das was man mit dem Messer schneidet danach nicht nach Eisen schmeckt etc...nur welchen Stahl genau man nehmen soll, das sagt keiner so genau...

Wotan65
22.04.2009, 11:25
Zum Schmieden von Messern eignen sich:

-Reine Kohlenstoffstähle wie C 60 bis C 105

-Niedrig legierte Werkzeugstähle wie 1.2510, 1.2519, 1.2833, 1.2842

Hoffe, geholfen zu haben

Viel Spaß beim Schmieden

Telchar
22.04.2009, 15:28
Hallo,
schau doch auch mal hier: Dick-Feine Werkzeuge (http://www.dick.biz/dick/category/dickcatalog/Klingenstahl-19_304/detail.jsf)

Gruß,
Thomas

neunelfer
23.04.2009, 10:53
Oh, toller Tip! Allerdings lese ich da heraus das es sich um Stähle für die Herstellung von Damast handelt, oder sehe ich das falsch? Lasse mich gerne korrigieren....

eos
23.04.2009, 11:00
Mit der Frage auf jeden Fall mal bei http://www.messerforum.net vorbeischauen. Es ist eine ziemlich große Community mit diversen Schmieden, da kann man Dir sicher sehr viel zu Stahl, Legierungsbestandteilen und Anwendungsfällen sagen.

Kronenkorken
23.04.2009, 11:48
Als korrosionsbeständigen Stahl empfehle ich 1.4416 und 1.4112 :op:

Grüße Frank =)

neunelfer
23.04.2009, 11:57
Also zur Klarstellung. Der Stahl darf ruhig rosten, das ist mir egal. Es soll aber ein Küchenmesser werden, und es ist wohl so das einige Stähle einen Eisengeschmack abgeben, das wäre bei so einem Messer ungünstig...

stumi
23.04.2009, 13:27
Hallo Neunelfer !

Bei uns in der Firma hat der Betriebsschlosser sich zuletzt ein Jausenmesser aus einem alten Kugellager geschmiedet.
Kugellagerstähle haben aufgrund ihrer Bestimmung eine höhere Anforderung in der Reinheit und im Gefüge. Bei richtiger Wärmebehandlung kann man eine hohe Schärfe erwarten.
Der 100 Cr 6 = 1.3505 wäre so ein Stahl.

pasq
23.04.2009, 13:53
Messer selbst schmieden. Find ich cool! :gut:

Bitte Fotos wenns fertig ist!

stang66
23.04.2009, 16:33
Auch gern genommen als Stahlquelle für selbstgeschmiedete Messer: Feilenstahl. Also aus einer alten Feile eine Klinge schmieden.

Ansonsten würd ich dich auch ins messerforum schicken, da sind wirklich Leute mit Ahnung von Stählen, Messern und Schmieden. Wenn du eh schon auf dem Trip bist, wirst du dort sicher fündig.

neunelfer
23.04.2009, 21:34
Was man auch oft liest ist das Stahl von Blattfedern aus alten Autos genommen wird.

Ich habe ja schon ein Messer gemacht, werde mal ein Bild einstellen die Tage, muss aber erst noch ein gutes Bild machen.

Hier mal ein Bild von zwei Dingen die ich letztes Wochenende gemacht habe, und zwar aus je einem Stücken Rundstahl wie eines als Beispiel zwischen den beiden Stücken liegt.

http://i39.tinypic.com/5x3p8z.jpg

Gandi
24.04.2009, 16:26
Servus!

Also das mit dem Schmieden klappt ja schon super! Meld dich doch im Messerforum an, da findest du viele Gleichgesinnte und wirklich fundiertes Wissen.
Ich empfehle hier mal die Lektüre der Beiträge von Uli Gerfin, Roman Landes und natürlich Herbert.

Die von Wotan empfohlenen Stähle eignen sich aus eigener Erfahrung schon mal sehr gut, auch der 100Cr6 ist gut, gern genommen werden Kugellager aller Art, alte (!) Feilen vom Flohmarkt, eben alles was dir an möglichst Chromarmen (also "rostenden") Stählen über den Weg läuft.
Das mit dem 1.4112 und Konsorten würde ich für den Anfang lassen. Schmiedet sich sehr zäh und ist für ein Küchenmesser von den Schneideigenschaften nicht so optimal (nicht bloß in der Küche, der taugt allgemein nicht viel, meiner Meinung nach).

Das mit dem metallischen Geschmack beim Küchengebrauch von Kohlenstoffstählen hast du hauptsächlich beim Schneiden von Säurehaltigen Lebensmitteln oder auch Zwiebeln, Kräutern und ähnlichem. Da würde ich mir aber noch mal die betreffenden Beiträge im MF durchlesen, welche Stähle da besonders auffällig sind.
Ich selber habe ein selbstgemachtes aus 1.2842 und eines aus 1.2519 in der Küche in Gebrauch und könnte nicht sagen, das ich einen auffälligen Geschmack bemerken würde.
Auch Rosten ist kein Problem. Regelmässiger Gebrauch, Trockenhalten, vielleicht ab und zu mal die gute Salami schneiden und alles ist gut. Lediglich das aus 1.2842 bekam beim Schneiden von Knoblauch eine blau/graue Patina.

Darf ich fragen, wo du den Kurs gemacht hast?
Interessant für dich wären vielleicht auch Schmiede- oder Forumstreffen, wo kommst du her?

Schönen Gruß,

Gandi

Kronenkorken
24.04.2009, 16:46
Das mit dem 1.4112 und Konsorten würde ich für den Anfang lassen

;( ;( Warum fragt Keiner einen Fachmann :grb: :grb:

Grüße Frank =) ( VHP-Petter GmbH (www.vhpetter.de ):supercool: )

Gandi
24.04.2009, 19:55
Ja ist schon richtig, das der 1.4112 gerne für Klingen genommen wird (läuft dann unter 440B, wenn ich mich nicht irre) nur wollte ich damit sagen, das es rein von den Schneid- und Warmumformeigenschaften her wesentlich besseres gibt.
Die passende WB vorrausgesetzt gibt das schon einen brauchbaren Allrounder nur habe ich eben persönlich was gegen die dicken Karbidnester in der Schneidfase.

Wenn es denn rostträge sein soll, böte sich der SB1, also 1.4153.03 oder Böhlers 4112er Variante, der N690 an. Die sind für Schneidwerkzeuge designed (nein, keine Stanzen mit 90° Schneidwinkel, auch wenn viele den D2, 1.2379 für Messer verwenden).

Schau dir da mal ein Schliffbild vom 1.4112 und vom meinetwegen 1.2552 an. Der 4112 schaut wie eine Fläche mit vereinzelten Felsbrocken aus. Die Fläche ist weich und die Felsbrocken harte Karbide. Die beim Gebrauch oder Schleifen ausbrechen und eine rauhe Schneide hinterlassen. Beim 1.2552 schauts aus wie ein Raubtiergebiss. Viele, viele kleine Zähnchen, gebunden in festem Zahnfleisch. Die Zähnchen sind in diesem Fall Wolframkarbid.

Aber wer sich für so was genauer interessiert, dem lege ich Romans Buch,Messerklingen und Stahl (http://www.amazon.de/Messerklingen-Stahl-Technologische-Betrachtung-Messerschneiden/dp/3938711043) , ans Herz. So geschrieben, das man auch ohne Studium die Zusammenhänge zwischen Anwendungszweck, Legierungsbestandteilen und Wärmebehandlung erkennt.


Aber vieles ist dabei auch Voodoo oder einfach persönliche Präferenz.

Hauptsache, ich kann mein Brot schneiden!

:ea:



Schade, das du mit deiner Härterei so weit weg bist, sonst kämen wir vielleicht schon mal ins Geschäft! :jump:
Nehmt ihr denn auch Kleinaufträge an oder liegt dann die einzelne Klinge irgendwo mit im Ofen, der halt gerade so ungefähr dazu passt?