24p - der Abschluss oder "Wie wird denn nun der Lichteinfall reguliert?"
von
am 22.07.2011 um 14:13 (15800 Hits)
So, lange nichts geschrieben, aber jetzt ist mir gerade aufgefallen, dass wir mit der Lichtmengensteuerung beim Filmen noch nicht ganz am Ende waren, deshalb probiere ich das heute rund zu machen.
Kurze zusammenfassung:
Blende
- Wird eigentlich festgelegt um die Schärfenausdehnung in der Szene zu steuern (nicht um die Belichtung zu regeln)
Zeit
- Wird eigentlich festgelegt um die Bildästhetik zu steuern. 1/48s ist der Standard um Ruckeln zu minimieren, 1/200s kann in Actionszenen die nötige Härte rüber bringen, z.B. Omaha Beach Szene in 'Saving Private Ryan'. (nicht um die Belichtung zu regeln)
Empfindlichkeit
- Kann verwendet werden, um die Belichtung zu regeln. Der Umfang, in dem man hier regeln kann ist stark begrenzt. Hohe Empfindlichkeit führt zu Bildrauschen, das als erstes in den Tiefen (dunkle Stellen) beginnt.
=> Wir haben eigentlich noch keine Lösung für das Problem:
Es ist ein sonniger Tag bei den DOT2011, keine Wolke am Himmel und wir wollen bei 1/48s Verschlusszeit eine Szene drehen, bei der selektive Schärfe vom Startschild weg zum Mercedes SLS gezogen wird. D.h. Erst Startschild scharf und SLS unscharf im Hintergrund, dann Schärfe in den Hintergrund wanders lassen, so dass am Ende der SLS scharf ist (ist er eh immer) und das Schild im Vordergrund unscharf.
Um die Szene so zu drehen, müssen wir also die Blende weit öffnen, z.B. auf f/2.0, damit die Ausdehung der Schärfe eng begrenzt ist. D.h. gleichzeitig, dass viel Licht auf den Sensor fällt, mehr als wir bei 1/48s Belichtungszeit gebrauchen können. An der Empfindlichkeit können wir nicht mehr drehen, bei ISO 100 ist Schluss und trotzdem ist zu viel Licht da.
Die Lösung: ND-Filter bzw. Ein Vari-ND-Filter / ND-Fader
ND = Neutral Density, bedeutet, dass der Filter einfach nur die Lichtmenge reduziert und sonst nichts tut. Die Farben bleiben unverfälscht, das Ding sieht aus wie eine dunkle Scheibe Glas und tut auch genau das, was wir von einer dunklen Scheibe Glas erwarten, nämlich weniger Licht durchlassen. ND-Filter bekommst man in verschiedenen Stufen, je nachdem wieviel Licht der Filter noch durchlässt. Üblich sind 1-8 Blendenstufen.
Stellen wir also fest, dass bei Empfindlichkeit ISO 100, Blende f/2.0 und Verschlusszeit 1/48s immer noch vier Blendenstufen überbelichtet wird, können wir einfach einen ND-Filter '4' vorne auf das Objektiv schrauben und haben das Problem gelöst. Wie wir aus den vorangegangenen Teilen wissen, können wir auch einen ND-Filter '8' nehmen und dafür die Empfindlichkeit auf ISO 1600 (vier Blendenstufen höher) einstellen.
Um noch etwas flexibler zu werden, kann man man auch sogenannte 'ND-Fader' verwenden. Das sind im Prinzip variable ND-Filter, bei denen man durch Drehung den gewünschten Filterwert einstellen kann. Diese Konstruktion besteht aus zwei Polfiltern, die als Sandwich montiert sind und von denen der obere gedreht werden kann. So kann man das enfallende Licht fast zwischen 0 und 100% regeln.
(Kann man auch ausprobieren, in dem man Gläser von zwei polarisierten Sonnenbrillen mal gegeneinander hält und dann verdreht.)
Einer der bekannteren ND-Fader kommt von Lightcraftworkshop:
http://www.lightcraftworkshop.com/site/page1000.html
Hier sieht man, wie man so ein Teil verwendet:
http://www.youtube.com/watch?v=Jp353Q_P04c
Wer jetzt so ein Ding kaufen will, bekommt noch einen Tip: So ein Ding kauft man nur ein Mal und dafür so groß wie nötig (größten Frontlinsendurchmesser der Objektivsammlung ermitteln) und auf alle anderen Objektive schraubt man das große Teil mit einem preiswert erhältlichen Adapter.