Der Donnersberg
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am 27.08.2012 um 13:00 (4975 Hits)
Der Donnersberg - oder Thunder Mountain, wie die Einheimischen sagen - hat einiges gemeinsam mit dem Mont Ventoux. Beides sind die markantesten Erhebungen in ihrer Landschaft, beide werden aufgrund ihrer Höhe für technische Zwecke genutzt und beide sind überraschend steil.
Es gibt auch Unterschiede. Der Donnersberg ist wesentlich niedriger (684 zu 19nochwas Metern), es sind dort wesentlich weniger Menschen unterwegs und die Straßen sind deutlich besser.
Vor dem Donnersberg hatte ich lange Zeit Respekt. Erst mußte die Lindemannsruhe fallen, diese liegt mir mittlerweile gut und ist zu meinem Hausberg geworden. I popped the cherry on Mont Ventoux und heute, da der Zeitpunkt günstig war und ich noch vor dem QDDS einen kleinen persönlichen Meilenstein knacken wollte, sollte der Donnersberg dran glauben.
Die fehlenden Höhenmeter relativieren sich etwas, da die Anfahrt von mir aus doch etwas länger ist und 2 kleinere Berge (Grünstadter Berg, Eisenberg) dazwischen liegen, die beide jeweils 2x erklommen werden wollen. Insgesamt werden etwa 800 Höhenmeter auf 60 km fällig, das ist bissi vergleichbar mit meiner damaligen Ventoux-Rutsche, die ja bei 900 Höhenmetern begann.
Vergleichbar mit Frankreich: die reizvolle Landschaft. Heute war perfektes Wetter, die Spätsommersonne gibt nochmal alles, die Wälder und Wiesen stehen in sattem Grün, nur gaanz vereinzelt mischen sich erste Herbsttöne ein. Auch die Sommerluft hat erste herbstliche Vorboten in sich. Angenehmst. Die Pfalz ist im Herbst am schönsten, entsprechend herrlich war es heute, sich in ihr zu bewegen. Die Schönheit erschließt sich einem natürlich erst, sobald man das Eisenberger Tristland verlassen hat. Schnell raus aus der Mischung aus Ackerflächen, Industriegebieten und Prekariatsvierteln, über die A63 und rein ins Donnersberger Land. Schon ein Traum hier! Wunderbare Täler, üppig bewachsen und malerisch, urige Dörfchen, die völlig frei von Menschen scheinen, dazwischen perfekt geteerte Straßen, die nach jeder Kurve einen neuen Ausblick liefern. Langsam, aber sicher sieht man den Donnersberg vor sich. Und angenehm: er ist von nahem lang nicht so groß wie von weitem. Allerdings ist der Aufstieg bis zum Fuß auch schon spürbar, die 8 km von Eisenberg bis zum Hotel am Fuße des Bergs geht es stetig bergauf.
Die letzten 250 Höhenmeter gehts dann zur Sache. Diese verteilen sich auf 3 km, was einer durchschnittlichen Steigung von etwa 9% entspricht. Machbar, aber nicht einfach. Das waren dann teilweise schon Zustände wie in Frankreich, was die Steilheit angeht. Aber: Straßen fast unheimlich perfekt und keine Sau am Start. Obwohl: das mit den anderen Fahrern hat mir gut gefallen in Frankreich. Hier hätte ich auch gern einen gehabt, den ich entweder ownen oder bepöbeln hätte können. War aber nicht, so war ich allein mit dem Sirren meiner geilen Schaltung und meinem Keuchen.
Oben dann Ankunft am Parkplatz. Den dürften insbesondere die DoT-teilnehmer von 2011 noch in bester Erinnerung haben. Aber heute war nix mit Boliden, Sportwagen und Oldtimern aus ganz Deutschland. Lediglich 3-4 Golfs aus Gießen nebst hochbetagter Besatzung hatten sich eingefunden, um am Aussichtspunkt Kuchen und Hag (draußen nur Kännchen) zu sich zu nehmen. Egal, keine Fans, keine Zeitverzögerung. Schnell noch was getrunken und wieder heim.
Am Parkplatz dann ein Geschwindigkeitsbegrenzungsschild. 70. Okay, Challenge accepted. Den Abstieg vom Mont Ventoux hab ich noch in schlechtestmöglicher Erinnerung, aber hier ists besser. Die Straßen wie gesagt in wunderbarem Zustand, weniger Kurven und keine anderen Teilnehmer. Also: Kette rechts und laufen lassen. Die Vorzüge des Rennrads mal ausgekostet und in so eine Kauerstellung gegangen. 3-4x ordentlich reingetreten und ab. Bei 80.8 hab ich mich das letzte mal getraut, auf den Tacho zu schauen. Fahrrad lief wunderbar und perfekt spurstabil dank Hesselbachs Tipp, die Fuhre mit dem Knie am Querrohr zu stabilisieren, die Reifen am dröhnen und ansonsten hab ich nicht mehr viel denken können. Ich war noch nie so schnell auf einem Fahrrad unterwegs...
Heimweg dann das gleiche zurück. Feng Shui my ass. Bis Eisenberg den Abstieg genossen, die letzten 10 km waren dann allerdings eine Qual. Wie beim Laufen, wo ich momentan schlichtweg nicht weiter als 22 km komme, erreiche ich bei 60 km eine gewisse Schmerzgrenze. Aber 60km sind okay - soo lang fahr ich ja jetzt auch noch nicht mit dem Rennrad - und mit dem 25er-Schnitt kann ich auch gut umgehen.
QDDS können jedenfalls kommen