Barbershop in Los Angeles (Erlebnisbericht)
von
am 27.06.2013 um 18:47 (24441 Hits)
Heute versuche ich mich auch mal an einem Blogeintrag:
Ich habe mal einen Aufsatz gelesen mit dem schönen Titel: "If money doesn't make you happy, then you probably aren't spending it right".
Es geht also darum, wie man durch Konsum (entgegen der Aussage: "Geld macht nicht glücklich") nachhaltig Glücksgefühle erzeugen kann. In dem Aufsatz werden insgesamt acht Prinzipien vorgestellt, wobei das letzte ("Follow the herd instead of your head") geradezu paradigmatisch auf dieses Forum angewandt werden kann...
Dem ersten Prinzip folge ich dabei schon länger: "Buy experiences instead of things".
Kurz aber zurück zu Prinzip acht: Seit ein paar Jahren bin ich, inspiriert natürlich durch dieses Forum, ein glücklicher Genießer der Nassrasur mit Dachshaarpinsel, Merkur-Hobel und Feather-Klinge.
Auf einer USA-Reise stieß ich dann auf die Pflegelinie von Baxter of California.
Sehr angetan von den Produkten machte ich mich auf die Suche nach Bezugsquellen und fand dabei heraus, dass es seit einiger Zeit auch einen eigenen Barber-Shop gibt, der neben den Produkten auch klassische Nassrasuren anbietet. Hier kommen wir nun zu Prinzip eins:
Nachdem ich vor kurzem mal wieder in L.A. war, ließ ich mir vorab telefonisch einen Termin geben und machte mich, sehr gespannt, auf den Weg zu 515 N. La Cienega Boulevard.
Praktisch: Der Shop ist nur ein paar Meter vom Beverly Center entfernt, einer großen Luxus-Mall in Beverly Hills. Man kann also entspannt die bessere Hälfte dort zum Shoppen schicken und sich dann vertrauensvoll in die Hände des Barbiers geben.
Der Laden ist sehr stimmig eingerichtet:
Nach kurzer Wartezeit wird man zum Rasiersessel geführt und nach seinen Rasiergewohnheiten gefragt. Man wird dann in eine recht bequeme Liegeposition gebracht und es ist schnell klar, warum die Barbiere früher auch Zähne gezogen haben: die Ausgangslage ist buchstäblich die Gleiche...
Man bekommt ein heißes, mit Eukalyptusextrakt getränktes Tuch aufgelegt, um die Barthaare einzuweichen. Anschließend wird die vorgewärmte Rasiercreme aufgetragen, allerdings nicht mit dem Pinsel, sondern per Hand einmassiert.
Zum Einsatz kommt dann ein Feather Straight Razor, also tatsächlich ein mehr oder weniger klassisches Rasiermesser, dass allerdings nicht am Riemen geschärft wird (wenn ich meinen Barbier richtig verstanden habe). nach der ersten Rasur mit dem Strich wird, nach erneuter Auflage eines heißen Tuches, der zweite Durchgang gegen den Strich durchgeführt. Dabei wird sehr akribisch gearbeitet, jeder Quadratzentimeter Haut manuell auf übrige Barthaare abgetastet.
Zum Abschluss dann noch ein kühlendes Tuch und die hauseigene Lotion aufgetragen. Die ganze Prozedur dauert eine gute halbe Stunde, und das Ergebnis ist nahezu perfekt.
Fazit: Für den Preis eines Jahresvorrats an Rasierklingen bekommt man das nahezu perfekte Rasurerlebnis. Dabei wird weniger zelebriert, als dem Kunden akribisch und handwerklich einwandfrei auf angenehme Art das Barthaar entfernt.
Wer nun allerdings ein deutlich komfortableres Rasurerlebnis als mit dem heimischen Hobel erwartet, sei gewarnt: Der mechanische eher unangenehme Teil der Rasur lässt sich auch durch noch so perfekte Technik und Ausrüstung nicht ganz verhindern. Dafür ist das Ergebnis aber auch erstklassig. Vor allem denjenigen, die sich bisher nicht an einen Hobel gewagt haben oder sogar nur elektrisch rasieren, sei diese Erfahrung sehr ans Herz gelegt.
Ich fands Klasse und werds wieder machen - Mission (siehe oben) erfüllt.