Sony RX100 & RX100M2 - Tips und Tricks
von
am 20.08.2013 um 12:00 (68052 Hits)
Ja, ich habe eine Geschichte was diese Kameras betrifft, insgesamt fünf verschiedene Kameras dieser Gattung haben den Weg zu mir gefunden und trotz anfänglicher Qualitätsprobleme bei der Herstellung (selbst zwei "Made in Japan" Geräte waren bei mir vermurkst) bin ich zur Zeit mir einer RX100M2 unterwegs. Warum? Weil es in diesem Packmaß keine Kamera gibt, die derart viel bietet. Ich habe eine Menge ausprobiert und natürlich hat auch diese Kamera ihre Schwächen, wie z.B. die Haptik, aber unterm Strich gibt es derzeit keine Alternative.
Sony hat einen überragend guten Sensor verbaut, der als 1" Sensor in der Kompaktklasse alles in den Schatten stellt. Ich würde behaupten vom Rauschverhalten liegt er gerade mal eine Blendenstufe hinter der aktuellen Generation von m43 Sensoren (die bei Olympus auch von Sony kommen), gegenüber den größeren APS-C Kameras sind es vielleicht 1 1/2 bis 2 Blendenstufen. Konkret heisst das bis ISO 3200 ohne nennenswerte Handstände nutzbar, mit etwas Aufwand (RAW und Nachbearbeitung oder Abstriche in der Qualität) geht auch ISO 6400. Das Ganze gepaart mit einem Objektiv, das bei 28mm immerhin f/1.8 liefert (hohe Auflösung im Zentrum, Schwächen in den Randbereichen) und man kann sogar in Richtung Available Light marschieren. Ich habe die RX100 kürzlich gegen die Ricoh GR (APS-C Sensor, f/2.8) getestet und auch wenn die Ricoh GR haptisch ein Gewinner ist, war es in Sachen Bildqualität ein erstaunlich knappes Rennen. Natürlich hat die Ricoh GR als Trumpf einen deutlich größeren Sensor, aber f/2.8 zu f/1.8 ist mehr als eine Blendenstufe, so dass der Vorsprung schnell relativiert wird. Man muss aber dazu sagen, dass das Ricoh GR Objektiv knackscharf bis zum Rand ist und das auch bei Offenblende. Hier wird schon etwas mehr geleistet als bei der Sony, aber dafür ist es halt auch "nur" eine Festbrennweite ohne Stabilisator.
Da es ja mittlerweile einige Leute hier im Forum gibt, die mit diesen Kameras unterwegs sind, hier ein paar Tips & Tricks.
01 Schärfeprüfung
Auf kleinen Displays verkleinerte Bilder sehen immer knackscharf aus. Um zu Hause keine Überraschung zu erleben, sollte man die Schärfe nach der Aufnahme prüfen um ggf. einen zweiten Versuch in Angriff zu nehmen. Am schnellsten geht das im Wiedergabemodus durch folgendes Manöver:
Wenn Das Bild verkleinert zu sehen ist, den Zoomhebel ein mal kurz in die Richtung Tele ziehen. Die Kamera vergrößert jetzt auf 100% an der Stelle, auf die sie scharf gestellt hat. Man kann jetzt gut beurteilen, ob das so passt. Ist man fertig, drückt man den dicken, runden Knopf im Control Dial und kommt wieder zur Ausgangsansicht.
02 Auflösung
Ja, die 10MP Fotos der Sony sehen toll aus, sind aber weniger, als die Kamera leisten kann. Die 20MP Einstellung bietet zwar keine 100% mehr Information, aber in jedem Fall mehr. Es gibt keinen Grund, außer akute Speicherknappheit, die Kamera unter ihren Möglichkeiten zu benutzen.
http://www.r-l-x.de/forum/entry.php/...iel-Sony-RX100
03 RAW oder JPG
Beides! Mit den richtigen Einstellungen sehen die JPG der Sony zwar klasse aus, aber es gibt immer wieder Situationen, in denen RAW Dateien Vorteile haben. Das ist z.B. der Fall, wenn man mit hoher Empfindlichkeit arbeitet (jenseits von ISO 3200 kann man das Rauschen am Rechner besser kontrollieren als in der Kamera) oder wenn die Motive einen hohen Kontrastumfang haben (starker Unterschied zwischen hell und dunkel) und die 12 Bit der RAWs einfach mehr Informationen zur Verarbeitung mitbringen als die fertigen 8 Bit JPGs. Da Speicherplatz heute eigentlich kein Thema mehr ist, die Kamera so einstellen, dass beides abgespeichert wird. Wenn das Foto die Sache nicht wert ist, braucht man es nicht zu machen oder kann es gleich löschen.
Ein weiterer Vorteil der RAW-JPG Einstellung: Ihr könnt bei den Styles einstellen, was ihr wollt, z.B. B+W oder Vivid, wie es Euch beliebt und das Sucherbild bzw. die fertigen JPG haben dann diesen Style. Solltet Ihr irgendwann bemerken, dass das Bild in Farbe oder mit etwas zurückhaltenden Farben besser gewesen wäre, könnt Ihr auf das RAW zurück greifen, denn das ist "Geschmacksneutral".
04 Videoformat Einstellungen
Vorher lesen: http://www.r-l-x.de/forum/entry.php/...ufnehmen-Hurra!
Als Videoformat ist heute AVCHD standard.
Die RX100 im europäischen Raum bietet die Einstellungen 50i und 50p. 50i suggeriert zwar ein interlaced Format, praktisch ist es aber so, dass der Sensor in Vollbildern ausgelesen wird und die Bilder anschließend geteilt werden. Importiert man einen 50i der RX100 in ein Schnittprogramm, wird dies i.d.R. auch als 25p erkannt. D.h. bei der RX100 gilt 50i = 25p. Man kann also zwischen 50p und 25p wählen, jeweils mit gleicher Bitrate (24M).
Und was nun? 50p oder 50i einstellen?
In Abhängigkeit von der Szene: Bei gemächlichen Dingen 25p (=50i) einstellen, bei Dingen, die sich schnelle Bewegen 50p und wenn man am Ende eine Zeitlupe haben möchte auch 50p.
In Abhängigkeit vom Zielformat: Ist das Ziel 25p machen 25p oder 50p (für Zeitlupe) Sinn. Ist das Ziel 24p, nimmt man 25p auf und spiel es etwas langsamer ab (ja, ehrlich, deshalb sind Kinofilme immer länger als die dazu passende europäische DVD). Ist das Ziel 30p, nimmt man mit 50p auf (durch den Pulldown gibt es zwar auch kleine Ruckler, aber deutlich unauffälliger als ein Pullup von 25 auf 30).
Die RX100M2 kann, wenn man sie auf NTSC umschaltet, zusätzlich in 24p, 30p(=60i) und 60p aufnehmen. Beste Bildqualität bei normalen/langsamen Szenen gibt es bei 24p(24M), für Zeitlupen 60p nehmen und dann in der Timeline entsprechend "verlangsamen".
05 Bildstabilisierung bei Video
Die Kamera kennt hier drei Einstellungen für Steadyshot:
Active - eine Mischung aus optischer Stabilisierung (im Objektiv) und digitaler Stabilisierung (in der Software, wie beim iPhone)
Ist eine sehr wirksame Kombination, die selbst größere Bewegungen der Kamera ausgleichen kann. Leider ein wenig zu Lasten der Qualität, denn für die digitale Stabilisierung wird ein etwas kleinerer Bildausschnitt aufgezeichnet und der Rand für die Stabilisierung genutzt.
Standard - reine optischer Stabilisierung (im Objektiv)
Längst nicht so effektiv wie die Einstellung 'Active', aber bestmögliche Bildqualität. Sollte man verwenden, wenn man in der Lage ist die Kamera ruhig genug zu halten.
Aus - keine Stabilisierung
Vielleicht sinnvoll, wenn man mit einem guten Stativ und Videokopf arbeitet.
05 Ungewollte Unschärfe durch Bewegung
Wer oft im 'P' Modus unterwegs ist, wird sich von Zeit zu Zeit über unscharfe Bilder ärgern, weil die von der Kamera gewählte Verschlusszeit mit 1/30s als unterste Grenze arg optimistisch ist. Leider kann man hier keinen Mindestwert einstellen, denn 1/30s ist zwar bei statischen Motiven dank des Stabilisators kein Problem, aber sobald sich etwas im Bild bewegt, sei es Kind, Hund, Autos oder Radfahrer, gelingt es mit 1/30s nicht mehr die Bewegung einzufrieren. Hier hilft nur der beherzte Gang auf 'S' (Shutter Priority) und die Vorgabe einer entsprechend kurzen Verschlusszeit, z.B. 1/125s.
06 Picture Effects nachträglich
Die Kamera kommt mit ein paar netten Effekten daher, die sich sehen lassen können, so z.B. der Illustrationsmodus, den man selbst mit Photoshop nur sehr umständlich in dieser Qualität hin bekommt. Es besteht keine Notwendigkeit den Effekt schon bei der Aufnahme zu aktivieren, die Effekte können auch nachträglich auf ein gemachtes Bild (siehe [03]) angewendet werden und die Kamera speichert dann eine entsprechende Kopie des Bildes.