Meilensteinchen
von
am 27.09.2014 um 17:38 (58206 Hits)
Früher hab ich hier ja ab und zu was über die sportlichen Ereignisse geschrieben, die mich so auf Trab gehalten haben und die ja auch häufig was mit RLX zu tun hatten. Sei es, weil aus den hiesigen Reihen die Motivation kam, sei es, weil das eine oder andere Event hier auch sportlichen Charakter hatte, erwähnenswert hier aus meiner Perspektive insbesondere die beiden QDDS. Ich schreibe seltener, nicht aus dem Grund, weil ich nix mehr mache, sondern weil sich die Dinge schlichtweg wiederholen. Niemand will zum zweiten mal vom Halbmarathon in Berlin oder zum dritten mal über die Fahrt auf den Mont Ventoux lesen. Been there, done that, ihr ja auch - sofern ihr hier mitlest. Aber hin und wieder gibts eben Meilensteinchen, die ich als bemerkenswert erachte - und just so eines fiel heute.
Heute hätte eigentlich der 3. QDDS unter dem Motto Big M stattfinden sollen. Big M sollte ein Marathon werden, bzw. ein Lauf, dessen Länge jeder Teilnehmer individuell hätte bestimmen können, da er in entsprechende Etappen unterteilt war, man nach Gusto und Form ein- und ausgestiegen wäre und der im Maximalfall eben in einem Marathon gegipfelt hätte.
Zum Big M ists leider nicht gekommen, weil sich die Teilnehmerzahl im Laufe der Zeit einfach zu sehr ausgedünnt hatte. Verständlich auf der einen Seite, ich zieh mir hier gern den Schuh an, daß ein einfacher Lauf lang nicht so attraktiv ist wie ein Triathlon und werde dies für die kommenden Planungen berücksichtigen.
Andererseits aber auch schade. Denn das Ziel Marathon steckt mir eigentlich schon seit meinem allerersten "Lauf" damals zu meinem 40. Geburtstag im Kopf. Ich wollte auch unbedingt meinen eigenen Marathon ausrichten und nicht als Nummer 23.523 in irgendeiner Großveranstaltung einlaufen. Daher war der Big M für mich ein Jahr lang Motivation für die eine oder andere Trainingseinheit - und sicherlich nicht nur für mich.
Im Laufe der letzten 3 Jahre fielen so einige Marken. Der erste Kilometer am Stück war seinerzeit schnell absolviert, ebenso der erste 5-km-Lauf, dann kamen 10 km Läufe und Halbmarathons, den ich mittlerweile über ein dutzend mal absolviert habe. 2013 fiel die 30-km Marke zweimal und der Marathon schien greifbar, auch wenn ich mir nach beiden Läufen nicht vorstellen konnte, wie ich die letzten 12 km noch hätte draufsatteln sollen.
Nachdem der Big M, der im Raum Neustadt/Weinstr. stattfinden sollte, ausfiel, entschloß ich mich, meine Hausstrecke zu wählen, ein 21km langer Rundkurs, beginnend und endend an meiner Haustür. Eine schöne, aber keine leichte Strecke, da sie insgesamt 3 teilweise recht knackige Steigungen beinhaltet. Die Runde hab ich schon ein paar mal absolviert, mein Marathon bestand dann eben aus 2 Runden hintereinander. Auf der Runde hab ich kleine Depots alle 5 km, an denen ich am Vortag immer Gelpacks und Wasser deponiere. Da die zweite Runde Neuland für mich darstellte und ich nicht wußte, wie hoch mein Getränke- und Schmeckibedarf sein würde, bat ich meine Frau darum, mich auf dieser Runde per Fahrrad zu begleiten. Mangels Fans am Straßenrand mußte sie auch als Motiviererin und Einpeitscherin herhalten. Da sie nicht besonders schnell fahren mußte, hatte sie auch entsprechend genug Energie hierfür zur Verfügung.
Der Lauf selbst war relativ unspektakulär. Ich bin nicht besonders schnell, da ich nicht besonders leicht bin. Zeiten haben mich noch nie interessiert, ich ziehe meinen Gewinn aus der Tatsache, daß ich überhaupt laufe und daß ich durch das Laufen und den Sport diverse Dinge in meinem Leben in den Griff bekommen habe, hauptsächlich mein Gewicht - ich habe seit 2008 knapp 60 Pfund abgebaut - und meine damals noch vorhandenen Blutdruckprobleme. Da es für mich jetzt keine große Rolle spielt, ob ich im hinteren oder im mittleren Drittel ankomme, keinerlei Sponsoren entsprechenden Erfolgsdruck aufbauen und ich auch erkennen muß, daß ich als ü40, der seit 3 Jahren trainiert, niemals in die Sphären von Sportlern, die das seit ihrer Jugend machen und auch genetisch bessere Voraussetzungen mitbringen, gelangen werde, spiele ich mit den Karten, die mir zugeteilt wurden. Auf der Habenseite kann ich neben o.g. Erfolgen verbuchen, daß ich trotz recht hohem Trainingspensum in den letzten 3 Jahren (ich gehe konstant 3-5x pro Woche laufen, radeln oder schwimmen und habe seit Anfang 2014 ein recht knackiges Bodyweight-Workout Programm) nicht ein einziges mal verletzungsbedingt ausgefallen bin. Das schreibe ich meinen Trainern, aber auch der realistischen Einschätzung meines Könnens zu.
Runde 1 war entsprechend routiniert, Runde 2 bis 30 km war auch kein Neuland für mich. Danach wurde es dann happig, zumal alle 3 Anstiege im letzten Streckendrittel zu finden sind.
Kopfmäßig hatte ich bis auf einen Megahänger zwischen km 30 und 32 kein großes Problem, auch Kreislauf und Atmung waren fein, ich hätte auch am Ende noch problemlos weiterlaufen können, wenn es nach den beiden gegangen wäre.
Probleme hatte ich allerdings mit den Schmerzen.
An sich ist Marathon eh quatsch, sagt jeder, der sich damit auskennt. Die Belastung auf Muskeln, Knochen und Sehnen ist völlig bescheuert und ich hab hier mein Gewicht deutlich gespürt, obwohl ich mir jetzt nicht den schlechtesten Laufstil zuschreiben würde. Auf den letzten 2 km kamen dann noch Krämpfe in Waden und Oberschenkeln hinzu. Vorteil war, dass diese beim Gehen schmerzhafter waren als beim Laufen, sodaß ich immer hin- und herschalten konnte zwischen Fußschmerzen, die beim Laufen lästiger waren und Krämpfen, die beim Gehen lästiger waren. Coole Sache, so ein Körper. Wobei ich sagen muß, daß ich ziemlich wenig gegangen bin. Da ich meine Pausenschritte zähle, kam ich auf 500 gegangene Schritte, absolviert in 5 Ruheetappen auf den letzten 5 km. Insofern schreib ich mir auch noch auf die Fahnen, den Marathon tatsächlich laufend absolviert zu haben.
Die Zeit war entsprechend. Ich hab zwar keine Zielzeit in dem Sinne, will mich aber auch nicht peinlich machen. Den HM in Berlin hab ich beim letzten mal mit 2:22 absolviert. Heute kam ich innerhalb der avisierten 5 Stunden im Ziel an. Ich weiß: keine dolle Zeit, manch Leistungssportler hier mag darüber schmunzeln. Manch einer mag sogar sagen, daß man einen Marathon nicht angehen sollte, wenn man nicht unter 4 Stunden bleibt. Aber beim Berliner Marathon wird die Maximalzeit mit 6.5 Stunden angegeben, erst dann holt einen der Besenbus. Und der hätte mich nicht gekriegt.
Wie gehts weiter? Mit dem Marathon hab ich einen weiteren Haken auf meiner Bucket-List gesetzt. Ob ich nochmal einen absolviere, bezweifle ich im Moment. So sehr kickt mich die Distanz nicht, auf einem HM fühl ich mich deutlich wohler und eher zuhause. Auch würd ich jetzt gern andere Sachen angehen. Ein Alpencross würde mich reizen.