Ich war 17 und habe die Montagsdemos recht gut mitbekommen. Die Maueröffnung selbst habe ich vor dem Fernseher verfolgt. Eine Woche später war ich mit einem Freund in Hof, da haben uns zwei junge Wessis von Patry zu Party geschleppt, wir waren die "Vorzeigeossis" und wurden ordentlich abgefüllt.
Man sinniert jetzt, wie sich das Leben ohen die Wende gestaltet hätte. Ich wäre wohl beim VEB Carl Zeiss als kompetenzloser Mitarbeiter unterwegs, würde Abends in meinem Arbeiterschliessfach sitzen und das dünne Regionalbier trinken. Samstag würde ich auf der Strasse den Trabi putzen, die Zuteilung wäre schätzungsweise vor 5 Jahren erfolgt. Meine Frau hätte ich nie kennen gelernt, meinem Sohn weder die Reisen noch die Annehmlcihkeiten bieten können.
Gut dass alles so gekommen ist !
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09.11.2014, 11:17 #1
9. November 1989-09.November 2014: Ein besonderes Jubiläum für Deutschland
Hallo,
heute jährt sich dieser ganz besondere Tag zum 25. Mal. Das dürfte mittlerweile niemandem mehr entgangen sein.
Ich war zu diesem Zeitpunkt bei der Bundeswehr und hatte Dienst in der Radarführungsabteilung. Nach Wochen des Bangens, was oder wie es weitergeht, löste bei uns Soldaten die Nachricht von der Grenzöffnung eine grenzenlose Begeisterung aus.
Wie habt Ihr diesen Tag erlebt? War jemand von Euch sogar live vor Ort dabei?Geändert von HolderFloh (09.11.2014 um 11:21 Uhr)
Gruß
Oliver
Ein Fußpilz hätte auch gereicht!
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09.11.2014, 11:33 #2Beste Grüße, Thilo
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09.11.2014, 11:47 #3
Sehr schöne Geschichte, Thilo.
Die Montagsdemos habe ich auch am TV mitbekommen. Die Befürchtung, dass sich die Situation zum "17.Juni 1953 2.0" entwickeln könnte, war, so denke ich, omnipräsent. Hüben wie drüben.
Zum Glück verlief es anders.
Mir selbst war die DDR nur aus den Nachrichten bekannt. Ich habe keine Ost-Verwandtschaft und war auch damals nie als Tourist in West-Berlin. Ergo kann ich keine Eindrücke vom Leben in der damaligen DDR schildern.
Bevor ich mich wiederhole, poste ich meinen Beitrag, was ich in der Nachwendezeit als Bw-Soldat in Leipzig erlebt habe:
http://www.r-l-x.de/forum/showthread...=1#post4497411
Das Thema "DDR" finde ich nach wie vor sehr spannend, zumal ich seitdem auch einige Leute kennenlernen durfte, welche mich mit Informationen aus erster Hand versorgten.
Ich kenne übrigens eine Dame, welche damals auch beim VEB Carl-Zeiss-Jena arbeitete.Geändert von HolderFloh (09.11.2014 um 11:50 Uhr)
Gruß
Oliver
Ein Fußpilz hätte auch gereicht!
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09.11.2014, 11:56 #4
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War erst 5 Jahre alt und wurde immer bei der Oma abgeliefert, als es zum demonstrieren ging.
Nach der Wende ging es sofort mit dem Wartburg zur Westverwandschaft nach Bremen, Nürnberg, Kiezbühl und Rothenburg.
Dort gab es einen riesigen Koffer Lego. Ich war glücklich!
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09.11.2014, 11:59 #5
Ja, in der Tat ein ganz großer Tag !
Für mich immer noch faszinierend, was Menschen friedvoll schaffen können !
Und nahezu täglich bin ich glücklich und dankbar, dass alles so gekommen ist.
Die in den letzten Jahren immer öfter in den neuen Bundesländern anzutreffende " romantische Verklärung der DDR " widert mich an und ich schäme mich aufrichtig dafür, dass wohl unser schönes Thüringen das erste Bundesland unter einem linken Minidterpräsidenten sein wird...
Den Tag selbst vor 25 Jahren habe ich als DJ erlebt.
Wie meistens nachts habe ich aufgelegt ( an jenem Tag im Jenaer " Volkshaus" ) Als wir gegen 4 Uhr nachts nach Hause kamen, machte meine damalige Freundin den Fernseher an und meinte nur lapidar : "Kommt irgend so ein Science Fiction.Da tanzen die Menschen auf der Mauer....."
BTW : Am nächsten Abend musste ich wieder auflegen.Die Veranstaltung war mit ca. 1000 Leuten eigentlich ausverkauft. waren aber nur 14 Gäste da...Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen....
(Albert Schweitzer)
Greets Stefan
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09.11.2014, 12:01 #6
...ich lag wochenlang schon in Fuerte am Strand...wenig mitbekommen.
under Milkwood
LG
Stephen😎
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09.11.2014, 12:08 #7
Wie? Du warst mal eine DateJust?
Das Phänomen "Ostalgie" lässt sich nicht vollständig vermeiden. Ich denke, dass viele Menschen genau das benötigen, um diese teilweise doch sehr düstere Zeit zu verarbeiten. Man soll über dieses System auch mal herzlich lachen dürfen. Ganz ohne negative Konsequenzen.
Hattest Du auch die Befürchtung, dass es anders hätte kommen können? Oder hast Du geahnt, dass es gut ausgeht?
Gruß
Oliver
Ein Fußpilz hätte auch gereicht!
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09.11.2014, 12:10 #8
Ich habe zu der Zeit den Führerschein Klasse 2 bei der Bundeswehr gemacht. Unser Fahrlehrer war gar nicht glücklich, wenn wir die ganzen Trabis mit Hupen aus dem LKW begrüßt haben
Gruß Hans
Manchmal, wenn mir langweilig ist, ruf ich bei DHL an und frag, wann die Sendung mit der Maus kommt.
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09.11.2014, 12:17 #9
Ja, wahrscheinlich liegst Du mit Deiner Einschätzung ganz richtig...
Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich ehrlich gesagt keine große Hoffnung darauf, dass das System friedlich, einzig durch die Kraft der Menschen (und zugegebener Weise günstigen äußerlichen Bedingungen...) gestürzt werden kann.
In meinem Schreibtisch lag bereits ein schwedischer Pass mit meinem Passfoto und alles war vorbereitet. Aber das ist eine andere Geschichte...
Meine Bitte an die Admins und Mods:
Eigentlich sind politische Themen hier im Forum ja nicht lege artis.
Ich würde mich sehr freuen, wenn der Thread dennoch überleben darf!
Danke.Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen....
(Albert Schweitzer)
Greets Stefan
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09.11.2014, 12:18 #10
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09.11.2014, 12:24 #11
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09.11.2014, 12:30 #12
Ich habe diesen Thread erst nach Rücksprache mit NicoH eröffnet. Er und seine Mod-bzw. Admin-Kollegen werden diesbezüglich aufpassen. Mir geht es ausschließlich um die einzelnen Geschichten und Anekdoten zur Wendezeit.
Auch diese Aussagen sind mir nicht fremd. Diejenigen wünschen sich nicht unbedingt das System zurück. Das Hauptargument liegt mE hierbei eher beim Thema "Zusammenhalt" in schwierigen Zeiten. Das wird von den Leuten, die ich kennen gelernt habe, in erster Linie schmerzlich vermisst...
Gruß
Oliver
Ein Fußpilz hätte auch gereicht!
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09.11.2014, 12:35 #13
Ui, schöne thread Idee! Ich war da immerhin schon 26 und beruflich einigermaßen gut verankert- damals habe ich Baumärkte konzipiert und beliefert.
Die Maueröffnung habe ich mit ein paar Kumpels bei nem Bier mitverfolgt- Kommentar eines meiner Freunde, der Versicherungsvertreter war, als die ganzen Trabis rüberrollten "...und KEINER von denen hat eine gültige Versicherung..." ansonsten war mir klar, daß das eine ziemlich endgültige Sache für den WP war...UND: Eine Woche später erstmal meine Großmutter in Thüringen besucht. Ich durfte vorher als Sohn eines Republikflüchtlings nicht rüber und hatte auch noch das handicap, daß sowohl mein Schwiegervater als auch mein Stiefvater Geheimnisträger waren.
Zwei Wochen später habe ich meiner damaligen Freundin/jetziger Frau gesagt: "Hey, unsere Eltern/Großeltern hatten die Zeit nach dem Krieg- eine solche Chance kriegt man nicht so schnell wieder, ich geh mal ein Jahr oder länger auf Reisen- und so kam es auch: 16 Monate ab Januar 1990 von Sonntag bis Samstag durch die Tätärä geturnt, dabei zwei Autos verschlissen und richtig gute Geschäfte gemacht.
Dabei viele gute Leute kennengelernt, zu manchen habe ich heute noch Kontakt!!Geändert von Vanessa (09.11.2014 um 12:37 Uhr)
Gruß,
Michi
If the government says you don`t need a gun......buy two!
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09.11.2014, 12:35 #14
Ich war live dabei. Habe gerade meine Ausbildung in einem Westberliner Hotel gemacht.
Irre wie voll die ganze Stadt plötzlich war. Wir hatten ein paar Tage später ein amerikanisches
TV Team im Haus die ganze 2 Etagen geblockt haben. Die Zimmertüren wurden ausgehängt
und bald sah das aus wie im CNN Headquarter.
Beim Auschecken mussten die damals die Telefonrechnung in 6stelliger Höhe Bar zahlen.
Mann, war Berlin damals aufregend und schön.
Gruss. Ulf
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09.11.2014, 12:50 #15
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- 6.428
Dieser Thread hat so lange Bestand bis er politische Züge annimmt.
Deshalb bitte ich freundlich, aber auch nachdrücklich darum, folgende Aussagen umkommentiert zu lassen bzw. solche nicht "nachzuahmen":
Ich rufe (12) der hiesigen Nutzungsbedingungen ins Gedächtnis der geschätzten Member:
"(12) Diskussionen mit politischen, religiösen oder gesellschaftspolitischen Inhalten, sowie Verweise auf Webseiten in deutscher Sprache, die aufgrund ihres Angebotes in Wettbewerb zu R-L-X – Reiner Luxus stehen sind nicht gestattet."
Danke für euer Verständnis.Gruß
Marco.
„Ich sah an alles Tun, das unter der Sonne geschieht,
und siehe, es war alles eitel und Haschen nach Wind.“
(Qohelet 1,14)
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09.11.2014, 12:51 #16
All Eure Geschichten...genau das ist es, worum es mir in diesem Thread geht.
Das, was Michi in puncto Versicherungsvertreter schrieb, war bezeichnend für die "Goldgräberstimmung", von der die Neuen Bundesländer quasi überrannt wurden.
Aber das nur am Rande...
Hierzu kann ich dieses Filmdokument empfehlen:
http://www.youtube.com/watch?v=oOEbkBMk-Yo
Mein Prädikt: Besonders sehenswert, da hier nichts beschönigt wird! Auch die Kommentare dazu.
Gruß
Oliver
Ein Fußpilz hätte auch gereicht!
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09.11.2014, 12:59 #17
Dr. K
Es ist zugegebenermaßen ein sehr schmaler Grat.
Aber ich habe vollstes Verständnis, wenn dieser Thread aufgrund der nicht immer zu vermeidenden politischen Inhalte geschlossen werden müsste.
Gruß
Oliver
Ein Fußpilz hätte auch gereicht!
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09.11.2014, 13:12 #18
Hatte mich damals mit 12 Jahren absolut 0 berührt bis Papa seinen schrottigen Ford Sierra für 5000DM über Wert an einen Ossi verkaufen konnte.
War ein Tag wie jeder andere für mich.....
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09.11.2014, 13:16 #19
Eure Geschichten sind klasse
Leider kann ich selbst nicht wirklich was dazu beitragen, da ich damals noch nicht existierte.
Aber 1 Jahr bevor die Mauer fiel sind meine Eltern aus der DDR geflüchtet, 1998 sind wir dann nach Erfurt gezogen, so schlimm war es dann wirklich nicht.
Von älteren Menschen höre ich sowas öfters.Gruß Toan
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09.11.2014, 13:33 #20
Ich habe mir gerade Anfang November einen längeren Urlaub über 6 Wochen in Südamerika gegönnt und habe vom Mauerfall erst später, eher beiläufig als Nonevent aus lokaler Presse, erfahren. Erst nach Rückkehr im Dezember bin ich eingetaucht. Die ersten Reisen in die DDR waren grenznah als Tagestour nach Nordhausen und später nach Mühlhausen.
Gruß,
René
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