Ergebnis 1 bis 17 von 17
  1. #1
    PREMIUM MEMBER Avatar von obermax
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    Edelstahl 904L

    Liebe Members,

    Rolex verwendet ja seit geraumer Zeit einen speziellen, angeblich besonders widerstandsfähigen Edelstahl.
    Mir erschließt sich dabei nicht ganz, wieso nach kürzester Zeit schon durch Hemd- oder Pulliärmel die bekannten Mikrokratzer zu sehen sind. Von Metallknöpfen etc. gar nicht zu reden.
    Ich bin sicher keine PTM, aber komisch ist das schon. Wie ist das denn mit anderen Stahlsorten, wenn dieser schon unempfindlich sein soll?

    Vielleicht kennt hier jemand die technischen Hintergründe...

    Euch einen schönen Sonntag!
    Gruß, Christian

  2. #2
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    Keine Ahnung , was die vorher benutzt haben. Tatsache ist jedoch, das eben die verschiedenen Legierungen für das Verhalten vom Stahl verantwortlich ist. Härte , Bearbeitungsaufwand, Flexibilität,etc. und letztendlich auch Kosten. Warum Rolex jenen oder einen anderen Stahl nutzt..hmmmm..Stahl an einer Uhr hat ja noch mehr Aufgaben, wie nur Kratzer zu widerstehen. Salzwassertauglichkeit sei nur mal so genannt. Stossfestigkeit etc etc. Was nutzt es wenn ein Stahl so hart ist, das keine Kratzer reinkommen, aber beim leichten Fall bricht ?? Welche verschiedenen Anforderungen und Lösungsansätze es gibt, kann du bei zB. beim japanischen Schwert, also Katana, sehen. Gut, ist nun ein extremer Vergleich, was die Beanspruchung betrifft, aber in diese Richtung geht es….

    auch einen schönen Sonntag…Gruss

  3. #3
    Double-Red Avatar von obiwankenobi
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    UNS NO8904, auch bekannt als 904L, ist ein hochlegierter kohlenstoffarmer austenitischer Edelstahl, der oft dort
    angewendet wird, wo die Korrosionsbeständigkeit von AISI 316L und AISI 317L nicht ausreichend sind.
    Die Zugabe von Kupfer macht diesen Stahl korrosions beständiger als herkömmliche Chrom-Nickel-Edelstähle, besonders was die Beständigkeit gegen Schwefelsäure, Phosphorsäure und Essigsäure angeht. Bei Salzsäure sind die Einsatzmöglichkeiten jedoch beschränkt. Die Legierung weist auch eine hohe Beständigkeit gegen Lochfraß in Chloridlösungen sowie Spaltkorrosion und Spannungsrisskorrosion auf. Aufgrund des höher legierten Nickel und Molybdän ist die Legierung 904L
    leistungsfähiger als andere austenitische Edelstähle. Diese Stahlsorte ist unmagnetisch – ganz gleich unter welchen Bedingungen – und kann leicht verformt und geschweißt werden. Die austenitische Struktur verleiht der Legierung auch einen hohen Grad an Zähigkeit, selbst bei Tieftemperaturen.

    FAZIT: Mit der Uhr kannst Du fast alles machen, aber Kratzer entstehen, alles andere überlebt.
    Geändert von obiwankenobi (11.10.2015 um 08:24 Uhr)
    Glaube nicht alles, was Du denkst!

  4. #4
    Freccione Avatar von Mr. Joe
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    Mir anderen Worten: Man hat die Wahl zwischen Rost und Kratzern.

    Danke für die ausführliche Info.
    Liebe Grüße, Martin


  5. #5
    Double-Red Avatar von Soeckefeld
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    Rolex.com Zitat

    Geeignet, um die Leistungsgrenzen zu testen

    Rolex Armbanduhren müssen auch unter Extrembedingungen ihre Schönheit und Funktionalität voll und ganz bewahren.
    Aus diesem Grund hat sich Rolex als erste Uhrenmarke bereits 1985 entschieden, Edelstahl 904L zu verwenden - eine äußerst korrosionsbeständige Legierung, die sich nach dem Polieren durch einen außergewöhnlichen Glanz auszeichnet.

    Edelstahl 904L kommt meistens in der Spitzentechnologie, der Raumfahrtindustrie oder der chemischen Industrie zum Einsatz.
    Seine ausgezeichnete Korrosionsbeständigkeit ist mit der von Edelmetallen vergleichbar.
    Die Fertigung der für die Armbanduhren benötigten Komponenten aus Edelstahl 904L erfolgt komplett im Hause Rolex.
    mit besten Grüßen
    Andreas


  6. #6
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    Hallo,

    Kratzer lassen sich nicht vermeiden. Die Härte des Materials ist entscheidend für die Resistenz gegen Kratzer.
    Härte ist der Widerstand gegen das Eindringen eines anderen Gegenstandes. Härteskala nach Mohs wo Diamant mit 10 als härtestes Material eingeteilt ist.
    Keramik, Saphir erfüllt die Anforderungen gegenüber Kratzer unempfindlich zu sein. Schwere bearbeitbarkeit inclusive.
    Kratzresistenz:
    Stahl in weichem Zustand -> Nein. Gehärtet (erreicht durch eine Wärmebehandlung) etwas besser (jedoch starke Korrosion). Mit entsprechender Beschichtung noch besser wie gehärtet (jedoch Gefahr des Eierschaleneffekts und andere Problematiken in der Herstellung).
    Also ist 904L super gegen Korrosion und gut zu bearbeiten (gut polierbar). Gegen Kratzer aber wie allgemeiner Baustahl nicht besonders resistent.
    Gruß
    Elmar

  7. #7
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    Christian,

    schau dir mal die Unterseite von Stahl-Gehäusen (mit abgenommenem Bodendeckel), sowie die Bodendeckel aus den 60er und 70er Jahren an. Lochfrass ist oft ein ganz grosses Thema.

    Lochfrass, das sind auf Fotos oft kleine schwarze Verfärbungen. Im Wirklichkeit sind es meist kleine Gänge, die sich ins Material hineinfressen. Kein Wunder, je tiefer das Loch, desto eher bleiben auch wieder Rest von Schweiss und Salzwasser darin hängen und können dort ihr schädliches Werk vorantreiben.

    Von daher war es für eine Firma, die stets darum bemüht war, ihre Produkte zu optimieren, naheliegend, auf ein Material zu wechseln, das resistenter gegen diese Art von Korrosion ist.

    Da 904L nun seit 30 Jahren verwendet wir, liegt nahe, dass:

    - damit die Korrosionsprobleme gelöst sind

    - falls nicht komplett gelöst, so doch kein besseres Material zur Verfügung steht, 904L also aktuell den besten Kompromiss darstellt.

    Hat jemand "neuere" Gehäuse mit Korrosion gesehen ? Ist keine rhetorische Frage, würde mich wirklich mal interessieren.


    Grüsse,

    Bernd
    Geändert von 1500 (11.10.2015 um 13:15 Uhr)
    "Less is boring" (Paul Smith)

  8. #8

  9. #9
    Double-Red Avatar von Soeckefeld
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    und 904L glänzt stärker
    mit besten Grüßen
    Andreas


  10. #10
    Sea-Dweller Avatar von ludicree
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    Ich finde man kann gut den Unterschied zur Masse an 316l Uhren sehen. Poliert ist das 904l wirklich sehr blingy.
    Gruss,
    Andi

    Das Leben ist viel zu kurz für schlechte Uhren.

  11. #11
    PREMIUM MEMBER Avatar von obermax
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    Vielen Dank für die wirklich sehr kompetenten Antworten!
    Jetzt müsste man nur noch mehr Kratzfestigkeit in das 904L hineinbekommen, und es wäre die ELWMS
    Interessanterweise wird im Patek- Forum das 904L eher "kleingemacht ", da die Patek- Stahlmodelle ja nicht daraus bestehen...
    Gruß, Christian

  12. #12
    PREMIUM MEMBER Avatar von Kalle
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    Was verwenden die denn ?
    Gruß Kalle
    ...audiatur et altera pars...

  13. #13
    PREMIUM MEMBER Avatar von obermax
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    Ich denke, das "normale" 316/317. Sicher bin ich mir aber nicht...
    Gruß, Christian

  14. #14
    Sea-Dweller Avatar von ludicree
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    Das Zeug aus dem jede Steinquarz ist? Geht ja mal gar nicht... schreib denen das.
    Gruss,
    Andi

    Das Leben ist viel zu kurz für schlechte Uhren.

  15. #15
    Soviel mir bekannt ist, ist Rolex der einzige Hersteller von Luxusuhren, der diesen Stahl verwendet.
    Abgesehen davon, dass 904L zwar frei kaufbar, aber sehr teuer ist, ist er titanfrei und kann nur im Vakuum glühen. Herkömmliche, stahverarbeitende Maschinen verschleißen unter der Verwendung von 904L wesentlich schneller.
    1985 erschien das erste Gehäuse in 904L bei der Submariner. Erst seit dem Jahr 2000 sind alle Rolex Stahlgehäuse aus 904L.
    Rolex hat 10 Jahre gebraucht, um den Maschinenpark komplett auf 904L umzurüsten.
    Gruß aus München,
    Torsten

  16. #16
    Explorer Avatar von Subbi!
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    Meine Vorschreiber haben das Wesentliche ja schon geschrieben, daher nur nochmal eine Zusammenfassung von mir:

    904L hat für Uhren schon seine Berechtigung, besonders wenn man, wie Rolex seine (Sporty) Wurzeln (auch) im Tauchsport hat.
    904L hat einen sehr geringen Kohlenstoffanteil, der macht die Legierung einerseits zäh (aber leider nicht sehr hart/kratzunempfindlich) und sorgt andererseits (zusammen mit den anderen Bestandteilen) für die extreme Rostunanfälligkeit. Saure Umgebungen machen diesem Stahl nichts aus, er ist dauerhaft seewasserbeständig und auch (sauerer) Schweiß verursacht keinerlei Korrosion auch auf viele Jahre hinaus.

    Ist wie bei einer Messerklinge, hoher Kohlenstoffanteil macht die Klinge hart, schnitthaltig - aber sie rostet leicht und bricht eher bei seitlicher Belastung. Niedrige C Konzentration macht den Stahl "elastisch", er bricht nicht und rostet weniger oder gar nicht, dafür ist er nicht mehr so schnitthaltig. Bei Messern kam man schon früh auf Damastklingen, harter Stahl wird mit zähem Stahl zusammengeschmiedet und so ist der C-reiche Stahl für Schärfe und Schnitthaltigkeit verantwortlich, der C-reiche Stahl bringt die Zähigkeit/Flexibilität.

    Darüberhinaus ist es beim Uhrengehäuse so, das der doch hohe Nickel-Anteil für eine gute Polierfähigkeit und Glanz sorgen könnte und der sehr Chrom-Anteil sorgt mit einer Passivierungschicht dafür, daß die Oberfläche den Glanz nicht verliert und auch dauerhaft nicht "matt" wird und immer, im von uns geschätzten Glanz, funkelt.
    Trotzdem ist der Stahl sehr hautverträglich und löst keine Nickel-Allergien aus.
    Dummerweise ist 904L nicht sooo leicht zu bearbeiten, z.B. Fräsen, so daß doch viel Handarbeit notwendig werden könnte.

    316L könnte etwas "härter" sein, aber da müßte ich erst nochmal nachschauen, ist auch amagnetisch und weitgehend rostfrei, wir bauen unsere Geräte teilweise aus 316L und auch da rostet unter "normalen" Bedingungen nichts.
    Stehen die Geräte aber in "Laborluft" (Chemielabor), die doch ziemlich aggressiv/sauer ist, so sieht man da schon nach Jahren (!) den "Lochfraß", bzw. Korrosion. Mit 904L passiert da nichts.
    Cheers,

    Klaus

  17. #17
    Day-Date Avatar von Milou
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    Jetzt n' Damaszener Case, das wärs

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