sehr schön, die Reise geht weiter! die Zeit nehme ich mir jetzt gerne![]()
Ergebnis 1 bis 20 von 53
Thema: Reisebericht MS Europa 2
-
29.06.2016, 17:44 #1
- Registriert seit
- 14.05.2016
- Ort
- München
- Beiträge
- 683
Reisebericht MS Europa 2
Tag 1: Von Venedig nach Ravenna
Nachdem Conny und ich vor kurzem noch ein Wochenende in Zürich verbracht hatten, war nun endlich der große Tag gekommen: Unsere Reise mit der MS Europa 2 sollte losgehen und uns von Venedig nach Valletta auf Malta bringen. Bis zuletzt hatten wir noch über unsere Anreise gegrübelt. Der einfachste Weg wäre mit Sicherheit ein Gabelflug von München nach Venedig und zurück von Malta nach München gewesen. Allerdings entschieden wir uns wegen der Flexibität für eine Anreise mit dem Auto über den Brenner nach Venedig. Ein Flug würde uns dann am Ende wieder von Malta nach Venedig bringen.
Als wir morgens in München ins Auto stiegen, kämpfte der Scheibenwischer noch gegen kurze Schauer. Die Sonne schaffte es nördlich der Alpen erst überhaupt nicht durch die Wolkenschleier. Aber auf die italienische Seite war Verlass: Je weiter südlich wir fuhren, desto besser wurde das Wetter. Ab Verona hatten wir dann strahlenden Sonnenschein, so dass wir uns auf einen schönen Abend in der Lagune freuen konnte.
Beim Parkplatz für mein Auto ging ich übrigens keine Kompromisse ein. Auf manchen Webseiten liest man von der Möglichkeit, sein Fahrzeug irgendwo auf dem Weg zwischen Mestre und der nördlichen Straßen nach Mogliano Veneto abzustellen und dann mit dem Bus nach Venedig zu fahren. Ich wollte meinen Wagen aber lieber sicher und bewacht wissen. Kostet zwar etwas mehr, dafür weiß ich aber, dass ich mein Auto unbeschadet zurück bekomme.
An der Piazza Roma konnten wir es dann kaum erwarten endlich zu unserem Schiff zu gelangen. Klar, eine Fahrt mit dem Vaporetto wäre sicherlich der klassische Weg gewesen. Aber wir wollten es langsam angehen lassen und noch ein wenig die Gassen von Venedig zu erkunden. Wer übrigens eine gute Karte dabei hat, sollte einfach auf eigene Faust durch die engen Gassen laufen. So schwer ist das navigieren gar nicht. Und der Moment, wenn man zum ersten Mal das Schiff am Pier über den Häusern sieht, ist einfach großartig.
Und da war es nun: Unser Zuhause für die nächsten sieben Tagen. Zum allerersten Mal boardeten Conny und ich ein Kreuzfahrtschiff und waren selbst erstaunt, wie sehr die Prozeduren denen eines Flughafens ähnelten. Nach der Abgabe unserer Koffer, die für uns auf die Suiten gebracht wurden, ging es zur Sicherheitskontrolle des Handgepäcks und zum Metalldetektor. An Board checkten wir dann genau wie in einem Hotel zuerst an der Rezeption mit unseren Ausweisen ein. Kurz darauf konnten wir endlich die Tür unserer Kabine öffnen und unsere Veranda Suite zum ersten Mal betreten.
Ein wirklich großartiger Moment. Ein Hotelzimmer mit Blick auf die Häuser von Venedig ist mit Sicherheit ein Traum vieler Reisender. Und wir konnten diese Aussicht gleich von unserem Balkon aus genießen.
An diesem Zeitpunkt waren wir hin und her gerissen: Gerne hätten wir uns sofort eine Erkundungstour auf dem Schiff gestartet und uns erst einmal einen Überblick über sämtliche Decks verschafft. Allerdings lag die Europa 2 immer noch mitten in Venedig, nur wenige Meter vom Stadtzentrum am Pier. Also entledigten wir uns nur kurz unseres Handgepäcks und verließen das Schiff noch einmal in Richtung Venedig.
Es gibt wenige Städte dieser Welt, die mich so sehr faszinieren wie Venedig. Auf mich wirkt die Lagunenstadt immer noch wie ein riesiges Freilichtmuseum. Eigentlich war ich schon viel zu lange nicht mehr vor Ort. Mein letzter Besuch liegt tatsächlich schon fast drei Jahre zurück. Als erstes schlenderten wir entlang des Canale della Giudecca.
Da wir den Markusplatz und den Dogenpalast sowieso bei der Ausfahrt sehen würden, besuchten wir uns stattdessen meine zweitliebstes Motiv in Venedig: Die Ponte dell'Accademia. Gerade im goldenen Abendlicht ist die Stimmung hier fast nicht zu toppen. Gerade die Rialto-Brücke ist meiner Meinung wird in der landläufigen Literatur ein bisschen überbewertet. Zwar bietet sie eine sehr interessante Architektur, die Aussicht in den Abendstunden ist aber eher bescheiden.
Die Zeit verging leider doch viel schneller als erwartet. Da wir selbstverständlich nicht gleich schon am ersten Abend auf unserer ersten Kreuzfahrt in Zeitnot geraten wollte, schlenderten wir gemütlich zurück zur Europa 2, hinter der gerade die Sonne unterging.
Als hätte der Kapitän extra auf mich gewartet, schalteten sich plötzlich auch noch die Außenlichter ein und bescherten mir ein wunderschönes Fotomotiv. Spätestens jetzt konnte ich es kaum erwarten, endlich mit dem Schiff in See zu stechen.
Leider half bei der Ausfahrt auch mein extra aufgebautes Stativ auf unserem Balkon nichts. Die Sonne war viel zu schnell untergegangen und auch die blaue Stunde verging deutlich schneller als die Europa 2 den Markusplatz erreichen konnte. Darunter litt auch die erreichbare Qualität des Fotos vom Markusplatz, das leider nicht im geringsten an den echten Ausblick heran reichte.
Trotzdem konnten wir richtig froh sein, dass wir diesen Anblick genießen durften. Schon bald werden Kreuzfahrtschiffe leider nicht mehr diesen Weg benutzen dürfen. Die örtliche Politik plant, die Schiffe an weiter entfernte Terminals außerhalb von Venedig andocken zu lassen. Ich hoffe, dass man sich diesen Schritt noch einmal gut überlegt. Es wäre sehr schade um diese Aussicht.Geändert von NicoH (03.07.2016 um 21:01 Uhr)
Viele Grüße, Phil
-
29.06.2016, 17:47 #2mit besten Grüßen
Andreas
-
29.06.2016, 17:48 #3
- Registriert seit
- 14.05.2016
- Ort
- München
- Beiträge
- 683
Themenstarter
Na klar! Ich habe noch haufenweise Reiseberichte, die ich euch gerne zeige möchte. Ihr sagt einfach Stop, wenn es euch reicht
Viele Grüße, Phil
-
29.06.2016, 17:56 #4
Großartig Phil!
Bitte weitermachen.Beste Grüße!
Peter
-
29.06.2016, 18:05 #5
- Registriert seit
- 14.05.2016
- Ort
- München
- Beiträge
- 683
Themenstarter
Tag 2: Ravenna
Es war eine absolute Premiere: Das erste Mal wachte ich auf einem Kreuzfahrtschiff auf.
Höchste Zeit, endlich die MS Europa 2 ausgiebig zu erkunden. Fangen wir doch gleich mit der ersten Anlaufstelle für alle Neuankömmlinge an: Der Reception.
Für die Reiseberichte meiner Reise von Venedig nach Valetta habe ich mir etwas Besonderes für euch ausgedacht. Genau wie sonst auch typisch für meine Reiseberichte werde ich auch dieses Mal streng auf die chronologische Reihenfolge der einzelnen Berichte achten. Zusätzlich präsentiere ich euch aber in jedem Beitrag einen kleinen Teil des Schiffes in besonderen Bildern. Extra für euch habe ich versucht, die außergewöhnlichen Momente an Bord einzufangen. Ich hoffe, die Fotos gefallen euch (Und ja, die folgenden Fotos sind wirklich alle von mir selbst geknipst).
Wer ein wenig an Bord shoppen möchte, findet an der Rezeption an die besten Möglichkeiten dazu. Neben einem Bekleidungsgeschäft gibt es auch noch einen Juwelier an Bord. Neben den reinen Verkaufs- und Reparaturdienstleistungen gibt’s an Bord auch Workshop für die richtige Bedienung seines Zeitmessers: Wer schon immer einmal den Rechenschieber seiner Lünette richtig einsetzen wollte, lernt es hier bestimmt.
Außer dem völlig ungewohnten Fakt für ein Hotelzimmer, dass sich die Aussicht vor dem Balkon verändert hatte, bemerkte ich in der Nacht nichts von der Fahrt über's Mittelmeer. Dafür sind die Ausblicke aus dem Fenster wunderschön.
Natürlich ist die Lobby nicht nur reiner Ankunftsbereich, sondern lädt auch zum Verweilen ein. Gerade zu Beginn des Abends gibt’s vor dem Abendessen noch ein wenig Klaviermusik an der Bar.
Irgendwie hatte ich mir im Vorhinein zu meiner Reise immer vorgestellt, dass Kreuzfahrtschiffe ein großes zentrales Treppenhaus besitzen. Wahrscheinlich war meine Vorstellungskraft da durch Schiffe wie die Titanic etwas voreingenommen: Selbstverständlich sind zwei Lifte die zentrale Anlaufstelle für alle Passagiere. Wer es gerne sportlich möchte, darf auch die Treppen links und rechts daneben nutzen. Sehr vorbildlich übrigens: Die Handläufe der Treppen sind in Brailleschrift für Sehbehinderte dezent beschriftet.
Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass ich noch viele weitere Stunden mit der Erkundung des Schiffes verbringen hätte können. Aber natürlich sollte dies nicht zu Lasten des Zieles unseres ersten Tages gehen: Denn die Stadt Ravenna wartete darauf, erkundet zu werden. Interessanterweise lag die Altstadt früher direkt am Wasser der Adria. Durch die Verlandung in diesem Gebiet rückte Ravenna völlig natürlich im Laufe der Jahre immer mehr ins Landesinnere, so dass sie heute neun Kilometer vom Mittelmeer entfernt liegt. Somit brachte uns ein Reisebus vom Kreuzfahrtterminal zur Piazza Garibaldi. Dort legten wir dann gleich im Zentrum der Altstadt auf der Piazza del Popolo mit unserem Stadtrundgang los.
Die Vergangenheit von Ravenna lässt sich auf der Piazza del Popolo nicht ganz leugnen: Auf venezianischen Säulen begrüßten uns die Stadtheiligen Sankt Apollinaris und Sankt Vitalis und der Palazzetto Veneziano. Dieser ehemalige venezianischer Palast aus dem 15. Jahrhundert beherbergt heute das Rathaus.
Wie man auf dem folgenden Straßenschild schon erahnen kann wird Ravenna in der Literatur auch gerne als Stadt der Mosaiken bezeichnet. Höchste Zeit sich auf die Spuren der kleinen Steine zu begeben.
Typisch für eine italienische Stadt mit venezianisch angehauchter Vergangenheit bietet Ravenna jede Menge Kirchen und Museen. Diese alle zu besichtigen, wäre wahrscheinlich nicht einmal während eines gesamten Jahresurlaubs möglich, so dass Conny und ich uns auf auf eine kleine Tour durch eine Auswahl an UNESCO-Kulturerben beschränkten. Los ging es mit dem Dom von Ravenna.
Streng genommen ist der Dom zwar imposant, aber für sich alleine noch kein Welterbe. Dies ist nur die kleine, angeschlossene Neonische Taufkapelle. Das sog. Baptisterium der Orthodoxen gilt sogar als das älteste erhaltene Bauwerk in Ravenna und stammt aus dem 4. Jahrhundert.
Die nächste Station war die Basilica di Sant’Apollinare Nuovo im Osten der Altstadt. Gebaut wurde sie zu Beginn des 5. oder Anfang des 6. Jahrhunderts von Theoderich dem Großen als arianische Kirche.
Im Inneren erwartete uns eine imposante Halle von mehr als 40 Metern Länge, die von 24 Säulen getragen wird. Die ursprüngliche von Mosaiken geschmückte Decke der Kirche stürzte leider schon im 7. Jahrhundert nach einem Erdbeben ein. Die heutige Variante der Deckenmosaiken stammt deswegen von einem "Neubau" aus dem 16. Jahrhundert.
Zu den großartigsten Kirchenbauten der spätantik-frühbyzantinischen Zeit gehört die Basilica di San Vitale, die schon bereits die vorletzte Station in unserem kleinen Stadtrundgang darstellte. Der Bau der Kirche wurde 537 n.Chr. begonnen. Das fast perfekt erhaltene Gebäude wurde im Jahr 1960 mit dem Ehrentitel Basilica minor durch Papst Johannes XXIII. ausgezeichnet.
Natürlich liegt der Fokus des Sightseeings auch hier auf der wahnsinnig imposanten Innenraumgestaltung. Der achteckige Bau besitzt einen innenliegenden Stützkranz, der die Kuppel hält. Wie bei fast allen byzantinischen Kirchen Ravennas haben hier die Baumeister auch jeden freien Winkel im Inneren mit Mosaiken ausgestattet.
Wahrscheinlich könnte man in den zahlreichen Motiven stundenlang fotografisch auf Entdeckungsreise gehen. Conny hat die Eindrücke für euch bestens fotografisch festhalten können.
Wer schon in der Nähe der San Vitale ist, sollte auch für das direkt daneben stehende UNESCO-Welterbe noch ein paar Minuten übrig haben. Direkt hinter der Basilica befindet sich das Mausoleum der Galla Placidia. Dieses Bauwerk dient als Ort des Grabes der Kaiserin Galla Placidia, der Tochter von Kaiser Theodosius dem Großen, die um 450 n.Chr. starb. Dass die gute Dame dort wirklich jemals begraben lag, glaubt heute kein Historiker mehr. Vielmehr handelt es sich um ein großes Denkmal, das aber im Stil eines Mausoleums gebaut wurde.
Wer all die genannten und abgebildeten Sehenswürdigkeiten mit ihren fantastischen Mosaiken einmal von Innen bestaunen möchte, benötigt eine Kombinations-Eintrittskarte. Diese gilt für alle Kirchen und Gebäude zusammen und kann für 9,50€ an jedem der Eingänge erworben werden.
Übrigens: Tatsächlich besitzt nicht nur Pisa einen schiefen Turm, sondern auch Ravenna. Der Torre comunale e Sala d’Attorre aus dem 12. Jahrhundert steckt aber in einem Stahlkorsett, um ihn vor dem Umfallen zu bewahren:
Für den nächsten Tag wartete dann gleich die nächste Premiere auf uns: Bisher hatte die MS Europa 2 jedes Mal direkt am Hafen angelegt. Beim nächsten Stop im kroatischen Split würden wir jedoch auf Reede liegen. Sprich: Das Kreuzfahrtschiff ankert mit einigen hundert Metern Abstand zum Hafen, während kleine Tenderboote den Pendelverkehr der Passagiere zum Land übernehmen.Geändert von NicoH (03.07.2016 um 22:03 Uhr)
Viele Grüße, Phil
-
29.06.2016, 18:19 #6ehemaliges mitgliedGast
Super
-warum sollten die Bilder nicht von Dir gemacht worden sein?
-
29.06.2016, 18:19 #7
- Registriert seit
- 18.02.2004
- Ort
- Ditschiland
- Beiträge
- 27.230
Schöne Bilder.Danke fürs mit nehmen.
VG
Udo
-
29.06.2016, 18:23 #8
- Registriert seit
- 14.05.2016
- Ort
- München
- Beiträge
- 683
Themenstarter
Hehe, gute Frage! Hauptsächlich geht's um die Tatsache, dass keine Menschen auf dem Bildern zu sehen sind. Da kann schon mal das "Der hat doch den Prospekt abfotografiert"-Feeling aufkommen.
Für die Receptions-Fotos bin ich übrigens einfach nur früher als alle anderen aufgestandenSo ist es auch viel einfacher, die Bilder zu veröffentlichen. Und niemand der Gäste wird gestört - das ist mir auch wichtig.
Geändert von ph1l (29.06.2016 um 18:24 Uhr)
Viele Grüße, Phil
-
29.06.2016, 18:33 #9
-
29.06.2016, 18:38 #10
wollte schon fragen, ob ihr alleine auf dem schiff wart. keine passagiere weit und breit.
aber der frühe vogel fängt den wurm.
toller thread!
-
29.06.2016, 18:42 #11
- Registriert seit
- 14.05.2016
- Ort
- München
- Beiträge
- 683
Themenstarter
-
29.06.2016, 18:55 #12
Recht hast! Kennst du andere Schiffe auch noch? Wir kennen die Musica-Klasse von MSC sowie die MeinSchiff 1 und 3 und im August steht die MS 5 auf der Agenda.
Zu Aida konnte ich mich nie durchringen, mir gruselt´s immer vor dem Party- und Animations-Gehabe.
-
29.06.2016, 19:10 #13
Danke fürs mitnehmen
! Freue mich schon auf die noch folgenden Tage
Martin
"Whatever you do, don't congratulate yourself too much."
-
29.06.2016, 19:11 #14
Hallo Phil, eine wahre Freude Deine Reiseberichte zu lesen und die Bilder zu bewundern.
Freue mich auf die Fortsetzung.
-
30.06.2016, 19:58 #15
Super tolle Bilder
Darf man fragen was Du für eine Kamera hast?Gruss Wolfgang
_______________________________________________
-
30.06.2016, 20:09 #16
- Registriert seit
- 20.02.2016
- Ort
- Wien Umgebung
- Beiträge
- 387
Super Fotos
Peter
-
30.06.2016, 20:23 #17
- Registriert seit
- 14.05.2016
- Ort
- München
- Beiträge
- 683
Themenstarter
-
30.06.2016, 20:25 #18
- Registriert seit
- 14.05.2016
- Ort
- München
- Beiträge
- 683
Themenstarter
Tag 3: Split
Nach unserer Einschiffung in Venedig und dem ersten Tag in Ravenna verließen Conny und ich zusammen mit der MS Europa 2 so langsam aber sicher Italien und widmeten uns der östlichen Seite der Adria. Mit Kurs auf Kroatien ankerte unser Schiff am dritten Tag vor der kroatischen Küste. Das Ziel des heutigen Tages sollte Split sein.
Wie ich euch versprochen hatte, zeige ich euch jeden Tag ein kleines Detail von unserem Schiff. In diesem Report bietet es sich förmlich an, dass wir uns die Tender mal näher anschauen. Denn die Europa 2 fuhr an diesem Tag nicht direkt in den Hafen der südkroatischen Stadt, sondern blieb auf Reede in einigen hundert Metern vom Festland entfernt.
Um Passagiere von einem Liegeplatz auf See an Land zu bringen, gibt es auf der Europa 2 gleich zwei Möglichkeiten: Zum einen verfügt es über mehrere Schlauchboote, die mit Kränen vom Oberdeck des Kreuzfahrtschiffes zu Wasser gelassen werden können. Zum anderen stehen jeweils zwei größere Boote pro Seite der Europa 2 zur Verfügung, die ebenfalls über Kräne ins Wasser gelassen werden können. Diese sind gleichzeitig die Tender für den Transfer an Land als auch Rettungsboote im Fall der Fälle.
Auf Deck 3, und somit ein Deck tiefer als die „normale“ Treppe der MS Europa 2, befindet sich ebenfalls auf jeder Seite eine ausklappbare Anlegestelle, an denen die Tender andocken können.
Et voilà: Schon steht der bequeme Wassertaxi-Service für die Gäste an Bord.
Wer auf dem folgenden Bild des Hafens von Split noch einmal genau hinschaut, sieht am links unten einen der Tender, der gerade wieder Kurs auf die Europa 2 genommen hat.
Als Bootsbesitzer konnte ich es kaum erwarten, mit einem dieser Tender nach Split überzusetzen. So klein, wie die Schiffe auf den Bildern erscheinen, sind diese allerdings überhaupt nicht. Mit einer Kapazität von 150 Passagieren, die bequem in den Innenraum passen, würde ein solcher Tender an Connys und meinem Heimat-See wahrscheinlich alle Schiffe überragen. Dies wurde zum Beispiel an der Anlegestelle im Hafen von Split deutlich.
Kommen wir nun aber zum Ausflugsziel des heutigen Tages: Split, das übrigens als heimliche Hauptstadt von Dalmatien gilt, und zahlenmäßig die zweitgrößte Stadt in Kroatien ist. Schon vom Hafen bietet sich ein guter Blick auf die Altstadt, die übrigens von der UNESCO komplett zum Weltkulturerbe deklariert wurde.
Eine komplette Stadt als Weltkulturerbe? Ja, auch ich staunte zuerst etwas und wollte der UNESCO zuerst eine gewisse Prokrastination bescheinigen, da die Damen und Herren anscheinend diesen Titel in Ermangelung einer genauen Prüfung mittlerweile über ganzen Städten mit der Gießkanne verteilen. Aber ich hatte einen historischen Fakt außer Acht gelassen: Die Stadt Split entstand rund um und sogar innerhalb des Diokletianpalasts. Dieser war ursprünglich der Altersruhesitz für den römischen Kaiser Diokletian, der 305 n. Chr. freiwillig von seinem Amt zurück trat. Nach dem Untergang des römischen Reiches wurde dieser von den Stadtbewohnern okkupiert und in das Zentrum einer Stadt verwandelt.
Sehr gut sieht man, wie die Altstadt nicht nur aus Häusern verschiedener Epochen besteht, sondern die Bauwerke der einzelnen Baustile komplett miteinander verwachsen sind. Die UNESCO lag mit ihrer Entscheidung goldrichtig.
Die Festungen des ehemaligen Palastes hatten gleich zwei Aufgaben im Laufe der bewegten Geschichte von Split, das damals noch unter seinem italienischen Namen Spalato bekannt war. Zum einen geriet es als wichtiger Handelsstützpunkt im Mittelmeer immer wieder in den Fokus der Venezianer, die die Stadt im Laufe der Jahrhunderte gerne vom Meer her angriffen und einnahmen. Zum anderen hatte Spalato aber auch große Probleme mit dem teilweise armen Hinterland, so dass häufiger Einwohner der Stadt entführt wurden um Lösegeld zu erpressen. Die Dicke der Festungsmauer ist deswegen gerade an den Toren nicht verwunderlich. Hier sieht man das Goldene Tor im Norden der Stadt.
Wenn es ein Goldenes Tor gibt, muss es natürlich auch konsequenterweise ein Silbernes Tor der Stadt geben. Genau so sahen es die Einwohner auch und benannten das östliche Portal der Stadt so. Heute ist dieses Tor natürlich fest in den Händen von Händlern, die im Gegensatz zu früheren Zeiten eher touristischen Firlefanz von geringem Nutzwerk verkaufen.
An fotografischen Motiven mangelt es innerhalb der altehrwürdigen Mauern garantiert nicht. Eher sollte man genügend Reserve-Speicherkarten haben um auch wirkliche alle Motive gebührend zu ehren. Hier zum Beispiel eine Venezianische Loggia, die heute das Ethnographische Museum beherbergt.
Bei aller Begeisterung für die Innenstadt sollte man aber seine Füße gut im Auge behalten. Der Steinboden wurde im Laufe der Jahrhunderte von abermillionen Schuhen betreten und ist mittlerweile blank poliert. Selbst ohne Feuchtigkeit bei 30°C besitzt der Boden schon recht wenig Grip. Bei Regen wird eine Stadtbesichtigung garantiert zur Rutschpartie.
Großes Highlight im Inneren des Diokletianspalastes sind aber definitiv das Peristyl und der Campanile des Doms St. Domnius. Normalerweise ermahne ich immer zur Pflicht, bei Stadtbesichtigungen ein Weitwinkelobjektiv am Mann zu tragen. In diesem Fall stieß ich aber selbst mit 10mm an meine Grenzen, so dass ich an dieser Stelle dezent auf diesen Hinweis verzichte.
Immerhin fand ich nach langer Suche dann doch eine Fotopositiv für den Campanile, ohne dass dieser durch die Perspektive total verzerrt wurde. Dieses Bild kann ich ruhigen Gewissens präsentieren.
Bevor uns der Tender zurück auf die Europa 2 brachte, ging ich aber auch im "neueren" Teil der Stadt ein wenig auf Entdeckungstour. Definitiv stach auch die Prokurative ins Auge, die 1858 von Giovanni Battista Meduna als Platz der Republik erbaut wurde.
Abschließend gönnten wir uns dann noch ein Eis auf der Strandpromenade Riva von Split direkt am Hafen. Hier kann man es selbst bei heißen Temperaturen richtig gut aushalten und sogar dem einen oder anderen Sportboot beim Cruisen vor dem Hafenbecken zusehen.
Die Besonderheit dieser Straße ist, dass sie im ursprünglichen Split gar nicht existierte. Stattdessen grenzte der Diokletianpalast direkt ans Wasser an und besaß lediglich Bootsanlegestellen in der Mauer. Auf dem folgenden Bild sieht man sehr gut den Kontrast aus alter Palastmauer und neuer Promenade.
Mit diesen Bildern endet damit auch schon der dritte Tag meiner Kreuzfahrt mit der MS Europa 2. Vorerst blieben wir aber in Kroatien, denn das Ziel des nächsten Tages hieß Korčula.
Geändert von NicoH (03.07.2016 um 22:04 Uhr)
Viele Grüße, Phil
-
30.06.2016, 20:43 #19ehemaliges mitgliedGast
Sehr schoen
-
30.06.2016, 20:55 #20
Danke, gefällt mir.
Ähnliche Themen
-
Der schlechteste Reisebericht ever
Von buchfuchs1 im Forum Fotografie & ReisenAntworten: 58Letzter Beitrag: 29.05.2016, 23:07 -
Malediven - Ein Reisebericht
Von BayernFlo im Forum Fotografie & ReisenAntworten: 50Letzter Beitrag: 04.12.2015, 17:51 -
Kalabrien - ein kleiner Reisebericht
Von The Banker im Forum Fotografie & ReisenAntworten: 25Letzter Beitrag: 27.10.2013, 12:03 -
Dresden, Reisebericht - Teil 2
Von siebensieben im Forum Off TopicAntworten: 4Letzter Beitrag: 12.04.2008, 18:41 -
reisebericht england
Von mller im Forum Rolex - Haupt-ForumAntworten: 60Letzter Beitrag: 12.11.2007, 16:16
Lesezeichen