Die Frage ist eigentlich schwer zu beantworten.
Der "kommt darauf an" Faktor ist bei solchen Stücken einfach zu groß, da es sich mehrheitlich um Einzelanfertigungen handelt.
Und bei jeder Einzelanfertigung kann es individuelle Montageprobleme geben, die mit noch individuelleren Lösungswegen behoben wurden.
Nehmen wir nur mal ein Werk bei dem die Zeigerstellung mittels Schieber am Glasreif aktiviert wird. Hier muß der Mechanismus so umgestaltet werden, das z.b. nur noch ein kleiner Drücker an der Gehäuseflanke betätigt werden muß. Sonst würde der Schieber ziemlich beknackt bei einer Armbanduhr aussehen. Ein Drücker wäre da noch ganz akzeptabel.
Zur Alltagstauglichkeit kann man Grundsätzlich schon sagen: Wasser auf gar keinen Fall, da bei diesen Uhren der Wind meist durch alle Ritzen pfeift.
Man muß auch berücksichtigen, das diese Taschenuhrwerke eigentlich nie Stoßgesichert waren, und somit auch ein Sturz auf eine weiche Oberfläche schon zum Bruch der Unruhwelle führen kann.
Mit der Wartungsfreudlichkeit geht es dann weiter. Mal eben das eine oder andere Werkteil gegen ein neues austauschen wie bei modernen Armbanduhren ist genausowenig drin wie bei den meisten nicht umgebauten Taschenuhren auch.
Wenn eine Unruh oder Aufzugwelle bricht, kann der Uhrmacher von Glück reden, wenn er eine Welle ohne große Nacharbeiten verwenden kann. Wenn nichts genau passendes zu bekommen ist, muß halt Kostenintensiv angefertig oder bestpassendes umgearbeitet werden.
Jedoch unterscheidet sich das ja nicht im geringsten von der Wartungsfreundlichkeit einer Alten Taschenuhr.
Für Sekundenfüchse sind diese Umbauten übrigens auch nicht unbedingt geeignet. Taschenuhren wurden ja üblicherweise so einreguliert, das auf die Haupttragepositionen Krone oben, Krone rechts/links und Zifferblatt oben das größte Augenmerk gerichtet wurde. Ein Lagenfehler in Pos. Krone unten wurde gerne etwas vernachlässigt, da die Uhren diese Position normalerweise nie einnehmen mußten. Jedoch gerät eine Armbanduhr in täglichen Leben häufig in diese Position, weshalb die Unruh bei einem Umbau eigentlich auf diese Situationen "umreguliert" bzw. komplett neu gewuchtet werden muß. Eine weitere Zeitraubende und kostentreibende Maßnahme die mit Sicherheit häufig außer acht gelassen wird.
Dann darf auch nicht übersehen werden, das man aus Sche.... üblicherweise keine Schokolade machen kann. Eine Unruh die in den vergangenen 100 Jahren schon mehrfach eine neue Welle erhalten hat, und eventuell auch schon etwas Mißbraucht wurde kann in den seltensten Fällen wieder in den Neuzustand versetzt werden.
Mal eben in die Kiste greifen und eine Neue einsetzen ist so gut wie nie möglich.
Das Ausgangsprodukt "Werk" ist der wichtigste Faktor. Ich habe schon so manches "totally abused" Taschenuhrwerk mit Rostspuren und armselig vor sich hintaumelden Unruhen gesehen das in ein neues Gehäuse eingeschalt wurde nur weil das Werk von Patek, Vacheron, Lange, Minerva, Omega oder sonstwem war. Bei aller Liebe zur Marke. Aber das ist Perlen vor die Säue geworfen.
Das Werk sollte sich, wenn es auch nicht gerade Jungfräulich sein wird zumindest technisch und optisch in einwandfreiem Zustand befinden.
Grundsätzlich haben solche Umbauten ihre Daseinsberechtigung wenn ein Gehäuse nicht mehr vorhanden ist, und das Werk nur noch als Schaustück herumliegt. Man muß sich als Käufer jedoch immer vor Augen führen, das die Werke für einen anderen Zweck bestimmt waren, und Taschenuhren immer schon wie ein rohes Ei behandelt werden wollten.
Es sind keine Gebrauchsuhren im weitläufigen Sinne, sondern Schmuckstücke.
Wer diese Uhren entsprechend behandelt und pflegt, und bei der Auswahl nicht nur auf das "billigst" gefertigte Stück schaut, wird seine Freude an der Uhr haben. Denn Billig oder Preisgünstig "kann" eine gut gemachte Einzelanfertigung nicht werden.
Auch sollte man den richtigen Ansprechpartner für den späteren Service haben. Am besten denjenigen, der den Umbau gefertigt hat.
Übrigens darf man auch nicht vergessen, das Taschenuhren üblicherweise recht laut ticken. Wer das nicht verträgt, sollte die Finger davon lassen. Sonst verliert er in kürze die Freude an der Uhr.
Dem Käufer eines Minerva 19CH Chronographen von mir hatte ich deswegen vorsichtshalber die Uhr ein paar Tage zur Probe überlassen.
Gruß
Holger
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10.07.2005, 19:07 #1
Armbanduhren mit Taschenuhrwerken?
Hallo,
hin und wieder sieht man ja umgebaute Armbanduhren mit Taschenuhrwerken, auch im SC ist momentan ein recht hübsches Exemplar zu haben. Ich finde diese Uhren hin und wieder sehr schön, allerdings hat mir ein befreundeter Uhrmacher vor solchen Umbauten mal heftigst abgeraten, da u.U. viele Probleme auftauchen können und die Dinger recht wartungsunfreundlich, bzw. nur bedingt alltagstauglich sind.
Wie sind eure Erfahrungen mit solchen Stücken? Hat jemand so eine Uhr? Wie sind die im Alltag? Wie unterscheide ich eine gute von einer schlechten?Beste Grüße, Tobias
Warum zitterst du?
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11.07.2005, 12:22 #2MEIN NAME IST WILD BILL KELSO!
IHR SOLLTET DAS BESSER NICHT VERGESSEN
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11.07.2005, 12:30 #3
Wow, vielen Dank!
Beste Grüße, Tobias
Warum zitterst du?
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