Was für eine Story - was für eine Uhr! Glückwunsch.
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Thema: Das Runde muss ins Eckige
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04.02.2024, 18:40 #1
Das Runde muss ins Eckige
1991 war ich während eines Urlaubs in Ligurien mal in Monaco und konnte vor dem Casino staunend beobachten, wie Keke Rosberg aus seinem Ferrari 412 stieg und die Schlüssel einem livrierten Angestellten zuwarf – einfach so! Das spielt für diesen Beitrag hier zwar überhaupt keine Rolle, aber das musste doch mal berichtet werden …
"Keine Rolle"? Nun ja, der Name des Fürstentums und die Verbindung zum Motorsport treten dann doch noch in Erscheinung. Die (TAG) Heuer Monaco ist ja keine Uhr, die man irgendwo einfach so sieht – sie springt einem ins Auge! So ging es auch mir. Regelmäßig war ich einerseits angezogen, andererseits auch "abgeschreckt": So eckig, so groß, so ... anders. Aber auch so schön! Gelegentliches In-den-Laden-gehen-und-Anlegen über die letzten etwa fünf Jahre resultierten wiederholt in diesem zwiespältigen Eindruck.
Im letzten Jahr entdeckte ich dann ein Pärchen beim Konzessionär "um die Ecke". Eine dem Original nachempfundene CAW211P.FC6356 mit dem sog. "Calibre 11" und Krone links und eine CBL2111.FC6453 mit eigenem Heuer 02, Krone rechts und Metallband. Hmm ... mal vergleichen: Der Klassiker mit einem Modulkaliber auf ETA 2892- oder Sellita 300-Basis oder die Moderne mit Schaltrad und üppigen 80 Stunden Gangreserve? Das gelochte Lederband ist sehr geschmeidig und stufenlos einstellbar, das Metallband (optisch) herrlich zeitgenössisch und von solider Machart, diesbezüglich also weniger zeitgenössisch. Aber die Höhe! Gemessen eigentlich nicht zu viel für einen Chronographen (~ Omega Speedmaster + 1 mm), aber bis in alle vier Ecken – schon wuchtig, also nein. Dann im letzten Oktober bei einem Abendessen in Bologna (ich war zur Auto e Moto d’Epoca dort) trug sie ein gegenüber sitzender Tischnachbar mit unendlicher Lässigkeit – das konnte doch kein Zufall sein.
Einige Zeit später das gleiche Spiel nochmal: Sehen schon gut aus, die beiden! Hier das matte, dezente Blau, dort der strahlende Sonnenschliff, und an die Größe könnte man sich bestimmt gewöhnen ... Daher nun die Frage, ob das Metallband auch an die Linkskrönige passen würde: Das ginge sicherlich (prima!), aber nicht sicher. Zufriedener (oder angefixter) als zuvor, aber nach wie vor unentschlossen, verließ ich abermals das Geschäft. In einem anderen Laden in etwas weiterer Nachbarschaft lauerten wieder eine Calibre 11 und diesmal eine CBL2115.FC6494 mit Heuer 02 und "Gulf"-Streifen, auch chic – vielleicht ein bisschen zu chic, zu ostentativ? Auch hier die Frage nach der Stahlbandverträglichkeit der 11er (Hmm, sieht wirklich klasse aus!), die man anzweifelte (vielleicht wolle TAG Heuer diese Ikone nur so wie auf den ikonischen Bildern aus dem Film "Le Mans" verbreitet wissen und hätte die Stegbohrungen unterschiedlich platziert), nach der man sich aber erkundigen würde. Plötzlich hörte ich mich auch schon nach einem Hauspreis fragen! Der wurde mir auch genannt und mit der Zusicherung einer baldigen Antwort auf die Bandfrage ging ich nach Hause.
Diverse Youtube-Jubeleien und natürlich auch der wunderbare Beitrag hier von Jürgen aka Rolstaff trugen natürlich nicht dazu bei, vernünftig zu bleiben. (Sowas braucht doch kein Mensch!) Bei "meinem Konzi" stellte ich dann dieselben Fragen. Die erste wurde mir gleich praktisch beantwortet, durch Montage: passt – geometrisch und optisch. Vorher insistierte man jedoch wegen der Optik der Ikone, als Sammlerstück, Originalität etc. Den Wunsch des (Stamm-)Kunden, eine schweißresistente Alternative für den Sommer haben zu wollen, hat man dann aber schon akzeptiert. Trotzdem gut, dass wir darüber gesprochen haben. Die Preisfrage wurde noch erfreulicher beantwortet als einige Tage zuvor und so hatte ich die eine Entscheidung eigentlich schon gefällt: Die Eckige muss ans Runde! Also, ans Handgelenk – ja, ich weiß, wenn man selber schon das Gefühl hat, ein Wortspiel erklären zu müssen, hätte man es besser lassen sollen … Die andere Entscheidung war aber noch offen: Welche Monaco ist die richtige? Für mich.
Als bekennender Nostalgiker, Fan von Rennsport und automobilen Klassikern kann es doch nur die (das?) 11er sein, oder? Das matte Zifferblatt, das "HEUER"-Logo ohne "TAG", die geraden und dadurch im übertragenen Sinne "schrägen" Indizes, die perfekte Symmetrie des Zifferblatts und die identitätsstiftende Krone an der linken Flanke … Allerdings ist das aktuelle Calibre 11 ja auch "nur" re-engineered, auf der Basis eines Standard-Kalibers von ETA oder Sellita mit Chronomodul von Dubois-Dépraz und keine generische Evolution des damaligen Ergebnis‘ der Zusammenarbeit "Project 99" mit Breitling, Büren und eben damals schon Dépraz, die dem Wettstreit entsprang, den ersten integrierten Automatik-Chronographen auf den Markt zu bringen. (Also keine generische Evolution wie das 1969 zwar etwas früher präsentierte, aber erst später verfügbare "El Primero" von Zenith, von dem ich seit 20 Jahren ein Exemplar regelmäßig und mit großer Freude trage.) Dazu nur 40 Stunden Gangreserve
und nicht einmal ein Stundenzähler, sondern nur ein 30-Minutenzähler. Letzterer genauso schwarz wie die permanente Sekunde, während die Stoppsekunde rot strahlt – ebenso wie die Farbtupfer der normalen Zeitzeiger. Und der Gag mit der Krone links, um zu demonstrieren, dass man eine Automatik nicht aufzuziehen braucht, hat sich mittlerweile auch überlebt.
Mit dem Manufakturwerk Heuer 02 hingegen hebe ich mich vom Großserieneinerlei ab, griffe als Rechtshänder die Krone wie gewohnt und hätte eine wochenendpausentaugliche Gangreserve. Das gruppierende Rot der drei Chrono-Zeiger für Sekunden, Minuten und Stunden(!) bediente außerdem meinen technischen Funktionsperfektionismus. Auch der Sonnenschliff bringt das strahlende Blau des Zifferblatts brillant zu Glanz und die gefaste Vertiefung der beiden Totalisatoren ist deutlich aufwändiger als der einfache Absatz bei der "Ikone". Die dezente permanente Sekunde über dem Datum, im Charakter eher eine Funktionsanzeige, sorgt ebenfalls für eine tadellose Symmetrie. Damit war alles klar: Deal! und ich komme nun zum Auspackteil oder Unboxing (heutzutage muss es ja Englisch sein):
Die schwarze "Banderole" umfasst den Karton mit einem Streifen im Zielflaggenkaro
Der Karton enthält ein schwarzes Reisetäschchen
Der Uhrenträger wird mit zwei "Flügeln" in Nuten sicher gefasst
Das "Full Set" mit dem Stahlband und einem weiteren Reiseetui. Einen Katalog habe ich auch noch ergattert
Falls Fragen nach meinem Handgelenksumfang aufkommen: Meiner hat 18 Zentimeter. (Und ich erspare uns hierbei abgestandene "Damen, aufgepasst!"-Herrenwitze.)
Beim Konzessionär nach der Testmontage mit dem Stahlband
Obwohl meine Coolness *ähem* nicht mehr auf Steve McQueen (der 1980 viel zu jung von uns ging) abstrahlen kann, musste es also dieses ikonische Design sein! Warum? Nun, die "Vorteile" habe ich oben genannt. Und die "Nachteile"? Sind es wirklich welche? Manufakturkaliber werden doch generell überbewertet und sind auch nicht immer von Vorteil bzgl. Robustheit und Wartung. Zum Stellen oder Aufziehen meiner Uhren nehme ich sie sowieso immer vom Arm, also spielt die Lage der Krone funktional keine Rolle. "(Thomas) Crown ist nicht zu fassen" gilt hier also nicht! Außerdem "stören" dabei die Drücker nicht, die hier auf der anderen Seite liegen. In Verbindung mir den beiden Drückern rechts erzeugt die Krone links außerdem eine faszinierende Gestaltungsebene, die mir mit der Zeit immer besser gefällt! Tatsächlich nutze ich bei meinen Chronos ab und zu mal die Kurzzeitmessmessung (zumindest zum Starten, das Stoppen vergesse ich meistens und wundere mich irgendwann, warum der große Zeiger läuft), brauche dann aber oft nur einige Minuten. Bliebe noch die bescheidene "Reichweite": Ja, fürs Wochenende reicht sie nicht, aber fürs tägliche Wechseln schon. Ich dachte mir auch: Wenn schon anders, dann richtig, mit genau diesem Design. Am Ende ist es doch eher ein Gefühl, das den Ausschlag gibt, abseits aller abwägenden "Pros" und "Cons" – so viel Ehrlichkeit muss sein.
Mein Fazit: Bis jetzt – nach einer Woche – habe ich meine Entscheidung nicht einen Deut bereut! Schon der Kauf inkl. mehrerer vorangegangener Anbahnungsgespräche hat Spaß gemacht. Eine zum Abschluss überreichte Flasche Champagner zeigt, dass ich vielleicht doch nicht "hart" genug verhandelt habe. Das Gehäuse fasziniert und ist hervorragend gefertigt – ein Kunstwerk mechanischer Präzisionsarbeit. Die Facetten des Glases lassen es beinahe funkeln wie einen Edelstein. Der Tragekomfort ist überraschend gut und bis jetzt ist es mir auch gelungen, nirgendwo hängen zu bleiben. Am Arm liegen die Gangwerte bei etwa 0 … +1 s/d, liegend mit Krone unten ca. +2 s/d und oben mit ca. -2 s/d – so kann ich die Uhr insgesamt genügend genau einstellen. Nach meiner Erfahrung stellt sich mit der Zeit eher ein zunehmender Vorlauf ein. Die zweijährige Garantie konnte ich durch Registrierung meiner Monaco auf tagheuer.com auf fünf Jahre verlängern (obwohl dort eine Beschränkung auf die Manufakturwerke ausgewiesen wird). Die Aufzugsfeder habe ich auch schon einmal komplett auslaufen lassen und kam auf eine Gangreserve von 48 Stunden. Doch vorerst bleibt sie am Arm! Die Konkurrenz hat’s schwer im Moment …
Vielen Dank fürs Lesen!Viele Grüße - Michael
"Wer nicht warten kann, kann gar nichts." Alte Indianerweisheit
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04.02.2024, 18:51 #2Viele Grüße aus dem Wilden Süden, Wolfram
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04.02.2024, 21:52 #3
Hallo Namensvetter und Nachbar, herzliche Glückwünsche und viel Freude mit der Monaco
Aloha
Micha
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05.02.2024, 10:51 #4
- Registriert seit
- 28.11.2009
- Beiträge
- 322
tolle Vorstellung !!
Liebe Grüsse, Guy
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05.02.2024, 12:43 #5
Viel Freude damit - mich hat vor einigen Jahren mal die Gulf angelacht. Hab mich aber nicht entscheiden können
LG Helmut
Datejust 41 GG/ST mit Jubilee, Full set - Garantie bis 11/25 im SC
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05.02.2024, 17:58 #6
Viel Spaß mit der Uhr. Jedes Mal schau ich mir die schmachtend an, aber am Handgelenk ist bei mir dann der Zauber vorbei Dabei hätt ich die noch weit unter 5 kriegen können...
Ciao, Sascha
última estación - esperanza
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05.02.2024, 18:01 #7
Sehr geil
Gruß
Thomas
"Alle Uhren zeigen die Zeit an - die Zeit verkörpern können nur wenige."
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