Glückwunsch zum Navitimer und danke für diesen tollen Test.
Ergebnis 1 bis 9 von 9
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27.10.2024, 14:24 #1
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Der ultimative Vergleichstest: Breitling vs. Casio
Nachdem mich meine Rechenmaschine aus der Maison Casio mit dem klangvollen Namen fx-991ES als Daily Rocker durch das gesamte Studium sowie zahlreiche weitere Jahre stets zuverlässig begleitet hat und mir erfolgreich durch die ein oder andere Masterclass geholfen hat, darf sie sich nun in ihren wohlverdienten Ruhestand begeben.
Die Frage ist nun, welche andere Rechenmaschine kann eine würdige Nachfolgerin werden? Gibt es überhaupt eine Rechenmaschine, die der Casio das Wasser reichen kann? Schnell war klar, dass es aus offensichtlichen Gründen nur eine Alternative geben kann, nämlich die Breitling Navitimer. In meinem Fall ist es die kompakte Variante in 41 mm geworden und ich durfte sie vor kurzem abholen.
Wie gut sich der Neuankömmling gegen den bewährten Platzhirschen behaupten kann, soll nun der folgende Vergleichstest zeigen. Hierfür habe ich sechs Kategorien definiert in denen beide Kontrahenten gegeneinander antreten um letztendlich einen Sieger küren zu können.
Kategorie 1: Berechnung
Hierfür nehmen wir zur Verdeutlichung ein einfaches Beispiel: Wir wollen die Zahlen 5 und 7 miteinander multiplizieren. Da die Breitling immer im Standby-Modus ist, ist ein Einschalten nicht erforderlich und dank des Rechenschiebers reicht ein einziger Handgriff an der Lünette und man erhält sofort und ohne Umwege das Ergebnis von 35. Die korrekte Zehnerpotenz bei der Eingabe und/oder beim Ergebnis kann ggf. abweichen, sodass hier ein gewisses Maß an Eigenverantwortung gefragt ist aber schließlich handelt sich hierbei um ein Gerät für den Profi.
Nun versuchen wir dieselbe Berechnung einmal mit der Casio: Sofort fällt auf, dass man diese Rechenmaschine erst einmal einschalten muss, um anschließend festzustellen wie umständlich die Eingabe ist. Während die Breitling dem Benutzer die Anwendung von Logarithmusgesetzen und aufwendigen Rechenoperationen dank ihrer cleveren logarithmischen Rechenschieberskalen erspart, müssen diese komplizierten Einzelschritte manuell in die Casio eingegeben werden, wofür insgesamt elf Tastenbefehle nötig sind:
Immerhin gelangt auch die Casio zum korrekten Ergebnis von 35, wenngleich der Aufwand deutlich höher ist.
Dieses Beispiel zeigt auf beeindruckende Weise die technologische Überlegenheit des Rechenschieber-Prinzips! Und weil dies so eindeutig ist, soll dieses Kapitel damit abgeschlossen werden und die Breitling erhält ihren ersten Punkt.
Kategorie 2: Design
Virtuos haben die Breitling-Designer Ästhetik und Funktionalität zu einer vollkommenen Harmonie verschmelzen lassen, in der sich die Grenze zwischen Wissenschaft und Kunst gänzlich aufzulösen scheint. Zugleich lädt die Magie der Logarithmusskala dazu ein, die verheißungsvollen Abenteuer der Mathematik näher zu ergründen, während der dramatische Kontrast von tiefem Schwarz und strahlendem Silber auf dem Zifferblatt eine monumentale Bühne für die Symphonie der Zeit erschafft, über die – einem Dirigentenstab gleich – der Sekundenzeiger schwebt und den Takt dieses orchestralen Zusammenspiels mechanischer Perfektion für das menschliche Auge sichtbar macht.
Zum herausragenden Design der Breitling hätte man eigentlich nicht viel schreiben müssen, denn wenn ein Produkt seit 1952 optisch kaum verändert am Markt bestehen kann, muss es gut sein. Designs, die ihrer Zeit weit voraus waren, gibt es bekanntlich auch in anderen Branchen:
Quelle: https://imgur.com/lada-perfect-from-beginning-l0WIE8N (27.10.2024)
Kommen wir nun zum Design der Casio. Bei dem hier gezeigten Modell handelt es sich quasi um die Variante GRBL (also gris-bleu) wodurch sie etwas weniger kontrastreich als die Breitling rüberkommt. Die zahlreichen Tasten strahlen zwar den Charme eines EC-Karten-Lesegeräts aus und bieten im Anwendungsfall auch einen vergleichbaren Spaßfaktor, aber dafür sind sie übersichtlich und logisch angeordnet. Die farblichen Akzente im Bereich der Tastatur, insbesondere die raren „Double Red“-Tasten auf der rechten Seite, lassen zudem das Sammler-Herz höher schlagen.
Dennoch kann die Casio in puncto Design nicht ganz mit der Breitling mithalten und folglich geht auch dieser Punkt in die Schweiz.
Kategorie 3: Verarbeitungsqualität
Mit ihrem soliden und sauber verarbeiteten Edelstahlgehäuse kann die Breitling weiter punkten. Auch die Drehlünette sitzt absolut passgenau und selbst beim Verdrehen gibt es praktisch kein Spiel. Um es mit den Worten von Martin Winterkorn zu sagen: „Da scheppert nix“.
Doch das ist nicht alles: Während sich die meisten anderen Drehlünetten nur stufenweise verstellen lassen, zudem in vielen Fällen in nur eine Richtung, bietet die Breitling-Lünette ein stufenloses und beidseitiges User Experience.
Nicht zuletzt durch das gewölbte und entspiegelte Saphirglas ergibt das eine runde Sache!
Ganz anders die Casio: Diese hat Ecken und Kanten in Form eines zweiteiligen rechteckigen Kunststoffgehäuses. Vintage-Freunde werden es zu schätzen wissen, dass Casio dem Keramik-Trend widerstehen konnte und die obere Gehäusehälfte stattdessen lackiert hat, wodurch sich in meinem Fall bereits stellenweise ein schöner Used-Look entwickeln konnte. Auch sonst hat Casio beim Material ganze Arbeit geleistet, denn die Anmutung dieser Plastik-Legierung kann gewisse Erinnerungen an das edle Bioceramic wecken. Insofern ist es gut, dass nicht nur das Gehäuse aus diesem Werkstoff besteht, sondern auch die zahlreichen Tasten, die dank sauber definierter Druckpunkte und großzügig dimensionierter Spaltmaße ein reibungsloses Berechnungserlebnis garantieren.
Einen weiteren Pluspunkt gibt es für die sichere Verschraubung des Gehäusebodens mittels sechs Schrauben. Allerdings sind diese Schrauben nicht ausgerichtet, weshalb dieser Punkt gleich wieder abgezogen wird.
Die Punze auf der Rückseite gibt einem das gute Gefühl kein Wegwerfprodukt gekauft zu haben. Trotzdem ist das Display nicht in Saphirglas ausgeführt, sondern besteht aus einem kratzanfälligen Plexiglas, das aber auch seine Fans hat, für die es nicht Schöneres gibt, als es regelmäßig mit einem (leider nicht mitgelieferten) Poliertuch zu bearbeiten.
Wenn auch denkbar knapp, macht die Breitling in dieser Kategorie das Rennen.
Kategorie 4: Tragekomfort
Bereits früh fand die Menschheit heraus, dass man im Eifer des Gefechts, insbesondere in Form einer Physikklausur, entscheidende Sekunden sparen kann, wenn die Rechenmaschine am Handgelenk fixiert ist. Bei der Breitling funktioniert dies dank der ergonomisch geformten Hörner und des (nachgerüsteten) Kalbslederbandes in Kombination mit einer soliden Falschließe besonders gut.
Die Casio hingegen trägt man am ehesten in der Brusttasche, weshalb man sie etwas sperrig auch Taschenrechner nennt. Hier wäre wenigstens eine Knopflochkette zur Sicherung wünschenswert aber leider sucht man danach vergeblich.
Somit kann die Breitling auch diese Kategorie für sich entscheiden.
Kategorie 5: Wasserdichtigkeit
Falls man doch mal während des lang ersehnten Urlaubs, im Whirlpool sitzend, plötzlich Lust bekommt seine Steuererklärung zu machen, wäre eine wasserdichte Rechenmaschine genau das Richtige! Und exakt hier offenbart sich eine weitere ganz große Stärke der Breitling: Ganzen 3 bar kann die Navitimer standhalten! Nur was bedeuten 3 bar? Aktuell ist sich die überwiegende Mehrheit der Gelehrten (inklusive Breitling selbst) einig, dass dies nur „spritzwassergeschützt“ bedeutet. Aber vielleicht kann der Hersteller ja eines Tages ein Over-the-Air-Update aufspielen, sodass daraus eine echte Tauchtiefe von 30 m wird...
Obwohl die Casio ebenfalls über einen verschraubten Gehäuseboden verfügt, kann sie keinerlei Wasserdichtigkeit aufweisen. Hier rächen sich offenbar die üppigen Spaltmaße an den Tasten, also sollte man es ausschließlich beim Desk Diving belassen.
Klarer Punkt für die Breitling.
Kategorie 6: Zusatzfeatures
Nachdem ich mich mit der Funktion des Rechenschiebers der Breitling vertraut gemacht habe, ist mir ein weiteres Detail aufgefallen, dessen Existenz ich bis dahin eher als Nebensächlichkeit abgetan habe: Breitling hat in ihre Rechenmaschine tatsächlich eine Zeitanzeige und Datums-App integriert! Wie genial ist das denn?! Zu meinem noch größeren Erstaunen verfügt dieses Feature selbst auch noch über ein weiteres Zusatzfeature, nämlich eine Chronographenfunktion.
All dies ist sogar vergleichsweise übersichtlich auf der Benutzeroberfläche angeordnet, was nicht zuletzt auf den Verzicht einer Tachymeterskala bei der aktuellen Navitimer-Generation zurückzuführen ist, wodurch Breitling beweist, dass weniger durchaus mehr sein kann.
Doch auch die Casio-Ingenieure haben ihrer Rechenmaschine eine pfiffige Lösung spendiert: Und zwar verfügt die Casio über ein innovatives Wendegehäuse, das es dem Anwender ermöglicht, dieses Gehäuse in zwei verschiedenen Positionen in das Träger-Modul zu stecken und somit die empfindliche Vorderseite vor Beschädigungen, beispielsweise bei einem Polospiel, zu schützen. Chapeau Casio!
Für diese tollen Detaillösungen haben sich beide Kontrahenten einen Punkt verdient.
Ergebnis
Mit einem derart eindeutigen Ergebnis hätte wohl niemand gerechnet. Die Breitling konnte von Beginn an überzeugen und leistete sich keine echten Schwächen. Ein absolut wohlverdienter Sieg der Breitling, der alle Zweifel ausräumt, dass sie eine würdige Nachfolgerin der ebenfalls fantastischen Casio werden kann! Selbstverständlich bleibt die Casio als Full Set, also inklusive Books and Papers aus meiner Studienzeit, weiterhin in meiner Sammlung, doch in nächster Zeit wird die Breitling ihre verdiente Wristtime erhalten.
Diesen zugegebenermaßen nicht ganz ernst gemeinten Vergleichstest widme ich meinem Casio-Taschenrechner, dessen jahrelange treue Dienste ihren Beitrag zur Breitling Navitimer geleistet haben.Mit professionellem Gruß
Thomas
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27.10.2024, 14:50 #2Viele Grüße Markus
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27.10.2024, 17:05 #3
Herzlichen Glückwunsch! Navitimer-Modelle ziehen mich auch immer wieder in ihren Bann, insbesondere als Panda/ Reverse-Panda.
Dass die Navitimer jemals einen Wasserdichtigkeitswettbewerb gewinnen würde, habe ich jedoch nicht erwartet.Es grüßt
Das Krokodil
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27.10.2024, 17:07 #4
Sehr schöner Beitrag, gelungene Anspielungen auf Uhren- und Automotive-Kosmos.
Viel Freude mit dem Navitimer.
Gruß
Erik"Ich bin Mr. Wolf. Ich löse Probleme."
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28.10.2024, 17:57 #5
Herzlichen Glückwunsch zum Neuerwerb
Du hast dir ja aber wieder extrem viel Mühe gegeben, finde ich super
Aber deine Fantasie ist auch etwas mit dir durchgegangen oder...
Viel Tragefreude und viel Spaß beim RechnenViele Grüße
DJ
"You can do it your own way - If it's done just how I say"
Metallica – Eye of the Beholder
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28.10.2024, 18:41 #6
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ThemenstarterVielen Dank allen für die Glückwünsche!
Mich hat die Navitimer zu Beginn des Uhren-Hobbys kaum gereizt, aber mit der Zeit wurde sie immer interessanter. Trotzdem kam ein Kauf nicht infrage, da sie mir zu groß war, bis schließlich die 41 mm Version auf den Markt kam. Die anderen Farbvarianten der Navitimer sind übrigens auch alle sehr schön, aber ich wollte es gerne "toolig" bzw. klassisch haben.
Ein klein wenig.Geändert von Profi (28.10.2024 um 18:43 Uhr)
Mit professionellem Gruß
Thomas
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28.10.2024, 19:55 #7
sehr schön. muss ich mir morgen mal mit mehr ruhe gönnen. Sehr schöne Idee
Einfach nur: Stefan
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06.11.2024, 20:54 #8
Hallo Thomas,
sensationelle Vorstellung, vielen Dank!
H.A.N.D.! Claus
vade fortis vel vade domum
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10.11.2024, 20:05 #9
- Registriert seit
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- 66
ThemenstarterFreut mich, dass es gefallen hat! Danke.
Mit professionellem Gruß
Thomas
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