Liebe Leute, zur Zeit beschäftigen Anni und mich die unzähligen Möglichkeiten der Namensvergabe.... Dabei bin ich auf einen witzigen Artikel im Stern gestoßen.... Mußte doch sehr, sehr schmunzeln....
Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht ? Wie seid ihr die Namenssuche euer Kinder angegangen. War es geheim ? Durfte die halbe Familie mitbestimmen ? Erzählt mal.....
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von: Jan Weiler
Manchmal sind Geburtsanzeigen in meiner Post. Hurra, ein neues Menschlein ist angekommen auf unserem Planeten ! Ach. Inzwischen traue ich mich allerdings fast nicht mehr, diese sonderformatigen Briefe zu öffnen, denn ich habe Angst vor den überspannten Namen, die darin zu lesen sind. Mit einem ist es auch nicht mehr getan, Kinder brauchen inzwischen offenbar einen Haufen Namen, mindestens vier. Gerade gestern las ich eine Geburtsanzeige, in der jemand die Geburt eines Geschöpfes namens Emilia Rosemie Lena Paloma verkündete. Die Anzahl der Namen korreliert heute im Allgemeinen mit der Phantasiebegabung der Eltern, die ihre Lendenfrüchte schon lange nicht mehr einfach Hans oder Peter nennen, sondern einem gesellschaftlichen Originalitätszwang folgend Tetje Lars Hennessy Justin oder Vivien Celin Mandy Josefine.
Das sind keine Namen, sondern Prüfungen. In Jéròme Frederik Josua stecken unzählige Möglichkeiten, sich zu verschreiben. Da wird der Kleine ein Leben lang mit zu tun haben.
Und hat den armen Jéròme mal einer gefragt, ob er gerne so heißen will wie der Watschenmann vom Dienst ? Darüber machen sich moderne Eltern leider überhaupt keine Gedanken und muten ihren Kindern Namen wie Bonny Angelique zu, oder Wesley Rüdiger oder Insa Jantje Elice. Und es ist durchaus nicht so, dass nur die Kinder unter den Schrullen ihrer Alten zu leidern haben. Ich leide ebenfalls. Möchte ich vielleicht zu einem Kind sagen: “Hallo, Vanina-Ruben-Ocean, wie geht es dir ?“ Nein, das möchte ich auf gar keinen Fall. Dasselbe gilt für Jamal Dean , Mika-Matteo, Joost Maarten, Jeffry Finley und Amor Lian Basil. Ich will diesen Namen weder aussprechen noch schreiben müssen, es sein denn, sie bezeichnen englische Kekse oder amerikanische Eissorten. Was haben diese Kinder bloß für Eltern ? Vielleicht solche, deren 120 Dezibel lauten Stimmen man so gern im Urlaub am Strand vernimmt: “Hallo ! Frollein ! Jacqueline ! Erst eincremen, dann ins Wasser.“ Oder: „Marvin, lass das liegen, da is’ Sand dran!“
Die Soziologie hat für das Unvermögen einer größer werdenden Bevölkerungsgruppe, ihrem Nachwuchs menschliche Namen zu geben, bereits einen Begriff geprägt: „Kevinismus“, bzw. bei Mädchen „Chantalismus“. Und darunter leiden nicht nur – wie sich allzu leicht vermuten lässt – Angehörige sozial benachteiligter Schichten, überhaupt nicht. Ich hörte von Prominentenkindern, die mitleidlos Wilson Gonzales und Jimi Blue getauft wurden.
In der Akademikerszene sowie im Medien- und Werbemilieu habe ich einen gegenläufigen Trend festgestellt. Ich nenne ihn Emilismus. Da werden Kinder mit Namen beehrt, die vor rund 90 Jahren schwer in Moder waren: Anton. Paul. Emil. Carl. Friedrich. Sogar ein einjähriger Otto ist mir jüngst auf den Arm gesetzt worden. Da fragt man sich natürlich, was bei unseren Kindern en vogue sein wird. Ich denke mit schaudern an die Zukunft, denn nach den Gesetzen der Logik gibt es zwei Möglichkeiten. Die eine besteht darin, dass gänzlich neue Namen entstehen, die man sich jetzt noch nicht richtig vorstellen kann. Die Kinder meiner Kinder werden demnach Namen tragen, die so klingen wie „Luna3“, „Betageuze“, „Terraflop“, „Oysterquartz“ oder „Kana-Uba“. Die andere mögliche Variante besteht wie jetzt in der Verwendung nostalgischer Namen, die um 1940 als schick galten.
Meine Tochter wird also in 20 Jahren im Krankenhaus liegen, ich komme mit einem Strauss Blumen herein. Mein Enkel ist erst ein Tag alt und wiegt fast nichts, als ich ihn hochhebe. Er blinzelt mich aus leicht klebrigen Äuglein an, ist so runzelig wie unschuldig und duftet, wie nur Säuglinge duften. Unter Tränen frage ich meine Tochter, wie den der kleine Erdenbürger heißen soll, und sie sagt:“ Leon und ich haben uns noch nicht entschieden. Vielleicht Horst-Dieter. Oder Heinz-Günther. Oder einfach Eberhard.“….
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15.07.2007, 21:39 #1
Kevinismus oder die schwierige Suche nach einem Namen..
Gruß Florian
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