Danke für die Erklärung Matthias Das leuchtet ein.
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26.03.2009, 14:14 #1
Versuch einer „Erklärung“ der Rolex-Neuheiten 2009
Liebe Rolex-Fans,
wie jedes Jahr wurde viel und kontrovers über die neuen Rolex-Modelle diskutiert. Bisher hat aber wohl niemand den Versuch unternommen, die neuen Rolex-Modelle einmal aus der Sicht des Unternehmens Rolex SA zu sehen. Ich wage daher nachfolgend einmal einen Erklärungsversuch:
Zur Zeit verfügen die Rolex SA und ihre Konzessionäre weltweit über einen extrem hohen Bestand an Lageruhren. Vor diesem Hintergrund durften möglichst nur Neuheiten präsentiert werden, die die bisherigen Uhren nicht kannibalisieren und den Verkauf der Lageruhren somit nicht behindern. Die Neuheiten sollten daher auch neue Zielgruppen ansprechen, damit die Uhren möglichst direkt abverkauft werden können, ohne aber den Verkauf der Bestandsuhren zu behindern.
Die Datejust II erschließt neue Käuferschichten, denn nun werden bei Rolex auch diejenigen fündig, die eine größere und elegantere Rolex im mittleren Preissegment suchen. Vielen war die Day-Date II zu hochpreisig, die Professional-Modelle zu sportlich und die Datejust mit 36 mm zu klein. Diese Käuferschicht wurde bisher an die Konkurrenz verloren, wird nun aber auch bei Rolex fündig.
Zusätzlich wird in diesem Jahr eine immens wichtige Rolex-Zielgruppe hofiert: Die Damen! Nachdem in den letzten Jahren viele Neuheiten im Herrenbereich vorgestellt wurden, erinnert sich Rolex in diesem Jahr verstärkt der Damen, die Rolex seit Jahrzehnten konstant und allen bisherigen Krisen trotzend die Treue gehalten haben. Als beispielsweise in den 70er und 80er Jahren die Herren massenweise zu den Quartzuhren anderer Hersteller übergelaufen sind, haben die Damen konstant weiter Rolex gekauft und so in Genf Schlimmeres verhindert. Schließlich ist die meistverkaufte Rolex der letzten 40 Jahre nicht etwa die Submariner oder eine andere Herrenuhr, sondern die Lady-Datejust in gelbem Rolesor.
Da die Damen in den letzten Jahren aber eher adipöse Uhren bevorzugen, ist es ein kluger Schachzug diese treue Klientel entsprechend zu bedienen und nicht an die Konkurrenz zu verlieren. Die Lancierung der Datejust mit 36 mm in Rolesor mit Diamantlünette und femininen Zifferblättern, die weißen Daytonas, als auch die Royal Pink kommen diesem Trend nun gezielt nach. Verständlich, daß dabei eine Durchmischung mit den klassischen Herrengrößen stattfindet, aber bedingt durch die andere Zielgruppe wird der Verkauf der klassischen Datejust bzw. Daytona für Herren wohl kaum beeinflußt.
Mit Ausnahme der Rolesor-Submariner wurden keine Neuheiten im „Professional“-Bereich für Herren lanciert, keine neue Explorer II, keine neuen Lünetten für die GMT-Master II. Der Verkauf der bisherigen Modelle kann vor dem Hintergrund der hohen Lagerbestände also fast „ungestört“ weitergehen.
Mein Fazit daher: Respekt, Herr Meier!
Noch eine frustrierende Nachbemerkung:
Die hier im Forum oftmals vertretenen Meinungen sind für die Rolex-Modellpolitik leider von eher untergeordneter Bedeutung.
Selbst wenn jedes der ca. 13.000 Mitglieder eine neue Rolex pro Jahr kaufen würde, wäre der Marktanteil nur ca. 2% (der Umsatzanteil wäre noch viel geringer, da hier zu ca. 80 % Stahluhren gekauft werden) und es müssten jährlich immer noch ca. 680.000 Uhren anderweitig verkauft werden. Noch schlimmer sieht es für die Vintageliebhaber aus, denn ihr jährlicher Modell- und Umsatzanteil bei der Rolex SA ist ganz oder nahe „Null“. Und auch die Damen als wichtige Rolex-Zielgruppe sind hier leider völlig unterrepräsentiert.
Ihr seht, wir bei R-L-X sind leider nicht der Maßstab………
Viele Grüße
Matthias
PS. Beinahe hätte ich es vergessen! Vielen Dank an die rasenden Reporter Percy und Alex, die uns gestern eine Live-Show der besonderen Art geboten haben.The difference between men and boys is the price of their toys.
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26.03.2009, 14:28 #2Gruß, Joe
ratatatatata my body is a weapon
Kow How Joe
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26.03.2009, 14:30 #3
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Ja, so sehe ich das auch.
Gruß Martin
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26.03.2009, 14:32 #4
Danke, seh ich sehr ähnlich
under Milkwood
LG
Stephen😎
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26.03.2009, 14:38 #5
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RE: Versuch einer „Erklärung“ der Rolex-Neuheiten 2009
Nachgedacht statt drauflosgepostet!!
gruß, matthias
de gustibus non est disputandum.
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26.03.2009, 14:40 #6
RE: Versuch einer „Erklärung“ der Rolex-Neuheiten 2009
Matthias, ein Spitzenposting!
Gruß,
Martin
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26.03.2009, 14:43 #7ehemaliges mitgliedGast
Business as usual ...
Qualitativ erneut ein klasse Beitrag. Treffend und auf den Punkt analysiert und passend kommentiert. Besten Dank, Matthias!
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26.03.2009, 14:44 #8
RE: Versuch einer „Erklärung“ der Rolex-Neuheiten 2009
Einleuchtende Analyse
Gruß Gerd
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26.03.2009, 14:45 #9
- Registriert seit
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Gruß
Jan
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26.03.2009, 14:48 #10
Wir sind nicht der Maßstab für Rolex?
Danke für die Einschätzung. Ich fühle mich jetzt ähnlich behaglich,
als besäße ich Lehman-Papiere und mein Bankberater würde mir
finanzmarkttechnisch erklären, dass sie nichts mehr wert sind.Schöne Grüße, Marcus
"Sind Sie vielleicht auch divergent, mein Freund?"
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26.03.2009, 14:52 #11
eine wirklich einleuchtende theorie.
gefällt mir.Gruss, René
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26.03.2009, 14:55 #12
Klasse Beitrag Matthias
Wie gewohnt hoch professionell und der Inhalt logisch nachvollziehbar.
Grüsse
UweViele Grüße, Uwe
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26.03.2009, 14:59 #13
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26.03.2009, 15:02 #14
RE: Versuch einer „Erklärung“ der Rolex-Neuheiten 2009
Original von Prof. Rolex
...
Zur Zeit verfügen die Rolex SA und ihre Konzessionäre weltweit über einen extrem hohen Bestand an Lageruhren. Vor diesem Hintergrund durften möglichst nur Neuheiten präsentiert werden, die die bisherigen Uhren nicht kannibalisieren und den Verkauf der Lageruhren somit nicht behindern. Die Neuheiten sollten daher auch neue Zielgruppen ansprechen, damit die Uhren möglichst direkt abverkauft werden können, ohne aber den Verkauf der Bestandsuhren zu behindern.
Lieber Matthias, hier möchte ich widersprechen: Die Entwicklungszyklen in einer Firma wie Rolex sind sicherlich deutlich länger als 12-15 Monate und die Neuheiten wären somit keine Reaktion auf den Lagerbestand/ Krise...
Ganz im Gegenteil: In einer solchen Krise präsentiert man hervorragende Neuheiten, um sich auf Kosten der lieben Mitbewerber seinen Anteil am Markt zu sichern...
Mein Fazit daher: Respekt, Herr Meier!
Ich denke nicht, daß dies die Früchte sind, die Herr Meier gesät hat- er muß jetzt mit der Ernte zurechtkommen...
...Gruß,
Michi
If the government says you don`t need a gun......buy two!
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26.03.2009, 15:06 #15
RE: Versuch einer „Erklärung“ der Rolex-Neuheiten 2009
hallo matthias,
ein guter beitrag, mit einer völlig anderen betrachtungsweise. ich bin überzeugt, daß in deinen ausführungen sicherlich echte parallelen zur geschäftspolitik von rolex bestehen.
andererseits bleibe ich bei meiner meinung, daß mir die neuvorstellungen überhaupt nicht gefallen (natürlich geschmackssache), und daß ich nach wie vor enttäuscht bin von dem gezeigten.
aber keine sorge, ich werde es überleben und es kommt mir auch gar nicht so unrecht, da ich so ausreichend zeit habe für mein nächstes krönchen zu sparen
trotzdem danke für deinen konstruktiven beitrag
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26.03.2009, 15:08 #16
RE: Versuch einer „Erklärung“ der Rolex-Neuheiten 2009
Sehr interessant und inhaltlich nachvollziehbar. Danke!
Oute ich mich über Gebühr, wenn ich frage, was "adipöse" Uhren sind?
Gruß,
PeterViele Grüße, Peter
"Die Stadt Düsseldorf ist sehr schön, und wenn man in der Ferne an sie denkt, und zufällig dort geboren ist, wird einem wunderlich zu Muthe. Ich bin dort geboren und es ist mir, als müsste ich gleich nach Hause gehn." (Heinrich Heine, 1827)
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26.03.2009, 15:09 #17
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- 424
Schöner Beitrag, sehr aufschlussreich und in meinen Augen logisch
Das mit der Lady-DJ in gelbem Rolesor war mir aber in der Tat völlig neu
PeterK: "Verfettete" Uhr, die immer dicker werden• Meine Ticker - MfG Frank
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26.03.2009, 15:37 #18ehemaliges mitgliedGast
RE: Versuch einer „Erklärung“ der Rolex-Neuheiten 2009
sehr gut beleuchtet.
m.E. ist die Modellpolitik nicht zwingend eine ad hoc Reaktion auf die Wirtschaftskrise (u.a. auch durch Entwicklungszyklen min. >1 Jahr), sondern eher eine strategische Entscheidung, welcher längerfristige Marktbeobachtungen vorausgingen.
Der Absatz der kleinen Frauenuhren ist über die Jahre sukzessive eingebrochen und 36mm und 40mm Uhren wurden bei den Damen immer beliebter - zusätzlicher, willkommener Umsatz.
Ein Überangebot an Gehäusegrößen führt so ggf. zu Minderabsätzen, von daher streicht man untere Größen, deklariert mittlere Größen als Damenuhren und vergrößert die Herrenmodelle - Maxdials, YM und Daytonagehäuse sind bereits länger im Markt und haben sich als praktikabel erwiesen.
Produktionsstrassen werden effizienter durch einheitlichere, weniger variantenreiche Gehäuseformen - gewünschte Variabilität ergibt sich nun durch Zifferblattvielfalt und Blink Blink Effekte als Ergänzung zum Basiskorpus.
Waren in der Vergangenheit eher vereinzelt hochpreisige Modelle "Versuchskaninchen", erprobt in absteigender Wertigkeit - Platin, Bicolor, Stahl (sicherlich aufgrund der Tatsache, daß Fehldesigns durch Mengeneingrenzung wirtschaftlich besser kompensierbar sind), so erhofft man sich diesmal vom "Volkswecker DJ" Absatzsteigerungen des betuchten Klientels.
Altuhren abzuverkaufen ist ein Folgeprozess und eher unproblematisch, da der Preispunkt geringer ist, als bei den Neuheiten.
Interessant wird sein, womit man zukünftig die größte Marge und den größten Umsatz generiert - hochpreisige Blink Blink's, Mischkalku über die gesamte Modellpalette, oder Stahluhren mit Premiumappeal.
Eine Nachbesserung an Haptik und Materialien war notwendig, wenn man in höheren Preisgefilden angesiedelt sein will.
Die Umstellung der GMT und der Sub auf die neuen Versionen ist ein Meilenstein und birgt aus Unternehmenssicht sicherlich das größte Risiko - well done - ob's gefällt oder nicht, um dieses Epizentrum siedeln sich alle anderen Modelle an und die neue DJ ist Beweis, einer dann doch stringenten Modellpolitik.
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26.03.2009, 15:45 #19
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Ich habe anderswo gelesen das inzwischen eine Frau der Rolex Design Abteilung vorsteht.
Ich weiß nicht ob das stimmt, aber vielleicht erklärt das ja, das sich Rolex mal verstärkt den Damenmodellen widmet...?
Zudem denke ich nicht das die Stahl Sportmodelle große Lagerbestände darstellen, wenn da vll. eher die DJ etc, und da gibts ja jetzt neue, also wäre das dann doch eher kontraproduktiv da neue Modelle zu lancieren...denke jedoch auch nicht das in irgend einer Weise so versucht wird Lagerbestände zu reduzieren...Gruß, Christian
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26.03.2009, 15:47 #20
vielleicht werden einfach zu viel Uhren produziert
Gruss
WumTGT - Trinken gegen Terror
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